Ablass für Sündenstrafen

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GG001

Ablass für Sündenstrafen

#1 Beitrag von GG001 » 05.01.2008, 00:10

Papst autorisiert Ablass in Lourdes zum 150sten Jahrestag der Erscheinung Mariens
http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7131088.stm (in Englisch)

tergram

#2 Beitrag von tergram » 05.01.2008, 08:04

Ich finde den Text, den GG001 per link eingestellt hat, höchst bemerkenswert. Gern gebe ich zu, erhebliche Wissenslücken im Bezug auf die RKK zu haben - darin mag zum Teil mein Unverständnis begründet sein.

Hier der Beginn des Originaltextes:
Pope Benedict XVI has authorised special indulgences to mark the 150th anniversary of the Virgin Mary's reputed appearance at Lourdes.
Catholics visiting the site within a year of 8 December will be able to receive an indulgence, which the Church teaches can reduce time in purgatory.

Hier eine höchst laienhafte Übersetzung:
Papst Benedict XVI hat eine spezielle Vergebung/Gnade autorisiert, um den 150. Jahrestag vom angeblichen Erscheinen der Jungfrau Maria bei Lourdes zu würdigen. Die Katholiken, die den Ort Lourdes innerhalb eines Jahres besichtigen, können eine besondere Vergebung/Gnade empfangen, die die Zeit im Fegefeuer verringern kann.

(Bei der Übersetzung der Bedeutung von "indulgences" sind mein Wörterbuch und ich gescheitert; vielleicht kann GG001 hier hilfreich unterstützen.)

Ansonsten erinnert mich das an den bekannten Ablasshandel und ich fühle mich geneigt, ganz laut nach einem neuen Martin Luther zu rufen...Vielleicht kann jemand unserer katholischen Fories meinem Unverständnis abhelfen. Herzlichen Dank.

filippo

#3 Beitrag von filippo » 05.01.2008, 13:11

*Smile*

Ich gehe mal davon aus, das es sich bei indulgence hier um einen sogenannten "vollkommenen Ablass" handelt.

Nein, mit dem von Luther angeprangerten käuflichen Ablasshandel von damals hat das nichts zu tun. Der katholische Glaube unterscheidet den Begriff Sünde, und die sogenannte Sündenstrafe. Sünde hat danach immer eine Folge, die Sündenstrafe. Das kannst Du Dir vorstellen wie im normalen Leben, wenn Du da eine Straftat begangen hast, dann hat die Straftat ja auch eine Folge: ein Bußgeld, eventuell irgendwelche Auflagen wie z.B. für einen bestimmten Zeitraum Arbeit in sozialem Dienst, eventuell sogar Gefängnisstrafe ...
nach katholischem Glauben kann diese Sündenstrafe durch gute Werke gemildert oder ganz erlassen werden (vollkommener Ablass), z.B. dadurch Bedürftigen zu helfen, gute Werke zu tun, Almosen zu geben, Gebete, oder eben auch, wie hier, durch eine Pilgerfahrt. Denn bei so einer Pilgerfahrt löst Du Dich ja auch für eine gewisse Zeit aus Deinem regulären Trott und besinnst Dich für eine Zeit auf Deine spirituellen Wurzeln.

siehe dazu auch:


wikipedia hat geschrieben:Ablass (lat. indulgentia, Indulgenz), auch (veraltet): römische Gnade, ist ein Begriff aus der katholischen Theologie. Er ist dem dritten Teil des Bußsakraments zugeordnet:

1. Reue des Herzens (contritio cordis)
2. Bekenntnis (confessio oris)
3. Genugtuung (satisfactio operis)

Bei einem Ablass werden nach katholischer Auffassung zeitliche Sündenstrafen durch gute Werke (Gebete, Almosen, Pilgerfahrt) teilweise oder ganz erlassen .......

http://de.wikipedia.org/wiki/Ablass
und
kathpedia hat geschrieben:Ablass (lat. indulgentia) ist ein Begriff aus der Theologie. Er ist dem dritten Teil des Bußsakraments zugeordnet:

* Reue des Herzens (contritio cordis)
* Bekenntnis (confessio oris)
* Genugtuung (satisfactio operis)

Der Beichtvater kann im Namen Jesu die Sünden zwar vergeben, jedoch nicht die Sündenstrafen aufheben. Dies geschieht in der Genugtuung durch den Ablass ........

http://www.kathpedia.com/index.php?title=Ablass
Zuletzt geändert von filippo am 14.01.2008, 19:06, insgesamt 3-mal geändert.

GG001

#4 Beitrag von GG001 » 05.01.2008, 13:13

in.dul.gence I s 1. Nachsicht, -sehen, Milde. 2. (...) 11. hist. Gewährung f größerer religiöser Freiheiten an Dissidenten u. Katholiken (bes. unter Karl II. 1672 und Jakob II. 1687). - 12. (röm.-kath. Kirche) Ablaß m; sale of ~s Ablaßhandel.
II v/t 13. relig. mit einem Ablaß versehen: an ~d prayer ein Ablaßgebet.

tergram

#5 Beitrag von tergram » 05.01.2008, 14:23

Hmmmm... ach so... *nachdenklichguck*

Wenn also ein Katholik innerhalb eines Jahres eine Wallfahrt nach Lourdes unternimmt und sich ernsthaft und gläubig den damit verbundenen Übungen etc. aussetzt, bekommt er quasi ein paar Bonuspunkte auf seinem Sündenkonto gutgeschrieben, was wiederum den Schuldsaldo vermindert.
Richtig?

Dann muss mir nur nochmal jemand erklären, wie das mit dem Sühneopfer Jesu ist...

filippo, wenn du diesen Beitrag bei "Fegefeuer & Co" besser aufgehobeen siehst, bitte ich um Verschiebung. Bei der Gelegenheit einmal herzlichen Dank an dich für deine Mühe. Ich gebe zu, dass ich aufgrund meiner NAK-Herkunft von der RKK viel zu wenig weiss, was sich Dank deiner Hilfe ja nun ändern wird. :wink:

filippo

#6 Beitrag von filippo » 05.01.2008, 18:09

tergram hat geschrieben:Hmmmm... ach so... *nachdenklichguck*

Wenn also ein Katholik innerhalb eines Jahres eine Wallfahrt nach Lourdes unternimmt und sich ernsthaft und gläubig den damit verbundenen Übungen etc. aussetzt, bekommt er quasi ein paar Bonuspunkte auf seinem Sündenkonto gutgeschrieben, was wiederum den Schuldsaldo vermindert.
Richtig?

Dann muss mir nur nochmal jemand erklären, wie das mit dem Sühneopfer Jesu ist...

filippo, wenn du diesen Beitrag bei "Fegefeuer & Co" besser aufgehobeen siehst, bitte ich um Verschiebung. Bei der Gelegenheit einmal herzlichen Dank an dich für deine Mühe. Ich gebe zu, dass ich aufgrund meiner NAK-Herkunft von der RKK viel zu wenig weiss, was sich Dank deiner Hilfe ja nun ändern wird. :wink:

nachdenk .... wenn bei der Wallfahrt -ganz laienhaft gedacht - als Ergebnis der ernsthaften und gläubigen Suche nach den eigenen spirituellen Wurzeln folgendes zustande kommt ...:

1. Reue des Herzens
2. Bekenntnis
3. Genugtuung

also:

1. Reue des Herzens
estmal erkennen, das ich etwas getan habe, was nicht in Ordnung war ...
es zu bereuen, und das nicht nur als "Lippenbekenntnis" sondern als von Herzen kommend ... also, es von ganzem Herzen und ehrlich bereuen ... im Sinne von : es tut mir "wirklich" leid ...

dann:
2. Bekenntnis

es offen bekennen ... die Reue also nicht nur im Herzen behalten sondern offen, auch vor anderen, zugeben, ich hab da was gemacht, das war nicht ok ....

z.B. so:
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.
Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken -
durch meine Schuld,durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heiligen,
und Euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.

oder im konkreten Fall dann auf den/die jenig(e)n zuzugehen und persönliche Abbitte zu leisten im Sinne von:
Du, was ich da Dir gegenüber getan habe, dass war nicht ok .... es tut mir leid ....
sich also zu entschuldigen, und das eventuell nicht nur privat, sondern auch öffentlich ...

und dann:
3. Genugtuung

dann auch schauen, das man den durch das eigenen Verschulden entstandenen Schaden heilt ... also nicht nur "Genugtuung" dem anderen geben, sondern auch "wieder gut machen" ... den ursprünglichen Zustand in gegenseitiger Versöhnung wieder herzustellen ...

ist nach solchem ganz persönlichem "Sühnopfer" "Ablass" in christlichem Sinnei im Sinne von Jesu gegeben?

Ich persönlich sehe da so eine Wallfahrt so wie das "Vater unser" in der Messe ...
ich kann es runterleiern und dann zur Kommunion gehen ...
ich kann es aber auch intensiv und ehrlich und innig beten ...

ebenso so sehe ich eine Wallfahrt ... ich kann mit frommen Gesicht einen Rosenkranz nach dem anderen beten und mir dabei Blasen an die Füsse latschen, bis die Hacken bluten ...
.... ich kann es aber auch als Chance sehen ... mal ein par Tage Abstand zu gewinnen, ... und dabei auf diesem menschlichen "Wallfahrtsweg" auch über meinen ganz persönlichen spirituellen "Wallfahrtsweg" als Christ nachzudenken und zu meditieren ...
Zuletzt geändert von filippo am 05.01.2008, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.

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#7 Beitrag von tosamasi » 05.01.2008, 18:15

Ich bin ein bisschen irritiert bei dem Gedanken, dass Jesus sein(en) Opfer(tod) so menschlich vorschriftsmäßig verwalten lässt.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

tergram

#8 Beitrag von tergram » 05.01.2008, 18:21

tosamasi hat geschrieben:Ich bin ein bisschen irritiert bei dem Gedanken, dass Jesus sein(en) Opfer(tod) so menschlich vorschriftsmäßig verwalten lässt.
Ich auch. Aber ist das nicht immer und zwangsläufig sein Schicksal, wenn er in kirchliche (=menschliche) Hände kommt?

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#9 Beitrag von tosamasi » 05.01.2008, 18:27

tergram hat geschrieben:
tosamasi hat geschrieben:Ich bin ein bisschen irritiert bei dem Gedanken, dass Jesus sein(en) Opfer(tod) so menschlich vorschriftsmäßig verwalten lässt.
Ich auch. Aber ist das nicht immer und zwangsläufig sein Schicksal, wenn er in kirchliche (=menschliche) Hände kommt?
Doch. Man hat ihn instrumentalisiert und weiß nicht, was er eigentlich dazu sagen würde. :shock:
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tergram

#10 Beitrag von tergram » 05.01.2008, 22:17

Na ja, er hat ja schon was dazu gesagt - nämlich zu den vielen Gebötlein, Regeln und wasweissich, die die religiösen Herrscher zu seiner Zeit aufgestellt hatten.

Jesus und seine Jünger haben auf diese menschlichen Gebote fröhlich gepfiffen (Entschuldigung), sie schlichweg schweigend ignoriert. Sie haben - statt nach komplizierten Regeln zu fragen - gehandelt, das Richtige getan und um der Menschen willen, um Gottes willen, menschliche Gebote wissentlich übertreten. Die religiöse Führungselite hat mehrfach versucht, ihm und den Jüngern daraus einen Strick zu drehen. Seine Reaktionen können wir nachlesen.

Jesus hat stets zwischen Gottes Geboten und menschengemachten Regeln unterschieden. Die Einhaltung der göttlichen Gebote war für ihn selbstverständliche Grundvoraussetzung.

Es ist also nicht so, dass wir ahnungslos sind, was Jesu Meinung zu religiösen Geboten aller Art betrifft. Die Kirchen hören das nur nicht so gern...

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