Du schreibst doch selbst: solange niemand anderem geschadet wird. Extreme aber beeinflussen und schaden eigentlich immer, mindestens beschränken sie jemand anderen.Pritzebilsky hat geschrieben:Tatyana, du schreibst:Natürlich sind in einem sozialen Gebilde, ob nun Staat oder Schule oder Verein oder was auch immer, alle gewissen Beschränkungen unterworfen. Sonst herrschte das Gesetz des Stärksten oder völlig chaotische Zustände. Von daher ist mir dein Einwand ein großes Rätsel.Daß jeder so leben dürfen sollte, wie es ihm gefällt, wenn er dem anderen nicht schadet, heißt nämlich, daß alle wieder Beschränkungen unterworfen sind und Extreme sowieso wegfallen. Also alle gleich und weichgespült. Schlimmer als in jeder kirchlichen Idealvorstellung
Auch warum Extreme wegfallen sollten, verstehe ich nicht. Warum sollte der Punk, der, sagen wir mal, alle bürgerlichen Werte radikal ablehnt und versucht, eigene Werte zu leben, deswegen wegfallen?
Warum sollte z.B. ein Messie oder einer, der abweichende sexuelle Präferenzen hat, wegfallen?
Dass jeder so lebt, wie es ihm vorschwebt, setzt zum einen nicht grundlegende soziale Zusammenlebens-Regeln außer Kraft, bedeutet aber genauso wenig, dass es keine Extreme mehr gibt, was nebenbei gesagt, auch eine Unmöglichkeit ist. Denn selbst in einem Staat, der strengstens alles vorschreiben würde und wo alle bemüht wären, sich daran zu halten, gäbe es immer noch Extreme, die allerdings im Weltmaßstab gesehen lächerlich brav wären. Wenn das Trinken von Alkohol als todeswürdiges Vergehen eingestuft wird, dann ist der, der heimlich einmal im Monat einen Eierlikör trinkt, schon ein Verbrecher.
Und warum alles gleich und weichgespült ablaufen sollte, nur weil eine ethische Regel in Kraft ist, die auf gegenseitige Nichtverletzung der persönlichen Rechte beruht, ist mir ebenso schleierhaft.
Gruß
Pritzebilsky
Der Messi schadet per se erst mal niemandem. Aber vielleicht treibt er die Rattenpopulation in seiner Umgebung ja hoch. Eine von denen beißt wiederum jemanden. Oder erschrickt auch "einfach" nur eine Hausfrau X beim morgendlichen Putzritual oder eine Omi beim Spaziergang. Schwupps, schon wurde jemandem geschadet.
Der mit den abweichenden sexuellen Präferenzen ist vielleicht zufällig Exhibitionist. Und praktiziert das in Gegenwart eines Kindes oder einer Nonne. Sicher, die werdens überleben. Aber Schaden ist geschehen.
Jemand, der ökologisch-alternativ leben möchte, lebt zufällig neben einem, dessen Traum es ist, ohne jede Rücksicht auf Umwelt o.Ä. möglichst viel möglichst schnell möglichst billig für möglichst viele Arme Nützliches zu produzieren. Die beiden schaden sich gegenseitig.
Pritzi, so einfach ist Utopia nicht...und weil nicht jeder seine kleine einsame Insel hat, wo er ungestört seine Träume leben kann, beeinflußt das, was der eine tut, immer den anderen. Also müßten für eine ideale Gesellschaft Extreme rausfallen, weil die nicht verkraftbar wären. Und du sagst es ja selbst: damit pendelt sich die Waage irgendwann gegen Null und selbst Kleinigkeiten werden zum Verbrechen. Weil auch sie den Nächsten beeinflussen und damit einschränken.
Was ja an sich schon wieder einen Schaden bedeutet, und seis auch nur der an der eigenen Willensfreiheit und am eigenen Ego.
Und auch das, was man nicht tut, kann ja einem anderen schaden, wenn man ihm nicht gibt, was er nun grade zu brauchen meint, sei es ein Lächeln, ein Kuß, sonstiges.