Über das Gebet

Gebet, Gottesdienstgestaltung, Liturgie
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Manuela

Re: Über das Gebet

#191 Beitrag von Manuela » 10.03.2014, 14:46

Ja, so ungefähr könnte man das schildern, eigentlich bereits vor dem Unterricht als solchen, in Form meines, also, des für mich zuständigen Pfarrers, eines Herrn Grafen von und zu ... wenn du verstehst, was ich meine :) ...

Maximin

Re: Über das Gebet

#192 Beitrag von Maximin » 10.03.2014, 16:12

Kann ein einziges Gebet
einer gläub'gen Seele,
wenn's zum Herzen Gottes geht,
seines Zwecks nicht fehlen:
was wird's tun,
wenn sie nun
alle vor ihn treten
und zusammen beten?


(NAK - NGB Nr. 106)

Pagan

Re: Über das Gebet

#193 Beitrag von Pagan » 10.03.2014, 16:17

Wohl kein gläubiger Christen zweifelt an der Allwissenheit Gottes, also an dessen Fähigkeit, auch das zu wissen, was in einer fernen Zukunft liegt. Gott kann also nur tun, was seit Anbeginn festgelegt ist. Würde Gott daher ein Gebet erhören, welches nicht schon von Anbeginn an bei ihm als erhört feststeht, würde er zwar Allmacht beweisen, aber gleichzeitig seine Allwissenheit verlieren.

Das ist nur eine der "kleinen" Schwierigkeiten, die sich aus dem Glauben der Gläubigen und biblischen Versprechen ergeben, weil das Konzept "Gott" nicht durchdacht ist. Sogar der später als Gottessohn bekannt gewordene jüdische Wanderprediger Jeschua (nach der Trinitätslehre zugleich selbst auch Gott), erkannte solche folgenschweren Probleme nicht und macht frisch-fröhlich Zusagen wie "Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden." Sollte dieses sein "Alles" dagegen nur beinhalten, was bei Gott schon bekannt ist, wie einige Gläubige nun wohl einzuwenden versuche, würde das etliche weitere Fragen und Probleme aufwerfen.

Aber natürlich lasse ich mich jederzeit davon überzeugen, dass Gott Gebete erfüllt. Das aber natürlich nicht nach der Methode des texanischen Scharfschützen, der zuerst auf das Scheunentor schiesst und dann um das Trefferloch die Zielscheibe zeichnet. So machen es die Gläubigen üblicherweise, wenn es um Gebetserhörungen geht, d.h. sie behaupten, zufällige (und daher nicht gezielt reproduzierbaren) Ereignisse würden auf einem Eingreifen Gottes beruehn.
So geht es natürlich gar nicht, vielmehr muss die Zielscheibe, das gewünschte Resultat, vorher festgelegt sein, und dann wird geschossen, sprich gebetet. Genau so funktioniert der Gebetstest, den ich hier angezogen habe und dem zu stellen sich hier offensichtlich niemand traut.

Pagan

Re: Über das Gebet

#194 Beitrag von Pagan » 10.03.2014, 16:20

Maximin hat geschrieben:
was wird's tun,
wenn sie nun
alle vor ihn treten
und zusammen beten?


(NAK - NGB Nr. 106)
Tja, Maximin, was würde es tun? Bis jetzt haben alle Angst davor, für Klarheit zu sorgen.

tergram

Re: Über das Gebet

#195 Beitrag von tergram » 10.03.2014, 16:34

Um die in dem süßlichen Liedlein gestellte Frage zu beantworten: Nichts wird "es tun". Gar nichts.

Wir hatten - grob zusammengefasst - bisher als Antwort auf die klare Aufforderung diverse "Unmöglichkeitserklärungen", ein paar Bibelzitate, Gesangbucheinlagen und halb-persönliche Angriffe gegen "Pagan". Das wars.

Wenn ich der liebe Gott wäre, bekäme ich angesichts dieser mutigen Streiter für meine Sache aber kalte Füße... :roll:

Manuela

Re: Über das Gebet

#196 Beitrag von Manuela » 10.03.2014, 17:19

Wer glaubt, Gott erhöre Gebete nicht, der muss schlussfolgernd ebenfalls glauben, dass sämtliche Abläufe, Schicksale hier auf Erden in ein vorgesteuertes, unabänderliches Gesamtgefüge eingebettet seien, welches jegliche persönliche Entscheidungsfreiheit von vornherein ausschlösse. So oder so, an Gott kommen wir nicht vorbei! Schaut in einen Fahrplan, wieviel Freiheit bietet er?

tergram

Re: Über das Gebet

#197 Beitrag von tergram » 10.03.2014, 18:02

Nein, Manuela, das Gegenteil ist der Fall.

Der Gläubige ist davon überzeugt, dass Gott einen Plan mit ihm habe, ihn auf ein Ziel hinlenken wolle. Letztlich ist es egal, wie und wofür der Gläubige sich entscheidet: Am Ende wird Gott immer seinen Plan durchsetzen. Der Mensch ist ein Gefangener göttlicher Absichten (auch, wenn diese edel und allerbestens sein sollten).

Der Nichtgläubige sieht die Dinge des Lebens als logische Konsequenz aus den universellen Naturgesetzen und einem Schuss Zufall. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen kann sich der Mensch frei entfalten, gestalten, entscheiden. Er ist keinem höheren Wesen verantwortlich. Er ist frei.

Insofern kommt man sehr wohl und wunderbar "an Gott vorbei" - zumal an einem Gott, den es nicht gibt...

Pagan

Re: Über das Gebet

#198 Beitrag von Pagan » 10.03.2014, 19:14

Manuela hat geschrieben:So oder so, an Gott kommen wir nicht vorbei!
Welchen Gott meinst du genau? Es soll ja einige tausend Götter geben, einige davon mag inzwischen auch das Zeitliche gesegnet haben (die geraten nämlich auch schon mal in völlig Vergessenheit). Also, an welchem dieser Götter kommen wir nicht vorbei und warum und warum nicht an allen anderen?

Vergiss nicht, auch das Gott-Konzept der Sikhs zu prüfen, auf mich wirkt das z.B. sehr viel konsistenter und überzeugender als so manch andere viel bekanntere Götter sich zu präsentieren verstehen. Siehe dazu auch hier: Klick!
Wie du vielleicht merkst, verspricht die Göttin der Sikhs nicht, Gebete zu erfüllen. Das könnte sie wohl genau so wenig wie der christliche Gott. Aber die Sikhs waren bei deren Konzeption einfach deutlich weiser als die üblicherweise bornierten Christen, die nur den mächtigsten und besten Gott der Welt an ihrer Seite wissen wollen, egal was dabei herauskam.

Hermine Breithaupt

Re: Über das Gebet

#199 Beitrag von Hermine Breithaupt » 10.03.2014, 23:31

tergram hat geschrieben:...Der Nichtgläubige sieht die Dinge des Lebens als logische Konsequenz aus den universellen Naturgesetzen und einem Schuss Zufall. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen kann sich der Mensch frei entfalten, gestalten, entscheiden. Er ist keinem höheren Wesen verantwortlich. Er ist frei.

Insofern kommt man sehr wohl und wunderbar "an Gott vorbei" - zumal an einem Gott, den es nicht gibt...
Na, dann ist doch alles in bester Ordnung. :wink:

Kann man einem Gott, den es nicht gibt, etwas vorwerfen? Anklage gegen Unbekannt mag es geben, aber gegen ein "Nichts"?


H.B.

Manuela

Re: Über das Gebet

#200 Beitrag von Manuela » 11.03.2014, 10:56

@Pagan & tergram:
Christen glauben an die Heilige Trinität. Gäbe es mehr als einen Gott, so würde es zwangsläufig zu einer Interessenkollision kommen. Dieser Zustand wäre vergleichbar mit undifferenzierten Gebetserhörungen auch durch die alleinige Gottheit. Und genau daraus wiederum resultiert das eigentliche Gebetsparadoxon: Mir obliegen gewisse Freiheiten, die ich durch das Gebet ausleben darf, durch das Gebet zuerkannt bekomme, insoweit diese mit dem göttlichen Konzept vereinbar sind. Ohne Gebet jedoch wäre ich meinem Schicksal hilflos ausgeliefert. Luther schreibt "von der Freiheit eines Christenmenschen" folgendes: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan." Demnach bin ich in die Lage versetzt, mein Los mittels Gebet zu wandeln. Ihr aber glaubt an eine Abhängigkeit von Naturgesetzen und Zufällen, die ihr nicht beeinflussen könnt, ja, die euch gefangen nehmen. Macht doch einfach den Nudeltest, den ich in meinem dritten Beitrag auf der Seite 17 beschreibe ...

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