Gebetspraxis der NAK

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Holger F.
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Gebetspraxis der NAK

#1 Beitrag von Holger F. » 23.09.2024, 10:30

Die neuapostolische Gebetspraxis innerhalb und außerhalb von Gottesdiensten kennt erstaunlich wenig Ausdrucksweisen. Sie spiegelt weder den reichhaltigen Schatz der christlichen Tradition wider, noch hat sich die NAK je darum bemüht, in diesem Bereich wenigstens das Erbe ihrer katholisch-apostolischen Wurzeln zu pflegen…

Vorformulierte Gebete werden grundsätzlich nicht verwendet, ohne dass man sich innerhalb der NAK je gefragt hätte, aus welcher christlichen Tradition sie die Hochwertung eines spontan gesprochenen Gebets/ die Abwertung vorformulierter Gebete übernommen hat. Ebenfalls unhinterfragt ist, warum jedes Gebet in „Anbetung, Dank, Bitte und Fürbitte“ (KNK 13.1) zu gliedern sei, nicht einmal das Vaterunser entspricht dieser prototypischen NAK-Gliederung. Worship-Konzerte, reine Lobpreis-Veranstaltungen oder stille Andachten kennt die NAK nicht…

Neuapostolische Gebete sind sich immer ziemlich ähnlich, egal, ob sie am Morgen oder Abend gesprochen werden, als Mittagsgebet gedacht sind oder als Eingangsgebet zu einem Gottesdienst…

Liturgisch gibt es im neuapostolischen Gottesdienst keinen besonderen Platz für sog. Fürbittgebete; Fürbitten gehen kaum über drei bis vier Stanzen im sog. „Eingangsgebet“ hinaus. Katholische und evangelische Kirchgänger sind darüber regelmäßig sehr erstaunt. Selbst bei Kasualien (Taufe, Hochzeit, kirchliche Feiertage etc.) hört man meist nur „0-8-15-Gebete“…

Jesus betete in Übereinstimmung mit der hebräischen Tradition, er hat also mit den Psalmen gebetet. Er hatte sie in seiner Familie und der Synagoge gelernt. Die alte Kirche rezitierte oder sang die Psalmen nach jüdischer Tradition. Das gottesdienstliche und persönliche Beten der Psalmen wurde also schon von der frühen Kirche aufgegriffen…

Das Beten der Psalmen kennt man dagegen in der NAK nicht, im Gottesdienst kommt es jedenfalls nicht vor. Warum sollte man auch einen ganzen Psalm lesen/ beten, wo doch selbst in den Gottesdiensten ein einzelner Bibelvers (sog. „Textwort“) ausreicht? Auch das Beten des Vaterunsers außerhalb des Gottesdienstes empfindet ein NAKler als befremdlich. Dass auch die zahllosen anderen Gebete des Alten und Neuen Testaments nicht zur Kenntnis genommen werden, muss man wohl nicht eigens betonen…

Erst wenn alles in mir schweigt, kann Gott zu mir sprechen. Solche Momente hält man in der NAK nicht aus, im Gottesdienst gibt es sie kaum. Selbst vor den Gottesdiensten verunmöglicht ein permanentes Orgelgedudel die innere Einkehr und während der Abendmahlsfeier die persönliche Andacht, wenn wieder einmal lautstark „Wär gleich blutrot die Sünde“ geträllert wird…

Es gibt keine Gebetbücher, keine Kerzen, keine Andachtsbilder. Oft gibt es nicht einmal ein Kreuz in der Kirche, lediglich das selbstreferentielle Emblem. Wer in einer neuapostolischen Kirche nach dem Gottesdienst noch eine Viertelstunde auf seinem Platz sitzen bleiben würde, um ein Gebet zu sprechen, den würde man erstaunt anschauen, die kircheneigenen Räumlichkeiten stehen jedenfalls - auch am Sonntag - für die persönliche Andacht nicht zur Verfügung…

Und erst seit Kurzem wurden in den Ämterzimmern/ Sakristeien Kreuze angebracht, wo bisher nur Bilder des Stammapostels die Wand zierten. Und auch in neuapostolischen Wohnungen ist die Anbringung eines schlichten Kreuzes nicht üblich. Wo aber die Fotos des NAK-Stammapostels das Kreuz verdrängt haben, muss man sich über die neuapostolische „Spracharmut“ im Gebet nicht wirklich wundern…

Theophil
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Re: Gebetspraxis der NAK

#2 Beitrag von Theophil » 08.01.2025, 10:53

Neuapostolische Gebete sind sich immer ziemlich ähnlich, egal, ob sie am Morgen oder Abend gesprochen werden, als Mittagsgebet gedacht sind oder als Eingangsgebet zu einem Gottesdienst…
Da ist was Wahres dran. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass dies auf vorformulierte Gebete ebenfalls zutrifft. Die sind nicht nur ähnlich, sondern identisch.
Erst wenn alles in mir schweigt, kann Gott zu mir sprechen.
Das stimmt.
Solche Momente hält man in der NAK nicht aus, im Gottesdienst gibt es sie kaum. Selbst vor den Gottesdiensten verunmöglicht ein permanentes Orgelgedudel die innere Einkehr und während der Abendmahlsfeier die persönliche Andacht, wenn wieder einmal lautstark „Wär gleich blutrot die Sünde“ geträllert wird…
Das stimmt so nicht. In der „Anleitung Musik“ (Stand Juni 2006) wird explizit gefordert, vor dem Gottesdienst Momente der andachtsvollen Stille zu schaffen. Damit dies in der Breite realisiert wird, müssen mancherorts noch tradierte Verhaltensweisen überwunden werden. In einer kürzlich stattgefundenen Organistentagung der Gebietskirche Nord-und Ostdeutschland waren sich die Teilnehmer darin einig, dass es nicht sinnvoll ist, während der Feier des Heiligen Abendmahles Gemeindegesang zu praktizieren. Aber auch 100 Organisten sind halt nicht beschlussfähig. Das Bewusstsein für die Problematik ist vorhanden. „Wär gleich blutrot die Sünde“ ist nicht mehr Bestandteil des offiziellen NAK-Liedgutes. Es stammt aus der amerikanischen evangelikalen Ecke. Es kann durchaus 30 Jahre her sein, dass ich das in der NAK zum letzten Male vernommen habe.

Auch die weiteren Ausführungen spiegeln nicht die aktuelle Realität. Kreuze verdrängen zunehmend das Kirchenemblem, zumindest bei Neubauten und grundhaften Renovierungen. Kerzen gibt es zum Advent, es gibt auch Taufkerzen, zumindest gab es die bei meinen 3 Enkeln, muss ich schließlich wissen. Allerdings werden keine Wunder erwartet, wenn eine Kerze angezündet wird.

Spracharmut im Gebet ist kein NAK-Spezifikum, sondern ein höchst individuelles Phänomen, das es auch in anderen christlichen Konfessionen gibt.

Holger F.
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Re: Gebetspraxis der NAK

#3 Beitrag von Holger F. » 08.01.2025, 23:35

Danke für die Reaktion!

Mir ist klar, dass einerseits die NAK sich - seit geraumer Zeit - ihrer liturgischen Defizite bewusst ist und andererseits andere Kirchen vor vergleichbaren Problemen stehen…

Es macht - aus meiner Sicht - aber einen Unterschied, ob man sich als Teil der allgemeinen christlichen Kirche versteht und deshalb an Defiziten arbeitet, oder aber ein immer noch exklusives Selbstverständnis vor sich her trägt, das in scharfem Kontrast zur Entstehungsgeschichte und der „theologischen Ahnungslosigkeit“ steht…

Die Anspielung auf die Taufkerzen - danke für den persönlichen Einblick - habe ich nicht verstanden…

Theophil
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Re: Gebetspraxis der NAK

#4 Beitrag von Theophil » 09.01.2025, 08:44

Ebenfalls vielen Dank für die Reaktion.

„Liturgische Defizite“ bestehen tatsächlich im direkten Vergleich mit der Liturgie bspw. der RKK oder auch der Evangelischen Kirchen. Ich bin Chorleiter und Organist einer NAK-Gemeinde und Organist in einem evangelischen Pfarrbereich, und habe auch Gottesdienste in der RKK besucht. Daher sind mir die Unterschiede sehr bewusst, und ich weiß eine reiche Liturgie durchaus zu schätzen.

Allerdings würde ich nicht so weit gehen, diese Unterschiede rundweg als Defizite zu bezeichnen. Damit machst Du (in vielen Foren duzt man sich, ist das okay?) die Dir gewohnte Liturgie zum Maß der Dinge, und was sich davon unterscheidet, ist defizitär. Du tust damit das, was Du der NAK vorwirfst. Du artikulierst ein exklusives Selbstverständnis der RKK, Deiner geistlichen Heimat, hinsichtlich der Liturgie.

Theologische Ahnungslosigkeit hast Du in Anführungszeichen gesetzt, sehr schön. Auch das würde ich mal nicht so ebenhin verallgemeinern. Christliche Theologie ist ja nun mal keine exakte Wissenschaft wie bspw. Physik, sie stützt sich auf den berichtenden und deutenden Text der Bibel und fußt auf dem Axiom der Existenz Gottes. Im Falle der Theologie der RKK geht sie weit darüber hinaus und kennt zahlreiche Dogmen. Ein Beispiel ist das Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Mariens https://kath-zdw.ch/maria/245.dogmen.html (104), das Bestandteil der Theologie der RKK ist.

Ein evangelischer Pfarrer i.R., der monatlich eine Orgelvesper, mit einer Marienandacht kombiniert, leitet (z.B. wird in jeder Andacht das Magnifikat gesungen, auch ich habe das schon ein paar mal tun dürfen), kannte dieses Dogma nicht, bzw. es war ihm nicht gegenwärtig. Ich musste es ihm schriftlich beweisen. Seine Reaktion: „Na, da wissen wir doch beide mal wieder, warum wir nicht katholisch sind…“.

Das exklusive Selbstverständnis, das Du der NAK mit Recht vorwirfst, und das ich nicht teile, bezieht sich auf geistliches Amt und Sakrament. In genau diesen beiden Punkten darf man ein exklusives Selbstverständnis aber auch der RKK in gleichem Maße bescheinigen. Denn die RKK macht geistliches Amt von der Apostolischen Sukzession abhängig, erklärt die 7 Sakramente für heilsnotwendig (165), und macht ihre Gültigkeit vor Gott von der Spendung durch einen geweihten Priester (der RKK, siehe 191) abhängig. Womit sie erklärt, dass es gültiges Sakrament und Heil allein in der RKK gibt.

Was die Anspielung auf die Taufkerzen angeht, so war dies eine Reaktion auf Deine Aussage im Deinem ersten Kommentar:
Es gibt keine Gebetbücher, keine Kerzen, keine Andachtsbilder.
Was es auch in der RKK gibt, sind Bilder des Papstes in der Sakristei. Zumindest in Spanien habe ich das mit eigenen Augen gesehen (Huch, ich war schon in Sakristeien in Kirchen der RKK.... :) )

Noch eine Bitte: Ich schätze es sehr, dass Du dir eine gewisse Objektivität in Deiner Sicht auf die NAK bewahrt hast, das lese ich aus vielen Deiner Kommentare. Bitte verstehe deshalb meine Bemerkungen nicht als Angriff auf die RKK, sondern lediglich als nüchterne Feststellungen anhand von Analogien, und der daraus resultierenden Auffassung, dass es die perfekte christliche Kirche leider nicht gibt. Die RKK ist es nicht, die NAK auch nicht, und auch keine andere Konfession, die ich kenne. Spätestens wenn ich meine, sie gefunden zu haben, und konvertiere, ist sie es nicht mehr, wegen mir..... :lol: .

Eine Andacht, die ich in einer JVA musikalisch mitgestaltet habe, und die der katholische Gefängnisgeistliche gehalten hat, ist mir unvergesslich. Ich habe mich zu Beginn gefragt: „Was will er nur mit einer Kaffeekanne und einem Ziegelstein?“. In seiner Predigt ließ er an passender Stelle die Kanne auf den Ziegelstein fallen uns sagte: „Das ist der Zustand der Kirche..... Kaputt und zersplittert.“

Lasst uns lieber alles tun, um diesen Zustand zu verbessern.

Holger F.
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Re: Gebetspraxis der NAK

#5 Beitrag von Holger F. » 09.01.2025, 11:07

Hallo Theophil,

mir scheint es so zu sein, dass wir über ein vergleichbares Arsenal an ökumenischen Erfahrungen verfügen, das uns davor feit, ein exklusives Kirchenverständnis vor uns herzutragen. Und der Schrumpfungsprozess betrifft alle Kirchen, so dass die Gläubigen noch besser zusammenarbeiten sollten. Gerade die Neuapostolische Kirche hat hier eine Entwicklung hin zur Ökumene gezeigt, die ich ihr vor 30 Jahren nicht zugetraut hätte…

Wer sich in seiner Kirche, Gemeinschaft, Gemeinde wohl fühlt und spirituell bzw. geistlich vorankommt, der mag bleiben, wo er ist. Übrigens steht „der Himmel“ nach katholischer Lehre allen offen, er ist nicht exklusiv für Katholiken reserviert. Worum es letztlich geht, kann man sehr schön im Gleichnis vom Weltgericht nachlesen (Mt 25,31-46) und gilt auch für Nicht-Christen…

Ich hatte als Jugendlicher meinen NAK-Glauben sehr ernst genommen, musste aber feststellen, dass die NAK-Geschichte geschönt war (KAG, 1863, Bischoff-Brückner, Bischoff-Botschaft, VAG) und die Sonderlehren (Apostelamt, Entschlafenenwesen, Versiegelungsverständnis, Offenbarungsverständnis) biblisch nicht haltbar sind.

Die Predigten drehten sich immer im Kreis und um einen einzelnen Bibelvers. Zum kontextbezogenen Bibellesen wurde man nicht angeleitet und die Apostel wussten nicht viel mehr als man selbst, hatten nicht einmal eine Bibelschule besucht. Und trotzdem sollte ich glauben, dass ausgerechnet sie auserwählt seien, die Bibel richtig auszulegen (*)? Gleichzeitig gab es - jedenfalls aus meiner Sicht - außer diesen um sich selbst kreisenden Predigten keine Möglichkeit des geistlichen Wachstums - die Verwendung von christlicher Literatur war verboten, obwohl die NAK selbst außer ihren Zeitschriften nichts anzubieten hatte…

Objektiv muss man feststellen, dass die NAK sich erst in den letzten Jahrzehnten aus dem gefährlichen Fahrwasser der Sektiererei herausmanövriert hat, dank der Grundsatzentscheidung von R. Fehr und der kontinuierlichen Arbeit von V. Kühnle, P. Johanning und R. Kiefer.

Auf dem Hintergrund der Frage, wo man sich geistlich weiterentwickeln kann, ist die NAK deshalb für mich keine Kirche gleichauf mit den großen Kirchen, sondern immer noch auf dem Weg „Kirche“ zu werden. Um es konkret zu machen: Welche Angebote bietet die NAK - auch und gerade wg. des Jahresmottos „Beten wirkt“ 2024 -, um das Gebetsleben zu entwickeln? Außer wirklich sehr mageren Beiträgen der BAPs zum Thema auf nac.today so gut wie nichts, zumindest im Vergleich zum reichhaltigen Angebot der orthodoxen, orientalisch-orthodoxen, katholischen, anglikanischen und einigen evangelischen Kirchen (z.B. das Stundengebet)…

(*) Das mit dem „richtigen“ Auslegen der Bibel wird auch heute noch behauptet, obwohl die NAK immer wieder zurückrudern musste - am offensichtlichsten bei ihrer Auslegung der Offenbarung…

Grüße 🖖

Ergänzung zur Himmelfahrt Mariens:

1 Das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein Glaubensinhalt, der sich verallgemeinert so bestimmen lässt: Der Mensch hat Zukunft in Gott. Wie diese Zukunft aussieht, zeigt sich am Schicksal Mariens auf exemplarische Weise.

2 Alle katholischen Dogmen sind unmittelbar oder mittelbar auf das Gesamtzeugnis der Bibel bezogen. Bezogen auf die Mariendogmen müssten wir ein ganz neues Thema aufmachen…

3 Jedenfalls ist die Vorstellung, nur das, was sich direkt in der Bibel findet, sei christliche Lehre, ein typischer „protestantischer Kurzschluss“, denn dann dürfte es z.B. die Trinitätslehre gar nicht geben…
Zuletzt geändert von Holger F. am 09.01.2025, 12:56, insgesamt 2-mal geändert.

Viola
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Re: Gebetspraxis der NAK

#6 Beitrag von Viola » 09.01.2025, 12:30

Lieber Holger F.,
Holger F. hat geschrieben:
09.01.2025, 11:07
Hallo Theophil,

mir scheint es so zu sein, dass wir über ein vergleichbares Arsenal an ökumenischen Erfahrungen verfügen, das uns davor feit, ein exklusives Kirchenverständnis vor uns herzutragen. Und der Schrumpfungsprozess betrifft alle Kirchen, so dass die Gläubigen noch besser zusammenarbeiten sollten. Gerade die Neuapostolische Kirche hat hier eine Entwicklung hin zur Ökumene gezeigt, die ich ihr vor 30 Jahren nicht zugetraut hätte…

Wer sich in seiner Kirche, Gemeinschaft, Gemeinde wohl fühlt und spirituell bzw. geistlich vorankommt, der mag bleiben, wo er ist. Übrigens steht „der Himmel“ nach katholischer Lehre allen offen, er ist nicht exklusiv für Katholiken reserviert. Worum es letztlich geht, kann man sehr schön im Gleichnis vom Weltgericht nachlesen (Mt 25,31-46) und gilt auch für Nicht-Christen…

Ich hatte als Jugendlicher meinen NAK-Glauben sehr ernst genommen, musste aber feststellen, dass die NAK-Geschichte geschönt war (KAG, 1863, Bischoff-Brückner, Bischoff-Botschaft, VAG) und die Sonderlehren (Apostelamt, Entschlafenenwesen, Versiegelungsverständnis, Offenbarungsverständnis) biblisch nicht haltbar sind.

Die Predigten drehten sich immer im Kreis und um einen einzelnen Bibelvers. Zum kontextbezogenen Bibellesen wurde man nicht angeleitet und die Apostel wussten nicht viel mehr als man selbst, hatten nicht einmal eine Bibelschule besucht. Und trotzdem sollte ich glauben, dass ausgerechnet sie auserwählt seien, die Bibel richtig auszulegen (*)? Gleichzeitig gab es - jedenfalls aus meiner Sicht - außer diesen um sich selbst kreisenden Predigten keine Möglichkeit des geistlichen Wachstums - die Verwendung von christlicher Literatur war verboten, obwohl die NAK selbst außer ihren Zeitschriften nichts anzubieten hatte…

Objektiv muss man feststellen, dass die NAK sich erst in den letzten Jahrzehnten aus dem gefährlichen Fahrwasser der Sektiererei herausmanövriert hat, dank der Grundsatzentscheidung von R. Fehr und der kontinuierlichen Arbeit von V. Kühnle, P. Johanning und R. Kiefer.

Auf dem Hintergrund der Frage, wo man sich geistlich weiterentwickeln kann, ist die NAK deshalb für mich keine Kirche gleichauf mit den großen Kirchen, sondern immer noch auf dem Weg „Kirche“ zu werden. Um es konkret zu machen: Welche Angebote bietet die NAK - auch und gerade wg. des Jahresmottos „Beten wirkt“ 2024 -, um das Gebetsleben zu entwickeln? Außer wirklich sehr mageren Beiträgen der BAPs zum Thema auf nac.today so gut wie nichts, zumindest im Vergleich zum reichhaltigen Angebot der orthodoxen, orientalisch-orthodoxen, katholischen, anglikanischen und einigen evangelischen Kirchen (z.B. das Stundengebet)…

(*) Das mit dem „richtigen“ Auslegen der Bibel wird auch heute noch behauptet, obwohl die NAK immer wieder zurückrudern musste - am offensichtlichsten bei ihrer Auslegung der Offenbarung…

Grüße 🖖
Ohne gerade die Zeit zu haben etwas tiefsinniges eigenes zur Diskussion beitragen zu können, wollte ich nur kurz anmerken:

Danke für Deinen schönen obigen Beitrag, der nach meinem persönlichen Dafürhalten sehr gut grundsätzlich zusammenfasst, in welchem (Spannungs-)Verhältnis sowohl zu den “großen” traditionellen Kirchen ich die NAK verordne, als auch die Grenzen an die man meiner Erfahrung nach sehr schnell stößt, möchte man sich als neuapostolischer Gläubiger innerhalb der NAK selbst noch tiefgehender und intensiver sowohl mit theologischen, spirituellen als auch historischen Fragen auseinander setzen. Zu meiner Zeit führte solches Bemühen um Entwicklung leider stante pede zu aktiven Ausgrenzungsbestrebungen gegenüber des Gläubigen von Seiten der Amtsträger. Ich hoffe sehr, dass sich dieses Verhalten mit der Öffnung der NAK verabschiedet hat.

Es kommt ja in einem Forum vielleicht nicht so oft vor, aber ich kann deinen Beitrag zu 100% unterschreiben.

Theophil
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Re: Gebetspraxis der NAK

#7 Beitrag von Theophil » 09.01.2025, 14:02

Hallo Holger F.,
mir scheint es so zu sein, dass wir über ein vergleichbares Arsenal an ökumenischen Erfahrungen verfügen, das uns davor feit, ein exklusives Kirchenverständnis vor uns herzutragen.
Das scheint mir auch so.
Und der Schrumpfungsprozess betrifft alle Kirchen, so dass die Gläubigen noch besser zusammenarbeiten sollten. Gerade die Neuapostolische Kirche hat hier eine Entwicklung hin zur Ökumene gezeigt, die ich ihr vor 30 Jahren nicht zugetraut hätte…
Richtig.
Wer sich in seiner Kirche, Gemeinschaft, Gemeinde wohl fühlt und spirituell bzw. geistlich vorankommt, der mag bleiben, wo er ist.
Ja, das ist so. Und wer geistlich vorankommt, der guckt mglw. über den Tellerrand, und feiert einen Gottesdienst als solchen nicht nur in seiner Konfession, sondern erfreut sich an der vorhandenen Vielfalt.
Übrigens steht „der Himmel“ nach katholischer Lehre allen offen, er ist nicht exklusiv für Katholiken reserviert.
Wo kann ich das im Katechismus der RKK nachlesen?

Die Formulierungen der Dogmen zeichnen ein anderes Bild. Den Katechismus der RKK kenne ich weniger gut als den Evangelischen Erwachsenenkatechismus, aber ich habe mich mit einigen Kapiteln auseinandergesetzt, so z.B. mit dem Kapitel 2 des Teiles 2, in dem es um die Sakramente geht, so auch um das Amtsverständnis im Kapitel „Sakrament der Weihe“. Die Aussagen dort stützen meine Auffassung eines exklusiven Selbstverständnisses.

Wenn Jesus sagt,
Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein.

Matth. 23, 8-11 EÜ
so beschreibt das gerade das Gegenteil einer hierarchischen Struktur innerhalb seiner Jüngerschaft bzw. einer Sonderrolle mit besonderen Vollmachten des Klerus bzw. gar des Klerus einer einzelnen Konfession.

Wo 2 oder 3 sich versammeln in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen, nicht nur in der Feier der Eucharistie, konsekriert von einem Bevollmächtigten, geweiht von einem Bischof in Apostolischer Sukzession oder beauftragt von einem Apostel der NAK. Das sehe ich in Analogie und halte es in Analogie für unbiblisch.

Der Gedanke vom Allgemeinen Priestertum der Getauften scheint mir näher am biblischen Zeugnis zu sein.
Worum es letztlich geht, kann man sehr schön im Gleichnis vom Weltgericht nachlesen (Mt 25,31-46) und gilt auch für Nicht-Christen…
Das sehe ich auch so.
Ich hatte als Jugendlicher meinen NAK-Glauben sehr ernst genommen, musste aber feststellen, dass die NAK-Geschichte geschönt war (KAG, 1863, Bischoff-Brückner, Bischoff-Botschaft, VAG) und die Sonderlehren (Apostelamt, Entschlafenenwesen, Versiegelungsverständnis, Offenbarungsverständnis) biblisch nicht haltbar sind.
Ging mir ganz genau so. Bei Dir war die Konsequenz die Konversion, bei mir war es die Amtsrückgabe.
Die Predigten drehten sich immer im Kreis und um einen einzelnen Bibelvers. Zum kontextbezogenen Bibellesen wurde man nicht angeleitet und die Apostel wussten nicht viel mehr als man selbst, hatten nicht einmal eine Bibelschule besucht. Und trotzdem sollte ich glauben, dass ausgerechnet sie auserwählt seien, die Bibel richtig auszulegen ( Das mit dem „richtigen“ Auslegen der Bibel wird auch heute noch behauptet, obwohl die NAK immer wieder zurückrudern musste - am offensichtlichsten bei ihrer Auslegung der Offenbarung…)? Gleichzeitig gab es - jedenfalls aus meiner Sicht - außer diesen um sich selbst kreisenden Predigten keine Möglichkeit des geistlichen Wachstums - die Verwendung von christlicher Literatur war verboten, obwohl die NAK selbst außer ihren Zeitschriften nichts anzubieten hatte…
Na ja, verboten? Mein Vater war PR der NAK, hatte aber den „Herold" abonniert, und der Bücherschrank enthielt auch sog. „Sekundärliteratur“. Mag sein, dass er diesbezüglich vor 40 Jahren eher eine Ausnahme war. Aber das hat sich entwickelt, und (je nach Prediger) höre ich inzwischen durchaus tiefgründige Predigten, und höre auch anderes. In unterschiedlichen Konfessionen. Und mein Bücherschrank ist eh der Schrecken eines jeden NAK-Oldfashioned-Hardliners.
Objektiv muss man feststellen, dass die NAK sich erst in den letzten Jahrzehnten aus dem gefährlichen Fahrwasser der Sektiererei herausmanövriert hat, dank der Grundsatzentscheidung von R. Fehr und der kontinuierlichen Arbeit von V. Kühnle, P. Johanning und R. Kiefer.
Diese kontinuierliche Arbeit haben Mitglieder der Kirche getan, nicht ehemalige Mitglieder. Die drei genannten sind sehr gute Beispiele, es gibt aber noch viel mehr. Eine Kirche zu reformieren ist nicht das Werk von Jahren oder Jahrzehnten. Die NAK legt dabei ein vergleichsweise rasantes Tempo an den Tag und hat in einigen Punkten, z.B. bei der Frauen-Ordination, die RKK bereits überholt. Wird wohl an der „Jugend“ der Kirche liegen, da tun die Knochen noch nicht so weh, wenn man sich bewegt :wink: .
Auf dem Hintergrund der Frage, wo man sich geistlich weiterentwickeln kann, ist die NAK deshalb für mich keine Kirche gleichauf mit den großen Kirchen, sondern immer noch auf dem Weg „Kirche“ zu werden.
Wir sind alle auf dem Weg, und nicht perfekt. Deshalb sehe ich das anders, aus meiner Innensicht auf die NAK und der gut vorhandenen Sicht auf andere Konfessionen, in denen ich auch aktiv bin. Das sehen auch unsere ökumenischen Geschwister in meinem christlichen Umfeld anders.
Um es konkret zu machen: Welche Angebote bietet die NAK - auch und gerade wg. des Jahresmottos „Beten wirkt“ 2024 -, um das Gebetsleben zu entwickeln? Außer wirklich sehr mageren Beiträgen der BAPs zum Thema auf nac.today so gut wie nichts, zumindest im Vergleich zum reichhaltigen Angebot der orthodoxen, orientalisch-orthodoxen, katholischen, anglikanischen und einigen evangelischen Kirchen (z.B. das Stundengebet)…
Da gibt es Luft nach oben. Die gibt es immer.
Die Andachten mit Friedensgebeten der Ökumenische Friedensdekade des Jahres 2024 haben wir in der NAK gefeiert, der Abschlussgottesdienst hat in der Ev. Kirche stattgefunden. Dieses Jahr wird es wieder umgekehrt sein.

Viele Grüße 🖖

Holger F.
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Re: Gebetspraxis der NAK

#8 Beitrag von Holger F. » 09.01.2025, 18:02

Hallo Theophil,

ich versuche mich kurz zu fassen. 😉

A) Priestertum aller Gläubigen:

Das gibt es natürlich auch bei den Katholiken: Jeder Gläubige ist durch die Taufe berufen, das Evangelium in die Welt hinauszutragen (1 Petr 2,9). Der Knackpunkt ist, ob die Reformatoren mit der Abschaffung des geweihten Priestertums und der Beschränkung auf das allgemeine Priestertum aller Gläubigen richtig lagen. Mit Blick auf Hebr 7,1-8,13 kann man das in Frage stellen, denn da ist von einem spezielleren Priestertum die Rede, vom „Priester nach der Ordnung Melchisedeks“… 🤔

B) Hierarchie:

Für eine 1,2 Mrd Mitglieder große Kirche ist die katholische Hierarchie extrem flach: Gemeinde - Bistum - Weltkirche. Keineswegs ist z.B. die Evangelische Kirche in Deutschland weniger hierarchisch. Zur von dir zitierte Bibelstelle Matth 23,8-11: … und trotzdem spricht Joh 8,39 vom Vater Abraham und Hebr 13,7 fordert dazu auf, der Lehrer zu gedenken… 🤗

Der Unterschied zwischen den Kirchen ist, wer die Letztverantwortung hat. In der Katholischen Kirche sind das die Bischöfe, in den evangelischen Kirchen in vielen Bereichen die Synoden…

C) Heil außerhalb der Katholischen Kirche:

Die katholische Kirche ist davon überzeugt, dass der christliche Glaube - und als dessen Verwirklichung die Taufe - heilsnotwendig ist. Sie glaubt weiterhin, dass sie die Verwirklichung der wahren Kirche Jesu Christi ist.

Dennoch leugnet sie nicht, dass es in ihren Reihen Getaufte, gibt, die ungläubig sind. Und sie verkennt auch nicht, dass es außerhalb der Kirche Ungetaufte (und sogar explizit Nicht-Christen) gibt, die aufgrund ihrer Lebensrichtung zu den Heiligen gerechnet werden können.

Allerdings verbietet sich die Kirche, Mitglieder anderer Religionen heilig zu sprechen (was gelegentlich in Bezug auf Gandhi oder Dietrich Bonhoeffer gefordert wird), da eine solche „Fremd-Heiligsprechung“ als respektlos empfunden werden könnte…

Im Katechismus würde ich KKK 817, 818 und 847 empfehlen. 🤩

D) Frauenordination:

Da ist die NAK einen Schritt weiter. Und das ist auch richtig so und wird in der Katholischen Kirche - da bin ich sicher - noch kommen, auch wenn ich das voraussichtlich nicht mehr erlebe… 😢

Die Emanzipation der Frauen ist ein zivilisatorischer Fortschritt, der - anders als viele junge Menschen denken - sehr jung und weltweit keineswegs Konsens ist (Ähnliches gilt für gleichgeschlechtliche Orientierungen).

Deshalb legt die NAK- Kirchenleitung ja Wert darauf, dass das nur da umgesetzt wird, wo die Gemeinden „mitgehen“. Obwohl die NAK verhältnismäßig klein ist, hat die Frauenordination in afrikanischen Gebietskirchen zu erheblichen Turbulenzen bis hin zur Kirchenspaltung geführt. Man kann sich ja einmal ausmalen, wozu das bei der weltweiten Katholischen Kirche führen würde…

Der aktuelle katholische Stand ist, dass man zunächst einmal weltweit die Frauen in hohe Positionen bringt. So ist vor einigen Tagen mit der Ordensschwester Simona Brambilla erstmals eine Frau zur Präfektin (Leiterin) eines vatikanischen Dikasteriums eingesetzt worden.

Das Frauendiakonat erscheint in absehbarer Zeit realisierbar…

Grüße 🖖 🙃

Theophil
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Re: Gebetspraxis der NAK

#9 Beitrag von Theophil » 10.01.2025, 10:27

Lieber Holger F.,
Im Katechismus würde ich KKK 817, 818 und 847 empfehlen. 🤩
Finde ich okay. Bevor man aber zu KKK 817 kommt, liest man vorher KKK 816. Und da steht:
„Die einzige Kirche Christi ... zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut ... Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in [subsistit in] der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird“ [LG 8].

Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus erklärt: „Nur durch die katholische Kirche Christi, die allgemeine Hilfe zum Heil ist, kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium, dem Petrus vorsteht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem alle völlig einverleibt werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören“ (UR 3).

In den darauf folgenden Aussagen darf ich zu denen gehören, die ein Schisma nicht verursacht haben, sondern in eine Sekte hineingeboren wurden. Deshalb, und weil ich getauft bin, werde ich als Christ betrachtet. Das ist sehr freundlich.

Die Lehre der NAK ist hierin nicht identisch, aber durchaus ähnlich, insofern als jeder Getaufte ein Christ ist, unabhängig davon, ob er ein Schisma verursacht hat oder nicht. Und die Kirche Christi ist nicht die NAK, sondern die Gemeinschaft der Getauften.

Es ist daher müßig, der NAK in Bezug auf Amt und Sakrament Exklusivismus vorzuwerfen, es sei denn, man kritisiert dies auch an der eigenen Konfession, so es sich dabei um die RKK handelt.

Es liegt mir ferne, Deine Entscheidung in irgend einer Weise in Frage zu stellen. Sie ist für dich gut und richtig, und Gott steht, so glaube ich, sowieso über aller Konfession und Kirchenlehre, so ausgefeilt und in sich schlüssig sie auch sein mag. Ich stelle mir vor, wie er darüber lächelt (falls er lächeln kann)......

Wir schweifen vom Thema ab. Eigentlich geht es um die Gebetspraxis. Es ist gut und schön, Gebetbücher zu haben, und vielleicht auch in der Messe ausgefeiltere und abwechslungsreichere Gebete, womöglich sogar mit literarischem Wert, zu hören und zu sprechen. Ich gebe auch gerne zu, dass sich Routinen in frei formulierte Gebete einschleichen, sowohl im persönlichen Gebet, als auch in Gebeten im Gottesdienst. Das ist wirklich manchmal und bei manchen Geistlichen Schema F.... Es gibt aber auch ganz andere Beispiele, auch in der NAK.

Viel wichtiger finde ich es, dass ich selbst weiß, dass Gott immer nur ein Gebet weit entfernt ist, dass ich jederzeit zu ihm beten kann, und zwar so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. In einer Situation, in der es mich drängt, zu Gott zu beten, ich vielleicht mit dem Auto anhalte, weil ich IHM etwas sagen muss, da hilft mir kein Gebetbuch, und es ist auch nicht wichtig, WIE ich formuliere. Wichtig ist, dass meine Schwester und mein Bruder das auch wissen, es in der Predigt so vermittelt bekommen. Und dass sie wissen, dass Gott kein Wunscherfüllungs-Automat ist.

Grüße 🖖

Holger F.
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Re: Gebetspraxis der NAK

#10 Beitrag von Holger F. » 10.01.2025, 12:12

Lieber Theophil,

es wird dich nicht wundern, dass es meinerseits kaum Widerspruch gibt. Und mit liegt nichts ferner als den Eindruck zu erwecken, ich sei hier „im Auftrag des Herrn“ unterwegs 😎

Da du ja auch ökumenisch unterwegs bist, wirst du die Erfahrung gemacht haben, dass unter Gläubigen eher wohlwollende Neugierde vorherrscht als skeptische dogmatische Vergleiche. In der musikalischen Zusammenarbeit spielt nicht einmal das eine Rolle, sondern vor allem der Spaß gute Kirchenmusik abzuliefern… 🥳

Die folgenden Anmerkungen sind also „religionswissenschaftlicher“ und nicht „missionarischer“ Art… 🙃

Die Ausgangsfrage, ob es „völliges Heil“ - unter bestimmten Umständen - auch außerhalb der (Katholischen) Kirche geben kann, wird klar bejaht. Ob Jesus „die Kirche“ gewollt hat, kann man in einem anderen Thread diskutieren. Ebenfalls die damit verbundenen weiterführenden Fragen. Dass der katholische Anspruch aufgrund des 2000jährigen Bestehens und der apostolischen Sukzession nicht ganz an den Haaren herbeigezogen ist, lässt sich wohl sagen. Alle später entstandenen Kirchen müssten sich zu diesem Anspruch verhalten.

Die lutherische und reformierte Theologie tut das, indem sie z.B. den Begriff der ecclesia anders bewertet. Die katholisch-apostolischen Gemeinden hatten ebenfalls ein durchaus stimmiges Selbstverständnis, das z.B. auf einer bestimmten Deutung des Früh- und Spätregens (Joel) beruhte. Das Selbstverständnis der NAK ist aber auch nach 150 Jahren noch nicht ausgegoren, die sehr spezifische NAK-Endzeitlehre zeigt dies deutlich…

Zurück zur Gebetspraxis:

Man kann holzschnittartig festhalten, dass in evangelischen/ freikirchlichen Gemeinschaften frei gebetet wird, in katholischen/ orthodoxen Kirchen wird eher vorformuliert gebetet.

Meine persönliche Gebetspraxis hat sich seit meinem Austritt völlig verändert (Stundengebet). Der wohlwollend-interessierte Blick auf die sich wandelnde NAK hat mich (aufgrund des Jahresmottos 2024) dazu geführt, zu schauen, welche Impulse durch die BAPs (nac.today) gegeben werden und zahlreiche gottesdienstlich NAK-Gebete daraufhin zu untersuchen - einschließlich des Besuchs von drei Apostelgottesdiensten. Das magere Ergebnis habe ich im ersten Beitrag dieses Threads angedeutet, jede Suchmaschine liefert in Bruchteilen einer Sekunde, lesenswerteres…

Insbesondere bin ich erstaunt, dass die Psalmen - gleichsam die Gebetsschule der Bibel - immer noch nicht „entdeckt“ wurden…


Grüße 🖖😎

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