Das Evangelium Jesu Christi

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Brombär

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#11 Beitrag von Brombär » 18.08.2014, 12:01

Querdenkermicha schrieb:

Auch wenn ich dich sehr gut verstehen kann (schließlich bin auch ich Naturliebhaber und wandere wie gerade gestern sehr gerne), wage ich zu bezweifeln, ob all die mit knapper Not Überlebenden bspw. des Taifuns "Haiyan" vom November 2013 auf den Philippinen oder die japanischen Erdbebenopfer von 2011 deine Sicht der Natur teilen würden...
Mir scheint eher, unsere typisch deutsche, auf die Epoche der Romantik zurückgehende glorifizierende Sichtweise der Natur scheint hier gehörig abzufärben... siehe auch Bio-Boom, Anti-Atom- bzw. Anti-(Pflanzen-)Gentechnik-Bewegung hierzulande.



Werter Querdenkermicha, willkommen im Club der Naturliebhaber!

Als solche haben wir ja ständig vor Augen, wie die Natur sich mit unaufhaltsamer Mächtigkeit in der ihr eigenen Weise betätigt. Leben und Sterben, Fressen und Gefressenwerden, Aufgang und Niedergang, Aussaat und Ernte, Tag und Nacht. Das uns zugängliche Weltgeschehen ist bipolar.

Was ist das für ein Glücksgefühl, das den Gegenpart des Leids nicht kennt? Es ist wie das Glück, das ich mit niemandem teilen kann. Wo bleibt das Leid, wenn die Hoffnung auf einen Neubeginn abhanden gekommen ist? Ist der Tausch von Hoffnung gegen die Hoffnungslosigkeit tatsächlich so erstrebenswert, nach dem Motto „ Juhu, endlich hab ich den Zustand der Hoffnungslosigkeit erreicht?

In der Natur erlebe ich sowohl jubelnde Freude, wie auch Frieden über dem Leid. Das, so scheint mir, ist ein Teil der unfassbaren Gottheit. Ein Teil, welcher mich trotz aller zuweilen empfundenen Grausamkeit unglaublich erfasst und mich als kleinen Winzling an meinen Platz stellt, wo ich in der Bescheidenheit helfend das Lebensspiel unterstützen kann.

Man sollte sich frei machen vom Gedanken, dass der liebe Gott der alte Mann mit dem weißen Bart ist, der – gleichsam dem Onkel aus Amerika – reich u. spendabel daherkommt. Naturkatastrophen jeweils als Unterlassungstat eines Übervaters zu brandmarken ist mir zu simpel, so herzzerreißend diese sein mögen.

Ich gebe zu, dass diese Sehensweise durch menschliche Erwartung, falsch gesäte Bedürfnisse und unverstandenem Leid wieder und wieder verdunkelt ist. Da sind dann Liederverse wie „Siegen, siegen wird der Glaube, der den Herrn im Leiden preist“ einfach völlig daneben. Auch in der Natur wird kein Karnickel die Schlange preisen, die sich vor ihm aufgerichtet hat. Diese maßlosen Übertreibungen darf man nicht nur getrost vergessen, sondern man muss sie mit Entschiedenheit als Entgleisung bezeichnen.

Es ist unmöglich eine Gottheit herbeizureden, man erspürt sie oder auch nicht und man kann sie ergreifen oder liegenlassen. Es hat m.E. etwas mit seelischer Sensibilität zu tun. Leider sind diesbezüglich Unsensible schnell dabei, ihr Unverständnis in spottende Worte zu fassen.

Gott sei Dank – lieber Micha – sind Sie ein Querdenkermicha und kein Querkopfmicha, der andere in ihren Ansichten nicht achtet. Querdenken ist lebensnotwendig, je vielseitiger umso besser.

Bb.

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