Frohe Ostern

[Manuela]

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Jünger doch noch gar keine Informationen über die Auferstehung, jedenfalls nicht alle ...

[Manuela]

Und wenn Thomas einen Täuschungsversuch hätte unternommen, so wäre er als Zwilling doch gar nicht erwähnt worden; außerdem trat er zeitgleich mit Jesus in Erscheinung ...

[tergram]

Jesus selbst hätte sichtbar für alle Menschen öffentlich auftreten können. Genau dieser Punkt war ja vor einigen Seiten in diesem Thread Ausgangspunkt meiner Ostergedanken. Der Heiland der Welt, Gottes Sohn, versteckt sich im Hinterzimmer bei seinen Jüngern, statt die frohe Botschaft öffentlich zu machen. Überzeugend, wirklich...

Alternativ zu einer öffentlichen Verkündigung isst und trinkt er fröhlich mit den Seinen trotz fehlendem materiellem Leib und geht dafür durch geschlossene Wände. Wie Harry Potter.

[Manuela]

Er wollte halt seine Jünger nicht gefährden, Projektionen verhindern ...

[tosamasi]

Wäre dieses Wunder eine Gefährdung gewesen?

[Bedenkenträger]

O, werter Bedenkenträger, da führen Sie auf ein Gebiet hin, das mir fremd ist. Ich kann dazu gar nichts sagen, allenfalls kann ich die Frage, wie es um Leib und Seele bestellt ist, beantworten - aber nur aus Sicht eines insoweit ungeschulten Menschens, wenn man mal von der Religion absieht. Letztere, auf dich ich mich bestenfalls stützen kann, besagt ja, dass der Körper vergänglich sei und die Seele ewig lebe - mit Gott oder ohne ihn. Ich verstehe das so: das für uns visuell Sichtbare am Wesen ist der Körper, sind Fleisch, Blut, Nerven(stränge) etc., ja und dann gibt es die nicht mit Augen auszumachende Wirklichkeit, die - solange der Körper intakt ist, an ihm haftet, in ihm pulsiert oder arbeitet, wie den Geist, die Gefühle, Stimmungen usw. Nun sind die Menschen der Ansicht (jedenfalls wohl die meisten), dass es da dieses Unsichtbare gibt, das sich von dem Körper, wenn er stirbt, löst und weiterlebt, die Christen nennen das Seele, etwas Lebendiges aus Gott, das zu ihm zurück möchte. Man redet von geistiger Existenz. Nach der Bibel ist auch Gott 'Geist', Jesu soll auch 'Geist' sein - beide sind also körperlos, existieren nicht einverleibt, nicht mit körperbedingter Beschränktheit. Wenn wir uns nun beschränken wollen auf diese Überlegungen aus der christlichen Religion, hätten wir schon einen ausreichenden Komplex für eine Seiten füllende Erörterung. Oder? Ich verweise auf den anderen Thread, in dem es um die Bibel geht. Dort führen Sie Jesus an, und Sie besagen ja, dass er existiert. Aber wie? Wir sehen ihn nicht, dennoch soll er da sein ('Siehe, ich bin bei euch ...'). Ja, aber wie, wie, wie ...?? Was ist das, was da da ist und was da sogar in der Lage ist, aktiv in das Leben der sichtbaren (und der verstorbenen) Menschen einzugreifen??

Com.

Ebenso werte/r "Comment", es ist schon so eine Sache, wenn man mit diesen Begrifflichkeiten herum hantiert. Geist, Seele, Körper/Leiblichkeit, und dies im Zusammenhang mit der Transzendenz. Wir tun dies alles im Rahmen der Endlichkeit, weil unser Horizont letztlich doch beschränkt ist, wir verspüren jedoch, daß es über diesen Horizont hinaus noch "irgendetwas" geben muß, wir erhoffen uns dies jedenfalls. Aber wo verspüren und hoffen wir dies? In unserem Leib oder in unserem Geist?

Wer hofft, wer bangt hier, wer glaubt?

Und dann die "freche" Behauptung der Urchristen, Jesus sei leiblich auferstanden. Und er würde jetzt noch existieren, in der Dreieinigkeit. Da kommt ja noch eine weitere kniffelige Nuß dazu.

Ich gebe meine ganze Bibliothek an theologischer und philosophischer Literatur dafür her, würde ich nur zu einem Bruchteil all dieser Fragen eine halbwegs zufriedenstellende Antwort finden.

Nur ich befürchte, Tatsache ist, was Rahner mal wie folgt ausdrückte:

»Der Mensch kann versuchen, die unheimliche Unendlichkeit, in die er fragend ausgesetzt ist, auf sich beruhen zu lassen; er kann aus der Angst vor dem Unheimlichen sich zu dem Vertrauten und Alltäglichem flüchten; aber die Unendlichkeit, in die er sich ausgesetzt erfährt, durchdringt auch sein alltägliches Tun. Er bleibt grundsätzlich immer unterwegs. Jedes angebbare Ziel im Erkennen und in der Tat ist immer schon wieder relativert als Vorläufigkeit und Etappe. Jede Antwort ist immer wieder nur der Aufgang einer neuen Frage.« (aus: Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christentums)

Wir kommen hier einfach nicht ans Ende, wie mir scheint.

[Comment]

Ja, Religion ist so kompliziert, besteht in erster Linie wohl nur aus Fragen. Damit kann man sich ein Leben lang beschäftigen. Am Ende weiß man nicht mehr als zu Beginn des Denkens.

Com.

[Manuela]

@tosamasi:
Ja, denn nicht jeder hätte an dieses Wunder geglaubt, wie heute auch ...
Glaubst du an unterschiedliche Aggregatzustände?

[tergram]

Er wollte halt seine Jünger nicht gefährden, Projektionen verhindern ...

Ach Gottchen, in welch erbärmlich-hilflose Schublade wird der Gottessohn denn damit gesteckt? Der Erlöser, der Todesbezwinger, der Auferstandene, ein Teil der allmächtigen Göttlichkeit sollte nicht fähig gewesen sein, von seinen Jüngern bedarfsweise Gefahren abzuwenden?

Für die abenteuerlichsten Projektionen hingegen wurde eben dadurch gesorgt, dass der Sieg über Tod und Hölle nur heimlich im Hinterzimmer stattfand. Wie erbärmlich.

Die verschwurbelten Gedankengänge, um sich eine vermeintliche Antwort auf Ungereimtheiten zu stricken, wundern mich zunehmend. Vor allem, weil damit Gott menschliche Denkweise zugeschrieben und zugemutet wird. Seltsam...

[Manuela]

Die Christenverfolgung als verschwurbelter Gedankengang? Nun, abstreiten lässt sich alles, damit ist es jedoch nicht aus der Welt geschafft!