Zeitgeschehen/Presseschau:Abtreibung / Exkommunikation

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tergram

Zeitgeschehen/Presseschau:Abtreibung / Exkommunikation

#1 Beitrag von tergram » 06.03.2009, 10:11

Die katholische Kirche in Brasilien schließt ein neun Jahre altes Mädchen aus, das nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung durch ihren Stiefvater ihre Zwillinge abgetrieben hatte. Trotz der Natur des Falls müsse die Kirche an ihrer Ablehnung der Abtreibungen festhalten, erklärte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho ....

http://www.focus.de/politik/ausland/abt ... 77620.html



Trotz schrecklicher Umstände kritisierte die katholische Kirche im brasilianischen Refice eine Abteibung bei einer Neunjährigen scharf. Alle Beteiligten wurden aus der Kriche verbannt, obwohl das Mädchen eine Schwangerschaft vermutlich nicht überlebt hätte. ....

http://www.zeit.de/news/artikel/2009/03/05/2744738.xml

Engelchen

#2 Beitrag von Engelchen » 06.03.2009, 10:47

Das Mädchen wurde nicht exkommuniziert.
Sehr wohl aber die Eltern und Ärzte.

Auch bei den Katholiken wird darüber diskutiert:

http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... 8&start=16

tergram

#3 Beitrag von tergram » 06.03.2009, 11:43

Mich wundert, dass es überhaupt etwas zu diskutieren gibt... Mich überkommt bei diesen Meldungen kaum erträgliche geistige Übelkeit.

Was hätte Jesus mit den Beteiligten gemacht? Wie wäre er mit der Situation umgegangen?

Daran - und nur daran - haben sich christiliche Kirchen messen zu lassen.

Engelchen

#4 Beitrag von Engelchen » 06.03.2009, 12:50

Ob das ein Grund ist einmal zu diskutieren?

http://www.kathpedia.com/index.php/Exkommunikation

Es steht im übrigen in engem Zusammenhang damit:

Am 21.01.2009 nahm dieselbe Kongregation im Auftrag von Papst Benedikt XVI. die Exkommunikationen der Bischöfe der Piusbruderschaft mit Wirkung für die Zukunft (ex nunc) zurück.

autor

#5 Beitrag von autor » 06.03.2009, 15:30

Hallo „tergram“,

ohne dass ich über die Römisch-Katholische-Kirche Bescheid weiß, möchte ich dir doch sagen, was ich über die Diskussionswürdigkeit kirchlicher Sachen denke.

Ist die Frage: „Was hätte Jesus gemacht?“ ausreichend um „Kirche“ gut und förderlich zu organisieren?

Nein, ist sie natürlich nicht. Neben dem, was jeder Gläubige aus dieser Frage herausfühlen kann, gibt es das Kulturgut „Kirchenrecht“, das schicksalhaft mit „Kirche“ verbunden ist, ja scheinbar schicksalhaft aus jedem gemeinschaftlich gelebten Glauben hervorgehen muss.

Und deshalb, weil eben die „Kirche“ nicht aus vielen, uniform mit dem gleichen Glaubensverständnis ausgerüsteten Menschen besteht, wird über das Thema diskutiert und muss darüber diskutiert werden.

Ich habe neulich, im Zusammenhang mit dem in Köln eingestürzten Haus, gedacht, was sind schon die möglicher Weise verloren gegangenen Kulturgüter gegen das Leben eines Menschen? So schade es ist, was wären schon alle Schätze der Welt gegen diesen Zauber eines Menschenlächelns, der unsere dumpfe Erde überhaupt erst mit Sinn erfüllt?

Für manche sind Abtreibende Mörder. Und die Exkommunikation ein glaubensordnungspolitisches Mittel, dem um sich greifenden Gemorde Einhalt zu gebieten. Der katholisch Gläubige hat sich mit der Abtreibung gegen die Kirche gestellt und damit aus dieser Gemeinschaft herausexpediert. Den Exkommunizierten hat wohl nichts mehr am katholischen Heil gelegen. Ich glaube nicht, dass man sie bei entsprechender Bußfertigkeit aus der Kirche entfernt hätte. Werden alle Mörder exkommuniziert?

Auch glaubende Menschen sind Menschen. Und ich finde es besser, wenn sie diskutieren, als wenn sie es nicht täten.

Grüße

a.

tergram

#6 Beitrag von tergram » 07.03.2009, 08:17

autor, darum geht es mir gar nicht. Es ist viel simpler:

Ich lese, dass ein unbelehrbarer Holocaust-Leugner wieder in den warmen Schoß der RKK aufgenommen wird.
Ich lese, dass die Ärzte, die die Abtreibung bei dem 9-jährigen (!) Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer vorgenommen haben, aus der RKK verstoßen wurden.
Ich lese, dass der Vergewaltiger nicht exkommuniziert wurde.

Sonst nichts.

autor

#7 Beitrag von autor » 07.03.2009, 10:41

"tergram" -

und du sagst dir, das darf doch nicht wahr sein?
So ein ähnliches Gefühl habe ich auch.

Vieleicht kann ich oder jemand anders einmal präzisieren, warum man sich innerlich darüber empört. Das hilft doch weiter, als das einfach so skandalhaft hinzustellen. Ist für dich mit dem "Sonst nichts." alles gesagt?

a.

tergram

#8 Beitrag von tergram » 07.03.2009, 10:53

autor,

warum man sich innerlich empört? Darüber sollen wir reden? Ist es überhaupt vorstellbar, dass man sich nicht darüber empört? Der Grund für die Empörung ist so offenkundig, dass er keine Erklärung braucht, dass jede Erklärung ihn verwässern würde. Meine tiefe Empörung möchte ich mir erhalten. Ungefiltert. Ungeschliffen.

Mit "sonst nichts" meinte ich - zugegeben ironisch - dass mir alle hochtrabenden Diskussionen um "Kirche" und "was Kirche sein kann", "was Kirche will und soll" oder "wofür Kirche steht" in diesem Zusammenhang am Hut vorbei gehen.

Ich stelle mir - zugegeben naiv - diesen etwas seltsamen Zimmermannssohn vor, der über die staubigen Wege seiner Heimat geht. von seiner Umgebung zumeist belächelt, bestaunt, ignoriert. Und frage mich, wie er wohl mit allen Beteiligten umgegangen wäre. Ob er jemanden fortgestoßen hätte. Ob er in der Lage gewesen wäre, zwischen Täter und Opfer zu differenzieren. Oder ob ihm Schuldfragen egal gewesen wären.

Und ich frage mich, was er wohl von uns, die wir uns Christen nennen, erwartet hätte. Und was er wohl zu einer Kirche gesagt hätte, die ...

Gaby

#9 Beitrag von Gaby » 07.03.2009, 11:12

Nun, es heißt wohl nicht umsonst: "Jesus verkündete uns das Reich Gottes ... gekommen ist die Kirche!"

Wie ich gelesen habe, wurde das Kind nun doch nicht exkommuniziert.
Aber das tut letztlich nichts zur Sache.
Ein neunjähriges Kind wird durch Vergewaltigung schwanger mit Zwillingen.
Bei den Ärzten steht fest, dass ein Kind von 1,33 m Größe und 36 kg Gewicht nicht in der Lage ist diese Schwangerschaft ohne Gefährdung des eigenen Lebens durchzustehen.
Wie würde ich als Mutter des Kindes entscheiden?
Ist mir das Seelenheil meines Kindes, mein Seelenheil wichtiger als das irdische Leben?
Vor so eine Entscheidung wird die Mutter von der katholischen Kirche gestellt. Und so etwas ist m.E. KRANK. Da fällt mir wirklich nichts mehr ein und das immer mehr Menschen sich von der Institution Kirche entfernen, die teilweise mit ihren Mitgliedern so menschenverachtend umgeht ist wohl sehr verständlich.
Die Mutter wird exkommuniziert, die Ärzte (die verpflichtet sind das Leben des Mädchens nicht zu gefährden) ebenfalls, dem Vergewaltiger passiert im Schoße der Kirche nichts, er darf weiter schön zur Kommunion eilen damit seine Weste wieder schneeweiß wird.
Wenn einem da nicht schlecht wird, dann versteh ich die Welt nicht mehr.
Ich weiß nur, dass es mir reicht auf das verkündete Reich Gottes zu warten und dazu brauche ich die Institution Kirche nicht (mehr).
Gott sei Dank!!!

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#10 Beitrag von tosamasi » 07.03.2009, 12:16

Tergram schrieb:
Mit "sonst nichts" meinte ich - zugegeben ironisch - dass mir alle hochtrabenden Diskussionen um "Kirche" und "was Kirche sein kann", "was Kirche will und soll" oder "wofür Kirche steht" in diesem Zusammenhang am Hut vorbei gehen.
Wenn sich niemand was draus machen würde, was 'Kirche' sagt oder tut, wäre das alles kein Thema. Den Menschen wird aber von 'Kirche' vermittelt, das sie in göttlichem Auftrag handelt, dass sie bis ins Jenseits Macht hat, was Angst macht.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
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