Hölle

Für Zweifler und andere gute Christen
Nachricht
Autor
Tatyana

Hölle

#1 Beitrag von Tatyana » 26.01.2009, 11:43

Maximin schreibt in einem anderen Thread:
"Ist Gutsein schon in den Genen angelegt? "

Wenn Gut-sein schon in den Genen angelegt wäre...müßte Böse-sein ebenfalls in den Genen angelegt sein.
Wäre Gut-oder Böse-sein schon in den Genen verankert...könnte es dann so etwas wie "Sünde" überhaupt geben? Immerhin wären wir dann für unsere diesbezügliche Disposition nicht verantwortlich.
Und wenn es so etwas wie "Sünde" dann nicht geben könnte...wären wir dann für unsere guten Taten also genauso wenig "verantwortlich zu machen".

Im Allgemeinen glaubt die Christenheit ja nun daran, daß man anhand seiner Taten beurteilt werden wird. Überwiegen die guten Taten(und Absichten), gelangen wir mit etwas Glück in den Himmel, überwiegen die bösen Taten(und Absichten), kommen wir in die Hölle. Werden also in Ewigkeit belohnt oder bestraft, je nachdem.
Was aber, wenn eine genetische Veranlagung dies alles entscheiden sollte? Wäre es dann nicht himmelschreiend ungerecht, aufgrund etwas beurteilt zu werden, wofür wir letztlich nichts können? Immerhin haben wir uns unsere Eltern nicht ausgesucht.
Wäre dann nicht letztlich Gott Schuld? Immerhin hat er ja zugelassen, daß unsere Gene so kombiniert wurden, wie es geschehen ist...und letztlich hat er diese Möglichkeit, dieses "Böse-Gen" erst in die Schöpfung hineingelegt...

Wie immer Fragen über Fragen... :wink:

Anne

#2 Beitrag von Anne » 26.01.2009, 12:05

Da kann man mal sehen, wie wenig dieses "Schwarz-weiß-Modell" taugt. Gestern gesehen? 3Sat hat auch einiges dazu zu sagen (Pfade der Vererbung)...

Benutzeravatar
tosamasi
Beiträge: 2157
Registriert: 24.11.2007, 15:56
Wohnort: tief unten

#3 Beitrag von tosamasi » 26.01.2009, 12:16

Das Belohnungs-Bestrafungssystem ist ein menschliches Konstrukt.
Möglicherweise hat man das auf Gottheiten, Gott übertragen, um durch Hoffnung und Furcht den Lebenswandel mit moralisch ethischen Werten zu beeinflussen, oder auch als Rechtfertigung und Perspektive über das Leben hinaus.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

tergram

Re: Hölle

#4 Beitrag von tergram » 26.01.2009, 12:33

Tatyana hat geschrieben:Überwiegen die guten Taten(und Absichten), gelangen wir mit etwas Glück in den Himmel, überwiegen die bösen Taten(und Absichten), kommen wir in die Hölle.
Oooops! :shock:
Der christliche Glaube geht aber doch von anderen Voraussetzungen aus, oder? Da war doch mal was mit Sündenvergebung...

Wenn ich die Bibel recht verstehe, wird es "am Ende" nur eine recht kleine Gruppe sein, die zu verwerfen ist - der Satan mit seinem Anhang. Zuvor haben aber alle Menschen hinreichend Gelegenheit, sich bewusst für oder gegen Gott zu entscheiden.

Tatyana

#5 Beitrag von Tatyana » 26.01.2009, 12:43

Kathpedia sagt dazu:

"In der Bibel wird immer wieder von der Möglichkeit der Hölle gesprochen. Beispielsweise heißt es in Mt 23,33 "Ihr Schlangen! Ihr Natterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entrinnen?" In Mt. 25,46 heißt es: "Und sie werden hingehen, diese in ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben."

Jesus droht in der Bibel den Sündern die Höllenstrafe ausdrücklich an. Er bezeichnet diesen Ort als "Gehenna", z. B. in Mk 9,46 ff. als Ort, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Im Mt. 25,41 spricht er vom "ewigen Feuer" und "ewiger Pein", in Mt 3,12 vom "unauslöschbaren" Feuer.

Paulus spricht im 2 Thess 1,9: "Diese werden als Strafe erleiden ewiges Verderben, ferne von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Majestät."

Bei den Kirchenvätern wird die Hölle einmütig bezeugt. Justin begründet ihre Existenz mit der "Göttlichen Gerechtigkeit", Ignatius von Antiochien spricht davon, dass derjenige, der "den Gottesglauben, für den Christus gekreuzigt wurde, durch schlechte Lehre verdirbt, in das unauslöschliche Feuer eingehen" wird und auch "derjenige, der auf ihn hört" (Vgl. auch Eph. 16,2) "

und

"Die Kirche hat sich, insbesondere gegen Origines, zu der Überzeugung bekannt, dass es die Möglichkeit der Hölle gibt und die Lehre von der Allversöhnung oder Apokatastasis immer wieder als Irrlehre verurteilt. Die jüngste Bekräftigung erfolgte im Credo des Gottesvolkes von 1968.

In den Grenzen kirchenamtlicher Definition sind jedoch zahlreiche Einzelfragen der weiteren theologischen Forschung und kirchlichen Überzeugungsbildung überlassen. Ein allzu naiver Heilsoptimismus wird jedoch dem Ernst des Evangeliums nicht gerecht.

"Mag die Hölle existieren, aber sie ist leer" soll als billiger Trost taugen. Woher diese vorgebliche Gewissheit kommt, deren untergründige Ängstlichkeit meist nur schlecht verhüllt wird, bleibt fast immer offen. Sie ist mutmaßlich zumeist nur die Widerspiegelung einer mangelhaften christlichen Freude auf die Schätze des Himmels, die allein Motiv genug sein kann für eine mitreißende christliche Existenz. "

Lobo

Re: Hölle

#6 Beitrag von Lobo » 26.01.2009, 13:11

Tatyana hat geschrieben:...Wenn Gut-sein schon in den Genen angelegt wäre...müßte Böse-sein ebenfalls in den Genen angelegt sein...
Jesaja 45,7 ...der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut...
Der Versuch einer Erklärung. :shock:

Tatyana

#7 Beitrag von Tatyana » 26.01.2009, 13:46

Also gibt es den "lieben" Gott eigentlich gar nicht? Das Evangelium-nur eine Mogelpackung :shock: ?

Anne

Re: Hölle

#8 Beitrag von Anne » 26.01.2009, 13:53

Lobo hat geschrieben:
Tatyana hat geschrieben:...Wenn Gut-sein schon in den Genen angelegt wäre...müßte Böse-sein ebenfalls in den Genen angelegt sein...
Jesaja 45,7 ...der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut...
Der Versuch einer Erklärung. :shock:
:) Ich finde das sehr verständlich und auch tröstlich. Gott, dem "nur Guten", würde ich sowieso nicht trauen und dem daraus abgeleiteten Weltbild (das ja allzu gerne benutzt wird) nicht glauben...

Dafür ist die Realität viel zu anders.

Dass die "letzte Verantwortung" beim Menschen bleibt, finde ich gut. Und auf eine irgendwie beruhigende, nachvollziehbare Art logisch. Oder so.

Hannes

#9 Beitrag von Hannes » 26.01.2009, 14:55

Tatyana hat geschrieben:Also gibt es den "lieben" Gott eigentlich gar nicht? Das Evangelium-nur eine Mogelpackung :shock: ?
Doch, Tatyana, ich denke (und glaube), dass es den lieben(den) Gott schon gibt. Oder: auch gibt. Genau so wie den anderen, dunklen Teil Gottes, der allerdings mit meiner kirchlichen Sozialisation schwer erklärbar ist.

Und das Evangelium ist vielleicht die Antwort Gottes auf seine Begegnungen mit den Menschen vor der Zeit von Christus. Und diese Begegnungen wurden und werden von den Menchen halt nicht immer der Liebe zugeordnet - was verständlich ist. Und da hat Gott diesen Christus wohl gebraucht, um ein Element von sich den Menschen zu präsentieren. Ein versöhnentes und liebendes Element. Und als Gegenpol.

Und damit spiegelt er mich als Mensch wieder - als Mensch, der Gut und Böse in sich trägt und damit umgehen sollte. Und da ist das Evangelium meine Auffangbecken, wenn das Böse und Rachsüchtige und Ungerechte mich wieder mal niederstreckt.

Oder so ... :wink:

Hannes

tergram

#10 Beitrag von tergram » 26.01.2009, 18:48

Das alles läuft aber doch auf unser aller Sehnsucht nach Gerechtigkeit im Jenseits hinaus. Gerechtigkeit in dem Sinne, dass Gott eines Tages "alles gut" machen wird. Allen irdischen Schmerz, alle Tränen, alle Ungerechtigkeit, alle ... "hinwegnehmen" und durch göttliche Liebe ersetzen. Eine schöne Vorstellung. Was aber, wenn es nur eine Vorstellung... ?

Zurück zum Thema: Wenn der Mensch mit seinen guten und schlechten Anlagen ein Ebenbild Gottes ist, dann muss auch Gott gut und böse in sich vereinen. Oder?

Zurück zu „Glaubensfragen“