Eure Familien

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Luna
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Eure Familien

#1 Beitrag von Luna » 01.05.2021, 08:50

Hallo,

nachdem ich schon seit Jahren hier mitlese möchte ich jetzt eine Frage stellen, die mich und meinen Mann schon länger beschäftigt. Wie sind eure sehr gläubigen NAK-Familien mit eurem Ausstieg umgegangen. Wie habt ihr es ihnen erklärt.
Wir haben schon länger Probleme, ich zweifle schon seit meiner Jugendzeit (nicht an einer Göttlichkeit sondern an den Lehren der NAK) und ich möchte meine Kinder nicht diesem Zwang und Druck aussetzen. Es passt meiner Meinung nach soviel einfach nicht zusammen.
Aber unsere Familien (ausser meine Mutter) werden es nicht verstehen. Ich habe schon mehrfach meinem Vater, der eigentlich sehr klug und nüchtern ist, versucht zu erklären wie es mir mit der Kirche geht, er versteht es nicht, will es nicht verstehen. Unsere Familie ist immer noch felsenfest davon überzeugt, dass nur Versiegelte im 1000jährigen Friedensreich zu Königen und Priestern werden, der Rest, wenn er Glück hat, ist halt irgendwas.
Wie habt ihr euch befreit? Ich habe aktuell auch nicht mehr den Nerv auf endlose Diskussionen - und die werden kommen. Ich weiß, dass es für Menschen die ihr Lebtag indoktriniert wurden schwer ist, andere Sichtweisen zu akzeptieren denn dann müssten sie ihr ganzes Leben in Frage stellen und das schaffen nicht viele. Aber wir sind selbst auch schon über 30 und ich kann einfach nicht mehr.

Schwäble
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Re: Eure Familien

#2 Beitrag von Schwäble » 01.05.2021, 09:42

Hallo Luna
Bei mir hat sich mit den Eltern diese Frage nicht gestellt. Meine Mutter hat Einiges vermutet, aber es wurde nie angesprochen.

Meine treu gläubige Verwandtschaft hat gemeint, dass ich das selbst wissen müsse, da hat es keine Rückholungsversuche gegeben - allerdings lassen sie auch keine Diskussionen zu.

Eine frühere Glaubensschwester hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht, als sie mich getroffen hat : man sieht es deutlich, ihnen geht es jetzt viel besser.
Mehr braucht es doch nicht

Gruß vom Schwäble mit Wünschen für einen schönen Mai

hans
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Re: Eure Familien

#3 Beitrag von hans » 01.05.2021, 10:28

Unser Sohn sagte bereits vor der Konfirmation, danach ist Schluß. Er hat es uns erklärt, warum.
Unsere Tochter, älter als Sohn, ging dann nur noch wegen der Musikteilnahme. Seit einigen Jahren nicht mehr. Enkel sind nicht getauft.
Ich selbst war 46 Jahre aktiver AT. Meine Frau war der Musik verhaftet. Wir verstehen unsere Kinder und sie uns.
Nebenbei gesagt, Sonntags rufen sie bis zur Mittagstd. nicht an. Sie halten immer noch Freundschaften aus der NAK Jugendzeit.
Wir haben volles Verständnis.

fridolin
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Re: Eure Familien

#4 Beitrag von fridolin » 01.05.2021, 10:53

Luna, ich habe Verständnis für dich. Ich habe es schon selbst erlebt das auf Familientreffen, wenn das Thema auf die NAK kam, die Superindoktrinierten
NAKLer das Treffen vorzeitig wütend und richtig erbost verlassen haben. Oder bei Telefongesprächen einfach auflegen. Das wäre bestimmt hier auch mal ein interessantes Thema. Wer kann auch davon berichten. Da könnten glaube ich, seitenweise Bücher von gefüllt werden. Die von Kindesbeinen indoktriniert und immer felsenfest dahinter standen und stehen haben ein Problem. NAK Kritik lassen sie nicht zu, sonst würden die glaubensmäßig ein enormes echtes Problem bekommen. Das Leben würde von vielen dann auf den Kopf gestellt werden. Alleinige angebliche Exklusivkirchen, es gibt da nicht nur die NAK, sind heute durch das Netz arg in Bedrängnis gekommen. :D

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Andreas Ponto
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Re: Eure Familien

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 02.05.2021, 21:21

Liebe Luna,

zunächst herzlich willkommen als aktives Mitglied im Forum.

Unabhängig von Religion und Konfession ist bei deiner Frage in mir ein Satz aufgeblitzt: "Nur wer bereit ist andere zu enttäuschen, wird sein eigene Leben finden". Das hat in der Beziehung zu den Eltern nochmal eine ganz besondere Bedeutung.

Deine Eltern und deine Verwandschaft müssen deine/eure Sichtweise nicht akzeptieren, aber respektieren. Hier zeigt sich, ob die NAK neben der formalen Mitgliedschaft zur ACK, eben auch auf der Ebene der einzelnen Mitglieder, Familienzusammenhänge und Freundschaften in der Lage ist Ökumene, Offenheit und Toleranz zu leben (und nicht nur als Lippenbekenntnis in den Statuten zu führen).

Das würde ich klipp und klar einfordern. Und ich würde auch benennen, wie ihr eure Kinder aufwachsen sehen wollt und was ihr nicht wollt.

Dir und deinem Mann wünsche ich frohen Mut, ein freundliches, klares und bestimmtes Wort und in allem Gottes Geleit. Eure Kinder werden es euch danken!

LG
Andreas

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Re: Eure Familien

#6 Beitrag von Lulo » 04.05.2021, 14:06

Hallo Luna,

Andreas hat es schon auf den Punkt gebracht:
Andreas Ponto hat geschrieben:
02.05.2021, 21:21
"Nur wer bereit ist andere zu enttäuschen, wird sein eigenes Leben finden".
Geh mal davon aus, dass niemand Beifall klatschen wird, wenn du der NAK den Rücken kehrst. In meiner Familie gab es beinah die komplette Bandbreite an Reaktionen: Tränen, Enttäuschung, das Thema zum Tabu erklären, Gebete für mich, Mitleid usw. Ich habe begriffen, dass der NAK-Teil meiner Familie nie aufhören wird zu hoffen, dass ich irgendwann den Weg zurück finde. Und das tut mir wiederum leid. Eigentlich tun wir uns alle gegenseitig leid. :wink:
Aber wir sind immer noch eine Familie und können sogar manchmal über die NAK reden.

LG
Wer loslässt, hat beide Hände frei.

Martha
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Re: Eure Familien

#7 Beitrag von Martha » 05.05.2021, 08:53

Hallo Luna!

Es wird kein einfacher Weg und man muss vor allem aufpassen, dass man die ganze Familie mitnimmt.
Dein Mann scheint mitzuziehen? Wie alt sind deine Kinder und was haben die für eine Meinung?
Hast du einen Freundeskreis außerhalb der NAK?

Ich selbst habe mich erstmal viel belesen.
Mir halfen auch sehr die Ausarbeitungen von Detlef Streich und Ulrike Bär.
https://www.praxis-ulrike-baer.de/pdf/Risiken.pdf
Diese Schreiben las ich 3 Tage und dabei heulte ich und schimpfte und ließ meinen Emotionen freinen Lauf, aber das war dann auch mein Ausstieg.
Das hat mir die Augen geöffnet. Es hat richtig "Klick" gemacht, aber danach dauerte es noch Jahre bis ich ging.
Meine ganze Familie und die Familie meines Mannes war NAK und alle angehörigen Männer Priester oder Vorsteher.
Ich war die 1. die aus der Familien ging und das war nicht einfach. Vor allem die Einsamkeit war schlimm und das war mir als ich ging nicht so bewusst.

In meiner Familie wurde nie darüber geredet und in der Familie meines Mannes trat mir die Verachtung entgegen, ohne Worte.
Man drehte sich weg, gab mir kaum noch die Hand, sprach fast nicht mehr mit usw.

Mein Mann ging nicht raus, sondern blieb noch einige Jahre in der NAK.
Ich ging erst als meine Kinder nicht mehr zur NAK mitgingen. Ich wollte nicht, dass sie in einem Umfeld der Spannung groß werden.

Das alles würden wir BEIDE mit dem heutigen Wissen so nicht noch einmal machen. Man ist unzfrieden und verharrt in einem kranken System.
Die Unzufriedenheit bekommen auch die Kinder mit. Sie haben feinere Antennen als wie denken.

Werdet euch klar, was ihr wollt? Ganz von der Religion verabschieden, sich ganz neu erfinden oder sucht ihr Gott weiter?

Ich bin 7 Jahre gar nicht mehr in eine Kirche gegangen und dann bin ich mit Ex-Nakis die ich kannte in eine freie Gemeinde gegangen
und dort hat es mir gefallen und bin schon einige Jahre dort. Mein Mann ging dann mit mir mit und verabschiedete sich aus der NAK.
Wir sind nun beide wieder zufrieden und bedauern heute, dass wir das unseren Kindern angetan haben.
Leider hatten wir keine Ahnung, dass es freie Gemeinden gibt.
Selbst werde ich nie wieder Mitglied einer Kirche, weil ich bei dem Gedanken schon die absolute Panik bekommen.
Heute haben wir wieder eine kleines soziales Umfeld.

Bei deinen Kindern wird es Spuren hinterlassen, aber sie sollten den Weg selbst finden oder aber du bietest ihnen eine andere Gemeinde
und sie dürfen miteintscheiden. Redet viel mit ihnen und werdet euch klar, was ihr als Paar erst einmal wollt.

Seid bei allem vorsichtig und geht es langsam an, dass ihr nicht von einer Sekte in die andere stolpert.
Eine Pause von allem ist auch mal gut. Ich bereue nicht, dass ich so lange nicht zur Kirche gegangen bin.
Der Abstand hat mir gut getan und so war es mir möglich ohne Gehirnwäche eigene Entscheidungen zu treffen.

Übrigens spielt die Zeit für uns. Die Kinder meiner Verwandten sind heute fast alle nicht mehr in der NAK und
die Verwandten werden in der NAK immer unzufriedener und manchmal findet ein guter Austausch statt.
Diskussionen bringen nichts. Ich antworte nur auf Fragen oder erzähle mal was gerade in der Gemeinde läuft.
Man hört immerhin zu.

Lulo
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Re: Eure Familien

#8 Beitrag von Lulo » 14.05.2021, 08:54

Habe einen tollen Song im Radio gehört. Er hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen.Wenn ich meinem jüngeren Ich einen Rat geben könnte, dann wäre es der Refrain:

"Lauf davon, lauf davon, lauf davon
Lauf davon so schnell du kannst
Bevor sie dich bekomm'
Lauf davon, lauf davon, so schnell du kannst
Und fang irgendwo noch mal von vorne an."
(Danger Dan)

https://www.youtube.com/watch?v=o-p5o57 ... rt_radio=1
Wer loslässt, hat beide Hände frei.

fridolin
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Re: Eure Familien

#9 Beitrag von fridolin » 14.05.2021, 11:21

Vom Text her ein nachdenkenswerter Song. :mrgreen:

denkenistwichtig
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Re: Eure Familien

#10 Beitrag von denkenistwichtig » 15.05.2021, 10:27

Noch ein wunderschönes Lied, das mir ein sehr guter Freund in meiner Ausstieg-Phase geschickt hat.

https://youtu.be/sWsD3GoEqyQ

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