Entschuldigung, aber hier nimmt die Vorstellung von Sünde wohl bereits nahezu wahnhafte Züge an. Es zeigt sich darin einmal mehr, wohin das unselige christliche Sündenkonzept führt, nämlich zur Aufgabe jeder eigenen Beurteilung, jeder eigenen Entscheidung darüber, was gut und was böse ist, die soziale Kontrolle des Christentums hat gegriffen.Silke Gorklo hat geschrieben:ist es Sünde (ebenso wie die Fliegen, Ameisen die ich bewusst oder unbewusst getötet habe
Ich stelle mir gerade die Situation vor, wenn ich mit dem frischgewaschenen Auto von A nach B fahre, dort aussteige und das Auto von vorne betrachte. Was bleibt mir da anderes übrig als umgehend in die Kirche zu rennen und mir die Absolution erteilen zu lassen für die vielen ungewollten und unbewussten Morde an Fliegen, Mücken und anderen Insekten und anderen Tieren wie Würmern, Schnecken etc., die ich auf meiner kurzen Fahrt tötete? Gut ist Mittagszeit, der saftige Braten schmort schon im Ofen ...
Mir stellt sich da unmittelbar im Zusammenhang die Frage: Wie ist es denn mit Pflanzen? Töte ich die Karotte, wenn ich sie aus dem Boden ziehe und esse? Wer sagt mir verbindlich, dass eben diese Karotte und andere Pflanzen in den Augen Gottes nicht Lebewesen sind wie Tiere und Menschen? Gut gibt es wenigstens noch die Lichtesser ...
Ach, und wie ist es mit den schädlichen Bakterien, die mein Immunsystem laufend auszurotten versucht? Ist gesund werden sündhaft? Gut wirken die Antibiotika immer weniger ...
Eine dermassen rigide Auslegung dieses Gebotes fraglicher Herkunft (stammt mit Sicherheit nicht vom jüdischen oder christlichen Gott, denn das viel ältere ägyptische Totenbuch enthält schon ein Tötungsverbot) ist nirgendwo in der Bibel belegt. Ganz im Gegenteil, die Juden wüteten unter anderen Völkern wie später die Berserker und schlachteten grausam ganze Stämme und Völker, so wenigstens lässt es uns das Buch der knietiefen Blutströme respektive eben die Bibel wissen. Und sie wurden dafür sogar noch belohnt und gesegnet, und zwar von dem gleichen Gott, der angeblich das Töten verboten hatte.
Zurück zum Ursprung des Themas:
Ja, es soll jeder Mensch frei und ohne von derart wahnhaften religiösen Ideen abgehalten zu werden selbst entscheiden können, wann und wie und wo er sterben will! Ob er es tut, ist jedem seine Sache!
Ich habe mich schon öfters gefragt, wieviele Menschen von solchen Sünden-und Angst-Vorstellungen und dergleichen mehr abgehalten werden, ihrem unmenschlichen Leiden ein endgültiges Ende zu bereiten, und wieviele Menschen trotz grösster Leiden viel sehr an ihrem Leben hängen, um diesen letzten Schritt selbstbestimmt zu tun.
Und ja, manche können gar nicht mehr entscheiden und haben womöglich keine Patientenverfügung hinterlassen geschweige denn ihre Angehörigen klar über darüber hinausgehende Wünsche informiert.