h.e.,
bzgl. der totalitären Systeme mag Hannah Arendts These wohl zutreffen, in Bezug auf andere nicht. Gerade wenn ich an Stalin oder deutsche dunkle Zeiten denke, so ist in jenen Fällen Person und Amt verschmolzen.
Originär ist die Gefahr beim neuapostolischen Glauben nicht so groß, da es sich auf etliche Träger verteilt, auch wenn mir bewusst ist, dass es hier Phasen gab, wo es sich auf gerade auf einzelne Personen zuspitzte. Ich denke aber, dass die Tendenz eher wieder sehr viel stärker in Richtung "Kollegialität" gegangen ist und damit auch die Gefahr der unseligen Verknüpfung von Amt und Person nicht mehr so besteht. Zumal ist auch die Möglichkeit eines schnellen Austauschs eines Amtsträgers gegeben. Wir hatten diesen Punkt nun häufiger, dass ich mich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass Sie entsprechende Passagen des NT negieren. Ich sehe sehr wohl eine Führungsverantwortlichkeit, welche sich aus entsprechenden Aussagen Jesu ableitet.
Ich sehe dies auch weiterhin in der christlichen Tradition deutlich überliefert, denn der monarchische Episkopat ist nicht aus dem nichts gewachsen. Ich sehe in frühchristlichen Schriften sehr stark diese Tendenz, dass auf die Apostel der Urkirche eine Führungsrolle übereignet wurde. Ich sehe im Übrigen auch dort bereits die Tendenz zur Apostelverehrung (schon im NT).
Nach meiner Erinnerung hat Johannes nie behauptet, dass er das Apostelamt verschweigt. Das hat mit Protestantisierung nichts zu tun sondern viel mit seiner christlichen Einstellung. In katholischen Gottesdiensten, die ich erlebt habe, wurden übrigens die Ämter nicht in der Weise hervorgehoben wie in der NAK. Die Urapostel waren aber durchgehend Gegenstand der Betrachtung. Bei der NAK besteht mit Sicherheit keine Gefahr der Zwangsprotestantisierung. Es besteht die Gefahr, dass Sie mit Ihrer(Curatos) Dogmatik sich in der aktiven Mitgliederzahl in 20 Jahren bei 50000 europaweit einpendeln wird. Mit Querdenkern werden Sie sich dann nicht mehr auseinandersetzen müssen, weil es diese in der NAK nicht mehr geben wird. Es wird eine große Einheit und Einigkeit in der Lehre zwischen Führung und Basis bestehen. Die Zukunft offenbart Ihnen paradiesische Zustände bei 50000 aktiven Mitgliedern europaweit.
Ich habe Johannes in diesem Fall auch nur als Gegenpol zu meiner Position herangezogen. Meines Erachtens hat es sehr wohl mit einer "Protestantisierung" zu tun, da es ein typisches Phänomen des Protestantismus ist, Ämter und Ordination entweder massiv abzuschwächen oder ganz zu negieren.
Ich habe in meinem Leben schätzungsweise 400 katholische Predigten gehört - natürlich ging es nicht oft um Ämter. Aber: Es gab diese Predigten auch. Der Klassiker an Peter&Paul bspw. Aber ich geben Ihnen in sofern Recht, dass die Verkündigung/Homilie eigentlich nicht der Ort dafür ist. Es ist vor allem eine dogmatische Frage. Und ich sehe auch zu oft, und zu platt, die Thematisierung des Apostelamtes in neuapostolischen Predigten.
Wo und in welcher Höhe die NAK in 20 Jahren steht, das weiß ich nicht. Auch warum ich daran schuld sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich sitze in keiner führungsverantwortlichen Position.Ich halte es im Übrigen für völlig utopisch, dass es eine "große Einheit und Einigkeit in der Lehre zwischen Führung und Basis " geben wird - dafür ist die NAK zu pluralistisch und Querdenker wachsen immer wieder nach. Ich habe auch kein Problem mit Querdenkern - manche behaupten ich sei selbst einer. Gefühlt empfinde ich mich selbst als übrigens in der deutschen Kirche als "Minderheit", geprägt von einem liberalen Umfeld und Amtskörper. Es gibt Regionen in Deutschland, da höre ich in der NAK auch nur noch "wischiwaschi", da wird nicht einmal für Apostel gebetet, da vermisse ich apostolische Substanz. Ich weiß, gerade von jüngeren Menschen, dass sie gerade das auch sehr abschreckt.
Im Übrigen sollte man von meinen Äußerungen hier - die ich sowieso als Kontroverse sehe - nicht auf meine Äußerungen IRL schließen. Ich denke, da bin ich schon eine facettenreichere Persönlichkeit
