Gottesdienst - was ist das?

Gebet, Gottesdienstgestaltung, Liturgie
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Andreas Ponto
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Re: Gottesdienst - was ist das?

#21 Beitrag von Andreas Ponto » 23.03.2012, 06:03

Kardinal Kasper geht im letzten Abschnitt seines Vortrages auch auf Sitten und Gebräuche des katholischen Gottesdienstes ein.
... Das ganze Leben soll ins Lob Gottes gezogen werden. ...
Damit begründet er die Anwendung von Sakramentalien, der Segnung von Gebäuden, Wohnungen, Brücken u.a.

Bräuche sollen den Gottesdienst ins Leben übersetzen. Ja, er wisse darum, dass das auch missverstanden werde, aber
... der Missbrauch hebt den Gebrauch nicht auf.
Er plädiert daher für deutende Glaubensverkündigung, um den Sinn dieser Bräuche zu vermitteln.
... Der Glaube ist nicht nur eine Angelegenheit des Kopfes, auch nicht nur des Herzens, sondern eine Sache des ganzen leibhaftigen Menschen. ...
Und zum Schluss geht Kasper auf die eschatologische Dimmension des Gottesdienstes ein. Hier werde im Gottesdienst letzlich die himmlische Liturgie, die Anbetung des Lammes, vergegenwärtigt.

Er hebt hervor, dass der Gottesdienst auch Momente der Anbetung, der Stille, der Meditation nötig habe und kritisiert die Tendenz zum Event- und Festival-Charakter.

Er gesteht die Notwendigkeit zum Abbau von Pomp ein warnt aber vor Kulturlosigkeit.

"Gott loben, das ist uner Amt." Das hebt er zum Schluss nochmal hervor, stellt fest, dass wir ohne Gottesdienst ärmer wären und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass der ökumenische Gedanke und Jesu Testament an uns auch einmal Wirklichkeit werde : " ... dass alle eins seien, damit die Welt glaube (Joh. 17,21)".


Fortsetzung folgt ...

Adler

Re: Gottesdienst - was ist das?

#22 Beitrag von Adler » 23.03.2012, 06:11

Ich persönlich denke, dass die Frage "Gottesdienst - was ist das?", nur individuell beantwortet werden kann.

Jeder Mensch hat doch im Grunde seines Herzens, auch wenn er sich zu irgend einer Religion/Konfession bekennt, eine ganz persönliche Vorstellung von Gott und folglich auch davon, was für ihn persönlich ein Gottesdienst ist.

Für den Einen ist ein Gottesdienst nur dann ein Gottesdienst, wenn er eine ansprechende und gehaltvolle Predigt in einer schönen Kirche erlebt.

Für einen Anderen ist es ein Sonnenaufgang in den Bergen, wieder ein Anderer empfindet es als Gottesdienst, einen Sonnenuntergang am Meer zu erleben . . .

LG Adler

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Re: Gottesdienst - was ist das?

#23 Beitrag von Andreas Ponto » 23.03.2012, 06:52

Lieber Adler,

ja!

Aber um es für sich beantworten zu können, sollte man sich ein Bild machen und kennenlernen.

Den Gedanken der communio zum Beispiel.
Oder Sakramente, Lob Gottes, Liturgie, Andacht, Verkündigung, ....
Sollte man als Christ da nicht auch zu hause und damit vertraut sein?

Dann kann man doch getrost entscheiden und seine persönlichen Schwerpunkte setzen. Im Leben bleibt auch nicht immer alles gleich.
Man hat verschiedene Phasen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, An- und Einsichten. Da ist Bewegung drinn.

Für mich ist das Zusammenkommen von vielen verschiedenen Menschen und Meinungen unter einem Geist inzwischen sehr wichtig geworden (nur ein Aspekt).

LG

Andreas

Adler

Re: Gottesdienst - was ist das?

#24 Beitrag von Adler » 23.03.2012, 07:16

Lieber Andreas,

Alles ist in stetigem Wandel, da hast du sicher Recht. Dennoch bleibt das Individuelle. Ich denke, Gottesdienst ist -so empfinde ich es zumindest- die ganz persönliche Verbindung zu Gott.

Für mich ist zB. das hier http://www.e-water.net/index.php?lng=de ( :arrow: Ein einfacher Zimmermann) auch ein Gottesdienst . . .

LG Adler

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Re: Gottesdienst - was ist das?

#25 Beitrag von Andreas Ponto » 24.03.2012, 07:37

Den 2. Vortrag hielt Prof. Dr. Eberhard Jüngel DD zum evangelisch verstandenen Gottesdienst.

Gleich zu Beginn betont er die Notwendigkeit zur erneuten Besinnung auf den Gottesdienst.

Gottesdienst müsse vom Evangelium her verstanden sein. Dazu zitiert er 2 Sätze:
zweites Vatikanisches Konzil hat geschrieben:... " In der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk, (in ihr) verkündet Christus noch immer das Evangelium. Das Volk aber antwortet Gott mit Gesang und Gebet. ...
Martin Luther hat geschrieben:... " nichts anderes geschehe, denn dass unser lieber Herr selbst mit und rede und durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang" ...
Gottesdienst im Glauben an den in der Person Jesu Christi zur Welt gekommenen Gott vollzogen, bedeute die
Verkündigung und Feier der Versöhnung des Menschen mit Gott durch Tod und Auferweckung Jesu und
der Rechtfertigung des Menschen durch den Heiligen Geist.

Entscheidend sei, dass Gott dabei der eigentlich Handelnde und Wirkende ist.
Wir lassen Gott unseren Gott sein und an uns wirken - das ist unser Dienst gegenüber Gott.

Gottesdienst sei einerseits die liturgische oder kultische Feier in der Gemeinde und andererseits der "vernünftige Gottesdienst" im Alltag (Röm 12,1).
Der Gottesdienst bestehe aus diesen beiden Gestalten, auch wenn im Folgenden der liturgische Gottesdienst Gegenstand der Betrachtung ist.
Der vernünftige Gottesdienst werde vom liturgischen Gottesdienst geprägt.


Fortsetzung folgt ....

Maximin

Re: Gottesdienst - was ist das?

#26 Beitrag von Maximin » 24.03.2012, 14:32

:) Lieben Freunde,
Andreas hatte in dieser Rubrik am 19.03.2011 fünf wichtige Fragen gestellt. Jede seiner Fragen wäre es Wert, lange darüber nachzudenken und sich intensiv darüber auszutauschen.

Nun geht es mir allerdings nicht so sehr darum, was bedeutende Kirchmänner und Kirchenfrauen zu der Frage „Was ich Gottesdienst?“ erdacht und niedergeschrieben haben. Mir geht es darum mitzuteilen, was diese 5 wichtigen Fragen mit mir machen. Was meine persönlichen Antworten dazu sind. Nachfolgend das vorläufige Ergebnis meiner Überlegungen.

1. Frage: Was ist Gottesdienst für mich?
Antwort: eine gemeinschaftliche Begegnung mit Gottes Wort in Anbetung, Danksagung und Verherrlichung des Namens Gottes.

2. Frage: Was erwarte ich vom Gottesdienst?
Antwort: Nähe zu meinen Mitmenschen und zum Gott meiner Väter.

3. Frage: Wie erlebe ich Gottesdienst?
Antwort: Hellwach und kritisch, ob sich Menschen nur aufspielen oder ob sie in Wahrheit und Kraft des heiligen Geistes den Gottesdienst treiben.

4. Frage: Suche ich?
Antwort: Ich suche die lebendige Kraft Gottes in seinem wahrhaftigen Wort welches mir durchs Herz geht und meinen persönlichen Glauben stärkt.

5. Frage: Was bringe ich?
Antwort: Ich bringe meinen lebendigen Glauben der eines gesunden Vertrauens in die Handelnden sowie reiner Gottesfurcht bedarf. Ich bringe aber zugleich auch das mit, was mir Sicherheit gibt: Ein Vollmaß an eigenverantwortlichem Unterscheidungsvermögen getreu der Schrift nach 1. Thessalonicher 5, 21-24:

„21 Prüft aber alles und das Gute behaltet. 22 Meidet das Böse in jeder Gestalt. 23 Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. 24 Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun.“

Liebe Grüße, landauf und landab vom Maximin :wink:

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Re: Gottesdienst - was ist das?

#27 Beitrag von Andreas Ponto » 25.03.2012, 07:40

Maximin hat geschrieben: .... fünf wichtige Fragen gestellt.
Jede seiner Fragen wäre es Wert, lange darüber nachzudenken und sich intensiv darüber auszutauschen.
...
Dann lass es uns tun. Schritt für Schritt. Jeder für sich und gerne auch immer wieder gemeinsam.

Im Moment versuche ich mich mit dem, was kluge Köpfe dazu gesagt haben und sagen auseinanderzusetzen;
aber es auch in mein alltägliches Leben zu bringen.

Ansonsten wäre es ja nutz- und wirkungslos für mich. Ob und wie das gelingt, das steht auf einem anderen Blatt.

Gottesdienste als Unterbrechung des übrigen Lebens, als elementare und radikale Unterbrechung unseres alltäglichen Lebens. So zitiert Jüngel den evangelischen Theologen Schleiermacher.

Das alltägliche Arbeitsleben (etwas herstellen/schaffen, weltliches Werk) werde durch das Evangelium unterbrochen (Gottes Werk). Unser darstellendes Handeln im Gottesdienst lasse Gottes Taten und Werke zur Wirkung kommen.
... Durch dieses darstellende Handeln der Kirche bringt sich im Grunde der im Evangelium redende dreineinige Gott selbst zur Darstellung. Er ist der eigentlich Handelnde, auf dessen Handeln die Gemeinde dann antwortet. ...
Im Namen Gottes, bzw. als Repräsentant Jesu Christi trete der Geistliche vor die Gemeinde, so dass Jesus Christus der eigentlich Handelnde sei.
Im Gottesdienst komme diese Funktion der ordinierten Amtsperson zu, auch wenn grundsätzlich jeder Christ die Vollmacht dazu habe.

"Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Mit diesen Worten werde unser alltägliches Leben unterbrochen und Gott habe das Wort.
Nun rede er zu uns und handle er an uns.

Das mache die Kirche zunächst zu einer hörenden Kirche. In der Kirche könne sachgemäss nur reden wer zuvor gehört habe.

Hören auf den redenden Gott in der Bibel. Dies bezeichnet Jüngel als den Urakt alles gottesdienstlichen Geschehens.
Ein Gedanke, der mir sehr gut gefällt. Das Hören und das Zuhören fällt jedoch oft so schwer.

Vielleicht passt dazu noch der Wochenspruch zum heutigen Sonntag JUDIKA (Gott, schaffe mir Recht! Psalm 43,1):
"Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Lebenzu einer Erlösung für viele." Matth. 20,28

Fortsetzung folgt...

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Re: Gottesdienst - was ist das?

#28 Beitrag von Andreas Ponto » 09.04.2012, 06:16

Mit der Schriftlesung aus Altem ud Neuem Testament werde sein Wort laut.
Dabei sei wichtig, dass aus beiden Teilen vorgelesen werden. Die ersten Christen hätten sich ja ebenfalls auf die Schriften des Alten Testaments bezogen Es sei ihre "Heilige Schrift" gewesen.

Das Evangelium sei im Alten Testament verheissen und es werde deutlich, dass der christliche Gottesdienst um seine Herkunft aus dem mit Israel geschlossenen Bund Gottes wisse.

Mit der Lesung werde jedem das Wort Gottes ohne Kommentierung, Auslegung oder Zusatz gesagt. Es komme zum Ausdruck was jeden einzelnen unbedingt angehe.

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