Gibt es einen Gott?

Für Zweifler und andere gute Christen
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Ampanole

Gibt es einen Gott?

#1 Beitrag von Ampanole » 07.06.2015, 01:29

Ich wurde christlich geboren und erzogen. Ich wurde konfirmiert und war ein Teil der christlichen Kirche.
Mein Leben war ausgeglichen, eine Frau, Kinder, ein gutes Auskommen.
Dann begann das Übel!
Niemand hat mir vorher etwas von Arbeitslosigkeit erzählt!
Sie traf mich unvermittelt und hart!
Das ist schon lange her.
Seit dem treffen mich ständig Rückschläge, Krankheit und Tot!
Ich kann nicht dagegen an kommen.
Sogar meine Haustiere sterben unverhofft.
Ich zweifele an Gott!
Ich sehe täglich Verbrecher, denen es gut geht!
Lügner und Betrüger, alle haben ein wunderbares Leben!
Was habe ich verbrochen?
Warum werde ich gestraft?
Es gibt keinen Gott!
Zumindest keiner der mir helfen will.
Ich bin mit meinem Glauben am Ende!
Und mit Gott.

Brombär

Re: Gibt es einen Gott?

#2 Beitrag von Brombär » 07.06.2015, 06:02

Ampanole,
bitte über diese Antwort nicht böse werden !

Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.
Es gibt Situationen, aus denen kommt man tatsächlich nur heraus, wenn man intelligent und mit Augenmaß gegen bestehende Regeln verstößt.

Edda

Re: Gibt es einen Gott?

#3 Beitrag von Edda » 07.06.2015, 08:14

Hallo,

die Frage - gibt es einen Gott? - klingt sehr verzweifelt. Das Schicksal, die Arbeit zu verlieren, ist ein so großer Stressfaktor im Leben eines Menschen ( noch dazu als Familienvater! ) das ich sehr, sehr dringend dazu raten möchte: holen Sie sich Hilfe.
Gott spricht bekanntlich nur durch Menschen zu uns. So ist die Frage, welche Menschen tuen Ihnen momentan gut, wer ist in Ihrer Nähe, der Sie unterstützt. Kennt Ihr Arzt die Schicksalsschläge, die Sie ertragen mußten?
Was sagt Ihre Ehefrau zu Ihrer seelischen Verfassung? Sollten Sie unter Schlaflosigkeit leiden, bitte suchen Sie sich umgehend Hilfe bei Fachleuten, eine Depression könnte nach all' den Ereignissen nicht ausgeschlossen sein.

Alles Gute aus der Entfernung
wünscht Edda

Boris

Re: Gibt es einen Gott?

#4 Beitrag von Boris » 07.06.2015, 10:27

Es ist nicht geklärt, was und wer Gott ist (genauso wie Satan etc.). Deshalb kann es auch nicht klar sein, ob es ihn gibt.
Was es gibt sind Erklärungsversuche.
Deshalb ist es auch so fatal, Menschen von einem Wesen abhängig zu machen, welches man gar nicht wirklich kennt. Deshalb finde ich "Brombärs" Antwort genau richtig.

Ganz ehrlich: Wir schieben Gott die Verantwortung für unser Handeln in die Schuhe und weinen hinterher, wenn es nicht funktioniert.

Unsere Eltern sind auch nur Menschen und haben sich blenden lassen von schönen Versprechungen. Wir sollen aber selbst erwachsen werden und unser Leben selbst in die Hand nehmen.
Wir dürfen unseren Eltern ruhig Fehlentscheidungen zugestehen. Sie sind trotzdem genauso wertvoll. Sie hatten halt eine falsche Entscheidung getroffen. So wie wir es auch öfter tun. Es bedeutet für uns, dass Leben ein Stück weit neu lernen, wenn wir uns von Gott zu sehr abhängig haben machen lassen. Weil es bequem war. Oder wir nicht anders denken sollten.

Nach dem Umdenkprozess öffnen sich aber neue Möglichkeiten.

Wir werden wohl nie abschließend ergründen, wer oder was Gott ist. Wenn er so absolut wäre, hätte er die Möglichkeit, den Menschen die Suche nach ihm stark zu erleichtern. Antworten zu geben.
Das tut er nicht.
Sind wir Menschen wirklich beauftragt etwas abschließend zu ergründen, was sich mit unseren Mitteln nicht ergründen lässt?
Auf jeden Fall wird das Wesen Gott benutzt, um menschliche Abhängigkeiten zu erzeugen. Die Frage ist nur, ob wir es zulassen. Oder beibehalten.

Abhängigkeiten gibt es im Leben schon mehr als genug. Da kann man auf eine mehr gern verzichten.

LG Boris

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Andreas Ponto
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Re: Gibt es einen Gott?

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 07.06.2015, 11:21

Hallo Ampanole,

deine Fragen sind die Fragen der Menschheit.

Das große Übel dabei ist, dass man meint, einen Tun-Ergehen-Zusammenhang entdecken zu müssen.

Solange es gut geht - na klar, du bist von Gott gesegnet.
Das funktioniert in vielen evangelikalen und Lobpreis-Gemeinden wunderbar (Ja, nicht ausschließlich aber doch gehäuft).
Komisch nur, dass dort oft nur die sind, denen es auch gut geht, die (begründet oder unbegründet) Aussicht oder
Hoffnung auf eine gute und bessere Zukunft haben oder dies schlicht transzendieren.

Wehe, du bekommst verschuldet oder unverschuldet ein Problem.
Dann kommt unweigerlich die Frage in dir und/oder von der Gruppe:
Was musst du angestellt haben, dass du nicht mehr von Gott gesegnet bist, ja vielleicht sogar gestraft wirst?

Es gibt diesen Tun-Ergehen-Zusammenhang nicht. Auch wenn er von vielen gepredigt wird.
Seit Jahrtausenden ist die Weisheit der Menscheit eigentlich weiter.
Und trotzdem wird immer noch damit an Menschenseelen herumoperiert und gepfuscht.
Denn man kann damit so schön manipulieren und steuern. Es ist aber ein trügerischer Quick-Fix.
Ich empfinde das inzwischen als theologisch höchst verwerflich und absurd.

Hiob ist ein grandioses Beispiel für die Not des Menschen und seinem Streit mit Gott.
Der Theologe, der dieses Buch geschrieben hat, hat Gott anworten lassen.
Vielleicht nicht so, wie es uns gefällt, aber interessant darüber nachzudenken und
dadurch seinen Weg im Leben und mit Gott zu finden.

Es hilft, wenn man entsprechende Literatur dazu liest und sich dann seine eigenen Gedanken macht.
Es hilft auch, wenn man sich klugen Seelsorgern und Wegbegleitern anvertraut,
die mitten im Leben stehen und etwas von der Sache verstehen.

Bitte ärgere dich nicht, wenn ich das jetzt schreibe, wo du dich hier zum zweiten Mal im Forum überhaupt meldest und
doch so große Not erleben musst. Deine Frage geht aber tiefer und grundsätzlicher, als deine aktuelle persönliche Not.
Was ist mit den Flüchtlingen im Mittelmeer, was ist mit den geschunden Kindern, und, und, und...
Sie flackert aber oft nur in der eigenen Not auf, um dann schnell wieder zu verschwinden.

Wenn du Gott eliminierst, ändert sich dadurch nichts.
Gut, die Theodizee-Frage verschwindet, aber es kommt schlimmer zurück.
Du hast damit nämlich nichts gelöst. Es kommt die Anthropodizee-Frage.
Das Kind bekommt schlicht nur einen neuen Namen.
Aber mit dem feinen Unterschied, dass es dich endgültig fertig macht und in den Dreck drückt.

Die spontane Antwort von Brombär gefällt mir sehr gut.
Ich schließe mich an: Steh mit Gottes Hilfe auf und kämpfe für das Leben und für dein Leben!

Suche dir einen Sinn jenseits deiner selbst und über dich hinaus.
Stehe ein für deine Lieben und wo du Verantwortung hast.
Gib über deine Zeit hinaus mit Liebe und Verstand.
Versuche damit zu geben und zu segnen, womit du gesegnet bist.
Und suche dir die Menschen als Wegbegleiter, die dir guttun!
Kämpfe um das Leben und das Gute in der Welt, auch wenn du darin selbst scheitern solltest.

Es erscheint hart, was ich sage, aber du hast zwei Möglichkeiten:
Immer wieder aufstehen, weitermachen und um Hilfe suchen und bitten
oder liegen bleiben und aufgeben, dann wirst du schlussendlich aufgegeben.

Deine Not rührt micht tief an, läßt viele eigene erlebte Not, Verzweiflung und Selbstzweifel in mir aufstehen,
aber auch viele erlebte Liebe und Unterstützung dankbar bedenken.

Von ganzem Herzen wünsche ich dir Gottes Hilfe durch liebende und fürsorgende Menschen in deiner nächsten Umgebung und
offene Augen diese wahr- und anzunehmen. Wage den ersten Schritt aus deiner Kummerhöhle! Gott segne dich!

LG

Centaurea

P.S.:
Es klingt banal ist mir aber sehr wichtig geworden.
Geh am Tag 1/2 Stunde raus in die Natur, nimm sie wahr und hör in dich hinein!
Es tut mir unglaublich gut! Vielleicht auch dir.

Wachsam

Re: Gibt es einen Gott?

#6 Beitrag von Wachsam » 07.06.2015, 14:00

Zitat:
Was habe ich verbrochen?
Warum werde ich gestraft?

Liebe/r Ampanole,
die Frage nach Gott will ich mal ganz außen vor lassen, ich verstehe aber Ihren/deinen Hilfeschrei. Daraus spricht tiefe Verzweiflung, und das ist schlimm. Falls es Ihnen/dir möglich ist, versuch/en Sie bitte, sich/dich nicht tiefer in den Strudel von (Selbst-) Anklage hinein ziehen zu lassen.

Frag/en Sie nicht (zugespitzt) Warum ich?
Frag/en Sie lieber Warum (eigentlich) NICHT ich?

Es hilft sofort, die Dinge zu relativieren. Man erkennt, dass mein ein Mensch ist wie alle anderen auch, nicht besser und nicht schlechter (dran). Man erkennt, dass sich noch mehr Menschen -schuldlos- in schwierigen Lebenslagen befinden. Man erkennt, dass es mit Strafe überhaupt nichts zu tun hat, sondern der eine eben ein solches und der andere ein anderes Schicksal hat. Man erkennt, dass manche Menschen ihr Schicksal annehmen und lernen, großartig damit umzugehen. Und vielleicht erwächst daraus auch nach einer Weile der Gedanke "Dieses ist mein Schicksal, und ich kann das auch!"

Ebenfalls als Notfallhilfe sollten die konkreten Anregungen von Edda und das PS von Centaurea berücksichtigt werden.

Ich wünsche Ihnen/dir von Herzen viel Kraft und Gelingen!

barnie

Re: Gibt es einen Gott?

#7 Beitrag von barnie » 08.06.2015, 11:17

Ampanole, Jahrzehnte ging es mir blendend, gesundheitlich, familiär wie wirtschaftlich. In den letzten 8 Jahren verlor zwei Kinder, erlitt drei Herzinfarkte, wurde Krebs diagnostiziert und meine Frau wurde unfallbedingt pflegebedürftig.

Ich habe an Gott gezweifelt, bin an ihm fast verzweifelt. Bis es mir zu dämmern begann: Der Himmel ist ja leer! Gott ist eine Fiktion, Gebete sind Monologe, es gibt keinen göttlichen Empfänger dafür und somit auch keinen göttlichen Helfer. Das erlebten schon Milliarden von Menschen, beispielsweise beim Holocaust, beim Tsunami 2004 in Asien und dem Erdbeben 2010 in Haiti.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Es gibt keinen Gott, der vor Leid, Not, Krankheit und Tod bewahrt. Er macht weder Gelähmte gehend, noch heilt er schwere Krankheiten oder lässt Glieder nachwachsen und erweckt auch keine Toten wieder zum Leben.

Wenn uns geholfen wird, dann helfen uns andere Menschen, egal ob aus Liebe oder wirtschaftlichen Überlegungen.

Das obenstehende Hilf dir selbst, so hilft dir Gott zeigt die Ohnmacht der Gläubigen, wenn sich das Konzept des helfenden lieben Gottes einmal mehr überdeutlich als Illusion erweist. Das erkannte auch Bonhoeffer fast am Ende seines Lebens: "Gott gibt uns zu wissen, dass wir leben müssen als solche, die mit dem Leben ohne Gott fertig werden müssen. ... Der Gott, der uns in der Welt leben lässt ohne die Arbeitshypothese Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen." Mit anderen Worten: Der Gott, den sich die Gläubigen vorstellen, gibt es nicht!

Seit mir der leere Himmel bewusst wurde, habe ich gelernt, selbst Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Es gibt Vieles, das kann (und muss) ich selbst steuern und beeinflussen und ändern. Es gibt aber auch Dinge, die geschehen einfach. Es sind weder Strafen noch Belohnungen eines fiktiven Gottes. Sie geschehen, weil die Voraussetzungen so sind, dass es geschehen kann oder muss und dabei der Zufall oft noch Regie führt. Daher kann Glück und Leid mich jederzeit so treffen, wie es auch den Nachbarn könnte oder tut.

Seit ich das erkannte, bin ich viel gelassener weil innerlich stärker als während vielen Jahrzehnten mit einem imaginären Gott.

Brombär

Re: Gibt es einen Gott?

#8 Beitrag von Brombär » 08.06.2015, 14:12

barnie schrieb:

Der Gott, den sich die Gläubigen vorstellen, gibt es nicht!


Richtig barnie, es ist ein ganz anderer !

barnie

Re: Gibt es einen Gott?

#9 Beitrag von barnie » 08.06.2015, 15:34

Brombär hat geschrieben:barnie schrieb:

Der Gott, den sich die Gläubigen vorstellen, gibt es nicht!


Richtig barnie, es ist ein ganz anderer !
Brombär, wenn Gott in der vorgestellten Form nicht existiert, existiert nicht zwangsläufig ein (ganz) anderer Gott, sondern genau so wahrscheinlich ... keiner.

tergram

Re: Gibt es einen Gott?

#10 Beitrag von tergram » 08.06.2015, 17:47

centaurea hat geschrieben:Wenn du Gott eliminierst, ändert sich dadurch nichts.
Gut, die Theodizee-Frage verschwindet, aber es kommt schlimmer zurück. .... Aber mit dem feinen Unterschied, dass es dich endgültig fertig macht und in den Dreck drückt.
Einspruch, euer Ehren! Dem ist nicht so.

Ich lebe inzwischen, nach einem langen und intensiven inneren Prozess, ohne den Glauben an Gott, ein Weiterleben nach dem Tod oder sonstige überirdische Vorstellungen. Nichts davon macht mich fertig, nichts davon drückt mich gar in irgendwelchen Dreck!

Ich habe eine neue Freiheit gewonnen. Eine, die sogar die uralte Angst des Menschen vor dem Ende der eigenen Existenz überwunden hat. Eine, die das nicht berechenbare menschliche Geschick als das annimmt, was es ist - absichtsloser Zufall. Nicht Wahl, schon gar nicht Strafe, nicht höhere Macht, der man sich hilflos zu beugen hätte. Ich habe meine seelische Resilienz wiederentdeckt - der Weg dahin war schwierig, keine Frage. Aber er hat sich für mich gelohnt.

Insofen bitte Vorsicht mit pauschalierenden Behauptungen und dem Malen düsterer Bilder und Bedrohungen, was einem alles Schreckliches widerfährt, wenn man nicht mehr an Gott glaubt. Es mag solche bedauerlichen Fälle geben. Es gibt ja immer alles...

Meine Erfahrungen sind ganz anders. Und das nicht nur auf "blumenreicher Bahn", sondern besonders dann, wenn es berab geht, ohne dass sich ein hoffnungmachendes Bergauf zeigt.

Mein Rat an Ampanole lautet daher: Befreie dich von der Vorstellung, ein Gott würde dich für was auch immer strafen, dich prüfen. Feg die Scherben deines Lebens zusammen und überleg in Ruhe, wie du darauf wieder aufbauen kannst. Nimm deinen Mut und all deine Kraft zusammen, nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst, hol tief Luft und mach dich ans Werk. Schritt für Schritt und Stein für Stein. Was auch immer du schaffst und was auch immer geschieht - es ist alles(!) besser, als Resignation und Verharren in Untätigkeit. Du hast die Kraft!

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