Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

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Ale

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#11 Beitrag von Ale » 14.06.2013, 08:08

Lieber Pagan,

ich bin nicht Althistoriker, wie Dr Spiess auf den ich verwiesen habe, oder Literaturwissenschaftler und Papyrologe, wie Prof. Thiede. Von daher bin ich bedauerlicher weise nicht in der Lage, diesbezüglich eine qualifizierte eigene Meinung kundzutun. Ich könnte nur nachplappern. Dabei leidet aber in der Rgel die Klarheit der Argumentation.

Allerdings bin ich in der Lage zu erkennen, ob Argumente von Substanz sind oder nicht. Wenn dies der Fall ist, dann ist es mir herzlich egal, ob ich sie lese oder ob ich einen Video schaue.

Rein formale Argumente hingegen, wie der Hinweis auf neumodische Medien oder auf einen angeblich "schlechten Stil" entbehren in der Regel der Substanz.

Deswegen: tun Sie es sich an. Es lohnt, denn es ist die Sichtweise von zwei Wissenschaftlern. Und die erwähnen und besprechen durchaus auch die Sichtweise bspw. Lüdemanns, der sich vom Christentum losgesagt hat.

A.

Pagan

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#12 Beitrag von Pagan » 14.06.2013, 11:53

Ale hat geschrieben:Deswegen: tun Sie es sich an. Es lohnt, denn es ist die Sichtweise von zwei Wissenschaftlern. Und die erwähnen und besprechen durchaus auch die Sichtweise bspw. Lüdemanns, der sich vom Christentum losgesagt hat.
a) Nein, ich tue es mir bestimmt nicht an. Sag, was du sagen willst, mit eigenen Worten. Wenn erforderlich, gibts ja auch immer noch die Möglichkeit, etwas zu zitieren.
Ich frag dich ja auch nicht: Was meinst du dazu: http://books.google.ch/books?id=2q7QAcG ... &q&f=false

Das täte ich allein schon deshalb nicht, weil ich damit meinen eigenen Standpunkt nicht zum Ausdruck bringe, selbst wenn ich mit der einen oder anderen Aussage in diesem Buch einverstanden wäre. Du hingegen wüsstest überhaupt nicht, was für mich von besonderem Interesse ist. Meine indirekte Aufforderung zum Lesen dieses Buches wäre daher sagen wir mal schlechter Diskussionsstil.

Wenn du Argumente mit Substanz wirklich erkennst, wie du schreibst, dann kannst du sie hier auch einbringen und diskutieren und beispielsweise darlegen, wo welche Substanz vorhanden ist und warum es (deiner Ansicht nach) Substanz ist.

b) was bitte soll ich mit einer Auseinandersetzung mit Lüdemanns Sichtweise (welcher?). Ich kenne diese bestenfalls nur sehr oberflächlich, da ich keines seiner Bücher las.

Ale

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#13 Beitrag von Ale » 14.06.2013, 15:03

Die Frage, ob Jesus gelebt hat oder nicht spielt eine wesentliche Rolle in der Diskussion über die Frage, ob der christliche Gott existiert oder nicht. Falls es jemanden interessiert, und man die Zeit für die Verfolgung einer universitären Podiumsdiskussion investieren will: http://www.youtube.com/watch?v=yfc58BPsRwQ

Für Pagan: auch der Vertreter der Giordano Bruno Stiftung, der Philosoph Schmidt-Salomon räumt ein, dass, sofern die Berichte über die Auferstehung zutreffen, dies ein starkes Argument für die Existenz des christlichen Gottes wäre. Er ist aber der Meinung, dass dies durch die HKM widerlegt sei. Craig verweist in seiner Erwiderung darauf, dass die Forschung inzwischen (das Gespräch hat 2005 stattgefunden) weiter sei. Die große Mehrzahl der Vertreter der HKM ginge davon aus, dass drei Dinge tatsächlich wahr seien: das leere Grab, die Erscheinung Jesu nach Ostern und der Umstand, dass die Jünger bzw die Augenzeugen hierauf ihren Glauben gründeten. Dem widerspricht Schmidt-Salomon nicht!

Dies ist auch die wesentliche Aussage des oben erwähnten Althistorikers Spiess. Und hiervon geht auch Lüdemann aus.

Es geht also noch um die Frage, wie diese Umstände erklärt werden können. Lüdemann, als prominenter Leugner der Auferstehung erkläre sie bspw. mit einer kollektiven Halluzination.

Nun Pagan, was ist vernünftig?

A.

Pagan

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#14 Beitrag von Pagan » 16.06.2013, 07:57

Ale hat geschrieben:der Philosoph Schmidt-Salomon räumt ein, dass, sofern die Berichte über die Auferstehung zutreffen, dies ein starkes Argument für die Existenz des christlichen Gottes wäre.
Richtig, wäre ... Dumm nur, das niemand in den letzten 2000 Jahren aufzeigen konnte, dass diese Berichte tatsächlich zutreffen! Man hat ja noch nicht einmal nachweisen können, dass dieser Jesus gelebt hat. Warum also überhaupt über eine Auferstehung streiten?
Die große Mehrzahl der Vertreter der HKM ginge davon aus, dass drei Dinge tatsächlich wahr seien: das leere Grab, die Erscheinung Jesu nach Ostern und der Umstand, dass die Jünger bzw die Augenzeugen hierauf ihren Glauben gründeten. Dem widerspricht Schmidt-Salomon nicht!
Diese deine Aussage stimmt definitiv nicht. Schmidt-Salomon nach schriftlichem Redeprotokoll: "Craig behauptet, dass die biblisch dokumentierte Auferstehung Jesu die Existenz des Wunder wirkenden christlichen Gottes belegen würde. Leider muss man sagen, dass Craigs Versuch, die Bibel als historischen Tatsachenbericht zu begreifen, angesichts der vielen Forschungsergebnisse zu diesem Thema geradezu haarsträubend naiv ist. ... ".
Ale hat geschrieben:Und hiervon geht auch Lüdemann aus.
Auch diese deine Aussage stimmt definitiv nicht. Von Lüdemann stammt die prägnante Aussage "Der auferstandene Jesus ist die Leiche im Keller der evangelischen Kirche." Weiter aus einem Interview mit neues deutschland: "Die Auferstehung wird mit Texten fundiert, vor allem mit den Evangelien, die seit Jahrhunderten vorliegen und mittlerweile seit rund 200 Jahren kritisch auf ihren historischen Inhalt und Gehalt untersucht werden. Wer heute noch als Theologe behauptet, dass der tote Jesus auferweckt wurde, dass er auferstanden ist, muss dafür sehr gute Gründe angeben. Und diese Gründe liefern die Texte eben nicht. Sie schließen eine körperliche Auferstehung ebenso aus wie das Konstrukt, der Glaube an die körperliche Auferstehung sei von Anfang an im Christentum präsent und dominierend gewesen."
Ale hat geschrieben:Craig verweist in seiner Erwiderung darauf, dass die Forschung inzwischen (das Gespräch hat 2005 stattgefunden) weiter sei.
Die Forschung hat abgesehen vom weiter vorn angesprochenen Zufallsfund in Qumran keine neuen Fakten zutage gefördert. Es ist alles beim Stand, wie zur Zeit der von mir schon mehrfach zitierten Aussage Schweitzers: "Es gibt nichts Negativeres als das Ergebnis der Leben-Jesu-Forschung. Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Es ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde."

Aber wie gesagt, warum über eine milliardenfach menschlichen Erfahrungen widersprechende Auferstehung streiten, solange niemand weiss und vor allem nicht belegen kann, ob dieser Jesus überhaupt gelebt hat! Aber natürlich lasse mich gerne von neuen Fakten überzeugen.
Ale hat geschrieben:Nun Pagan, was ist vernünftig?
Bestimmt nicht an eine nicht überbietbar unwahrscheinliche Auferstehung eines wissenschaftlich-historisch inexistenten Menschen zu glauben. Wie gesagt, milliardenfache menschliche Erfahrung spricht dagegen und bis heute nichts dafür ausser der Wunsch, dass es doch so gewesen sei. Da wäre ein klitzekleiner Beleg dafür, dass das tatsächlich auch geschehen ist, schon angemessen, nicht wahr? Das Christentum hat nun schon 2000 Jahre Zeit gehabt, solche Belege auf den Tisch zu legen. Wo sind sie?
Aber wie gesagt, ich lasse mich gerne von Fakten (= belegbaren Tatsachen) überzeugen, jedoch bestimmt nicht von immer wieder neuen Deutungen der gleichen uralten Texte (womöglich noch aus dem Mund von evangelikalen Kreationisten à la Lane Craig), deren Fragwürdigkeit in wichtigen Teilen schon lange nachgewiesen ist.

Ale

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#15 Beitrag von Ale » 17.06.2013, 06:47

Guten Morgen Pagan,

entweder das schriftliche Protokoll der Diskussion ist unvollständig, oder Sie haben es nicht zu Ende gelesen. Craig erwidert auf die von Ihnen zitierte Stelle noch einmal. Darin weist er darauf hin, dass die Forschung inzwischen weiter ist und den Quellen mehr Vertrauen schenkt als Ende des 19.Jahrhunderts. Während Schmidt-Salomon dann auf alle anderen Punkte (die Diskussion war in sechs Argumente gegliedert) noch einmal erwidert, lässt er das Statement bezüglich der Aktualität der Forschungsergebnisse so stehen. Warum wohl?

Nur am Rande: der von mir zitierte Literaturwissenschaftler und Papyrologe Thiede geht ebenson von der Vertrauenswürdigkeit der Quellen aus, wie der Althistoriker Spiess. Sie werden nun antworten, dass das ja eh alles nur Evangelikale und "Spinner" seien und deswegen das Forschungsergebnis vorherbestimmt war. Was aber, wenn es umgekehrt ist und der Glaube ans Evangelium Folge der Forschungsergebnisse war? Hören Sie sich Spiess mal an.

Auch Lüdemann haben Sie mE nicht richtig verstanden, bzw meinen Hinweis falsch gedeutet. Mir ist klar, dass Lüdemann nicht an die leibliche Auferstehung glaubt. Sehr wohl aber geht er davon aus, dass Jesus nach der Kreuzigung gesehen wurde. Deswegen braucht er ja die Erklärung mit der kollektiven Halluzination! Unterstellen Sie mal, dass die drei genannten Fakten (leeres Grab, Erscheinung /Gesehenwerden Jesu nach Ostern und darauf folgender Glaube, der bereit war, sich töten zu lassen) zutreffen: was wäre Ihre Erklärung hierfür?

Schließlich noch eine vielleicht provokante Rückfrage: was konkret stellen Sie sich vor, wenn Sie Fakten als Beleg verlangen? Nur für mein Verständnis Ihrer Position.

A.

Pagan

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#16 Beitrag von Pagan » 18.06.2013, 09:11

Ale hat geschrieben:...dass die Forschung inzwischen weiter ist und den Quellen mehr Vertrauen schenkt als Ende des 19.Jahrhunderts.
Hat Craig auch eine Erklärung, warum das, was seit rund 2000 Jahren als wenig vertrauenswürdig erkannt wurde, heute plötzlich vertrauenswürdiger sein soll? Wo sind Belege, die seine Behauptungen tatsächlich zu Fakten machen könnten? Wo sind neue Dokumente aus der Zeit dieses angeblichen Jesus aufgetaucht, geschrieben von Zeitzeugen und nicht 777mal abgeschrieben und beschönigt und verfälscht?
Craig behauptet ja (Schmidt-Salomon geht wohl wegen der Lächerlichkeit von Craigs Behauptungen nicht mehr darauf ein), dass das leere Grab ein Fakt sein soll. "Fakten" gemäss biblischen Berichten (reale historisch-empirische Fakten gibt es meines Wissens nach nicht) sind jedoch
a) dass ein leeres Grab allein niemals eine Auferstehung beweisen würde, sondern nur besagen würde, dass kein Leichnam im Grab liegt. Dass je ein Leichnam darin lag, bliebe auch fraglich.
b) dass die Auferstehung selbst offensichtlich von niemandem beobachtet wurde
b) dass die biblischen Legenden (andere Beschreibungen gibt es nicht!) um dieses angeblich leere Grab höchst widersprüchlich sind (Bibel lesen!)
c) dass sich weder Jünger noch Paulus noch andere neutestamentliche Schreiber auf ein leeres Grab beziehen, sondern immer nur vom Auferstandenen reden.
Offenbar hat dieses leere Grab für niemanden eine Bedeutung gehabt. Das ist doch sehr erstaunlich, wurde die Auferstehung doch von Anfang stark angezweifelt und hätte mit einem erwiesenermassen leeren Grab glaubwürdiger argumentiert werden können.

Nicht umsonst meint selbst der grosse katholische Apologet Hans Küng, dass "das größte aller Wunder Christi" historisch nicht stattfand, die biblischen Geschichten um das leere Grab seien "legendäre Ausgestaltungen der Botschaft von der Auferweckung". Und in seinem "Credo": "Dass mit Jesu Tod nicht alles aus war, dass er selber nicht im Tod geblieben ... war von Anfang an keine historische Tatsache, sondern war schon immer eine Überzeugung des Glaubens."
Und der von dir hier zu Recht ins Spiel gebrachte Lüdemann (einer der ausgewiesensten Kenner der Leben-Jesu-Forschung) merkt wie schon zitiert an, dass wer heute als Theologe noch behauptet, dass der tote Jesus auferweckt wurde, dass er auferstanden ist, der muss dafür sehr gute Gründe angeben. Hat Craig die, oder sind es nur nur neue Hineindeutungen uralte, unzählige Male verfälschte Texte? Lüdemann scheint da nichts bekannt zu sein, im weiter oben erwähnten Interview vom März 2013 (also deutlich neuer als Craigs Infostand 2005!) bezeichnet er die Auferstehung unmissverständlich als Humbug.
Als Sahnehäubchen eine Aussage vom auch schon zitierten Theologieprofesser für Neues Testament und Leiter der evangelischen Forschungsakademie, A. Lindemann (nicht Lüdemann). Frage an Lindemann: "Was von all dem, was in den Evangelien über die Auferstehung steht, ist Legende?" Lindemanns Antwort: "Die Überlieferung vom leeren Grab ... die unterschiedlichen Schilderungen der Begegnungen mit dem Auferstandenen und natürlich auch die Himmelfahrt." Erstaunlich, selbst ein so renommierter und unbescholtener Theologe betrachtet das alles als Legende!
Ale hat geschrieben:Mir ist klar, dass Lüdemann nicht an die leibliche Auferstehung glaubt. Sehr wohl aber geht er davon aus, dass Jesus nach der Kreuzigung gesehen wurde.
Bitte exakt dafür die entsprechende Belegstelle, bitte auch inkl. Zitat der Aussage.
Meines Wissens nach geht nämlich Lüdemann, der die Auferstehung eben als Humbug bezeichnet, von einer kollektiven Halluzination aus und nicht davon, dass Jesus tatsächlich gesehen worden ist, ja er spricht auch davon, dass die behauptete Auferweckung Jesu durch Gott zum Auferstehungswahn wurde.
Ale hat geschrieben:was konkret stellen Sie sich vor, wenn Sie Fakten als Beleg verlangen?
Zur Präzisierung: Ich verlange nicht Fakten als Belege, sondern einwandfreie Belege würden Behauptungen "faktifizieren". Derartige Belege wären im konkreten Fall beispielsweise vertrauenswürdige ausserchristliche (also nicht widersprüchliche und über Jahrhunderte hinweg von Gläubigen verfälschte) Berichte von Zeitzeugen dieses Jesus. WEnn du willst, kannst du natürlich auch eine DNA-Analyse beibringen, die Jesus als Gott oder Wesen mit ausserirdischen Wurzeln beweist :mrgreen:

Aber wie gesagt, wir zäumen das Pferd vom Schwanz her auf. Solange die Historizität dieses Jesus nicht glaubwürdig belegt ist, solange ist es müssig, über seinen Tod und seine Auferstehung zu diskutieren.
Für die Existenz Jesus gibt nun seit 2000 Jahren keinen einzigen unzweifelhaften ausserbiblischen Beleg von Zeitzeugen, obwohl doch derart Aufsehen erregende Ereignisse wie die Abschlachtung der Kleinkinder durch Herodes, der vielbejubelte Einzug des "Gladiatoren" auf Eseln oder sich anlässlich seines Todes solche "wunderbaren" Geschehnisse ereigneten: Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen."
Schon erstaunlich, dass all das und noch viel mehr von keinem der zeitgenössischen Geschichtsschreibern und auch von den Römern nicht bemerkt und festgehalten wurde und niemand ausser seinen Anhängern den siegreichen auferstandenen Gott gesehen hat. Nun ja, es soll ja schon damals Halluzinogene gegeben haben.

Zurück zu meiner Frage:
Warum sollen die seit bald 2000 Jahren bekannten Schriften heute vertrauenswürdiger sein als vor hundert Jahren???
Können Craig & Co etwa alle Lügen und Widersprüche eliminieren? Hat er etwa gar neue Beweise gefunden, neue historische Dokumente, oder was? Wenn nicht, worauf konkret stützt Craig seine Behauptungen, die Schmidt-Salomon zufolge haarsträubend naivem Bibelverständnis entspringen?

Ale

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#17 Beitrag von Ale » 18.06.2013, 10:50

Pagan hat geschrieben:
Ale hat geschrieben:Mir ist klar, dass Lüdemann nicht an die leibliche Auferstehung glaubt. Sehr wohl aber geht er davon aus, dass Jesus nach der Kreuzigung gesehen wurde.
Bitte exakt dafür die entsprechende Belegstelle, bitte auch inkl. Zitat der Aussage.
Meines Wissens nach geht nämlich Lüdemann, der die Auferstehung eben als Humbug bezeichnet, von einer kollektiven Halluzination aus und nicht davon, dass Jesus tatsächlich gesehen worden ist, ja er spricht auch davon, dass die behauptete Auferweckung Jesu durch Gott zum Auferstehungswahn
Mir ist klar, dass Lüdemann von einer kollektiven Halluzination, also nicht von einem realen Gesehenwerden ausgeht. Lesen Sie bitte mein Posting und zitieren Sie vollständig.

Damit aber geht er davon aus, dass dieser Bericht insofern wahr ist, oder wozu bräuchte er sonst über die Gründe für das Gesehenwerden / die Erscheinung nachzudenken? Wenn aber da irgendwer / irgendwas gesehen wurde und als Jesus erkannt wurde, dann dürfen wir doch davon ausgehen, dass es sich um eine jedenfalls zuvor reale Person handelte oder ist den Leuten zusammen mit der Halluzination auch noch eingefallen, was sonst in den Evangelien steht?

Nochmal die Frage: wenn wir davon ausgehen, dass das Grab leer war, dass Jesus gesehen wurde und dass sich dafür Leute ans Kreuz schlagen liesen, wie würden Sie das erklären? Mit einer Halluzination? Mit religiösem Hype? Bei einigen vielleicht, aber bei der Menge derer, die damals in den Verfolgungen umkamen? Möglich ist das, keine Frage. Aber ist das wirklich die am ehesten zutreffende, also die vernünftigste, Erklärung?

Auf die anderen von Ihnen angerissenen Fragen werde ich zurückkommen.

A.

Pagan

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#18 Beitrag von Pagan » 18.06.2013, 16:16

Ale hat geschrieben:Damit aber geht er davon aus, dass dieser Bericht insofern wahr ist, oder wozu bräuchte er sonst über die Gründe für das Gesehenwerden / die Erscheinung nachzudenken?
Weshalb soll der "Bericht" denn wahr sein???? Wahr ist lediglich: Es existieren alte Schriften aus frühestens dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung mit manchen überaus phantastischen Geschichten, die übrigens nicht selten auch an Mythen anderer Kulturen des Mittelmeerraumes erinnern. Das Vorhandensein solcher Schriften leugnet weder Lüdemann noch sonst jemand.
Wahr ist auch, dass Urheberschaft wie historischer Gehalt dieser Schriften fragwürdig sind und es unzählige Abschriften ein und derselben Schrift mit oft hunderten verschiedenster Lesarten gibt. Damit ist der Pfusch (in vielen Fällen wohl eher gezielte "Beschönigung") beim Abschreiben sehr gut belegt.
Wahr ist auch, dass viele (aber immer weniger) Menschen die Geschichten der Bibel für bare Münze nehmen.
Genug Grund also für einen Lüdemann (und andere Theologen), sich mit diesen Schriften intensiv zu beschäftigen, es handelt sich ja immerhin um die heilige Schrift und somit Glaubensgrundlage der Christenheit. Vielleicht wollten diese Herren ja auch nicht herausfinden, was sie dann eben doch taten: Humbug, Massenhalluzination und Auferstehungswahn nennt es der eine, Legende der andere und der dritte einfach nicht historisch. Meinen tun aber alle dasselbe.

Wieso also willst du Lüdemann unterstellen, dass er davon ausgeht, dass der Bericht wahr sein soll???????
Ale hat geschrieben:Nochmal die Frage: wenn wir davon ausgehen, dass das Grab leer war, dass Jesus gesehen wurde und dass sich dafür Leute ans Kreuz schlagen liesen, wie würden Sie das erklären? Mit einer Halluzination? Mit religiösem Hype? Bei einigen vielleicht, aber bei der Menge derer, die damals in den Verfolgungen umkamen? Möglich ist das, keine Frage. Aber ist das wirklich die am ehesten zutreffende, also die vernünftigste, Erklärung?
Sorry, aber es gibt keine vernünftige Erklärung für etwas, was jeder Vernunft widerspricht. Zu vieles spricht dagegen, angefangen von der fehlenden Glaubwürdigkeit der biblischen Erzählungen über die empirische Erfahrung mit Milliarden gestorbener und verwester Menschen bis hin zu den biologischen Verwesungsprozessen, die nach wenigen Minuten schon einsetzen und so die Auferstehung eines Toten nach Minuten schon faktisch verunmöglichen. Für mich ist es entweder Lug und Betrug, (krankhaftes?) Wunschdenken oder vielleicht gar Wahn oder Halluzination.

Da ist es doch sehr viel interessanter, wie diejenigen, die nicht nur Jesus Existenz und Tod, sondern gar noch allen Ernstes dessen Auferstehung behaupten, das auch belegen wollen. Diese behaupten ja schliesslich, das da etwas ist, was nicht zu erkennen ist - vergleichbar mit Betrant Russels Teekanne im All.

Ale

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#19 Beitrag von Ale » 19.06.2013, 13:31

Pagan hat geschrieben:
Wieso also willst du Lüdemann unterstellen, dass er davon ausgeht, dass der Bericht wahr sein soll???????

Ganz einfach, weil er ansonsten sich über eine Erklärung keine Gedanken machen müsste. Ich denke, das ist logisch, oder? Er würde einfach darauf verweisen, dass die Überlieferungen ohnehin Unsinn sind. Nur wenn ich anerkenne, dass irgend etwas gesehen wurde und dass sich darauf ein Glaube begründet hat, muss ich erklären, warum das so war. Wenn das nach meiner Meinung sowieso nicht stattgefunden hat, dann kann ich mir die Überlegung sparen.
Pagan hat geschrieben: Sorry, aber es gibt keine vernünftige Erklärung für etwas, was jeder Vernunft widerspricht. Zu vieles spricht dagegen, angefangen von der fehlenden Glaubwürdigkeit der biblischen Erzählungen über die empirische Erfahrung mit Milliarden gestorbener und verwester Menschen bis hin zu den biologischen Verwesungsprozessen, die nach wenigen Minuten schon einsetzen und so die Auferstehung eines Toten nach Minuten schon faktisch verunmöglichen. Für mich ist es entweder Lug und Betrug, (krankhaftes?) Wunschdenken oder vielleicht gar Wahn oder Halluzination.
Im Grunde beschreiben Sie damit das aus meiner Sicht stärkste Argument: es wäre völliger Blödsinn, wenn ich mich für so etwas ans Kreuz schlagen oder auf eine sonstige Art zu Tode bringen liese. Genau das aber ist geschehen! Zu Hunderten und zu Tausenden. Oder ist das auch nur Legende? Wenn das aber geschen ist, dann darf man doch die Frage stellen, weshalb das geschehen ist. Und da sind Sie mir noch immer eine Antwort schuldig. Lüdemann geht von einer Halluzination oder einer gemeinsamen Hysterie aus. Ich halte das für die weniger wahrscheinliche Erklärung, als die, dass die Leute damals davon ausgegangen sind, dass die Auferstehung stattgefunden hat, weil sie die Zeugen befragt haben (vgl 1.Kor15) und sie für glaubhaft hielten.

Wenn Sie aber der Meinung sind, dass das Quatsch ist, dann würde mich eben doch interessieren, wie Sie die Dinge erklären.

Übrigens: Ihre Vermutungen, dass die Texte der Bibel verfälscht worden seien, ist falsch. Bitte informieren Sie sich. Ebenso trifft Ihre Vermutung, dass es keinen außerbilischen Bericht über Jesus von Nazareth gibt, nicht zu. Da hilft bereits Wikipedia.

A.

Pagan

Re: Stell dir vor, es wird ein Gott geboren ...

#20 Beitrag von Pagan » 20.06.2013, 15:12

Ale hat geschrieben:es wäre völliger Blödsinn, wenn ich mich für so etwas ans Kreuz schlagen oder auf eine sonstige Art zu Tode bringen liese. Genau das aber ist geschehen!
Ich hoffe, du meinst nicht wirklich dich ... aber du schreibst ja noch.
Meines Wissens (vielleicht hast du ja einen anderen Informationsstand) hatten die Gekreuzigten normalerweise keine Wahl, sprich liessen sich nicht freiwillig ans Kreuz nageln oder binden. Es geht ja auch selten jemand freiwillig ins Gefängnis oder auf den elektrischen Stuhl. Die meisten sind doch vorher bestimmt der Überzeugung, ihnen würde sowas nie passieren, egal ob sie einen Lolipop klauen oder jemanden umbringen, sie meinen doch, nicht erwischt zu werden. In Anbetracht der Konsequenzen müsste man also durchaus von Blödheit der Betroffenen ausgehen. Und ein paar wenige setzen ihr Leben aus Überzeugung aufs Spiel, ich denke dabei gerade an Giordano Bruno, dessen Opfertod belegt ist.
Ich dagegen gehe davon aus, dass du eigentlich über Jesus und nicht über dich und irgendwelche Verbrechern, Aufrührer, Sklaven, Kriegsgefangenen etc. der Römer schreibst. Dann frage ich mich, woher du die Sicherheit für die äusserst wagemutige Behauptung "Genau das ist geschehen!" nimmst und damit wohl die Kreuzigung dieses Jesus meinst.
Da kann ich nur noch fragen: Wo ist denn endlich der lang eingeforderte Beweis dafür, dass dieser eine Jesus gekreuzigt wurde?
Ale hat geschrieben:Zu Hunderten und zu Tausenden. Oder ist das auch nur Legende?
Eigentlich verstehe ich die Frage nicht. Meinst du Kreuzigungen durch die Römer? Aber wer bestreitet denn das?
Hier geht hier allein um die Zeugung, Geburt, Existenz, die Kreuzigung und Auferstehung dieses Jesus und angeblichen Gottessohnes. Wenn wir da ganz konkret bei diesem einen konkreten Fall bleiben, dann sind wir in ca. 2000 Jahren tatsächlich nicht über den Status "Legende" (mild ausgedrückt) hinausgekommen.
Oder hast du endlich die vielgesuchten Belege genau dafür?
Ale hat geschrieben:Wenn das aber geschen ist, dann darf man doch die Frage stellen, weshalb das geschehen ist. Und da sind Sie mir noch immer eine Antwort schuldig.
Schon wieder eine völlig auf keine Art und Weise belegbare Behauptung, dein "Wenn das aber geschen ist". Weil es jedoch höchstwahrscheinlich nicht geschehen ist (immerhin sind in rund 2000 Jahren seit dem behaupteten Geschehen dafür keinerlei Beweise und stichhaltigen Argumente beigebracht worden), ist es sinnlos, deine Frage nach einem "warum es geschehen ist" zu beantworten.
Ale hat geschrieben:Wenn Sie aber der Meinung sind, dass das Quatsch ist, dann würde mich eben doch interessieren, wie Sie die Dinge erklären.
Mich interessiert dagegen, wie du des Baron von Münchhausens Behauptung, dass sich einer an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen hat, erklärst. Oder alternativ, wie erklärst du, dass das perpetuum mobile funktioniert, wenn man vorne an einem Wagen eine grosse Metallplatte montiert sowie eine den Wagen vorne vorne überragende Stange, an der ein starker Dauermagneten montiert ist, der den Wagen nun ohne weitere Energiezufuhr endlos nach vorne zieht?
Ale hat geschrieben: Ihre Vermutungen, dass die Texte der Bibel verfälscht worden seien, ist falsch.
Offenbar gehörst du zu der Kategorie Gläubigen, die weder weiss, was Textkritik ist noch was sie in der Bibelforschung zu suchen hat noch warum sie so enorm wichtig ist.
Vielleicht hast du schon mal vernommen, dass keine Autographen sprich Original-Niederschriften neutestamentlicher Schriften vorhanden sind, dafür eine Vielzahl späterer Abschriften resp. oft nur Bruchstücke davon (vom NT allein rund 5000, das älteste davon aus dem 2. Jahrhundert!) mit vielen kleinen und grösseren Abweichungen, Auslassungen und "Erweiterungen".
Eine Suche nach dem wichtigen Stichwort "Singulärlesarten" wird dir etwas weiterhelfen. Du wirst dabei u.a. auf den Codex Sinaiticus stossen, in dem allein in den Evangelien 1460 derartige Singulärlesarten, die sonst nirgendwo vorkommen, zu finden sind. Darüber hinaus weist er zahlreiche Auslassungen (u.a. Joh 7.53 bis 8.11) und andere Veränderungen auf. Ähnliches lässt sich vom Codex Vaticanus sagen, hier sind es etwas über 500 Singulärlesarten. Diese beiden Codex widersprechen sich gemäss dem Textkritiker Hoskier an insgesamt 3036 Stellen, auf jeder "normalen" Bibelseite wären das im Schnitt als rund 30 widersprüchliche Textstellen. Und da niemand weiss, was im Original stand, versucht nur mit Hilfe eben der Textkritik sich auf die Version zu einen, die vielleicht ...
Und da behauptest du, offensichtlich ohne dich mit der Materie beschäftigt zu haben, die Bibeltexte seien nicht verfälscht, egal ob aus Schludrigkeit oder absichtlich.

In dem Zusammenhang erneut die Frage: Warum sollen die gleichen uralten Bibeltexte heute zuverlässiger sein als vor 100 oder 1000 Jahren? Ich kann nichts erkennen, was einen solchen Schluss ermöglicht. Ich sehe da einmal mehr nur den Wunsch als Vater der Behauptung.
Ale hat geschrieben:Ebenso trifft Ihre Vermutung, dass es keinen außerbilischen Bericht über Jesus von Nazareth gibt, nicht zu
Gut, dann bring die Beweise. Bin gespannt.

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