Warum beten?

Für Zweifler und andere gute Christen
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filippo

#11 Beitrag von filippo » 19.06.2008, 21:07

Maria Magdalena hat geschrieben:
Engelchen hat geschrieben:Ein schönes Video zum Thema
Das, Engelchen, hat für mich mit Beten nichts zu tun. Sowohl Rosenkranz als auch das Vater-Unser sind eine Form der Meditation oder Sammlung. Aber es klärt für mich nichts. Weil die Probleme in meinem Kopf und meiner Seele entstehen ja, weil ich nicht klar bin oder sein möchte. Das leistet ein Zwiegespräch mit Gott viel besser. Weil da meine Dinge rauskommen.

Maria.
Das sind sie zwar in der Tat, für mich persönlich sind Rosenkranz und Vater unser trotzdem mehr, als nur Meditation und Sammlung.

Es ist vermutlich auch eine Frage der Übung oder persönlichen Einstellung zu einem solchen Gebet. Meine ersten Rosenkranzgebete waren in der Tat Betrachtung und Sammlung, aber mit der Übung kam dann auch das weitere .... ich betrachte die Situation die ich bei so einem Gebet betrachte mit mal ganz persönlich, und dann wird auch ein so "formelles" Gebet mit Mal sehr individuell ....

vieleicht kann ich am "Vater unser" am besten verdeutlichen, was ich meine ... da ich auch Laudes und Vesper des Stundengebetes bete, bete ich das Vater unser mehrfach am Tag .... und keines ist wie das andere ... weil ich eben "mitgehe" .... wenn ich z.B. bete "unser tägliches Brot gib uns heute" sind für mich in dem Moment Situationen präsent, wo ich vieleicht selber grade Probleme oder Ärger am Arbeitsplatz habe, oder Menschen die mir am Herzen liegen, die um ihr täglich Brot kämpfen müssen, kinderreiche Familien die ich kenne z.B., wo nur ein Verdiener da ist, und wo die Frage nach dem täglichen Brot sich in der Tat täglich neu stellt .... beim "vergib uns unsere Schuld" sind mir Momente präsent, wo ich grad schuldig an jemand anderem wurde, mich nicht ok verhalten habe, beim " wie wir vergeben ..." sind mir Situationen präsent, wo ich vieleicht grad zu knabberm habe, weil mir das Vergeben grad nicht so leicht fällt ....

und es ist für mich eben mehr als nur eine Sammlung oder Reflektion, weil ich es eben bei dieser Sammlung nicht lasse, ich gebe es ab ... ich gebe es in "seine Hände", in der Hoffnung und Zuversicht und im Glauben, er wird es wohl machen .... zumindest wenn mein Bemühen da ist, da, wo ich selber am Zug bin, auch das meine zu tun ....

insofern kann für mich auch so ein "betrachtendes Gebet" zu einer sehr intensiven und individuellen Zwiesprache mit Gott werden, wobei mir die "fertigen" Texte dann "Hilfestellung" sind, auf dem Weg zur individuellen Zwiesprache ....

filippo

#12 Beitrag von filippo » 19.06.2008, 21:25

Katharina hat geschrieben: Sondern: alle Dinge mit Gott besprechen wo ich gerade bin. IHM für alle Dinge danken. Und auch meinen Ärger und meine Wut bei IHM abgeben.
Katharina :wink:
Katharina, da tritts Du bei mir grad was los :wink:

ich hab heut nämlich etwas für mich ganz interessantes gelesen ....
da schrieb jemand darüber, wie wir heute beten, und wie die Israeliten des alten Bundes gebetet haben ... was sich z.B. in einigen Psalmengebeten wiederfindet ...

sinngemäß hieß es in dem Artikel in etwa, dass wir heute, wenn wir sauer oder entäuscht sind, doch eher sehr "kultiviert" beten ... wir überlegen, was wir "Ihm" sagen wollen, kommen dann zum dem Punkt, dass wir aber doch SO mit IHM nicht reden können .... und dann wird unser Gebet ganz "brav und anständig" ... kultiviert eben ...

...

nicht so der "alte Hebräer" .... er hatte kein Problem damit, in orientalischer Weise auch mal seinem Unmut lautstark Luft zu machen, seinen Gott auch mal anzuklagen, ihm Vorwürfe zu machen, ihn auch mal zur Rechenschaft zu ziehen, wo er sich von ihm verlassen oder allein gelassen fühlte .....

ich hab mir da doch so einige Gedanken für mich gemacht ....

filippo

#13 Beitrag von filippo » 19.06.2008, 21:50

Dieter hat geschrieben:
Maria Magdalena hat geschrieben: Ja! :wink:

Das ist wie in der Psychotherapie. Im Endeffekt liegt die "Hilfe" darin, dass man seine Gedanken und Gefühle ganz ehrlich und ganz mutig anschaut, sortiert und dem gegenüber, und somit auch sich selbst, erklärt. Man reagiert dann sozusagen auf sich selbst. Und das klärt. Weil viele Dinge, die wir denken und meinen nur auf falschen Annahmen gründen.

So ist das wohl auch bei dem Austausch mit Gott.

Maria.
Maria, du hast meine Gedanken mit anderen Worten wiedergegeben. Ich denke auch, daß wir, wenn wir beten, zunächst mit uns selbst beschäftigen müssen. Nicht umsonst hat Jesus auch geraten, wenn man betet, in die eigene Kammer zu gehen und die Tür hinter sich zu schliessen. Beten ist also in erster Linie etwas ganz intimes. Man ist auch dazu gezwungen, sich über seine Anliegen Klarheit zu verschaffen. Und so reflektiert man im Gebet auch sich selbst.
Dieter, dazu eine kleine Anmerkung. Das individuelle Gebet kann auch in einer Gruppe gebetet werden, und damit "Verstärkung" erfahren ...

ich bin ja ab und an mal in Klöstern unterwegs, und nehme da am Tagesablauf teil ....
da gibt es dann beim Abendgebet folgende Situation:

zunächst werden die gemeinsamen Fürbitten gebetet ...
dann gibt es einen "Part" "für persönliche Anliegen" ... wo jeder laut in den Raum sagt, was ihm grad auf dem Herzen brennt, wenn er das möchte ...
z.B.: für meinen besten Freund, der vor einigen Tagen viel zu früh gestorben ist ...
oder einfach nur: für Stefanie ...
und abschließend werden dann die allgemeinen Fürbitten und die privaten Gebetsanliegen gemeinsam im Vater unser zusammengefasst und vor IHN getragen ....

für mich immer wieder aufs neue eine schöne Erfahrung, weil ich in dem Moment Gemeinschaft intensiv spüre ... ich bin da, auch mit meinen ganz privaten und persönlichen Gebetsanliegen nicht alleine ... es gibt andere, die beten mir mir für dieselbe Sache .... auch wenn sie gar nicht wissen, was in mir abläuft wenn ich sage: "für Stefanie" .... aber sie tragen dann in dem gemeinsam gebeteten Vater unser meine und unsere Anliegen mit vor Ihn ... das ist für mich, wenn es von allen intensiv gemacht wird "Gebetsgemeinschaft pur"

Katharina

Gebetsgemeinschaft

#14 Beitrag von Katharina » 20.06.2008, 11:05

filippo hat geschrieben:
Gebetsgemeinschaft pur
Dieter hat geschrieben:
Beten ist also in erster Linie etwas ganz intimes
Wie bekommt man dieses jetzt zusammen?
:?
Als ich die ersten Male in Veranstaltungen war, in denen Gebetsgemeinschaft gepflegt wird, war das sehr befremdlich für mich. Manchmal bin ich dann auch gegangen, weil beten für mich immer noch etwas sehr intimes ist. Heute kann ich diese Gebetsgemeinschaften ertragen und sie sind auch ein Gewinn für mich, auch wenn ich selten laut etwas dazu beitrage. Aber einfach dabei sitzen, sich mit den Gebeten der anderen eins machen und im Stillen mitbeten, hat etwas ganz besonderes.

Eine Pastorin hat in einer Predigt gesagt, dass es nicht zählt, ob wir die Gebete laut oder leise beten. Sie würde Leute kennen, die nur leise beten. Und dieses hat mich sehr von dem Druck befreit, etwas sagen zu müssen, was alle hören.

Gott kann sogar Gedanken lesen und ich habe es schon erlebt, dass Gott Gebete erhört hat, die noch gar nicht ausgesprochen waren sondern nur gedacht. :)

Liebe Grüße :wink:
Katharina

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