Liebe Magdalena,
das Wort „Wahrheit“, welches du oben benutzt, hat bei mir so eine Art rote Flagge. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es nur lokale, subjektive Wahrheiten gibt. Nach dem Motto: Terroristen sind immer nur die anderen.
Und ich glaube, ich habe eine unbändige Neugier, „die Wahrheit“ einer Sache zu erfahren. Das hat natürlich manchmal den Nachteil, dass man nicht „der Coole“ ist, der Macho.
Bei mir waren es einige Zufälle, dass ich nicht mehr aktiv meinen Glauben praktiziere und als AT mitarbeite. Einige Dinge anders, wäre ich heute noch bei der Stange. Das zeigt mir ja auch, dass ich mich noch nicht final lösen konnte. Ich habe ja in meiner NAK-Karriere auch viel Mist gemacht, Gruppendynamiken genutzt um – böse gesagt – Leute zu manipulieren. Ich habe auch meine Dreckecken – und darum weigere ich mich, die NAK und ihre ATs zu verteufeln, weil ich weiss, da gibt es ganz viele Ehrliche, denen würde ich massiv Unrecht tun.
Nicht falsch verstehen, die UF ist nicht geistige Nahrung für mich. Sie ist im Grunde nur Tradition und das letzte Band, was mich noch mit der NAK hält. Und natürlich spielt auch Neugierde mit, ob sich da doch was ändert ……
Was ich im oben ursprünglich meinte, war, dass es immer von der Ausgangslage abhängt, ob was überzeugend ist, zu tun. Für Olaf (und für mich ja auch) war es absolut stimmig, der NAK den Rücken zu kehren. Für viele andere (die Berichteschreiber in der UF) ist es absolut stimmig und überzeugend, nach einer Lebensreise mit mancherlei Enttäuschungen eine Gemeinschaft zu finden, die zusammenhält und in denen sie sich geborgen fühlen und darum eintreten. Und das finde ich nicht schlecht.
Es gibt Leute, die sitzen bei Aldi an der Kasse. Ich würde da kaputt gehen. Ich brauch mehr Futter. Aber mich über die Kassierer zu erheben oder Aldi schlecht zu machen, würde mir nicht einfallen. Jeder mag das bekommen, was ihm guttut und was sein Level ist.
Es ist natürlich kein gutes Zeichen, wenn so ein Ablösen aus der Gemeinschaft nur mit vielen Blessuren geht. Das musste ich selber spüren.
Ich möchte auch „uns Aussteiger“ nicht auf die Unantastbarkeitsstufe stellen. Ich kenne jemand, der sich um die Versöhnung mit den apostolischen Gemeinschaften sehr stark engagiert hat. Von ihm nahestehenden Personen weiss ich, dass es in seiner eigenen Familie Funkstille mit den Kindern gibt.
Von dem Protagonisten dieses Threads heisst es „
Allerdings sind einige Berichte deutlich von persönlichen (Ent-)Täuschungen und/oder Meinungen geprägt, sodass oftmals ein objektiver bzw. neutraler Blick auf die Geschehnisse fehlt.“.
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Damit schließt sich wieder der Kreis. Was ist Wahrheit? Bin ich gut, ist die Kirchenleitung schlecht? Was ist der „neutrale Blick“?