GIB DEM HEILAND DEN ARM...

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Maximin

GIB DEM HEILAND DEN ARM...

#1 Beitrag von Maximin » 29.08.2009, 12:31

Lieben Freunde,
an Heiligabend besuchte ich mit unserer Diakonissenschwester meinen alten Vater in seinem Pflegheim. Sie hatte ihre Gitarre mitgebracht und ich ein Kruzifix, das ich Tage vorher bei einem Trödler in der Charlottenburger Fasanenstraße erstanden hatte. Warum ein Kruzifix mit einem Heiland aus Holz, dem zu allem Überfluss auch noch der linke Arm fehlte?

Mein Vater hatte als Gemeindeevangelist wenig Zeit für Hobbys. Aber dann und wann hat er sein Holzschnitzbesteck vorgeholt und geschnitzt. Meine Idee: „Papa, mach dem Heiland einen neuen linken Arm.“ Er hat das nicht mehr geschafft. Meine Schwägerin hat dem Heiland dann einen neuen linken Arm gebastelt. Er bestand aus einem kleinen Stückchen Holz, das sie mit einem Streifen Tesafilm eingefügt hatte

Wenige Monate später war unser Vater dann bei seinem lebendigen Heiland angekommen. Gewiss, er konnte dem Holzheiland selber keinen neuen linken Arm mehr schnitzen. So nahm ich dann das Kruzifix an mich. Es hängt jetzt in meiner Diele, gegenüber der Wohnungstür und dem Holzheiland fehlt immer noch sein linker Arm.

Warum erzähle ich Euch das? Seht, Mein Vater hat als Gemeindeevangelist mit seinen beiden Händen angepackt. Liebevoll, einfühlsam und seine Gemeinde so geführt, dass den Leuten die Herzen warm blieben. Gerade auch in den schwierigen Jahren von 1954 bis weit nach 1960. Seine Geschwister haben ihn lieb gehabt. Seine Kirchenoberen weniger.

Im Gegenteil! Er hat, für den Geschmack der damaligen Amtskirche, zu viel von Jesus erzählt und zu wenig von den neuapostolischen Aposteln. Aber er hat um seiner Geschwister willen durchgehalten und manches ausgehalten, was eines starken Charakters und zweier Arme bedurfte. Eines linken Armes und eines rechten Armes.

Wenn ich nun meine Wohnungstür aufschließe, dann hängt da Vaters Holzheiland und ich frage mich: „Micha, wann gibst Du dem Holzheiland endlich seinen linken Arm?“

Der 1966 viel zu früh verstorbene ev. Pfarrer Wilhelm Busch (Essen), hat in seinem Büchlein „Gegenstände der Passion, - Anschauungsunterricht über das Leiden Christi“, 4. Auflage 1996, Aussaatverlag GmbH, Neukirchen-Vluyn, ISBN 3-7615-1087-X, Bestellnummer 111 087, auch etwas über die Nägel geschrieben, mit denen der Heiland an sein Kreuz genagelt worden war.

Über den Nagel durch dessen linke Hand schreibt Busch so: „Die linke kommt von Herzen. Es ist etwas dran, dass die linke Hand dem Herzen näher ist als die rechte. Ich habe einmal nachgedacht, welche Rolle die linke Hand des Herrn Jesus spielt. Und da entdeckte ich: Seine Linke trat immer dann in Aktion, wenn Jesus etwas besonders Liebevolles tat. Da brachte man Kinder zu ihm. Die Bibel erzählt: `Er herzte sie und segnete sie.´ Mit der Rechten hat er sie gesegnet. Dann hat er mit der Linken die Kinder geherzt.“

Lest mal bei Busch selber weiter, wenn er beispielweise die Fußwaschung für die Jünger interpretiert. Ich werde dabei sehr, sehr still.

Nun habe ich einen Entschluss gefasst und dazu einige Vorbereitungen getroffen. Ich habe mir einen Ast Pappelholz besorgt. Das ist weich und lässt sich leicht bearbeiten. Mitte September werde ich in einem Kreuzberger Bastelladen ein einfaches Schnitzbesteck kaufen können. Und dann werde ich Papas Holzheiland einen neuen linken Arm verschaffen, so gut ich das eben kann...

Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem Micha. :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 29.08.2009, 13:58, insgesamt 3-mal geändert.

Philippus

Re: GIB DEM HEILAND DEN ARM...

#2 Beitrag von Philippus » 29.08.2009, 12:41

Maximin hat geschrieben:Lieben Freunde,
...
Und dann werde ich Papas Holzheiland einen neuen linken Arm verschaffen, so gut ich das eben kann...
:wink:

Lieber Freund,

dazu wünsch ich Dir zwei fähige Hände, nicht nur betende ... nebst den zugehörigen Armen ... und gib dem Heiland, was des Heilands ist. :roll:

Liebe Grüße aus der Uni-Stadt

Frank

Maximin

STARKE ARME...!

#3 Beitrag von Maximin » 29.08.2009, 13:42

:) Mein lieber Philippus,
oft verstehen sich die Dinge wesentlich besser, wenn man mal nebeneinander gesessen hat wie wir beide auf dem Berg. Manchmal überlege ich, etwas über das Thema Väter und Söhne, aufzuschreiben. Is´ aber wohl noch noch zu früh, obwohl es andererseits auch eine Geschichte mitten aus unserem Leben wäre. Heute ging es mir halt um Herzenswärme, die starker Arme bedarf und nicht nur um solche aus Pappelholz...
Liebe Grüße vom Micha :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 29.08.2009, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.

simpel

#4 Beitrag von simpel » 29.08.2009, 13:44

Maximin hat geschrieben:Seine Geschwister haben ihn lieb gehabt. Seine Kirchenoberen weniger. Im Gegenteil! Er hat, für den Geschmack der damaligen Amtskirche, zu viel von Jesus erzählt und zu wenig von den neuapostolischen Aposteln. Aber er hat um seiner Geschwister willen durchgehalten und manches ausgehalten, was eines starken Charakters und zweier Arme bedurfte.
Ein schöner Nachruf!

Auch er wusste, dass nur Jesus die Tür ist...

Alles Gute Dir.

uhu-uli

#5 Beitrag von uhu-uli » 29.08.2009, 16:50

8)
Zuletzt geändert von uhu-uli am 12.10.2009, 15:34, insgesamt 1-mal geändert.

filippo

#6 Beitrag von filippo » 30.08.2009, 16:04

erl.
Zuletzt geändert von filippo am 27.09.2009, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.

filippo

#7 Beitrag von filippo » 30.08.2009, 16:30

erl.

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