h.e. hat geschrieben:... Es muss schon eine riesige Portion Gottvertrauen dazugehört haben, seelenruhig in der Kirche zu sitzen, während die kleinen Kinder allein zuhause waren. ...
Mir ist in Bezug auf die NAK kein Fall bekannt, wo ein Kleinkind allein zu Hause gelassen wurde, damit die Eltern den Gottesdienst besuchen konnten. Ein Kleinkind ist ein Kind ab dem ersten Lebensjahr bis zur Einschulung. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es von offizieller NAK Seite schriftliche Anweisen gegeben hat, Kinder allein zu Hause zu lassen, um den Gottesdienst zu besuchen. Ich gehe davon aus, dass sich die Verantwortlichen der juristischen Problematik einer solchen schriftlichen Anweisung bewusst waren und sind.
Als Schulkind waren meine Schwester und ich auch öfters an Mittwochabenden zu Gottesdienstzeiten zu Hause, in einem Alter als unsere Eltern das verantworten konnten. Eine seelischen Schaden haben wir dadurch nicht bekommen.
Wenn ich die Argumentation hier richtig verstanden habe, dann sollte man z.B. alleinerziehende Eltern dem Jugendamt melden, wenn sie ihre Schulkinder nachmittags wegen der Arbeitszeiten auch schon einmal ein paar Stunden allein lassen?
"Kein Fall bekannt............" - Hm, erstaunlich.
Sonntagnachmittag. Meine Schwester und ich (Kleinkinder) mit dem betrunkenen, schlafenden Vater allein zu Hause. Mutter in der Kirche.
Ich konnte meine Schwester nie bändigen. Wir wohnten im 2. Stock. Sie stieg auf das Fensterbrett, öffnete das Fenster, setzte sich mit den Beinen nach draußen auf die Fensterbank, zog Schuhe und Strümpfe aus, warf das Zeug nach draußen.
Ich versuchte alles, meinen Vater zu wecken, was mir nicht gelang. Außerdem durfte ich meine kleinere Schwester nicht aus den Augen lassen.
Zum Glück bemerkte eine Nachbarin, das bei uns etwas nicht stimmte und kam leise mit einem "Dietrich" in die Wohnung und zog meine Schwester aus dem Fenster.
Meine Mutter lies uns eine kurze Zeit nicht mehr alleine.
Dann hatte sie Sorgen, vertraute sich dem Vorsteher an und bekam den Rat, jeden Gottesdienst und die Gesangstunden auszukaufen. Also waren wir wieder oft alleine.
Einige Zeit später, wir waren umgezogen in ein Haus mit privatem Vermieter.
Unser Vater arbeitete etliche Jahre "auf Montage" und kam nur an den Wochenenden nach Hause.
Wenn unsere Mutter zu der Zeit in der Chorprobe oder im Wochengottesdienst war, besuchte uns
stets der unverheiratete (!!!!!) Vermieter. Unsere Mutter wusste das.
Es ist uns nichts passiert! Wie verdammt groß war aber die Gefahr, der wir ausgesetzt waren!!!!
Und ja natürlich hatten wir als Kinder immer große Angst.
Wenn sich unsere Mutter nur etwas verspätete, waren wir gelähmt vor Angst, der Herr sei gekommen
und wir zurückgeblieben.
Auch wenn ich (meiner Schwester ergeht ganz ähnlich) das alles längst verarbeitet habe,
die Gefühle von damals haben sich unauslöschlich eingebrannt.