Du musst gottgelassen sein

Erlebter Glaube
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abendstern_
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#11 Beitrag von abendstern_ » 19.01.2008, 08:14

Liebe tergram,

Gottgelassenheit kann man keinem anderen empfehlen oder gar verordnen wollen. Es klingt ja geradezu höhnisch, wenn man einem Menschen, der in tiefster Not und im Leid und in der Hoffnungslosigkeit sitzt aus einer ganz anderer Warte heraus sagen würde "du musst jetzt gottgelassen sein". Diesen Punkt oder Zustand kann jeder nur für sich selbst erreichen.

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ich an diesen Tiefpunkten im Leben Anteilnahme durch andere Menschen, einfaches "Dasein" als viel hilfreicher empfand als wenn jemand mit gutgemeinten frommen Sprüchen mir begegnete.

Das "du musst glauben du musst hoffen, du musst gottgelassensein" kann sich jeder nur selber sagen...

Uhu-Uli, danke für den Hinweis auf diese schöne Musik (ich habe diese Kantate durch deinen Hinweis zum ersten Mal gehört). Die alten, manchmal etwas ungewöhnlichen Texte erlebe ich zur Zeit auch bei den Proben der Matthäus-Passion. Es ist schön, dass wir diese alten Texte und die Musik und damit auch die Glaubenserfahrung der Menschen damals heute noch so unverfälscht haben dürfen.

LG
abendstern_

Engelchen

#12 Beitrag von Engelchen » 19.01.2008, 09:28

tergram hat geschrieben:Ja. Stimmt. Ist alles schön und gut.

Bis zu dem Tag, an dem mitten ins eigene Leben die Katastrophe hereinbricht.

Bis zu dem Tag, an dem man vor Schmerz und Angst Gott anschreien möchte:

"Siehst du das nicht? Was soll das? Bist du unfähig oder unwillig, uns zu helfen? Hast du dich gelangweilt von deiner Schöpfung abgewandt und überlässt uns kalt den Gesetzen der Natur?"

In diesen Momenten unseres Lebens ist schnell Schluß mit der Gottgelassenheit. Sehr schnell. Und es ist so verd.... schwierig, sie sich wieder zu erarbeiten.

Entschuldigung.
Liebe Tergram,
Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist nach schweren Schicksalsschlägen, zumal wenn sie gehäuft auftreten unendlich schwer immer gelassen zu bleiben.
Besonders schlimm wird es für die Betroffenen wenn sich ihre Umwelt von ihnen abwendet.
Einmal wurde mir sogar gesagt: "Den Kontakt mit Euch wollen wir nicht mehr. Soviel Leid mitanzusehen und zu erleben ist einfach unerträglich.
Wir möchten für unser Leben nur Menschen um uns, die keine Probleme haben."
Andere sind einfach nur stumm gegangen.
Nun die Gelassenheit kommt wieder. Es dauert aber. :wink:
Es war eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung, aber auch sehr bitter.
Liebe Grüße
Engelchen

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tosamasi
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#13 Beitrag von tosamasi » 19.01.2008, 12:43

Engelchen,
Einmal wurde mir sogar gesagt: "Den Kontakt mit Euch wollen wir nicht mehr. Soviel Leid mitanzusehen und zu erleben ist einfach unerträglich
solche Aussagen sind für mich un-er-träg-lich. Man kann das Leid Anderer doch nicht einfach ignorieren. Mitleiden kann aber auch krank machen, da unbewusst Ängste für das eigene Leben geschürt werden. Insofern betreiben manche vielleicht Selbstschutz, indem sie sich vom Elend abwenden.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

Engelchen

#14 Beitrag von Engelchen » 19.01.2008, 13:00

tosamasi hat geschrieben:Engelchen,
Einmal wurde mir sogar gesagt: "Den Kontakt mit Euch wollen wir nicht mehr. Soviel Leid mitanzusehen und zu erleben ist einfach unerträglich
solche Aussagen sind für mich un-er-träg-lich. Man kann das Leid Anderer doch nicht einfach ignorieren. Mitleiden kann aber auch krank machen, da unbewusst Ängste für das eigene Leben geschürt werden. Insofern betreiben manche vielleicht Selbstschutz, indem sie sich vom Elend abwenden.



Dieser Selbstschutz ist durchaus gerechtfertigt!
Bitter aber für die betroffenen Menschen.
Schau Dir einmal dieses Video an:
http://www.youtube.com/watch?v=S5fpLedHUvg

Lobo

#15 Beitrag von Lobo » 19.01.2008, 13:23

Katze hat geschrieben: ...Oft ging ich in den Keller und habe Gott ein Standpauke gehalten... habe ihn angeschrieen und beschimpft...

Katze
Es ist eine Tatsache.
Not lehrt beten, aber auch fluchen.

Gruß
Lobo

werwolf

Leid

#16 Beitrag von werwolf » 19.01.2008, 13:48

Es gibt die unterschiedlichsten Situationen und damit vielerlei Möglichkeiten, Menschen in ihrer Not zu helfen. Eugen Roth hat das einmal auf den Punkt gebracht.

Das Mitleid kann, selbst echt und rein,
mitunter falsch am Platze sein.
Mit Takt gilt es zu unterscheiden,
was jeweils heilsam für ein Leiden.
Ob Händedruck, aufmunternd, stark,
ob in die Hand gedrückt zehn Mark.

LG
werwolf

uhu-uli

Mitten im Leid ...

#17 Beitrag von uhu-uli » 19.01.2008, 16:29

8)
Zuletzt geändert von uhu-uli am 12.10.2009, 15:02, insgesamt 1-mal geändert.

Lobo

#18 Beitrag von Lobo » 19.01.2008, 17:07


Maximin

MITTEILEN ...

#19 Beitrag von Maximin » 19.01.2008, 18:13

Liebe Tergram,
meine Bibel sagt mir klipp und klar, dass ich mit meinem Gott, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hadern, streiten und IHN auch herausfordern darf. Abraham feilscht mit IHM wegen der Menschen in Sodom und Gomorrha, Jakob stellt IHM Bedingungen wegen seines weiteren Lebensweges, Mose verhandelt mit IHM wegen des Überlebens seines Volkes, David verhandelt mit IHM über die Vergebung seiner Schuld, Jesus verhandelt mit den unerbittlichen Sittenwächtern über die Schuld einer Ehebrecherin...

Ich habe mit meinem Gott auch oft heftig gestritten, habe mich IHM eben so oft trotzig entgegengestellt und IHN mitunter sogar ziemlich frech herausgefordert oder IHN mit eisigem Schweigen ignoriert. Hat aber nix genützt. ER hat, im Gegensatz zu mir, Wort gehalten: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinem Auge leiten“(Psalm 32,8)

Nun erleben wir nicht dieselben unsäglichen Lebenslagen der Vorväter, sondern unsere eigenen, und ich stehe zu meinem Erkenntnissatz, dass kein Mensch Gott irgendwo rein oder rauszwingen kann.

Und wenn ich nun da unten in meinem Keller sitze und vorlauter Angst und Verzweiflung am liebsten die Mauern einreißen will weil ER schweigt und nichts unternimmt damit das Elend, so oder so, endlich aufhört? Was dann...?

Bleibe Du nur getrost eine Weile in Deinem Keller, so wie Elia in seiner Höhle, so wie Hiob in seinem Elend oder so wie Jona im Schatten seiner Hütte. Wir haben ein Recht darauf glücklich zu sein. Wir haben aber auch ein Recht auf verlässlichen und mutmachenden Beistand, ein Recht darauf getröstet und wieder aufgerichtet zu werden.

Natürlich haben wir unbedingt auch ein Recht darauf zu sagen: „Lasst mich doch einfach mal nur in Ruhe, damit ich loslassen, trauern kann“. Gewiss, die meisten Mitmenschen drücken sich angesichts solcher schwierigen Lebenslagen ja sowieso um uns herum, während uns andere mit Redewendungen zu- und sich selber wegtexten.

Also ich bin nicht der Herr Jesus, aber das habe ich bei IHM beobachtet: So offensichtlich die Leiden der Leute auch waren, Jesu fragt: „Was willst du dass ich dir tun soll“.

Ich liebe das Wort aus dem Hebräerbrief: Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl. (Hebräer 13,16 / Luther 1912) Wohl tun meint stets den, der einer Wohltat bedarf. Mitzuteilen kann auch den meinen, der sich in seinem Kummer lieber im Keller vergräbt und seine Mitmenschen wegschweigt.

Es stimmt schon die uralte göttliche Einsicht, wonach das Alleinsein dem Menschen eben nicht gut tut. Sich mitzuteilen, für viele ein hartes Opfer...
Gruß Micha

uhu-uli

#20 Beitrag von uhu-uli » 20.01.2008, 00:52

8)
Zuletzt geändert von uhu-uli am 12.10.2009, 15:07, insgesamt 2-mal geändert.

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