Ich lasse töten - bin ich mitschuldig?!

Christliche Ethik
Nachricht
Autor
Steppenwolf

Ich lasse töten - bin ich mitschuldig?!

#1 Beitrag von Steppenwolf » 07.03.2009, 21:48

Die Anregung Dieters - bezüglich Eröffnung eines neuen Threads - aufgreifend:

Kann und darf ich als "Christenmensch" mit gutem Gewissen Fleisch zu mir nehmen? (Auch unter der Prämisse, selbst nicht in der Lage zu sein, ein Tier selbst zu töten?)

Es steht das Gebot im Raum: Du sollst nicht töten. (Wenn mir meine Erinnerung kein Schnippchen schlägt, wurde dieses Gebot auf irgendeinem Konzil aber nur auf die Menschen beschränkt...)

Wir kennen das Gebot Gottes aus der Genesis: Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
Dann geht ´s aber weiter: Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben.

Ja, wie denn nun? "Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise..." (Schönen Gruß aus China! :) )

Nein - ich bin nicht fundamentalistisch! Ich frage mich aber, ob Allein esst das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben ist! auch heute noch Gültigkeit für uns hat?

Ja, ich weiß: Nur das Apostelamt hat die Fähigkeit, die Bibel richtig zu interpretieren... 8)
Solcherlei - für mich essentielle - Fragen konnte mir noch niemand beantworten. Muss ich mich etwa andernorts kundig machen? :roll:
Zuletzt geändert von Steppenwolf am 07.03.2009, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.

tergram

#2 Beitrag von tergram » 07.03.2009, 22:48

Ein hochinteressantes Thema mit reichlich Zündstoff! :lol:

Abgesehen von den überkommenen Ernährungsvorschriften des AT:

Hat Jesus sich zum Thema geäußert, uns einen Hinweis hinterlassen? Meines Wissens nicht. Daher nehme ich an, dass es für ihn keine besondere Bedeutung hatte. Ich kann auf Basis des NT also nicht erkennen, warum Christen aus religiösen Gründen kein Fleisch essen sollten.

Der Respekt vor dem Schöpfer und der Schöpfung gebietet es uns aber, die Tiere, die wir in unserem Kulturkreis essen, zuvor so gut wie möglich zu behandeln. Ich verzichte häufig auf Fleisch und kaufe ausschliesslich Fleisch aus entsprechender Haltung/Schlachtung. Das betrifft nicht nur Säugetiere, sondern auch Geflügel (inkl. Eier) und Fisch. Das "weniger" im Verbrauch gleicht den höheren Preis wieder aus.

Mein Fazit: Vegetarier sein (oder nicht) ist Einstellungssache, aber keine religiöse Frage.

Und da es bei diesem Thema erfahrungsgemäß hoch hergehen kann, vorsorglich der Hinweis: Dies ist meine subjektive und beschränkte Meinung. Ich kann mich irren. Andere Auffassungen sind zulässig. :wink:

Steppenwolf

#3 Beitrag von Steppenwolf » 07.03.2009, 23:04

Bild
Zuletzt geändert von Steppenwolf am 21.04.2009, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

tergram

#4 Beitrag von tergram » 07.03.2009, 23:16

Steppenwolf hat geschrieben:Trotzdem: Ich suche einen für mich verbindlichen Maßstab, um in dieser Welt klar zu kommen - hab ´s gern übersichtlich...
Da bist du in großer und guter Gesellschaft... :wink: Aber ist es nicht viel spannender, sich selbst "durchzuwurschteln" und sich seinen eigenen Weg zu suchen? Irrtümer inklusive...

Es gibt 2 Möglichkeiten: Du hörst auf Andere (vom Arbeitskollegen bis zum Kirchenfürsten) oder auf dich selbst.

Steppenwolf

#5 Beitrag von Steppenwolf » 07.03.2009, 23:25

Bild
Zuletzt geändert von Steppenwolf am 21.04.2009, 11:20, insgesamt 1-mal geändert.

Hannes

#6 Beitrag von Hannes » 08.03.2009, 08:21

Mein lieber Steppenwolf,

interessante Frage! Stelle ich mir auch immer wieder ... und komme zwar immer ein Stück weiter, aber noch zu keiner "Endlösung" ...

Wie so oft helfen mir bei dieser Antwortsuche die Lehrer des Fernen Ostens und ihre Philosophien. Lies doch mal das Buch Ärger von Thich Nhat Hanh. Es geht (ihm) darin um Achtsamkeit - auch bei der Nahrungszubereitung und -aufnahme. Oder schau Dir einmal diesen Brief, von Thich Nhat Hanh an.

Es geht immer um die Achtung vor dem Leben - vor jeglichem Leben - und um Achtsamkeit im Umgang mit den Lebensmittel. Und es geht auch um eine achtsame Verteilung dieser Lebensmittel (aber das ist ein anderer Punkt).

Für mich ist die ayurvedische Lehre, in Bezug auf Ernährung und auch auf Gesundheit, immer wieder die "gesündeste". Weil sie den Menschen individuell betrachtet. Und weil sie gesundheitliche und ethische Aspekte vereint (ausserdem schmeckt das saulecker und tut Körper und Seele gut!). Nimm Dir doch einmal 10 Minuten und mache im Netz einen Ayurveda-Test zur Bestimmung Deines Typs ... Du wirst erstaunt sein.

Wir waren vor 2 Wochen hier in einem Lokal, die ausschliesslich Bio-Fleisch aus der Region verwenden. Alle bestellten sich dann die grossen Rindersteaks - und ich konnte das irgendwie nicht. Da ist irgendeine Abwehr in mir gegen so ein Stück Tier auf meinem Teller. Ich spüre dann auch immer, wie sich mein Kiefer anspannt und ich irgendwie fast schon "aggressiv" werde. Vielleicht hat das etwas mit der Wut und den Zuständen (Angst - Adrenalin) zu tun, die diese Tiere haben, wenn Sie getötet werden - das ganze Zeug, dass da freigestellt wird, ißt man ja mit.

Von daher esse ich minimalst Fleisch (ausser Roulade - hmmm ... lecker :wink: ) und wenn, dann mit grosser Achtung. Was aber dem armen Vieh auch nicht wirklich hilft ...

Schönen Sonntag
Hannes

Maximin

DER CHRISTEN SPEISEPLAN...!

#7 Beitrag von Maximin » 08.03.2009, 09:44

:) Liebe Tergram,
Du hast geschrieben: „Abgesehen von den überkommenen Ernährungsvorschriften des AT: Hat Jesus sich zum Thema geäußert, uns einen Hinweis hinterlassen? Meines Wissens nicht. Daher nehme ich an, dass es für ihn keine besondere Bedeutung hatte. Ich kann auf Basis des NT also nicht erkennen, warum Christen aus religiösen Gründen kein Fleisch essen sollten.“

In dem ich mich Deiner Interpretation anschließe erlaube ich mir den (schönen) Hinweis auf Matthäus 15, 10+11 (Luther 1984): „Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift's: Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“

Meine Stuttgarter Jubiläumsbibel (1912) kommentiert dazu: <Bei der Warnung des herbeigerufenen Volks geht Jesus noch einen Schritt weiter und bereitet die Aufhebung der (alttestamentlichen) Speisegesetze vor (s. a. 1. Timotheus 4, 4). Nicht das Essen, sondern die Rede verunreinigt (s. a. Jakobus 3,6).>

Herzlichst Micha :wink:

Falsche Enthaltsamkeit (1. Timotheus 4,1-4)
1 Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, 2 verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. 3 Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen. 4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; 5 denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.



Die Macht der Zunge
6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet. 7 Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, 8 aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes. 9 Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. 10 Aus "einem" Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder.
Zuletzt geändert von Maximin am 08.03.2009, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
tosamasi
Beiträge: 2157
Registriert: 24.11.2007, 15:56
Wohnort: tief unten

#8 Beitrag von tosamasi » 08.03.2009, 11:36

Insofern kann sich das: 'Du sollst nicht töten' nicht auf die Nahrungskette beziehen.

Opfertiere wurden getötet, um Gott wohlgefällig zu sein. Das wäre dann auch schon ein Widerspruch. Haben die Opferer sich sündig im Sinne des Gebotes gemacht?

Hierzu auch: 2.Mose 34
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

Maximin

TIERE ESSEN...?

#9 Beitrag von Maximin » 08.03.2009, 12:40

:) Lieben Freunde,
die Ausgangsfrage vom Steppenwolf war: „Kann und darf ich als "Christenmensch" mit gutem Gewissen Fleisch zu mir nehmen? (Auch unter der Prämisse, selbst nicht in der Lage zu sein, ein Tier selbst zu töten?) Es steht das Gebot im Raum: Du sollst nicht töten.“

Meine Antwort lautet: Ja, Du darfst mit gutem Gewissen Fleisch von Tieren essen. Beispielweise an Ostern einen deftigen Lammbraten. Mir als Christ schreibt keine Bibelstelle vor, an Ostern unbedingt Lammbraten zu essen. Es wäre übrigens auch ein saftiger Schweinebraten denkbar, oder, wenn ich keine Tiere aufessen möchte, mir stattdessen ein vegetarisches Mahl zu gönnen.

In diesem Zusammenhang eine Verbindung zum 5. Gebot herzustellen führt m. E. auf Abwege. Anbei einige Schriftstellen zu den Hintergründen des Passahlammessens bei den Kindern Israels.

Einen lieben Sonntagsgruß vom Micha :wink:

Gedächtnismahl Israels
3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. 4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er's mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.

Das Abendmahl (Markus 14, 12-14)
12 Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? 13 Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm 14 und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?

Das Passalamm (Lukas 22, 14-16)
14 Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. 15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. 16 Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes.

tergram

#10 Beitrag von tergram » 08.03.2009, 13:39

Steppenwolf hat geschrieben:Wer, bitteschön, ist denn dich selbst ?
Na ja... dieser Mensch mit all seinen Fehlern, Mängeln, seinem Wissen und seinen Erfahrungen halt. Wenn ich viel auf andere höre, wird's doch nicht besser. Meine grundsätzliche Überzeugung ist, dass andere Menschen nicht bedeutend mehr wissen, als ich. Über mich selbst schon gar nicht. Ich bin halt ein "Pitta", wie Hannes jetzt feststellen würde.... :wink:

Paul von Heyse soll gesagt haben:

Wer sich an andere hält, dem wankt die Welt.
Wer in sich selber ruht, steht gut.

Gesperrt

Zurück zu „Ethik“