Monastisches Stundengebet

Erlebter Glaube
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Adler

#11 Beitrag von Adler » 01.07.2009, 18:45

Ich möchte nun auf das Thema des Thraeds zurückkommen.
Wenn ich den Eingangsbericht richtig interpretiere, liegt doch der Fokus auf der Stille, bzw. auf das stille werden in der eigenen Seele.

Ich kann zwar keine Erfahrungen hinter Klostermauern beisteuern, welche mich hätten in der Seele still werden lassen, aber ein anderes eigenes Erleben, welches mich in der Tiefe meiner Seele hat stille werden lassen, möchte ich gerne mit euch teilen.

Wenn man als Ehepaar fast zwei Jahrzehnte vergeblich auf Nachwuchs hofft, sich dann erste Anzeichen eines neuen Lebens zeigen, welches dann aber in die Hand Gottes abgegeben werden muss; dann wird es stille in der Seele ...

LG Adler

filippo

#12 Beitrag von filippo » 01.07.2009, 21:58

erl.
Zuletzt geändert von filippo am 27.09.2009, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.

tergram

#13 Beitrag von tergram » 02.07.2009, 09:03

Lieber Adler,

wenn dir in dieser speziellen und sehr schwierigen privaten Situation "stille sein" wirklich gelingt, kann ich davor nur respektvoll den Hut ziehen!

Du sprichst eine persönliche Situation an und ich möchte dir auf keinen Fall "auf die Seele treten", nur meine ebenfalls sehr persönliche Sicht schildern. Ich hoffe, du verstehtst meinen Beitrag in diesem Sinne.

Mit "stille sein" und "sich unter den Willen Gottes beugen" habe ich seit vielen Jahren Probleme: Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen in tiefstem Schmerz an einem Grab standen und der Seelsorger wusste nichts zu sagen, ausser der Aufforderung, stille zu sein, demütig zu sein, sich zu beugen. Nur in dieser Herzensstellung könne Gott den Menschen seinen Trost spenden.

Aha. Erst lässt dieser unbegreifliche Gott zu, dass mir das Liebste genommen wird und wenn ich weinend und klagend voll Schmerz vor ihm stehe, macht er seinen Trost von meiner schweigenden Demut abhängig? Also doppelte Strafe?

Nein, das funktioniert so nicht! Schmerz, Klage, Trauer, Empörung, Zorn, Fassungslosigkeit, Zweifel - die ganze Bandbreite unserer Empfindungen muss zulässig sein. Erst recht vor Gott. Das muss er aushalten können.

Ob sich im Zeitverlauf der Sturm in der Seele wieder legt, ob sich wieder Frieden gewinnen lässt, gar neue Freude - das ist ein langer und anstrengender Weg. Ich werde ihn aber nicht erfolgreich gehen können, wenn der erste Schritt zur Heilung fehlt: Der Aufschrei der Seele.

Mir fällt dazu ein Satz ein, der Martin Luther zugeschrieben wird: Hadere ruhig mit Gott. Daran ist er gewöhnt. Hauptsache, er hadert nicht mit dir.

Liebe Grüße,
t.

P.S.: Vom Thema des Threads sind wir nun ein Stück entfernt. Vielleicht sollten wir für eine weiterführende Diskussion einen neuen Thread eröffnen?

Adler

#14 Beitrag von Adler » 02.07.2009, 09:40

Liebe tergram, lieber filippo,

ich unterstreiche eure Beiträge in vollem Umfang! Ich habe in meinem Beitrag vergessen zu schreiben, das diese Stille in meiner Seele nur die sog. "Ruhe vor dem Sturm" war.

Auch ich habe mit Gott gehardert, auch ich habe ihm Vorwürfe gemacht, ich habe ihn angeschrien, beschuldigt und verurteilt ...

LG Adler

Gesperrt

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