Was kommt nach dem Glauben ?

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nescio

Was kommt nach dem Glauben ?

#1 Beitrag von nescio » 04.10.2014, 08:49

Auf dem religiösen Lebensweg eines Menschen
stellt der Glaube wohl einen bedeutenden Meilenstein dar,
für den wir alle dankbar sein sollten.

Doch was kommt danach ?

Besteht der tiefere Sinn des Glaubens nicht auch darin,
die zugrunde liegende Konstruktion (ich glaube an ... also Subjekt, Prädikat, Objekt)
als solches zu erkennen und letzten Endes, in meditativer Stille,
behutsam loszulassen ?

Kehrt dann endlich eine lange ersehnte Ruhe ein ?


Näheres unter www. mondo Zen . EGO deconstruction

oder unter www. vom Glauben zur Meditation - ein Lebensweg ?
Hier in diesem Forum

Boris

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#2 Beitrag von Boris » 04.10.2014, 10:08

Bevor ich mich in der Lage fühle, überhaupt über eine Antwort nachzudenken, wäre es für mich wichtig zu wissen, welcher Glaube gemeint ist.

Das Wort "Glaube", im Zusammenhang mit Gott und Christus, wird oft als Universalbegriff verwendet. Man schafft sich damit ein Instrument, um sich selbst und andere Menschen zu kategorisieren. Es ist ein ideales Instrument für "Schwarz Weiß - Malerei". Aus Sicht des "Gläubigen" sind alle Gläubigen auf dem richtigen Weg. Die Nichtgläubigen sind auf dem falschen Weg. Zudem nimmt man sich das Recht, die anderen Gläubigen zurecht zu weisen.


Was kommt nach dem Glauben,
- der mir dass Recht gibt andere Menschen im Namen Gottes, Jehovas, Allahs usw. zu töten;
- der mich berechtigt, den Glauben zu nutzen, irdischen Nutzen aus dem Glauben zu gewinnen (Macht, Geld etc.)
- usw.

Ich finde die Formulierung "der Glaube" stellt im allgemeinen Gebrauch einfach nur ein Instrument der Macht dar. Immer gibt es Leute, die mir erklären wollen, wie er "funktioniert". Sie können dann beurteilen, ob ich es richtig mache.

Ich würde darüber nachdenken, was und wem ich glaube. Dann bin ich auch in der Lage, mich selbst zu hinterfragen. Ehrlich zu sein.

Meditation ist ein schönes Mittel um innere Ruhe zu finden.
Sie muss nicht zwangsläufig benutzt werden, um zu einer Gottheit zu führen. Es erleichtert den Prozess der "Ruhefindung", wenn das innere Auge ein Bild bekommt.
Sonst könnte man sich beim Thema Meditation auch schon wieder streiten, welche Gottheit für die innere Ruhe zuständig ist.

Es erscheint mir auch als eine Frage der Angst.
Daher kann ich ganz beruhigend sagen:
Nur weil ich mich von keinem Prediger o. Ä. mehr bevormunden lasse, ist mein Glaube nicht abhanden gekommen. Er ist, im Gegenteil, intensiver geworden. Ganz einfach:
Ich benutze den Glauben nicht mehr als Droge. Mit dem Abnabeln von einer bestimmten Kirche ist mein Glaube an Gott nicht verschwunden. Ich fange vielmehr an, Fragen zu stellen. Wahrheit zu suchen. Mich anzustrengen. Nicht andere Menschen und Gott für mein Wohlergehen verantwortlich zu machen. Das finde ich anstrengend aber ehrlich.

Was mache ich mit dem Glauben. Oder, was mache ich mit meinem Glauben. Kann es überhaupt ein "Nach dem Glauben" geben? Sicher eine Frage von Definitionen/Auslegungen.

Meint Boris

GG001

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#3 Beitrag von GG001 » 04.10.2014, 13:46

nescio hat geschrieben:Besteht der tiefere Sinn des Glaubens nicht auch darin,
die zugrunde liegende Konstruktion (ich glaube an ... also Subjekt, Prädikat, Objekt)
als solches zu erkennen ...
nescio, ich weiss nicht, ob Sie auch die GA der neuapostolischen Kirche in Ihre Betrachtung einbezogen haben wollen. Ihre postulierte Grammatik bezieht sich naemlich nur auf die Artikel eins bis drei der NAK.

Ein Forumsmitglied verwendet eine nachdenkenswerte Signatur in seinen Beitraegen:
Glaube wird im Dativ, nicht im Akkusativ formuliert, so dass es nicht mehr heißt: Ich glaube an oder ich glaube das, sondern ich glaube ihm. Das lässt Raum für echten Dialog, weil personale Gewissheit nicht objektivierbare Allgemeingültigkeit beansprucht.
Die Glaubensartikel 4 bis 10 der neuapostolischen Kirche sind erkennbar eigene Konstruktionen, die alle mit "Ich glaube, DASS .. " beginnen. Ich kann glauben, DASS morgen die Sonne scheint (oder auch nicht). So eine "Glaubens"aussage ist weitgehend beliebig formulierbar und entsprechend unverbindlich.

Die GA eins bis drei hingegen gehen mit "Ich glaube AN .." tiefer. Die christlichen Konfessionen haben diesen Sachverhalt in ihren mit den der NAK fast (!) deckungsgleichen Artikeln gut formuliert.

Glaubensbruder

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#4 Beitrag von Glaubensbruder » 05.10.2014, 01:15

  • Nach dem Glauben kommt das Schauen,
    nach dem Essen das Verdauen,
    nach Zen kommt elf, nach diesem jenes,
    nach Hässlichem kommt selten Schönes,
    nach Canities kommt das Grauen
    und nach dem Wahn das Nägelkauen.

    Wie Speichelfluss vorm ersten Bissen,
    kommt "nescio"*) meist vor dem Wissen.
    Wenn's nachher kommt, dann ist es Stress...
    (Dies wusste schon Herr Sokrates.)
    Nach dem Urknall kam der Krach:
    Wenn wo was ist, kommt auch was nach.


____________________

*) "nescio" kommt von lat. nescire: "ICH weiß (es) nicht" - So viel zur geforderten Dekonstruktion des Ego!
:wink:

Schneider

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#5 Beitrag von Schneider » 05.10.2014, 13:08

Glaubensbruder hat geschrieben:und nach dem Wahn das Nägelkauen
Glaubensbruder, sind Sie sich da sicher? Aus Expertensicht dürfte Nägelkauen eher eine Begleit- und weniger eine Folgeerscheinung des Wahns sein. Denn der Wahn ist eine die Lebensführung behindernde Überzeugung, an welcher der Patient trotz der Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität unbeirrt festhält. Da liegt es nahe, dass sich der innerlich empfundene Widerspruch zwischen Überzeugung und Realität im Nägelkauen ein Ventil sucht. Vom Nägelkauen sind nach Einschätzung von Experten übrigens rund 10 Prozent der Erwachsenen betroffen. In der Regel ist Nägelbeißen ein Zeichen, dass die betroffene Person Schwierigkeiten mit ihrer Umgebung hat, mit irgendetwas oder irgendjemandem nicht im Reinen ist. Als Auslöser gelten neben Stress, Nervosität, Verhaltensstörungen auch (aufgemerkt!) falsche Vorbilder!.

Wird man jedoch vom Wahn geheilt und ist man mit sich wieder im Reinen, dürfte auch gepflegten Händen nichts mehr im Wege stehen.

Im übrigen finde ich Ihre Einlassung aber sehr gelungen :wink:

tergram

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#6 Beitrag von tergram » 06.10.2014, 12:11

Nach dem Glauben kommt das Schauen. Dauert aber noch. 8) 2. Kor. 5, 6 ff

nescio

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#7 Beitrag von nescio » 12.10.2014, 08:18

Liebe Freunde,

vielen Dank für den fruchtbaren Dialog.

Wie bereits angedeutet durfte auch ich den religiösen Glauben in jungen Jahren genießen.
Doch war er aus heutiger Sicht nur eine Vorstufe ?

Hier geht es nicht um Einzelheiten des Glaubensweges, sondern um ein eher einfaches,
sich spontan daran anschließendes Zeitalter der De - konstruktion, in dem herkömmliche Weltbilder
sowie Egokonstrukte erkannt und schließlich fallen gelassen werden
(wie der erwähnte Link zeigt scheine ich da nicht alleine zu sein)

"religio", neutral gesehen, bedeutet auch Rückbindung an ... Stille und Liebe

Glaubensbruder

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#8 Beitrag von Glaubensbruder » 27.10.2014, 00:06

Schneider hat geschrieben:
Glaubensbruder hat geschrieben:und nach dem Wahn das Nägelkauen
Glaubensbruder, sind Sie sich da sicher? Aus Expertensicht dürfte Nägelkauen eher eine Begleit- und weniger eine Folgeerscheinung des Wahns sein. [...] Als Auslöser gelten neben Stress, Nervosität, Verhaltensstörungen auch (aufgemerkt!) falsche Vorbilder!
Vielen Dank, lieber Schneider, für die freundliche Rezension.

Was das Nägelkauen betrifft, vermag ich meiner Gedichtzeile auch nach längerem Nachdenken leider keinen tieferen Sinn abzugewinnen. Ich bin mir keinesfalls sicher, ob man dieses Verhalten, falls es überhaupt als pathologisch einzustufen ist, eher als Folge oder Begleiterscheinung einer wahnhaften Störung anzusehen hat. Wahrscheinlich wird es zu Unrecht stigmatisiert. Im Sinne des von nescio hier propagierten Zen-Buddhismus könnte man das Verzehren eigener Körperteile auch als Initiationsritual dessen betrachten, was "nach dem Glauben kommt" - sozusagen als ersten, konkret-physischen Schritt auf dem Weg zur buddhistischen "Auflösung des Ich". (Dieser Ansatz würde zudem die von dir erwähnten "falschen Vorbilder" - etwa dieses oder jenes - rehabilitieren; sie könnten sich auf das Grundrecht ungestörter Religionsausübung berufen.)

Vielleicht dürfen wir das Nägelkauen ja sogar als zivilisatorische Errungenschaft feiern, da es im Vergleich zu anderen abnormen Verhaltensmustern das kleinere Übel darstellt? Frei nach dem Motto:
    • Schlimmer noch als Nägelessen
      ist, gepflegt ins Bett zu nässen!
Jedenfalls bin ich sehr erleichtert, dass die übrigen Zeilen meines launigen Machwerks unbeanstandet geblieben sind. :wink:

Zen-fach grüßend
Gl.Br.

nescio

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#9 Beitrag von nescio » 02.11.2014, 09:08

Nägelkauen als Beginn der Selbstauflösung, wirklich originell


Bei Wikipedia heißt es unter anderem
"Christlicher Glaube ist ... Abwendung von sich selbst"
http://de.wikipedia.org/wiki/glaube

Ist Glaube also nur der Anfang eines religiösen Lebensweges der uns irgendwann ... ganz verstummen läßt
weil auch die Namen der entsprechenden Objekte abhanden kommen ?

'Mondo Zen' wurde von mir nur erwähnt um zu zeigen daß andere Gruppen ähnliche Erfahrungen gemacht haben,
es sollte keine Missionierung sein. Basierend auf einem interkulturellen Austausch entsteht hier vielleicht
etwas völlig neues (und zugleich uraltes) was die üblichen Begrifflichkeiten und Weltbilder
auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft

JehovasZeuge95

Re: Was kommt nach dem Glauben ?

#10 Beitrag von JehovasZeuge95 » 08.06.2015, 22:05

Hallo nescio,

Es gibt kein "Danach"! :mrgreen:

Die Bibel lehrt, dass der Mensch das Recht auf ewiges Leben hat!
Und ewiges Leben bedeutet ewiger Glaube! :D

Von "Ruhe" kann nicht die Rede sein! :mrgreen:

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