Unicef-Foto des Jahres 2008

Was sonst nirgends reinpassen würde
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Lobo

Unicef-Foto des Jahres 2008

#1 Beitrag von Lobo » 19.12.2008, 10:04

Lebensmut im Elend
...Ein Mädchen im blütenweißen Kleid, das barfuß durch den Dreck watet - es muss der belgischen Fotografin Alice Smeets wie ein Engel in der Vorhölle vorgekommen sein.

Eine Jury hat das Bild, das im größten Slum der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince aufgenommen wurde, zum Unicef-Foto des Jahres gewählt. "Das Bild führt uns den Lebensmut und die Energie eines Mädchens vor Augen, das mitten im Elend aufwächst“, sagte Unicef-Schirmherrin Eva Luise Köhler bei der Preisverleihung.

Mit 21 Jahren ist die Alice Smeets aus Eupen im deutschsprachigen Ostbelgien die jüngste Preisträgerin des Wettbewerbs. Seit dem Jahr 2000 zeichnet Unicef jährlich Fotografien aus, die die Lebensumstände von Kindern zeigen. In diesem Jahr reichten 128 Fotografen aus 31 Ländern insgesamt 1450 Bilder ein...

Tatyana

#2 Beitrag von Tatyana » 19.12.2008, 10:13

Mir macht das Bild Angst...wie lange noch, und das Kleid des Mädchens wird genauso sein wie seine Umgebung...die Unschuld dahin...

tergram

#3 Beitrag von tergram » 19.12.2008, 11:14

Tatyana hat geschrieben:...die Unschuld dahin...

Hinter dem weißen Kleidchen, das so gar nicht in die Umgebung passen will, verbirgt sich wohl noch eine weitergehende, schreckliche Geschichte:

Kleine Mädchen werden (auch) auf Haiti gern als sogenannte "doll" an Touristen... vermietet... Zur Staffage gehört typischerweise ein "Puppenkleidchen" in weiß mit viel Spitze, Rüschen, Bändern etc.

Ich habe mich bei einem Besuch in der Karibik mit dem Thema auseinandersetzen müssen, weil mich die vielen abends vor der Hotelanlage herumstreunenden Mädchen in Puppenkleidern gewundert hatten. Der Preis für die "Dienstleistung" lag um die 5 US-Dollar - weniger, als ein Drink an der Hotelbar. Nach Aussagen der Reiseleitung bleiben dem Kind und dessen Familie nur ein paar Cent davon. Der überwiegende Teil geht an Zuhälter und sonstige kriminelle Existenzen, oft auch an die Wachmannschaften vor den Touristenhotels. Für die Familien sind die Einnahmen aus der Kinderprostitution oft die einzige Möglichkeit, zu überleben.

Was sich allerdings die zumeist weißen, reichen Kunden dabei denken - falls sie etwas denken - mag ich mir nicht mal vorstellen.

Dass das Kleidchen in dieser Umgebung bald schmutzig sein wird, wäre zu verschmerzen. Aber wer fragt nach der Seele dieses Kindes, das uns ja nur beispielhaft für millionenfaches Elend dieser Art vor Augen geführt wird?

Tatyana

#4 Beitrag von Tatyana » 19.12.2008, 11:44

Ich meinte das mit dem weißen Kleidchen, das bald schmutzig wird, eigentlich als Synonym für die Unschuld, die bald verloren sein wird. Bei dem, was du da berichtest, wird mir grade übel :cry:

tergram

#5 Beitrag von tergram » 19.12.2008, 23:05

Wikipedia schreibt dazu:

Zitat:... Nach unbelegten Schätzungen von UNICEF praktizieren weltweit ca. 3 bis 4 Millionen Jugendliche und Kinder Kinderprostitution. Auf einen öffentlich bekannten Fall werden mindestens 25-30 unentdeckte geschätzt.
....

Nicht zuletzt die Armut in den sogenannten Entwicklungsländern verursacht den Großteil der Prostitution von Kindern. Immerhin sterben laut UNICEF jährlich 6 Millionen Kinder auf dieser Welt an Mangelernährung. Daher wird Kinderprostitution in armen Ländern eher als notwendiges Übel angesehen und kann nicht wirkungsvoll bekämpft werden, da es an Alternativen fehlt.

Auch leben viele Kinder in diesen Ländern auf der Straße und werden von Zuhältern entführt. Kinderprostitution geht oft mit Sextourismus in wirtschaftlich ärmere Länder einher, wo Kinder häufig aus wirtschaftlicher Armut von ihren eigenen Eltern dazu genötigt bzw. dafür verkauft oder entführt werden oder als Straßenkinder von Zuhältern zur Prostitution gezwungen werden. Vor allem aber ist die Prostitution von Kindern ein großes Geschäft der organisierten Kriminalität.

An erster Stelle der Ursachen für die Prostitution von Kindern steht allerdings die Nachfrage. Man schätzt, dass sich jährlich ca. 200.000 Sextouristen an Kindern und Jugendlichen vergreifen. Dabei sind 95 % der Täter Männer, die ihre Übergriffe oft dokumentieren und ggf. als Kinderpornografie verkaufen.

Die Täter glauben, dass Sex mit Kindern ein geringeres Risiko birgt, sich mit AIDS anzustecken, weshalb das Alter der missbrauchten Kinder stetig sinkt. Allerdings ist die Ansteckungsgefahr hier besonders hoch, da der sexuelle Missbrauch oft mit Verletzungen einhergeht.
Zitatende

Mal ehrlich: Wollten wir das alles wirklich so genau wissen? Die Realitäten dieser Welt können einem das süßliche Weihnachtsgetue ganz schön vermiesen. Besser, man schüttelt sich kurz und geht zur Normalität über. Ist ja auch alles ganz weit weg und geht uns nichts an.

Oder doch nicht?

Tatyana

#6 Beitrag von Tatyana » 20.12.2008, 09:54

tergram hat geschrieben: Mal ehrlich: Wollten wir das alles wirklich so genau wissen?
Ganz ehrlich? Nein. Mit einem Rest rosaroter Brille lebt sichs einfach leichter. Das Hemd ist näher als die Hose, ein jeder hat sein Päckchen zu tragen, usw.

Annabell, ach Annabell...ich bitte dich, komm sei so gut, mach meine heile Welt kaputt *träller*
Die Kassandras dieser Welt machen sich bestenfalls unbeliebt...

GG001

#7 Beitrag von GG001 » 22.01.2010, 19:32

Ich musste die letzten Tage wieder an Lobos Hinweis auf dieses Photo denken:

Klick

http://www.spiegel.de/international/wor ... 10,00.html

editiert von Dieter, da Bild nicht urheberrechtsfrei

GG001: :oops:

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evah pirazzi
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#8 Beitrag von evah pirazzi » 22.01.2010, 23:29

Die dunkle Seite der Welt...

The world turns to its dark side. It is winter.
Is evil then good? Is reason untrue?
We are lost. We are as seed before the wind. We are carried to a great slaughter.
When shall the usurers' city cease? And famine depart from our fruitful land?

(Die Welt wendet sich zu ihrer dunklen Seite. Es ist Winter.
Ist Böses denn gut? Ist Vernunft ein Irrtum?
Wir sind verloren. Wir sind wie die Saat vor dem Wind. Uns erwartet ein großes Gemetzel.
Wann kommt das Ende der Wucherherrschaft? Wann verlässt der Hunger unser fruchtbares Land?)
[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

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