evah p. hat geschrieben:Ich war 2006 bei dem Konzert in Mandelsloh anwesend, wo C. Borkowski sein Werk "Brief an den Vater" vorstellte und wenn Gott bei der Komposition sein Inspirator gewesen sein soll, dann will ich ab sofort allem Göttlichen absagen. Mit anderen Worten, ich empfand es damals als Zumutung und absoluten Stimmungskiller, das überirdiche - göttlich inspirierte - Mozart Reqiem, noch dazu mitten drin, zu unterbrechen, um diesen "Brief an den Vater" aufzuführen. Auch die Wahl des Titels, der in der Literatur schon vergeben ist, fand ich "großspurig".
Natürlich ist Musik Empfindungs- und Geschmacksache, aber ich habe ein ausgeprägtes Empfinden für gute Musik, wobei Harmonien auch gerne "gewagt" sein dürfen, aber was da vermittelt wurde, war weder göttlich inspiriert noch künstlerisch wertvoll.
Hallo evah p.,
zuerst einmal möchte ich bemerken, dass ich die stammapostolische Musikselektion für die Gemeinden nicht verstehe - und ich habe lange darüber nachgedacht. Vielleicht sollte er einmal sich die Mühe machen, die Herkunft seiner neoapistolischen Gesänge zu recherchieren ...
Zu Deinen Anmerkungen bezüglich musikalischer Empfindung und Geschmack: da verstehe ich Dich nicht. Du schreibst: Musik ist Empfindungs- und Geschmacksache und: Ich habe ein ausgeprägtes Empfinden ... und dann bezeichnest Du das Mozart-Requiem als überirdisch und göttlich inspiriert. Also was jetzt?
War die Komposition Borkowskis nicht göttlich inspiriert? Woran erkenne ich, woran erkennst Du die Inspiration Gottes bei einem künstlerischen Werk? Ist es ein ästhetischer Aspekt? Hat das etwas mit Wohlklang - was immer das auch meint - zu tun? Ich denke nicht!
Ich denke, dass wir, wenn wir Kunst so bewerten in die Falle eines so bezeichneten
guten und nur
lieben Gottes gehen - was ja gut zu dieser Kirche und deren Inhalten passen würde. Aber halt nur zu dieser Kirche. Ist Gott nicht auch ein grausamer und rachsüchtiger Gott, ein sperriger und disharmonischer? Einer, der uns in und durch die abgründigsten Abgründe schickt? Ich denke schon.
Und dann passt ein Borkowski sehr gut zwischen ein Mozart-Requiem (das ich z.B. zu großen Teilen sehr einschläfernd empfinde, ganz im Gegensatz zu seiner c-moll-Messe). Weil Gott und Menschen und das Leben und auch die Musik eben von Spannungen und Brüchen lebt. Alles andere ist oder wäre Schönfärberei und für mich nicht echt und auch nicht erstrebens- und hörenswert.
Vor ein paar Jahren habe ich in London ein paar Freunde in ein Konzert mit Werken von Arvo Pärt geschleppt. Das RSO spielte u.a.
Pärt's Collage über B-A-C-H. Vielleicht kennst Du es. Hier:
www.youtube.com/watch?v=cH8oLn5Avp8 kannst Du es Dir anhören ... achte auf die Brüche und was sie mit der Bachschen Sarabande "machen" - und höre es ganz laut. Während des Konzertes wollten meine Begleiter rausrennen - ich auch ... fast. Aber genau dieses Stück ist bei mir und uns hängen geblieben ... verstehst Du das?
Lassen wir doch die Spannungen zu ... sie bereichern und nehmen die Gefahr, alles zu harmonisieren!
LG - Hannes