Lüge-Sünde?

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Katze

Lüge-Sünde?

#1 Beitrag von Katze » 24.09.2008, 20:47

Liebe Foris,
mich beschäftigt die Frage, ist lügen immer eine Sünde.

Sicherlich ist es oft alles andere als schön, angelogen zu werden, es ist sogar noch mehr, es ist oft ein Vertrauensbruch.

Trotzdem, ist Lüge=Lüge?

Ist die Lüge manchmal nicht schonender, rücksichtsvoller und für den Andern sogar hilfreicher, als die Wahrheit...?

Kann man die Lüge differenziert betrachten...?
Gibt es in christlichem Sinn, die gute Lüge, die keine Sünde ist... und die böse Lüge, die eine Sünde ist?

lg Katze
Zuletzt geändert von Katze am 09.02.2009, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.

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tosamasi
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#2 Beitrag von tosamasi » 24.09.2008, 21:39

Definition Lüge Wikipedia
Eine Lüge ist eine Aussage, von der der Sender (der Lügner oder die Lügnerin) weiß oder vermutet, dass sie unwahr ist, und die mit der Absicht geäußert wird, dass der oder die Hörer sie trotzdem glauben. Dies geschieht meist, um einen Vorteil zu erlangen oder um einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu verdecken und so Kritik oder Strafe zu entgehen. Gelogen wird aber auch aus Höflichkeit, aus Scham, aus Angst, zum Schutz anderer Personen oder um die Pläne des Gegenübers zu vereiteln.

Auch hier interessant zum Nachlesen!

In den zehn Geboten wird die Lüge nicht explizit genannt.
Aber die zwischenmenschlichen Beziehungen werden durch Lügen empfindlich gestört. Wie ich persönlich dazu stehe, hatte ich dir bereits per PN mitgeteilt.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

tergram

#3 Beitrag von tergram » 24.09.2008, 21:44

Ich frage provozierend zurück: Wo steht im NT, dass lügen Sünde sei? Ich finde dazu nichts.

Für mich gibt es aus dem Evangelium Jesu heraus nur ein entscheidendes Gebot, s. Römer 13, 9: Denn was da gesagt ist : »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst : »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«

Um auf dein Beispiel zurückzukommen: Wahrheit ohne Liebe macht grausam. Wer jedoch seinen Nächsten liebt wie sich selbst, wird weder mit einer Lüge noch mit der Wahrheit falsch umgehen. Wenn die todkranke Freundin mich nach der Hoffnung fragt, werde ich ihr Hoffnung geben. Aus Nächstenliebe.

Wenn Gott das als Sünde wertet, unterwerfe ich mich gern seinem Urteil... - hätte aber zuvor noch ein paar intensive Fragen an ihn.

Tatyana

#4 Beitrag von Tatyana » 25.09.2008, 07:35

Lügen wir nicht alle, jeden Tag? Aus Konvention?
Wenn wir einen Bekannten treffen, fragen wir "wie geht es dir?". Und können uns oft nicht einmal an seinen Namen erinnern. Also ist uns auch seine Befindlichkeit herzlich egal. In der Regel wird er antworten "gut". Und weitergehen. Auch das ist meist eine Lüge.
"Schön, dich mal wieder zu sehen" sagen wir. Und denken dabei "mußtest du mir ausgerechnet jetzt und hier über den Weg laufen?"

Die Gesellschaft ist dergestalt gestrickt, daß sie solche und ähnliche Lügen nicht nur toleriert, sondern ERWARTET. Ehrlichkeit führt da schnell zu seltsamen Blicken, macht zum Außenseiter. Wird als schlechte Erziehung und noch schlechteres Benehmen gewertet.

Dann gibt es da noch diese Lügen, wo man bewußt so formuliert, daß der Andere zu dem von uns gewünschten Schluß kommen muß. Man lügt mit der Wahrheit.
Auch mit Auslassung bestimmter Tatsachen läßt sich hervorragend lügen, "was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß" ist nicht umsonst ein bekanntes und beliebtes Sprichwort.

Katze

#5 Beitrag von Katze » 25.09.2008, 18:18

Hi Tatyana,
mit deinem Eintrag hast du den Jackpot geknackt... :lol: :lol: :lol:

Was du geschrieben hast ist total realitätsnah und ernüchternd, weil man sich darin spiegeln kann, wie man will. Irgendwie, waren wir wahrscheinlich alle schon einmal nicht ganz ehrlich...

lg Katze

nikodemus

#6 Beitrag von nikodemus » 25.09.2008, 22:50

Ist die Lüge manchmal nicht schonender, rücksichtsvoller und für den Andern sogar hilfreicher, als die Wahrheit...?
Sagen wir anderen nicht die Wahrheit, um sie zu schonen, dann ist das sicherlich nett gemeint – wenn die Lüge dann aber doch auffliegt, empfindet es der andere möglicherweise als ein Vertrauensbruch. Dies schadet der Beziehung sicher mehr, als wenn man ehrlich gewesen wäre.

Ansonsten ist die Bibel ist grundsätzlich gegen jede Art von Lüge. Das liegt schon im Charakter Gottes begründet. Weil Gott absolut wahr, gerecht und treu ist, kann er nicht lügen (4.Mose 23,19; Hebräer 6,18; Titus 1,2). Er möchte, dass seine Nachfolger ebenso wahrhaftig leben – sie sollen genauso heilig sein, wie er selbst es ist (3.Mose 19,2). Deshalb sollen auch Seine Kinder nicht lügen. Kurz und knapp:


Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch betrügerisch handeln einer gegen den andern.
3.Mose 19,11

Ich denke, dass ein wiedergeborener Christ immer auf die Hilfe des Herrn Jesus bauen kann, denn das macht ja sein Glaube aus.
Er wird die nötige Kraft bekommen, die Wahrheit zu sagen und zu leben.
Und das ist viel befreiender, als wenn ich ständig in der Angst leben muss, der andere findet doch noch raus, was ich wirklich denke oder wie’s wirklich war...

Wichtig ist, wenn ich gelogen habe, dass ich mich wieder schnell unter Jesus Blut begebe.
ER macht von allen Sünden frei. Sein Blut macht ALLEN Schaden gut.
Gemäß 1.Joh.1,9

Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

In IHM
der Niko

Maximin

WAHRHAFTIGKEIT...!

#7 Beitrag von Maximin » 26.09.2008, 08:32

:) Meine liebe Katze,
Du hast geschrieben: „Mich beschäftigt die Frage, ist lügen immer eine Sünde. Sicherlich ist es oft alles andere als schön, angelogen zu werden, es ist sogar noch mehr, es ist oft ein Vertrauensbruch. Trotzdem, ist Lüge = Lüge?“

Nach meinem Bibelverständnis ist lügen Unrecht gegen Gott. Ob meine Lüge tatsächlich eine Lüge ist, das sagt mir mein Gewissen spätestens in dem Augenblick, in dem ich sie als Unwahrheit erkennen kann und erkennen will. Will ich aber selber wahrhaftig bleiben, dann muss ich bereit sein, mit meinem Wissen und Gewissen für das zu haften, was ich als wahr erkannt habe bzw. für wahr halte.

Ich halte ich es für eine Selbstverständlichkeit, Kranke in ihrem Hoffen auf Besserung oder gar Heilung zu unterstützen. Die schwerkranke Freundin empfand ihr Aussehen schlimm und sie wollte dieses eigene Empfinden bestätigt haben.

Herzlichst Micha :wink:

Dieter

#8 Beitrag von Dieter » 26.09.2008, 08:39

Liebe katze,

du hättest der Freundin auch sagen können: "Ja, im Moment siehst du schlimm aus. Aber wenn Du die Hoffnung nicht aufgibst und weiterkämpfst, ist nichts verloren. Nur wer die Hoffnung verloren hat, hat keine Chance mehr. Und wenn du meine Hilfe benötigst, werde ich für Dich dasein."
Es wäre eine ehrliche Antwort auf ihre Frage gewesen und hätte ihr auch gezeigt, daß du sie unterstützt.
Ich muß allerdings zugeben, daß eine solche Antwort mir vielleicht spontan auch nicht eingefallen wäre. Trotzdem denke ich, ist es meist möglich, näher an der Wahrheit zu bleiben, als wir es gewohnheitsmäßig zu tun pflegen.

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#9 Beitrag von tosamasi » 26.09.2008, 09:51

In den letzten Wochen meiner Mutter wagte ich es nicht, ihr und meinem Vater die Hoffnung zu nehmen.
Beide redeten sich den kläglichen Zustand schön. Ich wusste, dass es keine Hoffnung gab, aber hätte ich mit aufdringlicher 'Wahrheit' agieren sollen?
Ich hielt mich raus aus der Hoffnung und schwieg, und hoffte dabei noch, dass sie das nicht merkten.
Man kann auch in solchen Fällen immer etwas Positives sagen (z.B. heute siehst du besser aus, als gestern) wenn man es so empfindet, und das Negative negieren.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

Dieter

#10 Beitrag von Dieter » 26.09.2008, 09:59

Ich glaube nicht, daß mit dem Gebot: "Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten" gemeint ist, daß man ihn/sie mit brutaler Schonungslosigkeit brüskieren soll. Die 10 Gebote hängen, wie Jesus sagte, in den zwei Geboten, nämlich Gott über alles zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst.
Daher kann das Gebot über das falsche Zeugnis auch nur so aufgefaßt werden, daß keine Lügen über jemand verbreitet werden, um diesem zu schaden. Und wenn ich jemand Hoffnung mache, so ist das keine Lüge. Die Hoffnung bleibt Wahrheit und stirbt zuletzt.

Dieter

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