Präimplatationsdiagnostik

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Andreas Ponto
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Präimplatationsdiagnostik

#1 Beitrag von Andreas Ponto » 10.07.2011, 13:08

Hallo zusammen!

Zum Thema Präimplatationsdiagnostik habe ich auf wissenschaft-online.de einen Artikel gefunden, der beschreibt, was Präimplatationstechnik eigentlich leistet.

Und bei 1000fragen.de mehrere Diskussionsrunden zur PID.

Wie seht ihr die PID?

agape

Re: Präimplatationsdiagnostik

#2 Beitrag von agape » 10.07.2011, 22:09

Welche Rolle spielt "Gott" in der jeweiligen Wissenschaft?
Kommt er vor als Arbeitshypothese?
Ist die jeweilige Wissenschaft "transzendenzneutral"?
Ist sie sachlich oder methodisch "atheistisch"?
Oder gibt es kulturelle Normen als Bindung der wissenschaftlichen Forschung, die einen transzendenten/religiösen Hintergrund haben?


Fragen zitiert aus:
Der "Gott" der Fakultäten
Gott der Wissenschaft - Gott, der Wissen schafft?

Adler

Re: Präimplatationsdiagnostik

#3 Beitrag von Adler » 11.07.2011, 05:31

Stellt sich die Frage: darf alles erlaubt sein, was wissenschaftlich/technisch machbar ist?
Oder sollte man fragen: ist alles automatisch erlaubt, sobald es wissenschaftlich/technisch machbar ist?

LG Adler

Gaby

Re: Präimplatationsdiagnostik

#4 Beitrag von Gaby » 11.07.2011, 07:38

So ganz kann ich die Aufregung um die Präimplatationsdiagnostik nicht verstehen.
Konsequenterweise müsste man dann z. Bsp. die künstliche Befruchtung im Allgemeinen auch hinterfragen. Liegt das Problem in der Auswahl einer befruchteten Eizelle, oder in der Tatsache, dass in der Regel höchstens eine der befruchteten Eizellen überlebt?
Wenn man schon die befruchtete Eizelle als vollwertigen Menschen betrachtet, dann wäre die künstliche Befruchtung auch abzulehnen - ob selektiert oder nicht. Legt man den Beginn des Lebens auf einen späteren Zeitpunkt fest, wäre es unverantwortlich, keine PID anzuwenden, wenn der Verdacht auf schwere Erbkrankheiten vorliegt.
Die Natur selbst selektiert übrigens auch, wie man beobachtet hat ... wendet also PID an, weil viele befruchtete Eizellen abgehen, wenn es scheint, dass sie nicht ganz gesund sind.
Man sollte also eher darüber diskutieren, wann das Leben eigentlich beginnt.
Stichwort Sukzessivbeseelung.
http://www.bistummainz.de/bistum/bistum ... 80602.html
Und warum gibt es eine derart emotionale Diskussion um die Präimplatationsdiagnostik, aber wenn ein behindertes Kind noch nach der 20. Schwangerschaftswoche (Spätabtreibung) abgetrieben werden darf, wird das einfach so hingenommen.
Sowie Abtreibungen bis zum 3. Schwangerschaftsmonat in unserer Gesellschaft
mittlerweile als "normal" angesehen werden, gesetzlich erlaubt sind.
Was ist mit der Spirale oder der "Pille danach"?
Wenn ich gegen das eine bin, müsste ich also konsequenterweise auch gegen das andere sein.
Aus all diesen Gründen bringe ich diese Diskussion in unserer Gesellschaft mit "Heuchelei" in Zusammenhang.
Wir pfuschen der Natur (Gott) schon lange ins Handwerk ... nicht erst seit der
Präimplatationsdiagnostik.

tergram

Re: Präimplatationsdiagnostik

#5 Beitrag von tergram » 11.07.2011, 08:00

Gaby,

mir stellt sich (auch) hier die Frage nach der Art des immer wieder gern zitierten "Handwerks Gottes". Immer, wenn wir in Diskussionen an die Grenzen von Leben und Tod gehen, holen wir das vermeintlich göttliche Handwerk wie ein Zaubermittel aus der Hosentasche. Die Zeit dazwischen, in der Regel knapp 80 Jahre, scheint mir dagegen frei von göttlichen Handwerksbeweisen zu sein... das ist doch seltsam, oder?

Wir hatten diese Debatten schon reichlich - erinnern wir uns nur an die Themen Sterbehilfe und Abtreibung. Und ich denke inzwischen, dass nur der urteilen darf, der diese Dinge hautnah erlebt hat, beispielsweise :
  • Frauen, die ungewollt schwanger wurden und vor der schwierigen Frage nach Abteilung standen.
    Jemand, der hilflos dem elenden und menschenunwürdigen Sterben eines geliebten Menschen zusehen musste, ohne helfen zu können.
    Menschen, die ein schwerstbehindertes Kind haben, es liebevoll versorgen und pflegen und sich ängstlich fragen, was aus dem Menschen wird, wenn sie mal nicht mehr da sind..
Die Diskussion würde erheblich an Qualität gewinnen, wenn alle, die mit diesen schwierigen Themen keine Erfahrung haben, die nicht wissen können, wie es sich anfühlt, einfach schweigen würden.

Aber ich fürchte, das wird wohl nix...

Maximin

Re: Präimplatationsdiagnostik

#6 Beitrag von Maximin » 11.07.2011, 12:19

Tergram befindet: „Die Diskussion würde erheblich an Qualität gewinnen, wenn alle, die mit diesen schwierigen Themen keine Erfahrung haben, die nicht wissen können, wie es sich anfühlt, einfach schweigen würden. Aber ich fürchte, das wird wohl nix...“

Tergram, lass Deine (berechtigten) Befürchtungen, soweit sie sich auf mich beziehen, fahren. Ich werde schweigen und mich, nachdem ich den ganzen Tag die Debatte im Deutschen Bundestag verfolgt und alle Für und Wider verstanden habe, im Stillen mit der Frage auseinandersetzen: „Wann beginnt das menschliche Leben?“
Gruß vom Maximin + + +

Gaby

Re: Präimplatationsdiagnostik

#7 Beitrag von Gaby » 11.07.2011, 15:03

Tergram, Du müsstest mich inzwischen soweit kennen, dass Du weißt, dass ich mir niemals anmaßen würde jemanden ob seiner Entscheidungen die er in seinem Leben trifft zu verurteilen.
Genauso wie ich eigenverantwortlich Entscheidungen treffe, so gestehe ich dieses auch anderen zu.
Das ändert aber nichts daran, dass ich mir eine Meinung zu einem Thema bilde.

"Der Natur (Gott) ins Handwerk pfuschen" ist m.E. eine Redewendung, die verdeutlicht, dass die Menschen sich mittlerweile in der Biomedizin einer Gratwanderung angenähert haben, nicht mehr und nicht weniger ... wenn wir als Gesellschaft nicht aufpassen und alles einfach so laufen lassen besteht in diesem Bereich die Gefahr des Mißbrauchs ... ob Gott bei dieser Diskussion eine Rolle spielt oder nicht ist m.E. nebensächlich. Es geht wirklich darum, wie Adler fragte, ob wirklich alles erlaubt sein sollte, sobald es wissenschaftlich/technisch machbar ist?

http://www.aktion-leben.de/Bio-Ethik/Wa ... /sld04.htm

Schon längst geht es wieder um Kosten/Nutzen-Analysen. Finanziert von der EU-Kommission debattierten Experten über das Für und Wider von genetischer Beratung und der Anwendung von Gentests.
„Insgesamt wurde anerkannt", heißt es in einem 1997 herausgegebenen Bericht von EURO-SCREEN, „daß im Rahmen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge genetische Screening-Programme sowohl Kosten reduzieren als auch individuelles Leid vermindern können." Der Einsatz von DNA-Diagnostik bewirke, daß mehr gesunde Kinder geboren würden. „Die DNA-Diagnose bringt beträchtliche Einsparungen." Zur Veranschaulichung ihrer Kalkulationen listen die Experten geschätzte „Lebenszeitkosten" Betroffener auf und stellen sie den durchschnittlichen Kosten für Gentests, Entbindungen und Abtreibungen gegenüber.


Immer häufiger zu hören sind Stimmen, die statt Menschen- Personenrechte fordern und auf diese Weise Abtreibungen auch nach dem dritten Monat möglich machen wollen. Und längst besteht in dem, was Menschsein eigentlich heißt, kein klarer Unterschied mehr zwischen etwas und jemand. So spricht man in der Wirtschaft nicht mehr von Menschen sondern von Human Resources. Der Mensch als Ware, die nach Gutdünken hin und her geschoben und manipuliert werden kann.

Saudi-Arabien hat den Einstieg in die Embryonenforschung damit begründet, die Gewebezucht könne eines Tages das Öl als Wirtschaftsfaktor Nummer eins ablösen.

Weder das „Ethikkomitee" des Europarates noch das der UNESCO scheuen davor zurück, eherne ethische Tabus in Frage zu stellen, z. B. Versuche auch an nicht einwilligungsfähigen, altersdementen oder bewußtlosen Personen und geistig Behinderten - und das sogar noch, ohne daß die betroffene Person selbst einen Nutzen davon hat. Ein ethischer Dammbruch!

Geht alles in die Richtung "Milliardengeschäft"? Zählt der Mensch als Mensch überhaupt noch etwas? Noch beruht alles was mit Gendiagnostik zu tun hat auf Freiwilligkeit ... aber wie lange noch? Ich denke diese Frage sollte uns zusätzlich zu der Frage wann das Leben eigentlich beginnt beschäftigen.

Vielleicht geht es nicht mehr um den Schöpfergott, aber stattdessen wieder einmal um den Gott des Mammons?

Als Lektüre zu dem Thema passt vielleicht die Tragik-Komödie "Die Physiker" von Dürrenmatt ... wie weit darf/sollte die Wissenschaft gehen?

Adler

Re: Präimplatationsdiagnostik

#8 Beitrag von Adler » 11.07.2011, 15:40

Ein großes Problem unserer Zeit ist, das zeigt sich auch bei diesem Thema sehr deutlich, das überschreiten bzw. wegreißen von Grenzen!

LG Adler

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Re: Präimplatationsdiagnostik

#9 Beitrag von Andreas Ponto » 16.07.2011, 13:43

Hier der Link zu einem kurzen Interview mit dem Ethiker Nikolaus Knoepffler der jüngst in die Ethikkommission aufgenommen wurde: Interview

@Tergram
tergram hat geschrieben:...
Die Diskussion würde erheblich an Qualität gewinnen, wenn alle, die mit diesen schwierigen Themen keine Erfahrung haben, die nicht wissen können, wie es sich anfühlt, einfach schweigen würden.

Aber ich fürchte, das wird wohl nix...
Und ich hoffe, dass daraus nichts wird ...

Ich stimme dir zu, wenn du all die Besserwisser und Selbstgerechten meinst, die denken, über Andere urteilen zu können. Aber eine Diskussion dazu, eine gesellschaftliche Auseinandersetzung, ist, denk ich, notwendig. Auch wenn diese bei direkt Betroffenen und Fachleuten manchmal Unverständnis und Entsetzen hervorruft. Deren Input in die Diskussion ist unabdingbar. Ohne diesen Input kann die Diskussion sicher nicht sinnvoll geführt werden.

Ist es für (potentielle) Eltern, die in die Notlage kommen, darüber einmal selbst entscheiden zu müssen, nicht notwendig, dass sich die Gesellschaft insgesamt mit diesen Themen beschäftigt, auseinandersetzt und zu diesen sich ethisch positioniert?

Entscheiden, im Rahmen der gesetzlichen Grundlagen, sollten immer die Eltern und zum Schluss die Frau, bzw. Mutter, ganz klar.

Aber die Gesetze werden von anderen gemacht und von daher müssen sich viele Personen dazu eine Meinung und schlussendlich auch ein Urteil bilden. Dazu braucht es Fachleute, die in der Lage sind, so eine Kommission verantwortlich auszufüllen und den Politikern frei und unabhängig vom politischen und medialen Alltag Rat geben zu können.

Weiter könnte theoretisch jeder selbst mal in die Situation kommen, dass er selbst unmittelbar oder mittelbar mit dem Thema konftontiert wird. Warum sollte er sich nicht vorher schon damit auseinandersetzen und dazu eine Meinung bilden?
Sicher, im Ernstfall sieht es wieder anders aus...

Die Eltern, die es betrifft, benötigen im Ernszfall doch viele Menschen in ihrem Umfeld, die Ihnen Rückhalt geben.
Also ist ein gesellschaftliche Grundkonsens doch von Vorteil, oder?

Und wie soll eine Frau oder ein Paar eine Entscheidung für oder gegen etwas treffen, wenn Sie das zum ersten Mal, ohne eigene Erfahrung, entscheiden sollen? Wie wollen Sie die Folgen, auch für sie selbst vorher übersehen und absehen? Ist es da nicht sinnvoll, wenn kompetente und erfahrene Psychologen, Ethiker, Seelsorger, Theologen und Politiker dazu ein gesellschaftliches Klima schaffen, in dem diese existentiellen Entscheidungen getroffen werden können und die notwendige Begleitung vorher und nacher in jeder Hinsicht angeboten wird?

Ich denke es müssen sich mehr mit diesem Thema auseinandersetzen, als nur die direkt Betroffenen.

Andreas

Cemper

Re: Präimplatationsdiagnostik

#10 Beitrag von Cemper » 16.07.2011, 20:09

tergram hat geschrieben: Die Diskussion würde erheblich an Qualität gewinnen, wenn alle, die mit diesen schwierigen Themen keine Erfahrung haben, die nicht wissen können, wie es sich anfühlt, einfach schweigen würden.
Liebe tergram, ich habe diesen Satz nicht verstanden. Was meinen Sie mit "Erfahrung haben" und mit "wie es sich anfühlt"?

Zur Sache ein Text aus Jena: http://www.tabvlarasa.de/27/Gross.php

Mit freundlichen Grüßen
HC

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