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von filippo » 06.01.2008, 14:09
Hallo 42,
dann will ich mal nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, Dir meinen Glauben zu diesen Dingen zu erklären.
Nach katholischem Glauben erfährt jede Seele direkt nach ihrem Tod ihr persönliches Gericht. Bei diesem "Gericht" wird der "aktuelle" Seelenzustand offenbart oder offengelegt.
Unter Himmel oder Paradies verstehen wir einen Zustand, in dem man bereits unmittelbar in der Gegenwart Gottes ist. Diese Personen nennen wir Heilige. Das ist unabhängig von Personen, die durch die Kirche heilig gesprochen wurden. Heilig ist jeder, der bereits in der unmittelbaren Gegenwart Gottes ist. Wenn beispielsweise Deine Urgroßmutter bereits in der unmittelbaren Gegenwart Gottes ist, ist sie eine Heilige, auch wenn sie nie durch die Kirche heilig geprochen wurde. Heilig im weitesten Wortsinn bezeichnet auch alle Personen, die ein ganz besonders Gott geweihtes und gottesfürchtiges Leben führen. Nicht umsonst wurden manche Personen wie z.B. Mutter Theresa oder Pater Pio bereits zu ihren Lebzeiten von den Gläubigen als Heilige verehrt. Beim Heiligsprechungsprozess geht zunächst die Bitte von Gläubigen aus, bestimmte Personen nach dem Tod als Heilige verehren zu dürfen. Im Heiligsprechungsprozess drückt die Kirche aus, dass sie daran glaubt, dass es sich bei diesen Personen um besonders verehrunswürdige Personen handelt. Und hier möchte ich betonen, wir "glauben" es, wissen tut es natürlich keiner. Soviel Respekt sollte man Gott doch gegenüberbringen, das man ihm soviel Souveränität zugesteht, letztendlich das letzte Wort haben zu dürfen.
Unter purgatorium, das oft mit "Fegefeuer" übersetzt wird, verstehen wir einen Ort oder Zustand der Reinigung oder Läuterung. Wir glauben, dass es Seelen gibt, die nach ihrem Tod noch nicht in einem Zustand sind, dass sie in die unmittelbare Gegenwart Gottes gelangen können. Sie benötigen noch eine Läuterung oder eine weitere Seelenreife, bis sie in den Zustand der unmittelbaren Nähe Gottes gelangen können. Für sie können wir beten und sie im Gebet der Liebe und Gnade Gottes anempfehlen.
Ein dazu im Rosenkranzgebet gern eingefügtes Gebet ist das sogenannte "Fatimagebet":
O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden.
Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle.
Führe alle Seelen in den Himmel,
besonders jene, die Deine Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
Amen.
Unter Verdammnis oder Hölle verstehen wir einen Zustand der völligen Trennnung von Gott. In diesem Zustand befinden sich Seelen, die Gottes Wirken und Gnade ablehnen. Die sich von ihm nicht helfen lassen wollen, oder ihn bewußt ablehnen. Klassisches Beispiel: Luzifer.
Nun zum Limbus. Meines Wissens nach entstammt der Limbus der Volksfrömmigkeit und dem Volksglauben, und ist kein Bestandteil der offziellen Kirchenlehre. Früher glaubten die Menschen, das die Seelen ungetaufter Kinder nicht in den Himmel kommen könnten. Andernseits konnte man sich aber auch nicht vorstellen, das Gott so grausam wäre, sie in die Hölle zu verbannen. So entwickelte sich die Vorstellung, dass sie in einem Zustand unendlicher Glückseeligkeit sind, sozusagen einem himmlischen Elysium, auch wenn sie nicht in der unmittelbaren Gegenwart Gottes sind. Meines Wissens nach ist der Limbus auch eine theologisch ziemlich umstrittene Sache. Aber wie gesagt, wir reden hier über Glaubensdinge, nicht über feststehendes Wissen ...
Dein letzten beiden Fragen verstehe ich nicht ganz. Ich vermute, Du meinst mit privater Busse das persönliche, z.B. im Gebet Gott gegenüber gebrachte Bekenntnis sogenannter "lässlischer Sünden"?
Unter lässlichen Sünden verstehen wir Sünden, die zwar in der Lage sind, das Verhältnis zu Gott zu trüben, ihn sozusagen etwas zu " verstimmen", aber nicht zu einer Trennung von Gott führen. Diese können wir z.B. im privatem Gebet zu Gott oder im gemeinsamen Schuldbekenntnis bekennen und bereuen. Wir glauben, dass er uns dann verzeiht, und wir in der Kommunion dann wieder Gemeinschaft mit ihm haben.
Dann gibt es die sogenannten "Todsünden". Also Sünden die den seelischen Tod, verstanden als Trennung von Gott zur Folge haben. Diese bekennt man im sogenannten "Sakrament der Versöhnung" nach vorhergehender Gewissensforschung einem Priester gegenüber. Dies kann klassich im Beichtstuhl erfolgen, aber auch in einem persönlichen Beichtgespräch. Ich glaube, "Gang nach Canossa" ist dafür nach heutigem Verständis nicht unbedingt ein passender Ausdruck. Versuche mal, es eher als eine Art "Seelsorgegespräch" zu betrachten, in dem man gemeinsam mit dem Priester versucht, seinen Seelenzustand zu betrachten und zu reflektieren, und bei bestimmten als negativ erkannten Dingen Abhilfe zu schaffen. Bestimmte "Bußübungen" dabei, sind eigentlich Dinge, die selbstverständlich sein sollten. Z.B, dass ich, wenn ich eine Sache gestohlen habe, diese dem rechtmäßigen Besitzer wieder zurückgebe. Oder wenn ich jemand beleidigt oder gekränkt habe, hingehe, mich entschuldige und Abbitte leiste ... oder eben mit dem Priester gemeinsam darüber nachdenke, wie ich Dinge, die ich als falsch erkenne oder die mich selber seelisch belasten ändern kann ...
So, ich hoffe es ist mir ein wenig gelungen, Dir meine "katholische Glaubenssicht" zu diesen Dingen halbwegs verständlich zu erklären ...
Liebe Sonntagsgrüße
filippo