Werte celimetz, (zum Beitrag vom 22.09.22)
obwohl hier in diesem Forum zuallermeist das "Du" in der Ansprache genutzt wird, möchte ich gerne das "Sie" verwenden.
Zum Einen, weil ich ja ein völlig Fremder für Sie bin, zum anderen, weil ich damit meine Betroffenheit und auch Entsetzen angesichts Ihres geschilderten Schicksals zum Ausdruck bringen möchte.
Es fällt nicht leicht beim Lesen Ihres Beitrags, gedanklich diese geschilderten Vorgänge im Zusammenhang mit der NAK erfassen zu können.
Ich verlor meinen Mann (Amtsträger der NAK) durch einen Autounfall, weil er unter Zeitdruck stand, wegen eines NAK Gottesdienstes, bei dem er eingeteilt war.
Zeitdruck und Terminstress sind Plagen unserer Zeit geworden, sie haben uns nur allzuoft fest im Griff. Manchmal meint man sogar, das müsse so sein und will sich fast rechtfertigen, wenn es mal nicht so ist. Wenn es dann noch zu Ihrem geschilderten tragischen Unglückfall kommt, ich glaube, da steht man wie vor einer schwarzen Wand...
Natürlich kamen Amtsträger jeden Abend zu uns. Jeder wusste um die dadurch verursachten finanziellen Schwierigkeiten. Es hieß nur: "Wir beten für Euch". Der Apostel wusste davon, wir waren bekannt, im ganzen Bezirk. Doch niemand kümmerte sich um unsere finanziellen Sorgen.
Hier entsteht für mich sofort die Grundfrage nach der Qualität der "Seelsorge". Ich kenne selbst auch noch das gewisse Gefühl der Überforderung als Seelsorger, da hätte ich selbst gerne "eine echte gute Seele" an meiner Seite gehabt.
Ich denke, Ihr sicher des öfteren stummer Schrei "mein Gott, warum hast du mich verlassen", war vielleicht das einzig mögliche Gebet...
Später erfuhr ich, es gibt einen Found in der NAK, genau für solche Zwecke, so wie es uns passiert ist.
Ich weiß nicht, warum der damalige Vorsteher dieses nicht der NAK vorgetragen hat.
Hier möchte ich gern etwas detaillierter drauf eingehen:
So, wie ich es Ihren Ausführungen entnehme, waren vielen Funktionträgern der NAK auf unterschiedlichen Hierarchiebenen Ihr Fall bekannt, doch niemand bot Ihnen finanzielle Hilfe an...
...Aus meiner früheren Zeit in der NAK - ich übte dort auch Ehrenamtstätigkeiten aus -, weiß ich, dass ehrenamtliche Tätigkeiten in Ausübung unter einen gesetzlichen Unfallversicherungsschutz stehen. Darüber war damals in meiner Umgebung auf dem Wege innerkirchlicher Kommunikation durchaus informiert worden. Das war vor über 20 Jahren, also fast noch vor der Verbreitung des Internets. Man kann dass gut vergleichen mit der Ehrenamtstätigkeit in einem Verein: z.B. Übungsleiter, Trainer, Nachbarschaftsbegleiter etc. etc., das Feld ist groß.
Der Staat stellt damit jegliches bürgerschaftliches Engangement im Dienst an Mitmenschen, soweit es unter einem Träger organisiert ist, unter einen gesetzlichen Versicherungsschutz.
Ausdrucklich ist jegliches Ehrenamt, welches der Religionsausübung dient (und innerhalb einer Kirche oder anerkannten Religionsgemeinschaft ausgeführt wird) damit inbegriffen und wird somit unter den Schutz des Staates gestellt!!
Gerne zitiere ich aus einer Informationsbroschüre (welche man auch online downloaden kann) mit dem Titel:
"ZU IHRER SICHERHEIT
Unfallversichert im freiwilligen Engangement"
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
auf Seite 9 steht dort u.a.
"a) Pflichtversicherung kraft Gesetzes
Kraft Gesetzes sind die nachfolgend genannten Personengruppen versichert. Sie müssen nicht individuell zur Versicherung angemeldet werden.
• Personen, die für Kirchen und deren Einrichtungen oder
für privatrechtliche Organisationen im Auftrag oder mit
Zustimmung der Kirche ehrenamtlich tätig werden
Es sind drei Gruppen versichert (§ 2 Abs.1 Nr.10b SGB VII).
- Personen, die sich ehrenamtlich im Kernbereich der
Religions ausübung engagieren oder in gewählten Gremien
einer öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft ehrenamtlich mitarbeiten: Hierzu gehören etwa Ministranten,
Mitglieder des Kirchenchores, die am Gottesdienst mitwirken, und Mitglieder des Kirchenvorstandes oder des Pfarrgemeinderats.
- Personen, die für Einrichtungen öffentlich-rechtlicher
Religionsgemeinschaften ehrenamtlich tätig werden: Ob z.B.
ein Verein eine Einrichtung ist, hängt u.a. von dem übereinstimmenden Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen
Religionsgemeinschaft und dem Verein selbst ab. Einrichtungen können beispielsweise die Notfallseelsorge, ein Missionswerk oder die Bibelschule sein.
- Personen, die in Vereinen oder Verbänden im Auftrag oder mit
Zustimmung von öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften tätig werden, unabhängig davon, ob dies direkt für
die Religionsgemeinschaft geschieht oder mittelbar als
Vereinsmitglied: Dies betrifft z.B. Vereine, die sich im Auftrag
einer Kirchengemeinde bei der Planung und Durchführung
des Pfarrfestes engagieren.
Auch die Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen für die
genannten Tätigkeiten ist versichert. Gleiches gilt beim ehrenamtlichen Engagement für öffentlich-rechtliche Weltanschauungsgemeinschaften.
Zuständig ist die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (
https://www.vbg.de). Die konfessionelle
Wohlfahrtspflege ist als Wohlfahrtspflege bei der BGW versichert.
(Zitatende)
Die neuapostolische Kirche ist kein Hinterhofclub! Sie ist eine K.d.ö.R., staatlich anerkannt und anerkennt selbst die Gesetze der Bundesrepublik an, das BGB und die Verfassung.
Es geht nun nicht hervor, wann Ihr Fall sich zugetragen hat und welcher Gebietskirche Sie einmal angehörten. Wenn es schon sehr lange her ist, wird es sicher schwierig (Sie wissen schon, die Verjährung).
Die Frage, die sich auf der total emotionalen Ebene stellt ist: war es den damals zuständigen aktiven Amtsträgern bekannt, dass solch ein Versicherungsschutz besteht?
Wurde in Kirchenbesprechungen darüber gesprochen?
Wurde vom Apostel als Führungskraft kontrolliert, dass die Informationen (des gesetzl. Versicherungsschutzes) bis auf Gemeindeebene durchgestellt wurden? Der Apostel (oder Bez.-Apostel) als Dienstherr hat hier eine Sorgfaltspflicht!
Dies sind nur einige von Fragen, die sich in Ihrem Fall stellen.
Werte celimetz, ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie gute Wege im Leben finden, Ihre Kinder sich entwickeln "wie junge Obstbäume, die Wurzeln treiben und irgenwann freistehen und Stürme des Lebens aushalten".
Beste Grüße
semaj
P.S.
hier gerne der Link zur angeführten Broschüre:
https://www.bmas.de/SharedDocs/Download ... onFile&v=2