Unter dem ersten Amtsträger Friedrich Krebs entwickelte sich ein ausgeprägter Verehrungskult um das Amt. Begriffe wie „Vater“ oder „Einheitsvater“ waren noch einige Jahre lang üblicher als der Begriff „Stammapostel“. Der spätere Amtsinhaber Hermann Niehaus schrieb über seinen Vorgänger Krebs, er sei nicht würdig, ihn als seinen „Bruder“ zu sehen, sondern nannte ihn seinen „Herr[n] und Meister“[4]. Krebs selbst bekräftigte diesen Kult, indem er sich beispielsweise mit Aussagen bei einer Feier des Heiligen Abendmahls selbst als Jesus Christus bezeichnete:
„Das ist mein Fleisch, denn ich habe die Welt überwunden, obwohl ich noch lebe.“[5]
Krebs lehrte die Gleichrangigkeit der neuen Apostel mit den biblischen. Die Bibel selbst war ihm dabei „vertrocknetes Heu aus der Vergangenheit“ und „altes schmutziges Grubenwasser“. Dagegen stand für ihn das Wort der neuen Apostel: das „frische Grünfutter“ und das „frische, lebendige Quellwasser“ (dieses Zitat wird einer im November 1896 erschienenen neuapostolischen Kirchenzeitschrift zugeschrieben. Aus dem Datum geht hervor, dass es sich um die Wächterstimmen aus Ephraim gehandelt haben müsste). Im selben Jahr erhielt Krebs das Amt des Stammapostels, das er bis zu seinem Tod innehatte.
Kann da von Durchdringung einer wissenschaftlicher Expertise gesprochenSeinen Höhepunkt erreichte der Stammapostelkult unter J.G. Bischoff. Beim „Botschafts“-Gottesdienst in Gießen am 24. Dezember 1951 nannte Bezirksapostel Rockenfelder ihn den „Größten, nebst Jesus, [den] die Erde je getragen hat“[9]. Ein Jahr später wurden die Amtsträger der Kirche über das sogenannte Amtsblatt ermahnt:
„Der Stammapostel allein ist die geoffenbarte Liebe Gottes. Wer sich von ihm trennt, hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben [...].“[10]
werden. Nur Eigenlob und die Selbstverherrlichung der Führungsmannschaft einer neu gegründeten Gruppierung.