NAK - Diakon auf der Suche: Ein Abschied?

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Blackcat
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NAK - Diakon auf der Suche: Ein Abschied?

#1 Beitrag von Blackcat » 23.12.2018, 17:30

Hallo allerseits,

Nachdem ich in den letzten Wochen hier recht eifrig gelesen habe, nun der Entschluss, selbst etwas zu schreiben. In der Absicht die eigene Erfahrung mitzuteilen und in der Hoffnung, vllt auch einen Ratschlag zu bekommen.

Zu mir selbst: Ich bin knapp über 30 und seit ca 10 Jahren Diakon in einer neuapostolischen Gemeinde. Grundsätzlich habe ich mich lange wohl gefühlt, meinen “Dienst” auch mit Freude erfüllt, wobei ich auch mehr oder minder großzügig mit “freien” Sonntagen und Mittwochen umgangen bin. Meine Sozialisation erfolgte eher zweigleisig. Eine neuapostolische Familie, Vater AT, Mutter langjährige Religionslehrerin. Mein Freundeskreis hingegen ist zum allergrößten Teil nicht neuapostolisch und teilt mein Interesse für Fußball, Kunst, Literatur, Musik, Kneipen. Beziehungen zu Frauen gestalteten sich auch stets außerhalb der NAK. Differenzen zu offiziellen Lehrmeinungen habe ich meist geschickt ausgeblendet, ich sah mich primär im Dienst an Christus und an meiner Gemeinde selbst, nicht an Aposteln und der Kirche.

Vor einigen Jahren erkrankte meine Mutter mehrfach schwer, letztlich erlag sie zu Beginn des Jahres ihrer Krankheit. Für mich und meinen Vater bedeutet das bis heute ein gebrochenes Herz und eine Traumatisierung. Trauerbegleitung seitens der Kirche und der Gemeinde ist größtenteils gleich Null und erschöpft sich in meinem Gefühl in Floskeln, die auf “Kraft haben” reduziert sind. Wohl um weiter zu funktionieren. Kirchgänge und Diakonendienst wurden zum Muss, teils sitze ich voller Angst zuhause und warte, bis ich eine Minute vor Beginn in meine Reihe sitzen kann. Pflichtgefühl, Routine und das Bedürfnis nach Abendmahl - in meinem Verständnis und Verlangen eher die heilige Kommunion - haben mich weiter hingetrieben.

Seit einigen Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, für die ich Zeit haben möchte. Meiner bisherigen Routine steht nun oft das Verlangen bei diesem besonderen Menschen zu bleiben entgegen. Vermutlich aber auch nur ein Symptom dafür eigentlich aus der Pflicht des schwarzen Kittels ausbrechen zu wollen. Hier greift wiederum ein Erzählung von ihr von einer Liebschaft, die sie vor Jahren mit einem AT hatte, deren Details mich sehr befremdeten, da quasi von einer fast schizophrenen Person, die am Dienstzwang beinahe erstickte, die Rede war. Ich frage mich wiederum dennoch, wie sehr dies ein Spiegel meiner selbst ist.

Gerade weiß ich für mich nicht wie es weitergehen soll. Stellenweise lebe ich in einer Parallelwelt. Für mich selbst ist in Bezug auf Kirche gerade das Bedürfnis nach Ruhe, Predigt und Abendmahl präsent - Aber dann, wenn das Bedürfnis dominiert und überwiegt, nicht wann der “Dienst” es bestimmt. Und das tut er ja quasi immer.

Manch Leser fragt sicherlich , warum nicht einfach sein lassen. Dem gegenüber stehen eben gerade eine Art Verantwortungsgefühl gegenüber der Gemeinde und vor allem die Angst, meinen Vater zu enttäuschen.

Mit vorweihnachtlichen Grüßen
Blackcat
Zuletzt geändert von Andreas Ponto am 08.06.2019, 16:46, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Titel ergänzt um "NAK Diakon auf der Suche: "
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detlef.streich
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Re: Ein Abschied?

#2 Beitrag von detlef.streich » 23.12.2018, 19:13

Lieber Blackcat,

ich denke, dass es gut für dich ist, gefunden zu haben und du damit eine intensive Auseinandersetzung mit dir und dem, was dich innen und außen angeht, führst. Persönlich möchte ich dir keinen Rat geben - du wirst eine Güterabwägung vornehmen müssen. Das Rat suchen sind wir leider sehr von der NAK gewöhnt, aber hier gibt es eben keinen Stap, der dies tut. Dir einen konkreten Rat zu geben, würde auch bedeuten, Verantwortung für eine Entscheidung in deinem Leben zu übernehmen, die du selbst treffen musst.

Vielleicht hilft dir aber als Anregung der nachstehende, historische Text oder andere Gedanken, die du hier https://nak-aussteiger2010.beepworld.de ... -eiche.htm noch finden kannst.

Alle guten Wünsche für dich und Grüße
Detlef

Wer mit sich schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst - Auszüge aus einem Brief von Bernhard von Clairvaux (1090-1153) an Papst Eugen III.

Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich kann allerdings nur Mitleid mit Dir haben, wenn Du selbst Leid empfindest. Sonst müsste ich richtiger sagen, dass es mir um Dich leid tut. Denn wo einer kein Leid empfindet, kann man auch nicht mitleiden. Wenn Du also leidest, dann empfinde ich Mitleid mit Dir; wenn nicht, tust Du mir dennoch leid, ja dann erst recht, denn ich weiß, dass ein Glied, das nichts mehr empfindet, schon ziemlich weit weg vom Heilsein ist, und dass ein Kranker, der gar nichts mehr von seinem Kranksein spürt, in Lebensgefahr schwebt.

Verlass Dich nicht zu sehr auf das, was Du im Augenblick empfindest. Es gibt in unserem Geist nichts, was sich nicht durch Nachlässigkeit und Zeitverstreichen abschleift. Über eine alte Wunde, die man vernachlässigt, wächst ein Schorf, und je weniger man sie noch spürt, desto unheilbarer wird sie. Und einen ständigen heftigen Schmerz kann man nicht tagtäglich aushalten. Lässt er sich nicht irgendwie tilgen, so spürt man ihn allmählich weniger. Entweder erhält er rasch Linderung von einem Heilmittel, oder er stumpft im Laufe der Zeit ab. Gibt es etwas, was die Gewohnheit nicht verkehrt? Was durch ständiges Andauern nicht hart wird? Was sich durch Gebrauch nicht verschleißt? Wie oft ist uns schon etwas, vor dessen Bitterkeit wir zunächst zurückschreckten, durch den bloßen Gebrauch allmählich vom Schlechten ins Süße verwandelt worden? Höre den Gerechten, wie er über eine solche Erfahrung klagt: Das, was meine Seele früher nicht anrühren wollte, ist mir jetzt in meiner Bedrängnis zur Nahrung geworden (Hiob 6, 7). Zunächst kommt Dir etwas unerträglich vor. Im Laufe der Zeit gewöhnst Du Dich vielleicht daran und hältst es nicht mehr für so schwer; es dauert nicht lange, und es kommt Dir leicht vor; es vergeht nicht viel weitere Zeit, und es sagt Dir sogar zu. So verhärtet man allmählich Schritt für Schritt sein Herz, und auf die Verhärtung folgt die Abneigung. Ja, so geht es: ein schwerer und ständiger Schmerz drängt auf einen raschen Ausweg: entweder auf die Gesundheit oder auf die Empfindungslosigkeit.

Aus diesem, eben diesem Grund lebe ich in ständiger Sorge um Dich. Ich fürchte, Du hast kein Heilmittel und könntest den Schmerz nicht aushalten und Dich deshalb verzweifelt in eine Gefahr stürzen, der kaum mehr zu entkommen wäre. Ich fürchte, sage ich, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Du fragst, an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz hart wird. Frage nicht weiter, was damit gemeint sei; wenn Du jetzt nicht erschrickst, ist Dein Herz schon so weit.

Das harte Herz ist allein; es ist sich selbst nicht zuwider, weil es sich selbst nicht spürt.

Was ist also ein hartes Herz? Das ist ein Herz, welches sich weder von Reue zerreißen, noch durch Zuneigung erweichen, noch durch Bitten bewegen lässt. Es lässt sich von Drohungen nicht beeindrucken, es wird durch Schläge nur noch härter. Gegenüber Wohltaten ist es undankbar, Ratschläge nimmt es nicht an, über klare Entscheidungen wird es wütend, vor Schimpflichem scheut es sich nicht, Gefahren nimmt es nicht wahr; es hat kein Gespür für menschliches Verhalten, … verliert die Vergangenheit aus dem Bewusstsein, lebt unachtsam in der Gegenwart, schaut nicht voraus in die Zukunft. Für das harte Herz gibt es nichts Erinnerungswertes, außer zugefügte Beleidigungen, nichts Wichtiges in der Gegenwart, nichts in der Zukunft, wonach es ausschauen oder worauf es sich vorbereiten könnte, es sei denn, dass es irgendeinen Racheakt im Schilde führe. Um kurz und knapp alle Übel dieser schrecklichen Krankheit auf einen Nenner zu bringen: einem harten Herzen ist … das Gespür für die Menschen abhanden gekommen.

Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? Darin lobe ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben, der das Wort Salomos kennt: Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit (Jesus Sirach 38, 25). Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.
Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1. Korinther 9, 22), lobe ich Deine Menschlichkeit - aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle ändern, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du … alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? Wie lange bist Du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Psalm 78, 39)? Wie lange noch schenkst Du allen andern Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selber? Du fühlst Dich Weisen und Narren verpflichtet und verkennst einzig Dir selbst gegenüber Deine Verpflichtung? Narr und Weiser, Knecht und Freier, Reicher und Armer, Mann und Frau, Greis und junger Mann, Kleriker und Laie, Gerechter und Gottloser - alle schöpfen aus Deinem Herzen wie aus einem öffentlichen Brunnen, und Du selbst stehst durstig abseits?

Lass ruhig Deine Wasser über die Plätze fließen (Sprüche 5, 16): Menschen und Rinder und alles Vieh mögen von ihnen trinken, und meinetwegen kannst Du sogar die Kamele des Knechtes Abrahams tränken (1. Mose 24, 14); aber mit ihnen allen trinke auch Du vom Wasser Deines Brunnens. Ein Fremder soll nicht aus ihm trinken, heißt es (Sprüche 5, 15). Bist Du etwa Dir selbst ein Fremder? Und bist Du nicht jedem fremd, wenn Du Dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer, ich sage nicht: tu das oft, aber ich sage: tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.

Fange damit an, dass Du über Dich selbst nachdenkst, damit Du Dich nicht selbstvergessen nach anderem ausstreckst. Was nützt es Dir, wenn Du die ganze Welt gewinnst und einzig Dich verlierst? Denn wärest Du auch weise, so würde Dir doch etwas zur Weisheit fehlen, solange Du Dich nicht selbst in der Hand hast. Wieviel Dir fehlen würde? Meiner Ansicht nach alles. Du könntest alle Geheimnisse kennen, Du könntest die Weiten der Erde kennen, die Höhen des Himmels, die Tiefen des Meeres: wenn Du Dich selbst nicht kennen würdest, glichest Du jemandem, der ein Gebäude ohne Fundament aufrichtet; der eine Ruine, kein Bauwerk aufstellt. Alles, was Du außerhalb Deiner selbst aufbaust, wird wie ein Staubhaufen sein, der jedem Wind preisgegeben ist.

Keiner ist also weise, der nicht über sich selbst Bescheid weiß. Ein Weiser muss zunächst in Weisheit sich selbst kennen und als erster aus seinem eigenen Brunnen Wasser trinken. Fang also damit an, über Dich selbst nachzudenken, und nicht nur dies: lass Dein Nachdenken auch bei Dir selbst zum Abschluss kommen. Wohin Deine Gedanken auch schweifen mögen, rufe sie zu Dir selbst zurück, und Du erntest Früchte des Heils. Sei Du für Dich der erste und der letzte Gegenstand des Nachdenkens.

Wenn es um Dein Heil geht, hast Du keinen besseren Bruder als Dich selbst. Verschließe Dich vor allen Gedanken, die gegen Dein Heil sind. Was sage ich: gegen? Ich hätte besser sagen sollen: die abseits von Deinem Heil liegen. Was immer sich Deinen Gedanken anbietet: weise es zurück, wenn es nicht auf irgendeine Weise mit Deinem Heil zu tun hat.

Aus: Paul Geißendörfer: Komme zu dir selbst. Evang. Buchhilfe e.V., Vellmar 1990 Quelle: https://www.heiligenlexikon.de/Literatu ... tungen.htm

Blackcat
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Re: Ein Abschied?

#3 Beitrag von Blackcat » 23.12.2018, 20:01

Hallo Detlef,

zuallererst besten Dank für den Text, ebenso die Verweise auf Fromm und Ahrendt.

Mit Rat war in der Tat weniger eine konkrete Handlungsanweisung gemeint, sondern vielmehr die Hoffnung auf Erfahrungsberichte derer, die ebendiese Güterabwägung vornehmen müssten. Aktuell wünsche ich mir selbst ja noch die eierlegende Wollmilchsau, zweifle aber daran, dass mich die kirchlichen Strukturen auch nur in die Nähe dessen bringen. Außer man führt eben weiter eine Art Doppelleben.

In Vorfreude auf ein paar Bier und NFL-Tratsch mit Freunden
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greg

Re: Ein Abschied?

#4 Beitrag von greg » 23.12.2018, 20:02

Hallo Blackcat

Mit dem Unterschied dass meine Eltern noch beide Leben ist unsere Geschichte fast die selbe. Mit ein paar kleinen Unterschieden. Bei mir war die Frustration über die NAK bei den Grosseltern. Väterlicherseits war der Grossvater Reformiert. Schon der Trauergottesdienst vom Grossvater war komplett anders als der der NAK. Die Predigt vom Pfarrer hat damals wirklich Trost gespendet. Er ist auf das Leben des Verstorbenen eingegangen und auf die Trauerfamilie. Ganz im Gegensatz zu den Trauerfeiern der Nak. Da wurde von Apostelnachfolge und Wiederkunft Christi gepredigt. Ein ganz normaler Schwafelgottesdienst ohne Inhalte und Trost...

Wie bereits geschrieben, musst du für dich selber ein Entscheid treffen und mit den Konsequenzen weiterleben. Diese trägst du in jedem Fall. Klar, es ist unfair aber die NAK Sozialisation stellt dich heute vor die Wahl zwischen deiner Gemeinde und eventuell auch Familie und deiner Partnerin. Beides wirst du wohl, wie du selber sagst nicht vereinbaren können.

Meine zukünftige Frau ist keine Christin. Wir planen nächsten Sommer zu heiraten. Also verstehe ich deine Situation sehr gut. Mitarbeit in der Gemeinde war nicht mehr möglich, wenn wir Heiraten und eine Familie gründen. Meine grösste Sorge war, dass etwas davon auf Sie zurückfallen wird. Dass ich durch eine Amtsniederlegung allenfalls Ärger und Ausgrenzung erfahre ist für mich kein Problem. Damit kann ich leben. Nicht jedoch dass dies auf meine zukünftige Frau zurückfällt. Deshalb habe ich mich für ein Rückzug entschieden und die nötigen Konsequenzen gezogen.

Wenn du möchtest kannst du mir eine Privatnachricht senden, da wir uns in einer Ähnlichen Situation befinden und ein weiterer Austausch an Erfahrungen hilfreich sein kann.

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Re: Ein Abschied?

#5 Beitrag von Blackcat » 23.12.2018, 20:25

Greg,

Danke für deine Schilderung und ich wünsche dir das Beste für deinen Weg, dich und deine Familie.

Für mich selbst möchte ich nichtmal die Entscheidung zwischen Partner und Kirche festmachen. Es ist eher die Frage, ob ich mich zwischen Kirche/Amt und meinem Leben im Ganzen entscheiden muss. Dumm gesagt, wenn mal Sonntags Fußball ist, dann ist eben keine Kirche, ganz ohne Alibi. Ein etwas polemisches Beispiel dafür, dass "Amt" in der NAK auf aktuelle Lebensumstände anpassbar scheint.

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Re: Ein Abschied?

#6 Beitrag von Andreas Ponto » 23.12.2018, 22:09

Hallo zusammen,

meine Erfahrungen sind aus einer ganz anderen Zeit.

Zu meiner Zeit war es für mich völlig undenkbar die Termine im "Werk des Herrn" als Jugendlicher, Diakon, dann Priester, Chorsänger, Dirigent und Orchesterspieler nicht wahrzunemen. Das bedeutete, dass ich zusammen mit drei Gottesdiensten im Prinzip außer Samstags jeden Tag und im Advent auch Samstags und Sonntags mit dem Orchester unterwegs war.

Meine Frau musste selbstverständlich neuapostolisch werden und später selbstverständlich zu Hause bei den Kindern bleiben. Wie bescheuert ich/wir doch war/en. Und wie unmöglich es von der NAK war dies von ihren Ehrenamtlichen und deren Familien ohne Ausnahme einzufordern. Ja, einzufordern!

Über heute darf ich mir kein Urteil erlauben. Da bin ich schon zu lange aus der NAK raus.

Dennoch wage ich eine Einschätzung zum Prinzip Ehrenamt.

Aktuell bin ich ehrenamtlich als Prädikant tätig. Die Beauftragung ist immer für 6 Jahre. Diese kann verlängert werden. Ob, wann und wie oft ich als Prädikant einen Gottesdienst übernehme entscheide ausschließlich ich in Abstimmung mit meiner Frau. In der Regel sind es zwischen 5 und 10 Gottesdienste im Jahr.

Ob wann und wo ich, bzw. meine Frau und ich in den Gottesdienst gehen entscheiden ausschließlich wir selbst. Wir gehen regelmäßig, aber nur wenn dem nichts entgegensteht. Meistens zusammen, manchmal aber auch alleine.

Das eigene Leben, die eigene Person, die/der Partner/in, Familie und Beruf haben definitiv immer den Vorrang. So meine heutige Einsicht. In der NAK sozialisiert, wurde einem das genaue Gegenteil indoktriniert: "zuerst der Herr,..."

Eine Verpflichtung, die ich im Ehrenamt eingehe, muss da immer dazupassen und nicht umgekehrt.

Selbstverständlich ist ein Ehrenamt aber auch eine Verpflichtung, die Zuverlässigkeit und Konstanz erfordert.

Daher sei umso mehr abgewogen, welche Verpflichtung man eingeht oder wann evtl. die Zeit gekommen ist diese zurückzugeben.

Da haben weder Gemeinde noch Eltern zu entscheiden, sondern lediglich die aktuellen persönlichen Lebensumstände und Gegebenheiten.

Auch wenn drumrum alle möglichen an einem zerren...
Für sein Leben ist die Verantwortung nunmal selbst zu übernehmen.

LG
Centaurea

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Re: Ein Abschied?

#7 Beitrag von detlef.streich » 23.12.2018, 22:38

Na dann noch ein persönliches Statement, was allerdings von 2013 ist:

Zitat Machado (1875–1939) „Caminante, no hay camino se hace camino al andar“

Wanderer, deine Fußstapfen
sind der Weg, nichts sonst ist er;
Wanderer, da ist kein Weg,
ein Weg entsteht, wenn man geht.
Wenn man geht, entsteht ein Weg,
und wer sich umdreht und späht,
sieht hinter sich einen Pfad,
den wandelt er niemals mehr.
Wanderer, kein Weg, nur Spur,
nur Kielwasser auf dem Meer.

Dieser Tatsache muss man ins Auge sehen, wenn man den Ausstieg aus der NAK wählt. Es gibt weder ein Geländer mehr noch einen verlässlichen Weg. Aber irgendwann muss man trotzdem wissen, wann es einen Schlussstrich geben muss und die Konsequenzen aus den vorhandenen Fakten zu ziehen sind, auch wenn dies nicht leicht fällt. Meine Verabschiedung von der aufklärenden Schreibarbeit nach 13 Kritikerjahren ist nicht nur der Abschied von dieser Tätigkeit. Der Abschied ist wesentlich umfassender. Mit 18 Jahren nach dem Abitur bin ich bewusst nach einem Wort von Bez.Ap. Steinweg als klarer neuer Schritt wieder ins "Werk des Herrn" zurück eingetreten (zuvor drei Jahre gemacht, was ich wollte), um mich nun dort "um die Musik zu kümmern". Mein soziales Umfeld, auch des Glaubens, war halt die NAK. Also ging ich mit ´meinem Gott` in die NAK und werkelte erfolgreich kritisch gegen deren absurde Musikhaltungen an: Chorarbeit, Blockflötengruppen, Kinderchor, Schallplattenchor Berlin, Orchesterarbeit, Dirigentenschulung, Sonntagsschule Lieder Zürich ab Band 2 - und auch noch nach der Wende zum Ost-Schröder in Berlin überbezirklich weiter gemacht, ebenso und erfolgreich in der kleinen Gemeinde Grünau mit dem Gemeindechor - vieles umgekrempelt ... ebenso kritisch und mit aller Kraft wie die dann nachfolgende Arbeit der letzten 12 Jahre gegen die falsche Lehre der NAK und ihrer verführten Schäfchen! 38 Jahre also im Widerstand, zunächst im musikalischen Aufbau, dann sozusagen im theologischen Abbau, mit gleicher Intensität. Die Kritikerarbeit der letzten Jahre war eigentlich nur die Fortsetzung der musikalischen Arbeit: Menschen zu helfen und ihnen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, die sie vorher nicht hatten! 38 Jahre lang dabei aber im Widerstreit gegen Funktionäre, Machtdespoten, Dummheit, Egoismen, Engstirnigkeit und vieles andere mehr ...
Folglich ist dieser Abschied ein Abschied von einer Lebensidee mit den Worten von Hermann Hesse aus dem Stufengedicht:

„Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

In diesem Sinn und in der Hoffnung, dass Gott – wer auch immer und was das ist, und falls es das oder ihn oder sie gibt - uns alles verzeiht, auch die Religion, wünsche ich jedem Lesern alles erdenklich Gute für seinen entstehenden, ganz persönlichen Weg und den Mut, ihn zu beschreiten gemäß dem leicht umgewandelten und hiermit zum Aussteigermotto erhobenen Wort des alten Stammapostels J.G. Bischoff:

Lerne in diesem Leben zu genießen, was du im Jenseits nicht fortsetzen kannst!

Chor, einen Vers als persönlicher Abgesang vom Dezember 2012:

Ein neues Apostellied mit alten Zitaten

O Ewigkeit, du Donnerwort,
Schwert der Apostel immerfort!
Was ist´s, das ihr bisher verkündet?
Apostelheil – jenseitsgegründet!

Die Welt ist euch ein Jammertal.
Und nur im ewgen Freudensaal
Liegen Ziel und Sinn bereit.
Also auf zur Ewigkeit!

Warum denn nun noch länger weilen?
Lasst schnell uns aus dem Leben eilen.
Und ihr, Apostel, geht voran:
Vorwärts, aufwärts, himmelan.

Apostelamt, du kaltes Licht,
Erleuchtest dich, mich siehst du nicht.
Du predigst Wasser und trinkst Wein
Und schenkst dir auch sehr reichlich ein.

Apostelwort, heilloses Heil,
ein schleichend Gift, ein leiser Pfeil!
Drohbotschaft statt Frohbotschaft
Glücklich, wer es dort wegschafft ...

… und frank und frei sein Leben lebt!
Sei´s drum, was noch im Wege steht:
Geh aus, mein Herz und suche Freud
von nun an selbst in deiner Zeit.

greg

Re: Ein Abschied?

#8 Beitrag von greg » 24.12.2018, 06:12

centaurea hat geschrieben:
23.12.2018, 22:09
Zu meiner Zeit war es für mich völlig undenkbar die Termine im "Werk des Herrn" als Jugendlicher, Diakon, dann Priester, Chorsänger, Dirigent und Orchesterspieler nicht wahrzunemen. Das bedeutete, dass ich zusammen mit drei Gottesdiensten im Prinzip außer Samstags jeden Tag und im Advent auch Samstags und Sonntags mit dem Orchester unterwegs war.

Meine Frau musste selbstverständlich neuapostolisch werden und später selbstverständlich zu Hause bei den Kindern bleiben.
Hallo Centaurea

Daran hat sich in den Köpfen der Menschen in dre NAK auch heute noch nicht viel geändert. Auch wenn nicht mehr gepredigt wird "Alle Gottesdienste auszukaufen", so wird doch erwartet dass man nicht einfach mal Grundlos einen Gottesdienst auslässt. An Amtsträgerversammlungen wird erklärt "Wir erwarten dass Diakone die Wochengottesdienste besuchen"... Und dass die Frau, oder im Minimum dann Kinder Neuapostolisch werden versteht sich von selbst. Das muss nicht mal gesagt werden. Wozu auch? Es sollte ja jeder "gläubigen Seele" das "innige Herzensbedürfnis" sein, die eigene Familie "zum ew'gen Heil" zu führen.

Natürlich wird abweichendes Verhalten davon schweigend toleriert. Was wollen die heutigen Vorsteher und Priester auch machen? Die Macht und Druckmittel, über die vorherige Generationen verfügten sind stark zurückgegangen. Ein Amtsträger abzusetzen erscheint heute nahezu undenkbar, gibt es doch schon so viel zu wenige. Solange man nichts gegen die Apostel sagt oder predigt mag es viel erleiden. Dennoch ist diese Sozialisierung und Indoktrinierung natürlich da. Unterbewusst treffen wir viele Entscheidungen noch unter "Der ziehenden Liebe Gottes", was nichts anderes ist als Jahrelange Indoktrinierung falscher Glaubenslehren...

Schlussendlich wird die NAK sich nicht ändern können. Jedes Opfer vom System NAK das weiter dort aktiv ist, ist zeitgleich auch Täter. Somit bleibt eigentlich im Endeffekt nur die saubere Trennung und der Austritt.

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Re: Ein Abschied?

#9 Beitrag von Blackcat » 24.12.2018, 10:04

Guten Morgen euch.

Erstmal vielen Dank für eure Beiträge und damit verbundenen Impulse.

@centaurea besonders dir für deine Sicht auf (kirchliches) Ehrenamt. Das entspricht sehr meiner eigenen Haltung.

Heute morgen geht es mir seltsam. Den gestrigen Abend konnte ich im Kreis richtig guter Freunde verbringen und ich war froh, dass mein soziales Netz sich größtenteils außerhalb der NAK erstreckt. Erschreckend fast war da vielmehr die erstmalige Frage für mich, warum das so ist. Für mich gefühlt wahrscauch deshalb, weil ich den Umgang mit "Geschwistern" eher als Enge anstatt Nähe empfinde.

Habe mir auch gerade Gedanken über den Weihnachtsgottesdienst gemacht und musste mir eingestehen, dass ich bei dem Textwort bzw Leitgedanken nicht meine Freundin oder andere katholische Traditionalisten aus meinem Umfeld mitnehmen wollte.
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Re: Ein Abschied?

#10 Beitrag von Martha » 24.12.2018, 10:15

Hallo Blackcat!

Es tut sich was in dir und das ist gut.
Setzte dich mit dem Glauben auseinander und setzte sich dabei nicht unter Druck.

Ich selbst war unzufrieden und fand dann diesen Link von Ulrike Bär /Detlef Streich https://www.praxis-ulrike-baer.de/pdf/Risiken.pdf
Für das Thema brauchte ich 3 Tage und es war genau mein Leben was vor mir lag und nach den 3 Tagen konnte ich mich langsam verändern.
In den 3 Tagen habe ich vor den Seiten gesessen und manchmal vor Wut nur noch geheult......

Setze dich nicht unter Druck und lasse dir in allen Dingen Zeit. Veränderungen brauchen Zeit, wenn man so sozialisiert worden ist wie wir.
Nicht in jeder Familie wurde der Glaube so streng gelebt, aber in meiner Familie war es wirklich genau so.

Ich selbst habe mich dann erst einmal viel belesen.
Ich mag Hans Küng - Das Christentum, Die Kirche, Christ sein. Dadurch bekam ich erst einmal Einblicke in die Gesamtheit des Christenums.
Später las ich https://www.amazon.de/Katholisch-aposto ... 3828887244
und https://www.amazon.de/Apostel-Amt-Kirch ... tiegelmeyr
Rudi ist auch hier im Forum und er erwähnt oft Hans Küng in seinem Buch.

Ich bekam dadurch eine völlig andere sehensweise. Man wird in der NAK so richtig veralbert, nett ausgedrückt.
Da ich zu viel Rücksicht auf meine Familie nahm, ging ich noch einige Jahre in die NAK, aber innerlich war ich dieser schon längst entflohen.

Als ich dann wirklich die Kirche verließ, ging ich ohne schlechtem Gewissen, ohne Angst.
Danach ging ich viele Jahre nicht mehr in eine Kirche und heute finde ich, dass dies genau richtig war.
Ich habe mich völlig neu erfunden und würde den Schritt heute viel schneller gehen, als damals. Manchmal war ich nichts mehr (ohne Glauben), mal tendierte ich zum Buddhismus usw.
Ich denke so eine Auseinandersetzung ist gut, denn man muss den Glauben für sich selbst finden.

Ich sah mir in der Zeit die GD im TV von Bobby Schuller an https://hourofpower.de/Produkt/besuch_bobby/
und die Lebensberatung von der verrückten Joyce https://www.joyce-meyer.de/

Irgendwann ging ich mit Ex-Nakis in eine freie evangelische Gemeinde und dort hat es mir von Anfang an gefallen. Vorher besuchte ich einige andere Kirchen, aber ich konnte mich mit keiner anfreunden.
Bevor ich die Kirche betrat, wusste ich aber schon vieles über diese. Eine Voraussetzung war, dass die studierte Pastoren haben.
Ich hatte die Nase von den leeren sich ständig wiederholenden Predigten gestrichen voll und wollte mir dies nie wieder antun.
Heute freue ich mich wieder die GD zu besuchen. Wir haben viele Kontakte in der Gemeinde. Ich wollte dies aus Angst vor Verletzungen nicht wieder, aber es hat sich einfach so ergeben.
Sonntags sitze ich in der Kirche und mir wird die Bibel erklärt und das finde ich einfach TOLL! Daran kann ich mich orientieren, werde aber nicht kontrolliert.
Mit den GD-Besuchen machen wir es wie Centaurea. Die Familie hat Vorrang und wird nicht wieder vernachlässigt. Die Kinder haben genug gelitten.
Wenn wir können, gehen wir und wenn oft hintereinander GD ist wie zu Weihnachten oder so, dann wählen wir an welchen Tagen wir zur Kirche gehen.

Die Strukturen der Kirche sind nicht mit denen der NAK zu vergleichen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich da je mal Mitglied werde.
Schon der Gedanke daran macht mich nervös. Die Erinnerungen (obwohl sie verblassen) an die NAK sind noch zu stark,

Man braucht wirklich zu allem viel Zeit und diese gib dir.

Vielleicht kannst du dir ein Naheverhältnis zu Gott aufbauen, der dir in irgend einer Form sagt, was er mit dir vor hat, was du tun sollst?

In der NAK erfährst du was die Apostel wollen, aber man lernt dort nicht wirklich glauben und man fragt dort nicht was Gott will.
Erst als ich die NAK verließ fing ich nach vielen Jahren Abstinenz wieder an zu Glauben, aber das war dann mein Glaube und kein anerzogener.

Eine Seelsorge gibt es in der NAK nicht. Vielleicht hast du die Chance woanders hinzugehen?
Wohnst du in einer größeren Stadt und hast Pastoren die eine Ausbildung darin haben? Scheu dich nicht dorthin zu gehen.
Es wird dich verändern und evtl. auch gut tun. Weist du wir sind Christen und viele bleiben es auch, aber auf einer ganz anderen Grundlage.

Dir eine Gesegnete Weihnacht und schau optimistisch in das Jahr 2019.

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