
mein Vater hatte sich in den 80ern längst das Rauchen abgewöhnt. 10 Jahre später erzählte er uns, dass er neulich im Traum genüsslich eine Zigarre geraucht und sich darüber nachher sehr geschämt habe.
Trotz aller Warnhinweise, trotz stetig steigender Zigarettenpreise und morgendlichen Hustenattacken rauche ich heute immer noch. Derzeitiger Stand: rd. 35 HB pro Tag.
Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass Nikotinkonsum gesundheitsschädlich ist und zum Tode führen kann. Warum rauche ich also immer noch und nehme in Kauf, dass sich die stetig größer werdende Nichtraucherfraktion über mein Verhalten kopfschüttelnd lustig macht? Bin ich doof? Doof bin ich nicht, nur abhängig. Nikotinsüchtig...!
Eine gutmeinende alte Freundin schenkte mir zu meinem Geburtstag ein dickliches Buch, Titel: „Nichtraucherbuch – Endlich Nichtraucher“, 664 Seiten. Schlusssatz des Autors Allen Carr: „Nein, Gott sei Danke bin ich frei!“
Dieses Buch liegt nun seit 10 Tagen wie Blei in meinem Bücherschrank. Werde ich es lesen? Und wenn ich es gelesen haben werde, werde ich dann ein Nichtraucher sein? Und wenn ich tatsächlich ein Nichtraucher geworden sein sollte, werde ich mich dann, wie mein Vater, über meine vermeintliche Willensschwäche ebenfalls schämen, wenn ich gelegentlich davon träumen sollte, genüsslich an einer HB zu nuckeln?
Was für ein Nichtrauchertyp werde ich ggf. sein? Ein eher stiller, dessen Bronchien und Lungen beginnen, allmählich Luftsprünge zu vollführen? Oder einer von der zynischen Sorte, der auf die stetig abnehmende Rauchergemeinde mit Spott und Häme herabblickt und sich über sie kopfschüttelnd lustig macht? Vielleicht werde ich mich sogar in einen millitanten Nichtraucher verwandeln. Leute, die hysterisch reagieren sobald sie in ihrer Umgebung nur einen Hauch von Tabakqualm wittern.
Heute Nacht träumte mir wieder einmal ein Kirchenlied aus früheren Tagen. Es geht so: „Du führst mich, Herr, ich kann nicht gleiten, dein Wort muss ewig feste steh´n. Du sprichst: „Mein Auge soll dich leiten, ein Angesicht soll vor dir geh´n." Ja, deine Güt´ und dein Erbarmen soll mich umfangen und umarmen, so spür ich täglich deine Treu.“ (Karl Heinrich von Bogatzky, 1690 – 1774).
Natürlich werde ich diesen musikalischen Ohrwurm mit seiner so eingängigen Melodie den ganzen Tag nicht loslassen. Das ist wohl so wie mit vielen anderen Prägungen die wir, freiwillig oder unfreiwillig, erfahren haben. Ein kluger Kopf schrieb hier unlängst sinngemäß: „Mit unserem Austritt ist uns die NAK losgeworden. Wir sie noch lange nicht.“
Suchtfaktor - N... lautet mein Titel. Gibt´s da etwa Parallelitäten...?
Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem Micha
