Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

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Dieter

Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#1 Beitrag von Dieter » 15.04.2010, 12:12

Wirklich lesenswert, sachlich und fundiert: http://www.sueddeutsche.de/politik/498/508641/text/

Knodel

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#2 Beitrag von Knodel » 15.04.2010, 21:13

Und jetzt?
Wenn ich diesen offenen Brief lese, befällt mich ein wenig Unbehagen.
Hans Küng und seine Bücher und Vorlesungen schätze ich sehr, keine Frage.
Was aber sollen die ungerheuren Anforderungen die er an Benedikt stellt?
Was soll er in diesem eher kurzen Pontifikat bewegen?
Spaltungen die Jahrhunderte andauern sofort ändern? Von Juden Mohammedanern und Buddhisten will ich einmal überhaupt nicht reden.
Prust..... Nicht wirklich oder?
Küng widerspricht sich in seinem Brief selbst und für mich ist dieser offene Brief lediglich ein Versuch sich medienwirksam in Szene zu setzen.

Liebe Grüße zur Nacht
Knodel

Dieter

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#3 Beitrag von Dieter » 16.04.2010, 07:05

Knodel fragt, was die Anforderungen sollen, die Küng an Benedikt stellt. Das impliziert für mich zwei Unterstellungen:
- Küng geht es um Publicity und nicht um seine Kirche.
- Benedikt ist ganz überraschend in das höchste Amt der RKK aufgestiegen und kann dort nichts bewegen.

Knodel, Du übersiehst dabei einiges. Küng hat es nicht notwendig, Publicity zu erhalten. Die hat er Zeit seines Lebens immer gehabt und die wird er durch einen offenen Brief nicht noch mehr steigern können. Ich unterstelle ihm positiv, daß er an seiner Kirche leidet und versucht sie im positiven Sinn zu verändern.
Benedikt ist als Kardinal Ratzinger Vorsitzender der Glaubenskongregation gewesen und damit in einem der höchsten Ämter der RKK, schon lange bevor er Papst wurde. Damit kann man ihm nicht zugute halten, er wäre von dem Umfang der päpstlichen Aufgaben überfahren worden. Küng zeigt in seinem Brief auch nicht, daß er erwartet, daß die Spaltungen sofort überwunden werden. Er schreibt von der Enttäuschung, daß Chancen vertan worden sind, die hätten genutzt werden können. Und da muss ich ihm recht geben. Und wenn er 200%ig konservative in die Kirche holt, so darf man sich fragen, warum. Wie es Küng getan hat.
Wo er sich in seinem Brief selbst wiedersprechen sollte, liebe Knodel, bitte ich Dich mir anhand eines konkreten Beispiels aufzuzeigen. Danke!

Gruß Dieter

Hannes

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#4 Beitrag von Hannes » 16.04.2010, 08:16

Knodel hat geschrieben:Was aber sollen die ungerheuren Anforderungen die er an Benedikt stellt?
Was soll er in diesem eher kurzen Pontifikat bewegen?
Ein Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten.
genau, knodel, und - ich bin da ganz bei dieter und tergram - der ratzinger hatte eine menge mehr "spiele" und zehntausend mal zehntausend mal neunzig minuten zeit, als er das geistige scharfrichterhaupt dieser institution war, diese institution zu verändern, zu befreien - in die richtung, von der küng spricht.

ich weiss, dass es schwierig ist, wenn man sich in einer institution einbaut, so dass man garnicht mehr hinausschauen kann. ich weiss, wie schnell es geht, dass eine institution ihren zweck aus den (geistigen) augen verliert und nur noch zum selbstzweck agiert. aber dann brauchense das fussvolk auch nicht mehr - und um das sollte es doch eigentlich gehen (christus - die bergpredigt).

zum anderen kann ich - ja, ich kann das (bin aber auch kein unfehlbarer) - einen umstand, der nicht o.k. ist, heute ändern. ein statement an die aussenwelt und los gehts. wenn der papst wissen will, wie das geht, soll er sich melden. egal bei wem ...

gruss - hannes

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Andreas Ponto
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Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 16.04.2010, 08:32

Hallo,

ohne in der Sache wirklich urteilen zu können oder auch nur irgendwie Bescheid zu wissen, möchte ich einen kleinen Aspekt dieses offenen Briefes ansprechen.

Ich habe den Eindruck, dass Küng von seinem alten Weggefährten persönlich enttäuscht ist.

Er hatte sich wohl sehr gefreut, dass Ratzinger Papst wurde, viel gehofft und erwartet, vielleicht sogar mit Ratzinger besprochen. Dies alles findet er so nun aber überhaupt nicht wieder, sieht von alldem überhaupt nichts in Ratzingers einsamen Entscheidungen und Handeln. Vielleicht musste er auch feststellen, dass dieser sich immer weiter von ihm entfernt (persönlich und inhaltlich).

Das ist ein Gefühl, ein Eindruck, der beim Lesen so aus dem offenen Brief auf mich gewirkt hat.

Wenn dies so sein sollte oder sich der Eindruck bei Kennern und Experten der "Szene" so auch einstellt, dann ist der Schuss nach hinten losgegangen. Dann schadet es Küng und wirkt überhaupt nicht, weil es als persönliche Angelegenheit zwischen Ratzinger und Küng abgetan und damit ignoriert werden wird.

Schade, wenn dem so wäre.

LG

centaurea

agape

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#6 Beitrag von agape » 16.04.2010, 08:50

centaurea hat geschrieben:Hallo,
...

Ich habe den Eindruck, dass Küng von seinem alten Weggefährten persönlich enttäuscht ist.

Er hatte sich wohl sehr gefreut, dass Ratzinger Papst wurde, viel gehofft und erwartet, vielleicht sogar mit Ratzinger besprochen. Dies alles findet er so nun aber überhaupt nicht wieder, sieht von alldem überhaupt nichts in Ratzingers einsamen Entscheidungen und Handeln. Vielleicht musste er auch feststellen, dass dieser sich immer weiter von ihm entfernt (persönlich und inhaltlich).
Das ist auch richtig, denn das hat Küng selbst mehrfach so betont.

Wenn dies so sein sollte oder sich der Eindruck bei Kennern und Experten der "Szene" so auch einstellt, dann ist der Schuss nach hinten losgegangen. Dann schadet es Küng und wirkt überhaupt nicht, weil es als persönliche Angelegenheit zwischen Ratzinger und Küng abgetan und damit ignoriert werden wird.

Schade, wenn dem so wäre.
Ich denke, dass der Schuss nicht nach hinten los gegangen ist, denn Küng hat ja eine "riesige katholische Lobby",
der er eine Stimme gibt. Nicht zufällig, wird Küng stets (mit weiteren gleichgesinnten Professoren und Theologen) zu Gesprächen der katholischen Basisbewegung "Wir sind Kirche" eingeladen. Auch beim ÖKT wird das so sein.
Diese Basis erwartet ja geradezu, dass sich ein "berühmter" (mächtiger erscheinender) Sprecher an die Speerspitze ihrer Bewegung und ihrer "Anklage" stellt.
Es wird doch von allen Seiten berichtet, dass der Vatikan hinter das 2. vatikan. Konzil (Ökumenismusdekret, etc) zurückrudert und "einnehmende Verbindungen" zu Gemeinschaften aufnimmt, um diese dann als römische Ökumene zu verkaufen.
Das kann nicht protestlos von ökumenisch gesinnten Ökumenikern hingenommen werden.
Die Basis muss sich da ihre "Sprecher" suchen und sie hat auch kompetente gefunden.
:- )

LG,
agape

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Andreas Ponto
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Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#7 Beitrag von Andreas Ponto » 16.04.2010, 08:53

und eben deswegen sollte, um der Sache Nachdruck zu geben, Persönliches raus gehalten werden...
nur eine bescheidene, kleine Anmerkung.

Dieter

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#8 Beitrag von Dieter » 16.04.2010, 09:17

Küng scheint nicht allein mit seiner Meinung zu sein, wie in diesem Artikel zu lesen ist.

tergram

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#9 Beitrag von tergram » 16.04.2010, 13:12

Küng schreibt zwar mit persönlichem Engagement und emotional berührt - was, wenn es um Glaubensüberzeugungen geht, ja hoffentlich erlaubt sein darf - , aber er degradiert sein Anliegen eben nicht zu einer nur persönlichen Sache, einer Sache zwischen zwei alten Männern. Er drückt stellvertretend die tiefe Enttäuschung vieler katholischer Christen aus, die man auch als nicht-Katholik gut nachempfinden kann.

Es geht auch nicht in erster Linie darum, dass der Papst den Brief zur Kenntnis nimmt oder gar darauf antwortet. Es geht darum, den Millionen gleich und ähnlichen denkenden Katholiken eine Stimme zu geben und ihnen zu sagen "du bist mit deinen Gedanken nicht allein und: Du darfst so denken".

Knodel

Re: Offener Brief von Hans Küng an die Bischöfe

#10 Beitrag von Knodel » 17.04.2010, 08:45

Küng schreibt zwar mit persönlichem Engagement und emotional berührt - was, wenn es um Glaubensüberzeugungen geht, ja hoffentlich erlaubt sein darf - , aber er degradiert sein Anliegen eben nicht zu einer nur persönlichen Sache, einer Sache zwischen zwei alten Männern. Er drückt stellvertretend die tiefe Enttäuschung vieler katholischer Christen aus, die man auch als nicht-Katholik gut nachempfinden kann.

Nun, dies mag sich richtig sein. Allerdings ist es Küng den ich, das muß ich nochmals betonen, sehr schätze sicher auch bewusst das der Großteil des Klerus in Rom und vielen Bistümern aus solchen Männern besteht.
http://www.domradio.de/aktuell/63267/ei ... theit.html

Mich hat eher überrascht mit welcher Fortschrittlichkeit dieser Papst zu Werke geht.
Meine Befürchtungen tendierten eher dazu noch Schlimmeres zu vermuten.

Der aktuell in weiten Teilen der Welt grassierende Glaubensfundamentalismus gepaart mit übergroßer Fortschrittlichkeit auf der anderen Seite bringt aus meiner Sicht erneute Spaltungen.
Den Hebel hier mit Brachialgewalt umzulegen bedeutete diese Spaltungen in Kauf zu nehmen.

Die unsäglichen Zustände die z.Zt in der kath. Kirche grassieren will kein Kirchenmitglied. Sicherlich ist das richtig, aber es muß auch an die Durchführbarkeit gedacht werden. Dabei entstehen bei mir erhebliche Zweifel.
Man darf also weiterhin gespannt sein. :wink:

Wer Lust hat, kann sich ja einmal auf entsprechenden Seiten wie:
http://www.kreuz.net/
oder
http://www.kreuzgang.org/
umsehen.

Hier nicht von Internetkrieg zu reden fällt mir schwer.

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