Oekumenepreis ausgelobt

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42

#11 Beitrag von 42 » 01.02.2010, 14:04

agape hat geschrieben:Lieber 42, an das Foto erinnere ich mich sehr gut.
Ich auch :wink: Ja, Dein "Jetzt ist es schon sehr, sehr spät... " hat mich sofort an dieses Bild erinnert.
Cemper hat geschrieben:Es ist aber nie zu spaet.
Das ist sehr hoch gegriffen. Ich glaube, Sie verwechseln da etwas: Es ist nie zu frueh, wie uns die Werbung weismachen will, und selten zu spaet. Dieser Werbespruch passt uebrigens ueberraschend gut auch als Antwort auf die Frage: "Wann ist ein guter Zeitpunkt, sich zu versoehnen?"

Dem "nie" in Ihrer Aussage kann ich nicht zustimmen. Es gibt Momente, wo man die Zeit nicht zurueckdrehen oder den "Undo"-Knopf anklicken kann. Da reicht ein Ausrutscher auf Glatteis oder auf dem (inter-)nationalen Parkett.

Cemper

#12 Beitrag von Cemper » 01.02.2010, 15:02

@ 42

"Es ist nie zu spät" war nur ein Spruch. Obwohl ... wenn man darüber nachdenkt: Es ist klar, dass jemand zu spät kommt, wenn er etwa bei einem Irrtum über ein Datum erst an einem Veranstaltungsort eintrifft, wenn die Veranstaltung vorbei ist. Man kann auch zu spät zum Bahnhof kommen. Der Zug ist dann weg. Aber hier wird es schon weniger eindeutig. In einer Stunde fährt ja der nächste. Die wirklich interessante Dimension erschließt sich, wenn wir uns fragen, was das eigentlich ist: zu spät? Wir sprechen hier doch in einer Zeitkategorie. Und was ist das: Zeit? Ist die Zeit ein unablässig fließender Strom? Wo ist seine Quelle? Wo mündet er? Wo ist Trennlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft? Ist die Gegenwart die Trennlinie? Ist unser Leben - das wir ja hier und jetzt haben - dann sozusagen Existenz zwischen Vergangenheit und Zukunft? Wurde das, was uns eben bewusst geworden ist, schon Vergangenheit, als es uns bewusst wurde? Was meinen wir, wenn wir sagen: Meine Zeit steht in deinen Händen? Was meinen wir, wenn wir sagen: Es wird hinfort keine Zeit mehr sein? Was meinen wir, wenn wir sagen: Der da ist, der da war und der da kommt? Sind Vergangenheit und Zukunft in Gott aufgehoben? Ist Gott die ewige Gegenwart? Kann es dann bei Gott oder vor Gott ein "zu spät" geben?

Das wäre ein schönes Predigtthema: "Liebe Gemeinde, unsere Zeit steht in Gottes Händen. Was heißt das? ... Amen."

Der in meiner Verlinkung oben erwähnte Dirigent Blomstedt - der zur Freikirche Adventisten gehört - hat übrigens etwas zur Ökumene gesagt. Hier - im dritten Teil (also etwas Geduld)

http://www.youtube.com/watch?v=EIn0IyyQ ... re=related

42

#13 Beitrag von 42 » 01.02.2010, 15:47

Cemper hat geschrieben:"Es ist nie zu spät" war nur ein Spruch. Obwohl ... wenn man darüber nachdenkt: ...
Das haette ich nicht tun duerfen ;-)

Sie stellen tiefsinnige Fragen .. Mal sehen, wo ich meine Antworten auf der Skala von 'ja' bis 'nein' liegen.
Wo ist Trennlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft? Ist die Gegenwart die Trennlinie?
Gegenfrage: Wenn nicht die Gegenwart, welcher Zeitpunkt sonst? Ja, ich betrachte die Gegenwart als die Trennlinie.
Ist unser Leben - das wir ja hier und jetzt haben - dann sozusagen Existenz zwischen Vergangenheit und Zukunft?
Sie haben auch von einem Strom der Zeit gesprochen. Man koennte unser Leben als den ununterbrochenen Strom von Zeitpunkten zwischen Vergangenheit und Zukunft betrachten. Wenn Sie so wollen, existieren wir zu jedem dieser infinitesimal kurzen Zeitpunkte zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ja.
Wurde das, was uns eben bewusst geworden ist, schon Vergangenheit, als es uns bewusst wurde?
Das wird einerseits vom philosophischen Standpunkt her schwierig und, wenn dieses Bewusst-werden auf Beobachtung beruht, auch vom physikalischen her. Wenn wir von der philosophischen Betrachtung ausgehen, koennte man das uns jetzt Bewusste vielleicht schon als Vergangenheit betrachten, waehrend wir uns dessen bewusst werden. Aber existiert das Bewusst Gewordene nicht vielmehr von da an fuer laengere Zeit im Bewusstsein, also nicht nur punktuell? So viel zur 'Vergangenheitsbewaeltigung' unseres Bewusstseins.
Wenn wir hingegen eine Supernova beobachten, hat sich das, was wir sehen, schon vor langer Zeit ereignet. Erstens muessen wir ein Bezugssystem fuer die Zeit waehlen, um eine Aussage ueber Vergangenheit und Zukunft machen zu koennen. Waeren wir (hypothetisch) in der Supernova, waere unsere Aussage eine andere als hier auf der Erde. Den Einfluss der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, mit der sich ein physikalischen Ereignis bemerkbar macht, lasse ich ansonsten jetzt ;-) einmal ausser Betracht. Drittens muessen wir eigentlich - unabhaengig vom Bezugssystem - fuer ein jetzt gerade fuer uns sichtbar werdendes Ereignis gleichzeitig schon von der Vergangenheit reden. Entsprechendes gilt, wenn Sie Ihren Nachbarn aus nur 100m Entfernung beim Einschlagen eines Nagels beobachten und die Hammerschlaege hoeren und sehen. Selbst wenn Sie direkt daneben stehen, trifft der Hammer den Nagel, bevor Sie davon Kenntnis haben.
Was meinen wir, wenn wir sagen: Meine Zeit steht in deinen Händen?
Das drueckt nach meinem Empfinden ein uneingeschraenktes Vertrauen zu Gott aus. Sollten wir "Zeit" hier nicht allegorisch verstehen im Sinne von "alles, was mir widerfahren ist, widerfaehrt und widerfahren wird" - bis hin zum Tod?
Was meinen wir, wenn wir sagen: Es wird hinfort keine Zeit mehr sein?
Ich weiss es nicht. Ich haette beinahe geantwortet: Fragen Sie Gott. Diese Dimension entzieht sich zumindest meinem Verstaendnis. Auch hier die Gegenfrage: WWCS? (Was wuerde C(emper) sagen?)
Was meinen wir, wenn wir sagen: Der da ist, der da war und der da kommt? Sind Vergangenheit und Zukunft in Gott aufgehoben? Ist Gott die ewige Gegenwart? Kann es dann bei Gott oder vor Gott ein "zu spät" geben?
Ich weiss es nicht. Vielleicht ahnen wir wenigstens, dass unser Begriff "Zeit" nicht der Wirklichkeit Gottes entspricht. Wir wissen noch nicht einmal, wie diese Wirklichkeit ist.
Cemper hat geschrieben:Das wäre ein schönes Predigtthema: "Liebe Gemeinde, unsere Zeit steht in Gottes Händen. Was heißt das? ... Amen."
Ich weiss ja, dass es lange, weniger lange und kurze Predigten gibt. Was versteckt sich hinter der Ellipse in Ihrem Predigtvorschlag? Oder war das schon die gesamte Predigt?

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#14 Beitrag von evah pirazzi » 01.02.2010, 23:54

Die Zeit und Ökumene, eine interessante Verknüpfung.

Die Zeit begann ja meines Wissens erst mit Erschaffung, bzw. Entstehung des Lichtes. Durch das Licht und die in ihm wohnende Energie entstand Bewegung, welche "Zeit" vergehen ließ. Wenn einmal kein Licht, keine Sonne mehr ist, wird wohl auch keine Zeit mehr sein.

Nach Einsteins Theorie der Relativität von Raum und Zeit, wäre es ja theoretisch sogar möglich, nicht zu altern, bewegte man sich mit Lichtgeschwindigkeit und wenn man es gar schaffte, sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen, dann fände möglicherweise ein Verjüngungsprozess statt, bzw. könnte man die "Vergangenheit" aufsuchen.

Für Gott ist Vergangenheit und Zukunft wahrscheinlich so etwas wie Gegenwart, es ist alles gleichzeitig vorhanden und es ist ihm vielleicht völlig unwichtig, ob sich die unterschiedlichen Religionen einander annähern, weil für ihn nur der Einzelne zählt und seine Beziehung, sein Verhältnis zu ihm. Die äußeren Umstände, die diese Gott-Beziehung prägen und beeinflussen, ergeben ein Gesamtbild, welches, so mein Glaube, von Gott ganz individuell und unterschiedlich gesehen und bewertet wird.

Was ich sagen will: Die Zeit ist nur für uns Menschen wichtig, um Dinge einzuordnen, um nicht völlig orientierungslos zu werden. Für Gott ist sie keine bedeutende Größe, er war eh schon vor ihr da.

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[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

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