ER GEHT MIT...

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Maximin

ER GEHT MIT...

#1 Beitrag von Maximin » 27.11.2007, 14:50

Predigt im Gottesdienst am 27. Februar 2005 (Okuli)
Ev. Gemeinde Haus Gotteshilfe – Berlin-Neukölln

Predigtlied:
„So nimm den meine Hände und führe mich. Bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: Wo du wirst geh´n und stehen, da nimm mich mit“ (EGB Nr. 376, 1-3)

Gebet:
Herr, allmächtiger Gott, unser lieber Vater im Himmel. Heilige uns nun in deiner Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit. Schenke uns bitte erneut dein Wort und lass es bewirken wozu du es sendest. Amen.

Textwort: 1. Mose28,15 (Luther 1984)
„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hin ziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“


Kanzelgruß:
Ich grüße euch alle mit dem Gruß des auferstandenen Herrn Jesus Christus: Friede sei mit euch!

Ich habe mich so sehr darauf gefreut, mit euch allen das schöne alte Lied „So nimm den meine Hände...“ zu singen. Manche halten dieses Lied für überholt. Sie auch? Nun frage ich aber mal:

· Wer ist gemeint? Wer soll unsere Hände in seine Hände nehmen?
· Wem vertrauen wir unser Leben vorbehaltlos an?
· Gibt’s vielleicht Vorbehalte?

Wir haben uns ein kleines Stück aus der uralten Lebensgeschichte des Jakob vorgelesen und wollen nun gemeinsam herausfinden, ob sie uns heute noch etwas zu sagen hat, oder ob sie auch überholt und veraltet ist.

Überschrift: ER GEHT MIT! Meine Predigt hat 5 Teile:

1. Aus Jakob wird Israel (...geschichtliche Hintergründe...)
2. Von oben nach unten und von unten nach oben (...die Himmelsleiter...)
3. Er geht mit (...der Heiland sorgt für dich, fürchte dich nicht...)
4. Gott machen lassen (...versprochen und gehalten...)
5. Vorbehalte (...wenn, dann...)

Zu 1.: Aus Jakob wird Israel
Der Name Jakob bedeutet „Überlister“. Der Name Israel bedeutet „Gotteskämpfer“. Jetzt müssen wir kurz die Ereignisse betrachten, die sich um Jakob und Esau ranken. Da werden Zwillinge geboren. Esau der Erstgeborene und Jakob der Zweitgeborene. Lesen Sie mal die ganze Geschichte im Zusammenhang (1.Mose Kapitel 25 bis 35). Ich finde sie spannend wie einen Kriminalroman.

Aus einer Laune heraus verkauft Esau seinem Bruder das Erstgeburtsrecht für ein Eintopfessen. Das berühmte Linsengericht. Als ihm später die Tragweite dieser Eselei bewusst wird. Wird Esau böse auf seinen Bruder. Er fängt an ihn zu hassen. Und als heraus kommt, mit wie viel Hinterlist Jakob auch den Vater Isaak dazu brachte, ihm den Erstgeburtssegen zu geben und ihn damit zum künftigen Familienoberhaupt zu erheben, da trachtet Esau seinem Bruder Jakob nach dem Leben.

So haftet dem Jakob bis in unsere Tage der Ruch an, ein Betrüger gewesen zu sein. Stimmt das wirklich? Sein Name Jakob deutet darauf hin. Und trotzdem hat es sich eingebürgert, von Jakob und Esau zu sprechen. Jakob wird bis heute zuerst genannt. Wir sagen nicht Esau und Jakob.

Nun finde ich jedoch, dass es höchst seltsam ist, dass einer der Glaubensväter in die Nähe von Trickbetrügereien gerückt wird – oder? Nein! Die ganze Wahrheit liegt, wie so oft, viel tiefer:

Im 1. Mose 25, 21-23 finden wir die Erklärung, wenn wir über Rebekkas Schwangerschaft folgendes erfahren:

„Isaak aber bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar. Und der HERR ließ sich erbitten, und Rebekka, seine Frau, ward schwanger. Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leib. Da sprach sie: Wenn mir's so gehen soll, warum bin ich schwanger geworden? Und sie ging hin, den HERRN zu befragen. Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Volk wird sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“

Zu 2.: Von oben nach unten und von unten nach oben.
Trotz der eindeutigen Vorhersage Gottes scheint es so, dass Jakob als Betrüger aus dem Familienverbandverstoßen wird. Flucht. Da fällt einer von ganz oben nach ganz unten.

Ist es uns in unserem Leben nicht auch schon so ergangen, dass wir aus den schönsten Lebensumständen von einem auf den anderen Augenblick herausgerissen wurden und eine Bauchlandung machen mussten?

Jakob ist also auf der Flucht. Es ist Abend. Zeit zum Ausschlafen. Was mag da so alles in dem Kopf des Jakob vor gegangen sein: Weg vom elterlichen Haus. Ausgetrieben aus allem Vertrautem und allen lieb- und selbstverständlich gewordenen Bequemlichkeiten liegt Jakob am Straßenrand von Beerscheba nach Haran. Vor sich rd.850 Kilometer (Berlin bis Zürich) und als Ruheort nur einen Stein im Nacken. Das ist einer, der scheinbar von ganz oben nach ganz unten gefallen ist. Endlich senkt sich ein barmherzig tiefer Schlaf über den Flüchtling. Und dann beginnt Jakob zu träumen:

Er sieht eine Leiter, die von ihm direkt zum Himmel reicht. Auf dieser Leiter sieht er Engel von ganz oben nach ganz unten herabsteigen und von ganz unten nach ganz oben wieder hinaufsteigen. Jakob sieht den HERRN. Den Gott seines Großvaters Abraham und den Gott seines Vaters Isaak. Ganz oben steht der da und schweigt nicht! Nein! Er spricht zu Jakob. Er tröstet ihn und eröffnet ihm seine und die Zukunft seines Volkes:

„Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.“ (1. Mose 28, 13+14)

Alles, was Gott diesem Jakob eröffnete, ist später genauso eingetreten. Bis auf unsere Tage. Denn Du und ich können bezeugen, dass dieser Gott Wort gehalten hat. Durch ihn sind alle Geschlechter auf Erden gesegnet worden, weil Jesus Christus die trennende Mauer zwischen Gott und seinen Menschen eingerissen hat, damit auch wir zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs „VATER“ sagen dürfen.

Da dreht sich die Himmelsleiter gewissermaßen von Jakobs jämmerlichem Schlafplatz zu dir und mir. Wir waren ganz unten und sind nun auch nach ganz oben eingeladen. Jakobs Himmelsleiter reichte bis zum Himmel. Sie bildete eine Verbindung zu Gott dem HERRN.

Frage:

· Wie steht es um meine und deine Verbindung zum HERRN?
· Gibt es da ein beständiges von oben nach unten und von unten nach oben?
· Sehen wir den Himmel überwiegend offen – oder scheint er uns manchmal nicht doch eher verschlossen?

Der berühmte jüdischen Maler Marc Chagall hat das Motiv der Himmelsleiter des Jakob mit kräftigen Farben gemalt. Ich habe dieses beeindruckende Bild unlängst im Diakonissen Mutterhaus in Marburg gezeigt bekommen. Nicht das Original. Nur eine Kopie. Bei der Betrachtung dieses Bildes fiel mir etwas wichtiges auf: Die von Chagall gemalte Himmelsleiter reicht nur bis an den Himmel. Sie reichte nicht bis in den Himmel hinein.

Als mir die Bedeutung dieses wichtigen Unterschieds aufging, habe ich mich gefragt, wie meine Himmelsleiter beschaffen ist. Reicht sie nur bis an oder bis in den Himmel? Fehlen da vielleicht einige Sprossen? Steht am Ende meiner Himmelsleiter, meiner Verbindung zum HERRN, wirklich ER oben an? Höre ich IHN zu mir reden? Und wenn ich IHN zu mir reden höre, höre ich IHM dann auch wirklich zu? Und wenn ich IHM zuhöre, was mache ich dann mit dem, was ER mir zu sagen hat?

Zu 3.: ER geh mit (...der Heiland sorgt für dich, fürchte dich nicht...)
Kehren wir an dieser Stelle zu unserem flüchtenden Jakob zurück. Seht, immer wieder lesen wir in den Heiligen Schriften von Leuten die bekennen, dass der HERR gnädig und barmherzig ist. Lesen oder beten sie am besten mal den ganzen Psalm 103. Können wir dazu mit ganzem Herzen Amen sagen?

Jakob konnte das. Denn der HERR hatte dem Jakob nicht nur seine und die fernere Zukunft seiner Nachfahren offengelegt. Nein! Dieser unbegreiflich gnädige und barmherzige Gott hat dem flüchtenden Jakob auch ganz praktische persönliche Lebenshilfe versprochen:

„Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ (1.Mose 28,15)

Sehen Sie, das ist der Kern meiner heutigen Botschaft für jeden einzelnen von uns: ER GEHT MIT! Ein in Christo wirklich wiedergeborener Mensch, ein lebendiger und mündiger Christ, der braucht nicht mehr zögerlich zu fragen: Wer soll meine Hände nehmen? Wem vertraue ich mein Leben vorbehaltlos an? Darauf weiß ja jedes gläubige Sonntagsschulkind die richtige Antwort: Der Herr Jesus Christus!

Zu 4.: Gott machen lassen (...versprochen und gehalten...)
Der Jakob hatte, noch ehe er geboren worden war, die feste Zusage, dass er von Gott erwählt worden war. Diese Zusage ist dem kleinen Jakob ganz gewiss von seiner Mutter Rebekka in sein Herz eingepflanzt worden. Und? Was geschah?

Rebekka trauten „dem Braten“ nicht so ganz. Sie nahm die Dinge selber in die Hand. Sie verlegte sich auf eine List, um ihren Mann Isaak dazu zu bringen, nicht den erstgeborenen Esau den ihm gesetzlich zustehenden Erstgeburtssegen zu geben, sondern dem Zweitgeborenen, dem Jakob. Dabei stand Jakob seiner Mutter in nichts nach. Jakob führte Mutters List zuende. Er luchste seinem Bruder Esau den Erstgeburtssegen mit einem Linsengericht ab, belog und betrog dann auch noch seinen schwer sehbehinderten Vater Isaak. Lesen Sie die üblen Machenschaften mal beim 1. Mose 27 selber nach. Da könnte man die Hochachtung vor dem Glaubensvater Jakob verlieren.

Nun stelle ich mir bei dem 4. Predigtpunkt: „Gott machen lassen“ die Vertrauensfrage:

· Lasse ich den HERRN machen?
· Vertraue ich IHM wirklich meine beiden Hände und mein ganzes Leben vorbehaltlos an?
· Oder habe ich nicht hier und da doch so meine Vorbehalte?

Wir werden nachher alle betend die Worte sprechen: „Dein Wille geschehe“. Ich weiß nicht wie Sie darüber denken. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann bete ich das zwar regelmäßig so, aber im Stillen bete ich oft genau das Gegenteil: „Mein Wille geschehe“. So oft ich mir dessen jedoch bewusst werde, schäme ich mich nachher vor meinem Heiland. Und der antwortete mir heute: „Lass mich doch machen. Ich bin ja bei dir und begleite dich. Hast du das schon wieder vergessen?“

Jakob hörte klare und deutliche Zusagen: „Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.“ (1.Mose 28,15)

Zu 5.: Vorbehalte (...wenn, dann...)
O weh, jetzt kommt das „dicke Ende“! Jakob sieht den Himmel offen, Jakob hört die Zusicherungen Gottes für sich und seine Nachkommen. Jakob hört, dass durch ihn alle Völker gesegnet werden sollen. Jakob hört, dass der HERR auf der Flucht bei ihm bleiben und ihn schließlich wohlbehalten zu seinen Eltern zurückbringen wird. Eigentlich könnte sich dieser Jakob doch nach diesem Traum gemütlich zurücklehnen und zuversichtlich in die Zukunft schauen – oder?

Nein! Jakob hat Vorbehalte. Lesen wir noch einmal nach, welche Vorbehalte er dem HERRN gegenüber einwendet:

„Und Jakob stand früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Steinmal und goss Öl oben darauf und nannte die Stätte Bethel; vorher aber hieß die Stadt Lus. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wird Gott mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der HERR mein Gott sein. Und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Steinmal, soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.“ (1. Mose 28, 18-22)

Einige Bibelausleger unterscheiden hier zwischen dem bedingungslosen Glauben des Abraham und dem Vorbehaltsglauben des Jakob. Und sehen Sie, genau das macht mir meine Bibel so lebensnah und glaubhaft. Da kann ich mich selber wiedererkennen. Denn wenn ich meinen eigenen Christenstand selbstkritisch betrachte, dann geht’s mir oft wie dem Jakob: „Wenn – dann“.

Wenn ich jedoch Jakobs Vorbehalte kritisch betrachte, dann höre ich mich das Gebet des Herrn Jesus so beten, wie ER es uns gelehrt und vorgelebt hat. Dann bemühe ich mich redlich darum nicht zu beten „So wie ich will“, sondern „Dein Wille geschehe“. Amen

Micha, am 27. Februar 1005

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