Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

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Cemper

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#101 Beitrag von Cemper » 14.09.2010, 09:27

Loreley 61 hat geschrieben:Werter Cemper,

warum müssen Sie immer alles so verkomplizieren? Es geht auch einfacher und allgemeiner. Und dabei spielt es auch keine Rolle, wie man im Mittelalter Gott "gesehen" hat (Gottesbild) und wie man ihn heute sieht. Meines Erachtens spricht Hawking ganz allgemein von einem höheren Wesen, einem Schöpfergott. Den braucht es seiner Meinung nach nicht, weil sich die Schöpfung, das Leben, eben auch anders erklären und herleiten läßt. Punkt.

LG, Lory
Werte Lory -

Ihre Frage, warum ich „immer alles so verkomplizieren“ muss, ist nicht nur eine Frage, sondern eine Behauptung: Sie behaupten, ich würde verkomplizieren. Eine solche Behauptung haben Sie in diesem und „im anderen“ Forum schon oft erhoben. Mich verblüfft das immer wieder neu.

Lory - richtig ist das Gegenteil. Ich vereinfache in diesem Forum oft so sehr, dass mir meine Einträge manchmal fast peinlich sind; die Grundgedanken halte ich schon für richtig und sie sind es wohl auch oft, aber ich würde vieles von dem, was ich hier schreibe, so nicht im Druck veröffentlichen, weil es - eben - zu sehr vereinfacht ist. Zu Ihrem „Vorwurf“ oder Ihrer Vorhaltung kann ich nur sagen: Schauen Sie sich mal zu den hier verhandelten Fragen die Fachdiskussion an. Da würden Sie aber schwindelig ...

Ich bestreite nicht, dass die Theologie - besonders die Systematische Theologie - als Selbstklärungsprozess des christlichen Glaubens zu einer Eigendynamik neigt, in der gelebter Glaube verschwindet (er bleibt hinter und weit unter der Reflexion), Ich bestreite nicht, dass Theologie dann stark oder sogar nur noch um die von ihr selbst erzeugten Probleme kreist. Hier könnte auch gesagt werden, dass „immer alles so verkompliziert“ würde. Aber - werte Lory - diese Ebene muss erstmal erreicht werden. Und ich sage Ihnen: Diese Ebene ist von meinen Beiträgen - die Sie „verkomplizierend“ nennen - Lichtjahre entfernt.

Der Begriff Lichtjahre leitet auch wieder zum Physiker Hawking, den Sie in Ihrem Eintrag erwähnen. Sinngemäß sagen Sie, nach Hawking sei Gott nicht notwendig. Ich will dazu einmal auf einen theologischen Satz hinweisen. Es ist ein Satz von Eberhard Jüngel über Gott: “Gott ist nicht notwendig, er ist mehr als notwendig.” Hier müsste oder könnte nun die Diskussion beginnen. Freilich müsste dann beispielsweise Jüngels Studie „Gott als Geheimnis der Welt“ gelesen werden. Aber das will ich nicht empfehlen, weil meine Literaturempfehlungen mittlerweile nerven und weil - wie tergram in ihrer realistischen Art erklärt - nicht gelesen wird. Es wird wohl so sein. Damit sind wir dann in der Realität angekommen. Die Schöpfung braucht nach Hawking keinen Gott. Die Forumsdiskutierer brauchen keine Literatur.

Cemper

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Loreley 61
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#102 Beitrag von Loreley 61 » 14.09.2010, 09:53

Nun, werter Herr Cemper - für mich kann ich behaupten, dass ich 95% Ihrer links anklicke und dann entscheide, ob ich weiterlese. Direkte links zu direkten Aussagen lese ich mit Sicherheit.

Sie schreiben an Bedenkenträger (sinngemäß) das man Gott nicht mit Begriffen erklären kann, da unbegreiflich. Ist das in etwa so richtig? Dazu fand ich eine, wie ich finde, einleuchtende Stellungnahme von Volker Dittmar (Dipl. Psychologe und Systemanalytiker):
Wenn man also sagt, Gott sei unendlich, unsichtbar und unbegreifbar, dann kann man damit Nichts meinen - denn auch folgender Satz ist wahr: Das Nichts ist unendlich, das Nichts ist unsichtbar und das Nichts ist unbegreifbar. Eine solche Definition ist leer, sie enthält nichts mehr. Der Vorgang des Definierens selbst bedeutet stets ein Eingrenzen - ohne diese Grenzziehung enthalten wir leere und/oder sinnlose Begriffe. Da aber Gott nicht eingegrenzt werden soll, kann er auch nicht definiert werden. Demnach wäre nämlich eine Definition stets falsch. Was aber nützt es, über einen Gott zu reden, über den man nichts weiß oder über den das, was man weiß, schlicht falsch ist?

Damit landen wir bei der Eigenschaft "undefinierbar". Wir können nur definieren, was existiert, die Nichtexistenz ist nicht definierbar und unbegrenzt. Man könnte auch sagen, Gott hat alle Eigenschaften der Nichtexistenz. Die Theisten befinden sich in einem Dilemma. Entweder definieren sie die Eigenschaften so, dass man etwas mit ihnen anfangen kann, dann begrenzen sie Gott. Damit wird der Gottesbegriff gleichzeitig anfällig für Kritik (so kann man anhand der Theodizee zeigen, dass Gott nicht gütig sein kann). Da es den Theisten aber darum geht, ihren Gott vor Kritik zu schützen, müssen sie ihn negativ oder mit unbegrenzten Eigenschaften (wie Allmacht, Ewigkeit, Unbegreifbarkeit etc.) ausstatten, aber damit sind die Definitionen zum einen kognitiv leer (man kann sich nichts Sinnvolles mehr darunter vorstellen), zum anderen haben sie Gott damit aus dem Bereich der Existenz entfernt. Denn wenn Existenz weiterhin ein sinnvoller Begriff sein soll, dann funktionieren die theistischen Definitionen nicht.
Vielleicht lohnt es sich, mal darüber nachzudenken?

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
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Namaste

Philippus

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#103 Beitrag von Philippus » 14.09.2010, 09:56

Cemper hat geschrieben:... weil meine Literaturempfehlungen mittlerweile nerven und weil - wie tergram in ihrer realistischen Art erklärt - nicht gelesen wird. Es wird wohl so sein. Damit sind wir dann in der Realität angekommen. Die Schöpfung braucht nach Hawking keinen Gott. Die Forumsdiskutierer brauchen keine Literatur.
Werter Cemper,

das sehe ich anders, mit Verlaub. Analog zu einer aktuellen Diskussion in den Medien haben sicher die öffentlichen Diskutierer keine Literatur nötig, weil sie vieles schon wissen. Der Lautstärke mancher Wortbeiträge nach zu urteilen wissen Manche Vieles auch besser. Die schweigende Mehrheit aber, die Zuschauer, solche, die eher passiv teilnehmen, sind für Informationen - auch über Literatur, für jeglichen Input und dergleichen mehr, sehr dankbar. Also schreiben Sie bitte ...

Mit freundlichen Grüßen

P.

PS: Auch das scheint mir Realität ...

Cemper

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#104 Beitrag von Cemper » 14.09.2010, 10:10

Lory - Sie fragen: "Vielleicht lohnt es sich, mal darüber nachzudenken?" Meine Antwort: Ja, es lohnt sich, darüber nachzudenken. Es sollte aber eine Voraussetzung erfüllt sein. Die- oder derjenige, der darüber nachdenken will, sollte die Fähigkeit besitzen, das auch zu können. Sodann sollte sich jeder fragen, ob es sinnvoll ist, dass er darüber selber nachdenkt, oder ob es sinnvoller ist, dass nachzudenken, was andere, die besser denken können und die wohl alle wichtigen Fragen schon bedacht haben, dazu geschrieben haben.

C.

Matula

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#105 Beitrag von Matula » 14.09.2010, 11:11

Cemper, beim Lesen ihrer letzten Einträge kam mir spontan der bekannte Spruch in den Sinn

- Der Mensch denkt, Gott lenkt -

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Loreley 61
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#106 Beitrag von Loreley 61 » 14.09.2010, 11:19

Ach Cemper, Sie wissen doch - den Unmündigen wirds Gott offenbaren. Denen, die von einfachem Gemüt und Verstand. Aber Ihr Ablenkungsmanöver habe ich dennoch durchschaut. :wink:

Vielleicht sind Sie auch zu sehr in eine Richtung orientiert, um wirklich objektiv zu sein. Das passiert ja selbst den klugsten Köpfen, daher sollten Wissenschaftler auch möglichst frei sein, von jeglicher vorgefassten Meinung oder Weltanschauung. Sehen Sie, obwohl ich mich nicht als Atheisten bezeichne, kann ich zugeben, dass die Argumentationskette der Atheisten (gegen eine Existenz Gottes) einfach logischer ist. Das wird sich auch Hawking denken(?) Und machen Sie sich um meine Gedankenwelt keine Gedanken - ich habe mich für das "positive Denken" entschieden. Wobei ich wieder bei ihrem Pfarrer mit den Parkplätzen bin. Diese bekomme ich auch immer. Grüßen Sie bei Gelegenheit diesen Pfarrer von mir. :wink:

LG, Lory
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Namaste

Tatyana

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#107 Beitrag von Tatyana » 14.09.2010, 11:24

"Wenn man also sagt, Gott sei unendlich, unsichtbar und unbegreifbar, dann kann man damit Nichts meinen"

Lory, du magst das logisch finden. Aber das Nichts kann man nicht definieren. Also auch nicht so. Denn sobald du eine Definition dafür lieferst, ist das Nichts ja schon wieder Etwas-und damit nicht Nichts mehr. Sorry, so austauschbar sind die Begriffe nicht.

Cemper

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#108 Beitrag von Cemper » 14.09.2010, 11:41

Matula hat geschrieben:Cemper, beim Lesen ihrer letzten Einträge kam mir spontan der bekannte Spruch in den Sinn

- Der Mensch denkt, Gott lenkt -
Der Spruch heißt richtig so: Matula dachte und Gott lachte.

Cemper

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#109 Beitrag von Cemper » 14.09.2010, 12:18

Loreley 61 hat geschrieben:Ach Cemper, Sie wissen doch - den Unmündigen wirds Gott offenbaren. Denen, die von einfachem Gemüt und Verstand. Aber Ihr Ablenkungsmanöver habe ich dennoch durchschaut. :wink:
Ach Lory - es gab meinerseits kein Ablenkungsmanöver. Sie haben etwas durchschaut, was es nicht gibt. Ich habe nicht abgelenkt, sondern auf etwas hingewiesen. Dabei habe ich aber keine Literaturempfehlung gegeben. Wenn es nicht stört, hole ich das nach: Arbeiten Sie sich durch Weischedels beide Bände "Der Gott der Philosophen". Dort sind auch Fragen angesichts der Sätze Ihres Psychologen und Systemanalytikers behandelt. Weischedels Arbeit gehört zu den wichtigen philosophischen Werken zu Fragen der theologischen Philosophie.

Matula

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#110 Beitrag von Matula » 14.09.2010, 14:01

Cemper hat geschrieben:
Matula hat geschrieben:Cemper, beim Lesen ihrer letzten Einträge kam mir spontan der bekannte Spruch in den Sinn

- Der Mensch denkt, Gott lenkt -
Der Spruch heißt richtig so: Matula dachte und Gott lachte.


Sehen Sie Cemper, das ist der entscheidende Unterschied zwischen uns beiden.

Cemper dachte und Gott weinte.

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