Werte DiskursteilnehmerInnen,
angeregt durch die NaKi-Stellenanzeige für einen CFO und der nicht unwesentlichen Frage was bei NaKi überhaupt „Kirche“ ist (Trennung zwischen Geistlichem und Profanem), fiel mir ein älterer glaubenskultureller Entwurf in die Glaubenshände. Ich stelle ihn hier in GF24 einfach noch einmal ein, weil der glaubenskulturellen Migration doch so einiges zum Opfer gefallen sein könnte.
Es geht um
Ordination, also um neuapostolisches Kirchesein, wo sicher auch das
Frauenordinationsverbot des temporär amtierdenden Apostelamtskörpers dazu gehört. Schon im römischen Staat hatten verbeamtete
[->Auguren] nach verschiedenen signa („Zeichen“) zu forschen. Deren gab es zwei Hauptklassen, die auguria impetrativa („erbetenen Zeichen“) und die auguria oblativa („ungünstige Zeichen“). Die Übertragung des Amts von einem Auguren auf seinen Nachfolger nannte man inauguratio; auch heute noch ist das Wort Inauguration für eine feierliche Amtseinführung in Gebrauch.
Im Zeitalter neuer neuapostolischen Romantik der Apostel mit ihrem ungefestigten Kulti-Multi-Kirchenbild fühle ich mich mitunter an romantische Hieromantie der "Eingeweihten" erinnert ("Eingeweihtenbeschauer"

).
Doch nun endlich zur NaKi und der
ordentlichen Ordination:
Wie die in Zürich beschlossene Neuregelung zum Unterdiakonenamt vom 15.08.2001 deutlich macht, gibt es Fälle wo Ämter nicht aufgehoben, sondern nur temporär, bzw. endgültig nicht mehr neu besetzt werden („Gott will es und sein Stammapostel bestimmt es“). Auch wenn jemand bereit wäre für eine
Amtsempfängnis ("mir geschehe wie Du gesagt hast") kann es passieren, dass gerade ein regionaler Einstellungsstopp für diese Amtsstufe beschlossene Sache ist. Sogar die Stelle des Stammapostelamtes war jahrhundertelang vakant. Ämter verlieren ihre Wirksamkeit also nicht nur allein an Gebietskirchengrenzen, sondern auch durch zeitliche Grenzen, bzw. durch kirchenrechtliche Amtsrücknahmeverfahren mit dem Anschein einer Amtsrückgabe.
Dabei kamen bei den Post-Urchristen überhaupt erst ungefähr im dritten Jahrhundert, zur Zeit des römischen Kaisers Cyprian „Ordinationen" und entsprechende Ämterkarrieren so langsam in Mode (lt. Meinung der Apostel also lange nach der Urkirche).
Ein Großteil heute gängiger NaKi-Amtsvergabepraxis ist also nicht im Evangelium und auch nicht im Urchristentum direkt begründet.
Mir ist nicht bekannt, dass Jesus zum Urchristentum konvertierte, um dann ordentlich nur Männer zu „ordinieren“, noch dass er „Hausregeln“ und „Richtlinienbücher“ verfasst hätte. Auch mussten die Urapostel sicher auch nicht irgendwelche Vereinsstatuten in einem fremden Land unterschreiben. Petrus war sicherlich auch nicht gezwungen, sich vom Unterdiakon zum Stammapostel hochdienen zu müssen. Wie bereits gesagt, Amtsaufstieg (Karriere), Ordinationen waren erst im dritten Jahrhundert in Amtsmode gekommen.
Erst da fand eine massive Wende innerhalb kirchlicher Strukturen statt. Zum einen wurden damals alle Funktionäre der Aufsicht und Kontrolle der Bischöfe anvertraut. Zum anderen gab es fortan die Möglichkeit des Aufstiegs von einem niederen Amt, das bis dahin ein bleibendes war, etwa dem des Lektors, zum Presbyter, wenn nicht gar zum Bischof (Karriere). Die vorläufige Zuweisung in eine untere Dienstlaufbahn konnte verschiedene Gründe haben: Jugendliches Alter Probezeit, finanzielle Entschädigung.
Von einem besonders aufschlussreichen Beispiel eines solchen Aufstiegs berichtet Cyprian in einem Brief an seinen Mitbruder Cornelius: "Was nämlich unseren teuersten Cornelius bei Gott und Christus und seiner Kirche sowie allen Mitpriestern lobend und rühmend empfiehlt: er ist nicht plötzlich zur bischöflichen Würde gelangt", sondern erst, nachdem er alle kirchlichen Ämter {officia} durchlaufen und sich im göttlichen Dienst oft genug Verdienste erworben hatte, ist er über sämtliche Stufen zum Episkopat gelangt.“
Man hat den Eindruck, Kirche wandelte sich in jener Zeit zu einer pseudostaatlichen Organisation. Wie stark sich die Kirche in ihren Strukturen den römischen Verfassungsformen anglich, zeigt
Elisabeth Herrmann („Die Entwicklung der Kirche von pseudstaatlicher zu staatlich inkororierter Existenz, Frankfurt a. M./ Bern 1980“) beeindruckend. Dies betrifft auch die Terminologie. Beispiel: „
Ordinare ist der Terminus technicus für die feste Anstellung im kaiserlichen Dienst". Dasselbe gilt aber auch für Cyprian bezüglich der kirchlichen Hierarchie.
„Wenn der Bischof - oder sein Presbyter - die Kirche betritt, hat das Volk sich zu erheben“ (von Campenhausen, „Kirchliches Amt“).
In den Pseudo-Klementinen, einem frühchristlichen Roman - dem ersten christlichen Roman überhaupt - aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts wird die Kirche mit einem Schiff verglichen, dessen Steuermann Christus ist. Der Bischof ist der Untersteuermann, die Presbyter die Matrosen, die Diakone die Rudermeister, die Katecheten die Zahlmeister. Die "Menge der Brüder", das heißt die Gläubigen, das sind die Passagiere. Sie fahren nicht, sie werden gefahren, sie sind auf Gedeih und Verderb dem Können oder Nicht-Können der Schiffsmannschaft ausgeliefert: das Bild einer Kleruskirche, wie es sich durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage durchgehalten hat. Das Bild wird vervollständigt durch die anschließende Anweisung: "Die Seereisenden sollen ruhig und fest auf ihren Plätzen sitzen, damit sie nicht durch unordentliches Benehmen gefährliche Schiffsbewegungen und Schlagseiten verursachen."
Ach wie hab ich noch unseren hochverehrten Stp. Fehr im Ohr, wenn an seinem Kirchenschiffskiel Lob und Tadel hoch aufspritzten

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Soviel zu na-amtlichen Visionen einer „vollendungsorientierte Verwaltung“ für optimierte „verwaltungsorientierten Vollendung“ der Versiegelten.
Die Apostel habens gegeben, die Apostel habens genommen, der Name der Apostelämter sei gelobt - shalom
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Keine Sorge. Die NaKi versucht nur, den höchsten Stand der Vollendung bis zum Ziel durchzuhalten. Alles wird wieder gut bleiben.