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von Comment » 07.05.2014, 12:09
Was die Zuwendungen des Staates an die großen christlichen Kirchen angeht, muß man diese, da parlamentarisch mehrheitlich gewollt, doch auch als vom Volk selbst gewünscht, zumindest aber als von ihm legitimiert bewerten. Selbst wenn bisweilen Bürger ('Steuerzahler') sich vehement mit guten Gründen dagegen aussprechen, und wenn selbst Mitglieder der befürwortenden Parteien unter solchen 'Gegnern' sich befinden, so wollen, wie es aussieht, die staatstragenden Gremien unseres demokratisch regierten Landes diesen Reformwilligen in dieser Frage derzeit kein Gehör bieten. Wie mir scheint, sehen die Kontrahenten die staatliche Unterstützung primär unter fiskalischen Gesichtspunkten: 'so viel Geld aus dem Staatssäckel für die Kirchen, das könnte doch anders, etwa für die Bildung, sinnvoller eingesetzt werden!' usw. Ein Abwägen dieses populistisch anmutenden Arguments mit vorhandenen Aspekten, die für eine Beibehaltung sprechen, wird hier m.E. nicht recht sichtbar. Wie auch, wenn davon auszugehen ist, dass die Gegner höchstwahrscheinlich den Kirchen, dem Religiösen schlechthin nicht mehr zugeneigt sind oder aber, falls doch noch religiös, ganz anderen, nur nicht den geförderten großen Christkirchen angehören. Wenn dem so sein sollte, ja, wie kann man sich dann für so viel Geld an diese Kirchen aussprechen?
Ich möchte nur mal einen Aspekt in die Diskussion einwerfen, einen Grund für die Beibehaltung der Zuwendungen; ich könnte mir denken, dass - abgesehen von den staatsrechtlichen/juristischen Gründen - dieses Pro durchaus in den Köpfen der Mehrheit unserer Abgeordneten ist: Unser geschichtlich christlich geprägtes Land soll christlich bleiben, die Garanten dafür, die Kirchen, brauchen für ihre Aufgaben, die sie auf diesem Sektor federführend im Volke wahrnehmen jede nur denkbare öffentliche Unterstützung, d.h. auch finanzielle Mittel des Staates, weil die von den registrierten Mitgliedern der Kirchen aufgebrachten Mittel (Kirchensteuern, Spenden, Erbschaften) für den Kirchenbetrieb nicht hinreichen. Und wenn gesagt ist 'christlich bleiben', dann heisst das: ein flächiges Vakuum auf christlich-religiösem Gebiet im Lande verhindern, denn dieses könnte für andere, z.T. recht aggressiv für sich werbende Religionen umso mehr für eine Ausbreitung und ggf. auch spezifisch andersartige Prägung der öffentlichen Meinung im Lande als die jetzige genutzt werden. Solche Bestrebungen einer (weltweiten) Ausbreitung etwa des Islam durch seine speziell darauf ausgerichteten Sparten oder extrem agierende Führer sind nicht aus der Luft gegriffen. Wenn's derzeit auch fast unwahrscheinlich klingt, dass es über kurz oder lang so kommen könnte, aber irgendwie ist doch eine Furcht da unter den Deutschen, es könnten sich die Werte anderer Kulturen, die so gar nicht mit unseren Grundvorstellungen von einem Leben in Freiheit und Demokratie decken wollen, Gehör verschaffen. Man blickt auf die Länder, in welchen Politik anders als bei uns durch die Führerschaft von Religionen gestaltet wird - wer möchte das als Deutscher in seiner Heimat? Die christlichen Kirchen gehören zu unserem Lande, zu unserer Kultur - sie sehen sich selbst auch als eine Art Bollwerk zur Verteidigung der historisch gewachsenen Werte unserer Zivilisation und Lebensformen. Haben die christlichen Kirchen, insbesondere die großen unter ihnen, hier nicht wirklich eine Bestimmung, eine bedeutsame Aufgabe in unserem Staat? Ich meine: Ja, haben sie. Und insofern ist doch nachvollziehbar ein überaus wichtiger Grund da, diese Aufgabenstellung durch die vorhandenen Möglichkeiten, wozu selbstverständlich auch die finanziellen gehören, staatlich zu stärken.
Bei dieser Betrachtung darf nicht aussen vor bleiben die Feststellung, dass die staatlichen Zuwendungen an die Kirchen in erheblichem Masse in sozialem Wirken der Kirchen an die Bürger zurückfliessen, dass die öffentlichen Gelder zudem dem Erhalt von zahlreichen Kulturgütern dienen - und dass sie eben nicht als Pfründe für einzelne Kirchendiener zur persönlichen Bereicherung gedacht sind resp. mißbraucht werden.
Vielleicht ist Vorstehendes Anlass zum Nachdenken für uns alle, bevor vorschnell gesagt wird: 'Schluß mit den staatlichen Zuwendungen an die Kirchen!'
Übrigens: die Einziehung der Kirchensteuer lässt der Staat sich entlohnen, das bekommen die Kirchen nicht kostenfrei, wie wohl manch einer denkt.
Com.