Glaubenstagebuch

Für Zweifler und andere gute Christen
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Sandra
Beiträge: 1
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Glaubenstagebuch

#1 Beitrag von Sandra » 02.04.2022, 11:26

Hallo zusammen
Ich bin neu im Forum und möchte mich kurz vorstellen.
Mein Name ist Sandra. Ich bin 46 Jahre alt und seit jeher eine Suchende in Glaubensfragen. Ich wurde katholisch erzogen, hatte aber schon die eine oder andere Glaubenskrise. Zuletzt hat es mich vor ca. 10 Jahren wild gebeutelt. Da konnte ich gar nicht mehr richtig glauben; es hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen und ich habe unsäglich gelitten deswegen. Eine schwere Depression sowie eine gescheiterte Liebesbeziehung haben da sicher mitgespielt.
In all diesen Jahren habe ich mich intensiv mit der Bibel beschäftigt. Ich bin von Haus aus Germanistin mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft und habe aber versucht, meine Methodenkenntnisse abzulegen und mich ganz und gar auf das Wort Gottes einzulassen. Doch ich komme nicht umhin, mich selbst zu hinterfragen; ich kann nie hundertprozentig sicher sein, dass ich die Bibeltexte auch wirklich verstehe.
Auf zwischenmenschlicher Ebene habe ich viele Verletzungen erlitten. Und ich bin überzeugt, dass das nicht alles gewesen sein kann. Ich bin überzeugt, dass nichts im Leben umsonst ist. Und dass da "jemand" ist, der alles über uns weiss, der unsere Tränen und unseren Schmerz sieht, so wie Gott die Versklavung Israels in Ägypten gesehen hat und die Hebräer letztlich in die Freiheit geführt hat. Unser Schmerz ist Gott nicht egal, soweit mein Glaube.
Meine persönliche Beziehung zu Gott sieht so aus, dass ich ihn als Urheber alles Existierenden wahrzunehmen versuche. Ich danke, ich klage auch und ich versuche, mein Inneres auf ihn auszurichten. Jesus hat im Vaterunser den Weg gezeigt, wie man zu Gott sprechen sollte. Und ich versuche generell, weniger von Gott als vielmehr zu Gott zu sprechen. Wenn man anfängt, Gott zu beschreiben, kommt man in undurchsichtige Gefilde. Man kann ihn nicht beschreiben; man kann ihn höchstens erfahren.
Warum die Welt so ist, wie sie ist, kann ich nicht beantworten. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass unschuldige Menschen, z.B. Kinder unsäglich leiden müssen. Und ich verstehe auch nicht, wieso Menschen noch heute im Namen des Glaubens andere verachten und sogar foltern. Ich nehme mir Jesus zum Vorbild, vor allem die Art und Weise, wie er gelebt hat. Da ist kein Richten und keine Gewalt, sondern ein Aufruf zur Umkehr, hin zu bedingungsloser Menschlichkeit und Liebe. Ich wünschte mir, dass mehr Menschen diesem Ruf folgen würden - auch ich bleibe weit hinter meinen eigenen Erwartungen zurück.
Ich bin auf der Suche nach einem wertschätzenden Austausch über Glaubensfragen. Am liebsten würde ich hier ein Glaubenstagebuch eröffnen, doch habe ich diese Rubrik nirgendwo gesehen. Ich freue mich aber auf bereichernde Kontakte und Einsichten hier mit euch.
Liebe Grüsse.

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Andreas Ponto
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Re: Glaubenstagebuch

#2 Beitrag von Andreas Ponto » 04.04.2022, 18:27

Hallo Sandra,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum. Vielen Dank für deinen interesannten und offenen 1. Beitrag.

Diesen habe ich jetzt erstmal abgetrennt und das von dir gewünschte Glaubenstagebuch unter Christlicher Glaube/Glaubensfragen eröffnet.

Schön, wenn du unser Forum durch deine Beiträge bereicherst.

HG
Andreas

fragender
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Re: Glaubenstagebuch

#3 Beitrag von fragender » 25.04.2022, 23:36

Hallo Sandra,
es gibt Tage, an denen ich mir nicht vorstellen kann, dass Gott ein liebender Gott ist, und dass er gütig ist. Gerade jetzt in der Zeit der großen Herausforderungen mit Corona und dem Krieg in der Ukraine fällt mir das extrem schwer. Wenn ich Nachrichten schaue, frage ich mich, warum ein liebender Gott schweigt. Das fordert mich oft maximal heraus. Meine Zweifel spornen mich an, mich der Wahrheit um Gottes Wirken immer mehr zu nähern. Es gibt Dinge im Glauben, die haben sich für mich als absolut überzeugend erwiesen. Gerade jetzt an Ostern bin ich immer wieder überwältigt von der Kraft des Glaubens an die Auferstehung und das ewige Leben. In der Fastenzeit habe ich mich gefragt: Was heißt es: Existiert Gott? Hat. Christus mich erlöst? Was bedeutet die Auferstehung oder das Leben nach dem Tod?
Bei Amseln Grün habe ich einen schönen Gedanken gelesen: wir (ver)zweifeln oft, weil wir zu enge Vorstellungen von bestimmten Glaubensaussagen über Gott haben. Ist es nicht so das wir auf uns oft ein Bild von Gott und seiner Gerechtigkeit ausmalen, und dann anfangen zu zweifeln wenn nicht genau diese Vorstellung eintritt? Ich erwische mich regelmäßig dabei eigene Maßstäbe auf Gott zu projizieren. Warum scheitern Beziehungen, warum entstehen zwischen menschliches Zerwürfnisse und Unfriede?
Ich versuche meine Vorstellungen von Gottes Wirken so zu gestalten dass sie für mich eine unmittelbare Bedeutung finden. Gerade der Glaube an die Auferstehung gibt mir Halt und Hoffnung. Zugegeben kann ich hierfür keine wirkliche rationale Erklärung finden. Ich empfinde diese Gewissheit als Geschenk Gottes, dass mich glücklich macht. Sehr viel greifbarer ist die Erfahrung dass letztendlich die Liebe stärker ist als der Hass. Das zeigt sich immer wieder in Momenten in denen Versöhnung möglich ist.
Zugegeben es gibt die Kehrseite der Medaille. Wenn es mal wieder gar nicht nach meinen Erwartungen geht, Versöhnung nicht möglich ist, oder ich in eigenen schlechten Gedanken verharre dann scheitern diese positiven Erklärungen mit Gott. Dann versuche ich das Wirken Gottes als offenes Geheimnis zu begreifen. In dem ich Raum lasse, Gottes wirken als Geheimnis zu verstehen. Es öffnet mir die Möglichkeit positive Dinge als Gottes Wirken für mich positiv zu erkennen. Als Geheimnis haben alle Dinge, die ich nicht auf Gott passend ansehe einen gleichwertigen Platz. Wenn ich akzeptiere das ich niemals, das Geheimnis meines eigenen Menschseins und das Geheimnis Gottes verstehen kann dann macht es mich frei. Ganz ehrlich, wie oft verstehe ich die einfachsten Zusammenhänge nicht. Ich denke es reicht das Geheimnis Gottes allumfassende Liebe und sein Erbarmen zu erahnen.

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