Centaurea, spricht die Tatsache, dass erdgeschichtlich gesehen vor wenigen Sekunden noch die ganze Menschheit der Ansicht war, die Sonne drehe sich um die Erde, denn dafür, dass dem auch so ist? Ich glaube nicht, dass du dieser Meinung bist, denn offensichtlich kann sich sogar die ganze Menschheit irren.
Warum soll denn eine Milliarde Christen (es sind wohl eher zwei Milliarden) dafür sprechen, dass das Christentum mit Disziplinen wie "Gesellschaftslehre und christlicher Soziallehre" unbedingt [??] notwendig ist, zumal höchstwahrscheinlich nur sehr wenige dieser Christen davon etwas wissen und vor allem weil rund 5 weitere Milliarden Nichtchristen überhaupt nicht der Ansicht sind, dass das Christentum unbedingt nötig ist? Viele würden wohl genau das Gegenteil davon sagen. Ich hoffe nicht, dass Quantität dein stärkstes Argument ist
Aber gehen wir zur Basis zurück: Christliche Moral, wenn sie sich denn tatsächlich christlich nennen will, muss auf diesem Jesus Christus basieren.
Ich denke, ich habe zur Genüge dargelegt, dass weder Bibel noch dieser Jesus Basis einer menschlichen, einer humanistischen Moral sein können. Was dort in der Bibel zelebriert wird, ist religiöser Chauvinismus, ist aber vor allem auch Intoleranz und Hass gegenüber anderen Völkern und Andersgläubigen, ist menschenunwürdiges Behandeln anderer Menschen selbst durch den Gottessohn (ich denke da nur an Matth 15,23f). Ich habe auch an anderen Beispielen dargelegt, dass dieser Jesus seinen zugegeben manchmal schönen Worten keine entsprechenden Taten folgen liess, sondern ganz im Gegenteil die schon angesprochene Intoleranz und auch Unversöhnlichkeit und sogar abartige Perfidität an den Tag legte. Er und seine Nachfolgern sprachen durchaus auch der Sklaverei das Wort. Ich habe auch dargelegt, dass wenig bis nichts von dem, was wir heute als moralische Regeln und Werte akzeptieren wie typischerweise die goldene Regel von Jesus oder überhaupt aus der Bibel stammt.
Wohin das alles führte, was wir in der Bibel unter dem Stichwort "Gottes Wort" so antreffen, das lehrt uns die (Wirkungs-)Geschichte, auch die neuere. Die blutige Spur, die Inquisition mit ihren Hexen- und Ketzerverbrennungen, ja selbst Judenverfolgungen und so vieles mehr lassen sich in nicht wenigen Fällen unmittelbar auf biblische "Anweisungen" zurückführen.
Ich frage dich in Umkehrung deiner Frage: Was ist daran gut?
Das Christentum und darunter speziell auch seine grösste Organisation mit allein fast einer Milliarde Mitgliedern
nimmt auch heute noch eine menschenverachtende Position ein. Schwule werden diskriminiert, Frauen sind nicht gleichberechtigt, Pädophile werden geschützt, eine inhumane Sündenlehre erniedrigt Menschen, Bibeltreue fordern die Prügelstrafe für Kinder, unsinnige Verbote speziell gerade auch von Präservativen tragen bei den ohnehin Ärmsten der Armen zur Verbreitung verheerender Krankheiten bei.
Ich frage dich: Was ist daran gut?
Anders- und Nichtgläubige sind per se Sünder und dem ewigen Tod geweiht, es gibt wohl keine christliche Kirche, die daher nicht missioniert. Das ist ein völlig menschenverachtendes Menschenbild, unmittelbar basierend auf dem überaus verzerrten Welt- und Menschenbild dieses angeblichen Gottessohnes. Der Vatikan wird dazu eigens bei der UNO vorstellig, um mit einer Forderung nach Religionsfreiheit der Missionstätigkeit in weiteren Ländern den Weg ebnen zu können. Dabei war doch gerade diese katholische Kirche diejenige, die Religionsfreiheit auch mit Waffengewalt bekämpfte.
Ich frage dich: Was ist daran gut?
Es ist kennzeichnend, dass die Anerkennung humnistischer Moralvorstellungen in einem Jahrhunderte langen Kampf gegen die christlichen Kirchen errungen wurde. Ich habe dazu auch Jüngel zitiert: "Die christlichen Großkirchen standen in ihrer zweitausendjährigen Geschichte den Menschenrechten nicht nur distanziert gegenüber, sondern sie haben der politischen Durchsetzung der Menschenrechte erheblichen Widerstand entgegengesetzt ..." und ich habe auf Medien hingewiesen, die zeigen, dass dieser Kampf noch längst nicht gewonnen ist. Es scheint überhaupt noch nicht allgemein bekannt zu sein, dass der Vatikan die Europäische Menschenrechtskonvention und auch die UNO-Erklärung der Menschenrechte nicht unterzeichnet hat.
Ich frage dich: Was ist daran gut?
Christliche Kirchen treten hierzulande als Arbeitgeber auf und lassen sich von der öffentlichen Hand bezahlen. Die Arbeitsbedingungen sind aber moralisch überaus fragwürdig, werden doch nur Menschen der eigenen Konfession berücksichtigt.
Ich frage dich: Was ist daran gut?
Das sind nur ein paar Gründe, warum ich der Ansicht bin, dass das Christentum, das seine angeblich christlichen Moralvorstellungen zum allergrössten Teil erst seit der Aufklärung aus dem Humanismus adaptiert hat und bis heute selbst in wesentlichen Teilen nicht lebt, keinen Anspruch darauf, den Lead beim Setzen moralischer Masstäbe zu beanspruchen. Das Christentum soll zuerst einmal im eigenen Garten das wuchernde Unkraut entfernen, bevor es anderen eine Moral aufzwingen will, deren Basis es ist, Gottes viel zu oft unmenschlichem Wort zu gehorchen und Gott zu gefallen, weil es dafür ewigen Lohn gibt, so wenigstens wird es versprochen.