Totenbeschwörung

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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calmvivid
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Re: Totenbeschwörung

#11 Beitrag von calmvivid » 09.11.2021, 14:09

denkenistwichtig hat geschrieben:
09.11.2021, 12:42
Calmvivid, was willst Du denn mit Deinem Kommentar bezwecken, wenn Du „nicht relativieren, entschuldigen oder gar rechtfertigen willst“? Du relativierst doch mit Vollgas anhand Deiner historischen Erklärungsversuche!
Gerne erkläre ich es nochmals: Es geht darum dass nicht jeder Beitrag auf naktalk.de automatisch qualifizierte, objektive Kritik an der NAK ist.
Auch wenn die jeweiligen Zeitumstände die falschen Lehren, Lügen und Vergehen erst ermöglicht haben, ändert das nichts an Verantwortung und Schuld.
Das bestreitet auch niemand. Im Gegenteil, solche Misstände sind klar aufzuzeigen und es ist darauf einzugehen. Solche Misstände sind, sofern diese Belegt und Nachprüfbar sind, schonungslos aufzuzeigen.
Sie sind im historischen Rückspiegel in keinem milderen Lichte zu betrachten und als „hindsight bias“ (Rückschaufehler) abzutun. Auch nicht die obskuren NAK-Glaubenspraktiken um 1900.
Rückschaufehler heisst nicht, dass man die Vergangenheit relativiert. Das habe ich schon im ersten Beitrag erwähnt. Es geht darum dass man die Perspektive aus der damaligen Zeit übernimmt. Es ist sehr wohl Relevant in welchem Umfeld und unter welchen Rahmenbedingungen etwas stattfand. Was in einer einzelnen Gemeinde 1904 in Berlin durch einen Zeitungsreporter berichtet wurde kann so für sich genommen nicht repräsentativ sein und ist daher einfach völlig ungeeignet um daraus Rückschlüsse die für uns relevant sind zu ziehen.
Es ist irrelevant, ob die Bischoff-Botschaft zeitbedingt „angenommen“ wurde oder nicht. Relevant ist, dass hier Macht schonungslos missbraucht wurde. (Gar nicht auszudenken, was der „Rückschaufehler“-Ansatz für die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen bedeuten würde. Bezogen auf die Nazi-Führung und nicht unbedingt auf die Mitläufer. Bezüglich der Mitläufer gilt womöglich der Rückschaufehler)
Du widersprichst dir gerade selber, merkst du das? Ist das Umfeld nun Relevant oder Nicht? Damit jemand Macht ausüben kann, braucht es eben Mitläufer. Und solche Mitläufer findet man nicht ohne dass gewisse Parameter stimmen. Wäre die Botschaft nicht angenommen worden, hätte auch kein Ausschluss von Zweifler stattfinden können. Ein Charismatischer Anführer alleine macht noch keine Sekte.
Zurück zur NAK. Das waren und bleiben schwere Fehler und diese gehören schonungslos auf den Tisch. Wenn das die NAK über Jahrzehnte nicht selbst tut, dann müssen es andere tun, wie zum Beispiel hier im Forum oder auf der von Dir geliebten naktalk.de. Dabei geht es nicht um Skandal-Gesudel sondern um Mahnung und Augenöffnen.
Durchaus. NAKtalk hatte in der Vergangenheit gute und interessante Beiträge. Aber gerade dieser aktuelle Beitrag "Totenbeschwörung" ist das nicht. Aus meiner Sicht ist es besser mal auf einen Beitrag zu verzichten, als sich durch solche Inhalte selber zu diskreditieren.
Die meisten NAK-Stammapostel haben es sehr gut verstanden, den aktuell vorherrschenden gesellschaftlichen Rückenwind durch schäbige und leidvolle Manipulation zu ihrem Vorteil umzumünzen und als zeitgemäßes Wort zu verkaufen.
Da bin ich nicht mit dir einverstanden. Ab der Zeit von Fehr, aber spätestens mit Leber haben es die Stammapostel nicht mehr Verstanden gesellschaftliche und soziokulturellen Strömungen zum eigenen Vorteil auszunutzen. Die NAK hat an Deutungshoheit für Lebensfragen eingebüsst, schlicht und einfach weil Sie mit ihrer Lehre auf eine sich stark verändernde Welt nicht mehr zufriedenstellende Antworten hatte.
Trotzdem gab es bereits um 1900 und zur Bischoff-Zeit wohl mehr aufgeklärte Warn-Stimmen als NAK-Follower.
Natürlich, die kritischen Mitglieder wurden zur Bischoffszeit ausgeschlossen. Und hier schliesst sich der Bogen. Dieser Ausschluss erfolgte nicht durch Bischoff sondern durch übereifrige Vorsteher, Bezirksämter, Bischöffe und Apostel. Diese Wiederum konnte nur so handeln, weil Sie eine Mehrheit oder zumindest ein Grossteil der Gemeindemitglieder auf Ihrer Seite wussten.

Bis heute gibt es keine veröffentlichte Aufarbeitung seitens der NAK von schwerwiegenden Verfehlungen. Du magst Dich für eine historische Einordnung und Begründung interessieren. Dennoch: Die schlimmen Fakten verjähren nicht.
Da haben wir keine Differenz. Die Verfehlungen der Vergangenheit müssen aufgearbeitet werden. Da die NAK dies nicht tut, geschieht es durch Freiwillige im Internet. Dennoch beharre ich darauf dass man bei so einer Aufarbeitung nicht einfach alles blindlings akzeptiert, sondern möglichst Objektiv bleibt und versucht die Fakten sachlich darzulegen.

Schauen wir uns aber naktalk, aber auch die Beiträge von D.Streich an, so fällt auf dass diese Beiträge sehr subjektiv verfasst sind. In diesen Beiträgen gibt es keine Objektivität, keine Einordnung und keine Relativierung. Es sind die Texte von ehemaligen Mitglieder die wohl verletzt wurden und nicht mit dem Kapitel NAK abschliessen können. Die Beiträge solcher Personen sind in jedem Fall kritisch zu betrachten. Dabei gäbe es bei der NAK mehr als genügend belegte Fakten wo überall Verfehlungen begannen wurden.

denkenistwichtig
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Re: Totenbeschwörung

#12 Beitrag von denkenistwichtig » 09.11.2021, 15:37

Hallo Calmvivid,
Allmählich erschließt sich mir der Kern Deines Kommentars: Es geht Dir darum, einen aus Deiner Sicht tendenziösen oder zweifelhaften Bericht auf nakttalk.de über NAK-Vorgänge in 1904 zu beklagen, sowie gewisse kritische NAK-Seiten allgemein. Da kann ich Dich beruhigen. Auch wenn der zugrunde liegende Artikel unglücklich gewählt sein sollte; Die aus dieser Zeit und der Bischoff-Zeit stammenden originalen GD-Mitschriften und NAK-Veröffentlichungen sind so vielfältig verfügbar und belastend, dass einem schwindelig wird.

Wenn in der Vergangenheit aus damaliger mehrheitlicher Sicht offensichtlich Lügen und Manipulation im Spiel waren, braucht man diese grundsätzlich nicht zu relativieren, indem man sich heute in die damaligen Umstände hineinversetzt. Die Umstände waren andere, aber Lügen und Manipulationen bleiben zeitlos. Täter bleiben Täter, auch wenn sie bei den Opfern ein leichteres Spiel als heute hatten oder schneller Mitläufer/Nachfolger gefunden haben. Hineinversetzen heißt auch Relativieren. Zu sagen, dass die irregeleiteten NAK-Gläubigen und Nachfolger selbst schuld an ihrer Manipulation und Ausbeutung sind, weil es ohne sie diese Manipulation ja nicht gäbe, ist meines Erachtens zu kurz gesprungen.

Meine differenzierte Rückschaufehler-Betrachtung bezüglich „Schuld und Verantwortung“ abgestuft nach Führern/Entscheidern und nach Mitläufern halte ich nicht für einen „Widerspruch“ wie Du sagst. Nein, ich halte es für eine notwendige Differenzierung auf der Suche nach Gerechtigkeit. Auch wenn man das unterschiedlich diskutiert (siehe Heinrich Mann, Der Untertan). Ein Mitläufer beziehungsweise ein meist in stärkerer Abhängigkeit stehender Nachfolger und Befehlsausführer, sollte aufgrund seiner Abhängigkeit eher mildernde Bewertungs-Umstände bekommen als sein Führer/Entscheider. Wir diskutieren hier aber über gravierendes Fehlverhalten der NAK-Leitung, dass auch schon zur jeweiligen Zeit heftig angeprangert wurde. Da sehe ich weniger Relativierungsbedarf.
Zuletzt geändert von denkenistwichtig am 10.11.2021, 01:37, insgesamt 5-mal geändert.

fridolin
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Re: Totenbeschwörung

#13 Beitrag von fridolin » 09.11.2021, 19:36

Die NAK, wie jede Kirche auch, prägt sich durch ihre Mitglieder. Die wiederum sind geprägt durch das aktuelle Zeitgeschehen und die soziokulturellen Umstände. Es wäre falsch zu denken dass die NAK ein isolierter Zirkel von Menschen ist, die keinen Bezug zur Aussenwelt haben. Nein die NAK war auch immer durch den aktuellen Zeitgeist geprägt.
Um das besser verstehen zu können mit den Zeitgeschehen, eine Rückschau zur Botschaft. Das böse Internet hat uns darüber umfangreich aufgeklärt.
Die NAK Apostel haben um 1948/49, also nach dem 2. Weltkrieg ein Beschlusspaket verabschiedet. Die Abstimmung war geheim, das Ergebnis war einstimmig. Nur Stammapostel Bischoff hat sich der der Stimme enthalten.
Weshalb diese Abstimmung. Es sollte eine Dienstzeitbeschränkung eingeführt werden. Die gab es nicht. Das Dienstalter der Amtsträger sollte auf 65 Jahre beschränkt werden. Jeder der über 65 Jahre alt war, sollte innerhalb eines Jahres durch einen jüngeren ersetzt werden. Das betraf auch Stammapostel Bischoff, der ging auf 80 Jahre zu. Er hätte auch lt. Beschluss ersetzt werden müssen.
Gleichzeitig wurde noch was neues beschlossen. Der Verlag sollte wieder zurück im Kirchenbesitz
geführt werden. Der Sohn von Stammapostel Bischoff hätte zu einem angemessenen Gehalt bleiben können. Der alt gewordene Stammapostel weg, der Verlag weg mit seinen Einkünften. Übrig bleiben sollte nur ein Gehalt.
Jetzt kommen wir zur den hier angeführten Zeitumständen die auch uns Nakler prägen. Der kalte Krieg war damals ein Thema, auch bei den Gotteskindern. Jederzeit hätte es wieder losgehen können.
Plötzlich wurde in diesem Zeitdenken hinein eine Botschaft auf dem NAK Markt geworfen. Die sich gut in das damalige Zeitdenken eingefügt hat. Die Endzeitstimmung des kalten Krieges wurde genutzt. Es geht tatsächlich und wirklich dem Ende entgegen, es ist keine eventuell These. Stammapostel Bischoff sei der letzte Stammapostel der NAK und würde noch zu seiner Lebenszeit die treue NAK Braut dem Herrn Jesu entgegenführen. Dann kommt das große Verderben hier auf Erden. Das alles wurde dem Stammapostel Bischoff angeblich bei einer Begegnung mit Jesus verkündet. Die beiden haben sich gegenüber gestanden und Stammapostel Bischoff sah die Gestalt von Jesus und hörte seine Stimme. Dazu gehörte schon eine Portion Cleverness, das zu erfinden. Auf gut deutsch gesagt seinen Hintern zu retten. Das alles wurde zum Dogma erhoben.
Und die Panikmache war von Erfolg gekrönt. Der 80jährige Stammapostel Bischoff durfte bleiben, sein Sohn behielt den Verlag. 1960 war der Spuk vorbei. Der Stammapostel starb und die Braut blieb hier auf Erden, bis heute.
Der damalige Nachfolger im Amt, den es lt. vorheriger Lehraussage nicht mehr hätte geben dürfen, lieferte prompt dazu die passende Erklärung. Bischoff war nach offizieller Dogmatischer NAK Lehraussage der letzte Stammapostel des Werkes Gottes. Das stand immer noch im Raum. Also musste Schmidt sich neu erfinden und Bischoff gleichzeitig irgendwie rechtfertigen.
Bischoff hätte nicht die Unwahrheit erzählt, sondern das Gott der Schuldige ist. Er sprach davon das Gott aus uns unerforschlichen Gründen seinen vorherigen Plan, den Jesus mit Bischoff abgesprochen hat, plötzlich und unerwartet geändert hat.
Insgesamt folgten nach Bischoff bisher 6 neue Stammapostel und das Ende ist nicht in Sicht.
Wahrscheinlich haben die äusseren Zeitverhältnisse damals eine Rolle mitgespielt das die Botschaft erfolgreich verkündigt werden konnte. Ohne das Internet hätten wir den heutigen Durchblick nicht. Aber das erklärt nicht, weshalb Gott nicht eingegriffen hat.
Oder ist ihm das egal was in der NAK verkündigt wird und wurde. :D
Das alles muss sauber aufgearbeitet werden. Wahrscheinlich wurde es das auch, in einem Forschungsbericht zur Botschaftszeit. Dieser wird von der Kirchenleitung unter Verschluss gehalten. Hier haben wir ein Skandal der KEIN AKTIVES MITGLIEDER der Nak tolerieren darf. Sowas geht einfach nicht.
Weshalb wird dieser Bericht seit ca. 8 Jahren unter strengen Verschluss gehalten, obwohl die NAK ihn selbst im Juli 2012 an die Historikerin Almut Leh (Fernuniversität Hagen) vergeben hat. Wurde zu viel Wahrheit heraus gefunden. Steht da zu viel Wahrheit drin, die wir besser nicht erfahren sollten.
Warum dürfen wir nicht erfahren, was in dem Forschungsbericht steht. Welches Geheimnisse sind das, welche wir besser nicht erfahren sollen. Die Botschaft ist eh vor die Wand gefahren. Das hat was mit verlorener Glaubwürdigkeit zu tun. :D :idea:

calmvivid
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Re: Totenbeschwörung

#14 Beitrag von calmvivid » 10.11.2021, 08:47

denkenistwichtig hat geschrieben:
09.11.2021, 15:37
Es geht Dir darum, einen aus Deiner Sicht tendenziösen oder zweifelhaften Bericht auf nakttalk.de über NAK-Vorgänge in 1904 zu beklagen, sowie gewisse kritische NAK-Seiten allgemein. Da kann ich Dich beruhigen. Auch wenn der zugrunde liegende Artikel unglücklich gewählt sein sollte; Die aus dieser Zeit und der Bischoff-Zeit stammenden originalen GD-Mitschriften und NAK-Veröffentlichungen sind so vielfältig verfügbar und belastend, dass einem schwindelig wird.
Ist das tatsächlich so? Mir geht es nicht um die Botschaftszeit. Diese ist genügend Dokumentiert und da stelle ich die Ausgangslage nicht in Frage. Mir geht es um die Jahrhundertwende. Aus dieser Zeit liegt m.E. zu wenig vor um ein klares Bild zu gewinnen. Aber ich wäre dankbar wenn du mir vorhandene Quellen und Berichte aus dieser Zeit bereitstellen könntest.
Lügen und Manipulationen bleiben zeitlos. Täter bleiben Täter, auch wenn sie bei den Opfern ein leichteres Spiel als heute hatten oder schneller Mitläufer/Nachfolger gefunden haben.
Wer genau sind Täter, wer sind Opfer? Überlege dir mal dass Leute bewusst Lügen glauben weil das Einfacher ist. Sind diese Leute dann immer noch Opfer oder auch Täter? So Schwarz/Weiss ist es nicht. Es gibt wohl in jeder Gemeinde Täter, Opfer und auch Personen die beides miteinander sind. Ebenso gibt und gab es aufrichtige Amtsträger die mit Empathie, Demut und Aurichtigkeit ihren Job machen. Auch die sind im System gefangen, aber sind solche Menschen auch Täter? Und was bei der NAK dazu kommt, im Gegensatz zu anderen Sekten waren und sind NAK Mitglieder immer noch sehr stark in der Gesellschaft eingebunden. Eine klare Trennung ist hier weniger gut möglich, als das zB. bei den Zeugen der Fall ist.
Hineinversetzen heißt auch Relativieren. Zu sagen, dass die irregeleiteten NAK-Gläubigen und Nachfolger selbst schuld an ihrer Manipulation und Ausbeutung sind, weil es ohne sie diese Manipulation ja nicht gäbe, ist meines Erachtens zu kurz gesprungen. Meine differenzierte Rückschaufehler-Betrachtung bezüglich „Schuld und Verantwortung“ abgestuft nach Führern/Entscheidern und nach Mitläufern halte ich nicht für einen „Widerspruch“ wie Du sagst. Nein, ich halte es für eine notwendige Differenzierung auf der Suche nach Gerechtigkeit.
Nein, hier liegst du falsch. Ein grosser Irrtum ist es, vergangene Handlungen nach heutiger Moral zu beurteilen. 1904 herrschte ein gesamtgesellschaftlicher Konsens dass Kinder geschlagen werden. Auch die besten Eltern waren damals von der Notwendigkeit überzeugt, dass zu tun. Sie handelten unter Verfügbarkeit aller Informationen in der Annahme das Beste für ihr Kind zu tun. Und genau hier liegt der Grund wieso eine Perspektivenübernahme wichtig ist:

Wurde damals, unter Verfügbarkeit aller Informationen, unter Sozialen und Gesellschaftlichen Normen versucht, das Beste für sich und seine Mitmenschen zu tun? Lagen andere Motive und Motivationen vor? Diese Frage ist entscheidend.

Bei der Botschaft ist der Fall relativ klar. Diese wurde wieder besseren Wissens und nicht im Interesse etwas gutes zu tun verbreitet. Hier wissen wir, dass Motive wie Gier, Habsucht und Macht vorlagen. Bei dem Bericht von 1904 fehlen aber sämtliche Informationen. Es ist uns nicht klar wer da genau was tat und aus welchen Gründen. Wir haben einen Bericht von einem Reporter der aus seiner Perspektive das Wahrgenommene niederschreibt. Für eine Verurteilung von irgendjemandem ist dieser Bericht ungeeignet.

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Re: Totenbeschwörung

#15 Beitrag von fridolin » 10.11.2021, 11:18

Bei der Botschaft ist der Fall relativ klar. Diese wurde wieder besseren Wissens und nicht im Interesse etwas gutes zu tun verbreitet. Hier wissen wir, dass Motive wie Gier, Habsucht und Macht vorlagen. Bei dem Bericht von 1904 fehlen aber sämtliche Informationen. Es ist uns nicht klar wer da genau was tat und aus welchen Gründen. Wir haben einen Bericht von einem Reporter der aus seiner Perspektive das Wahrgenommene niederschreibt. Für eine Verurteilung von irgendjemandem ist dieser Bericht ungeeignet.
Es gibt nicht nur naktalk, die aktuell einen Zeitungsbericht von 1904 ins Netz gestellt.
Das Netz bietet noch mehr zur Auswahl.
Auch den Zugang auf eine andere interessante Webseite.
https://waechterstimme.tripod.com/
Da berichtet eine Luise Kraft aus dem damaligen Zeitgeschehen. Sie hat damals ein Tagebuch geführt. Zu finden unter : “ Was sagen die anderen?“
Luise Kraft's "Unter Aposteln und Propheten"
Erinnerungen aus meinem Leben.", von Luise Kraft.
Vorworte des Herausgebers, von 1913
Die nachfolgenden Aufzeichnungen sind nicht im Hinblick auf eine spaetere Veroeffentlichung entstanden. E i n e h e s s i s c h e B a u e r s f r a u, aus einem abgelegenen Doerfchen der Marburger Gegend hat nach des Tages Last und Muehen ihre wechselreichen Schicksaele fuer einen engeren Bekanntenkreis niedergeschrieben. Nach und nach haben sich die Blaetter zu einem umfangreichen Band vereinigt, den sie auf Zureden ihrer Freunde schliesslich mit einigem Widerstreben in meine Haende legte. Es war nicht leicht, aus der Fuelle des Stoffes eine Auswahl zu treffen, die zur Drucklegung geeignet erschien; denn L u i s e K r a f t hat mit ihrem Tagebuch eine Zwiesprache vorwiegened vertraulicher Art gepflogen. Sie hat mit den Leuten, die ihren Lebenspfad unlebsam kreuzten, scharf abgerechnet und am allerwenigsten sich selbst geschont, andrerseits aber auch mit aufrichtiger Dankbarkeit derer gedacht, die ihr ehrlichen Sinnes zur Seite standen.
Die weitestgehend vom dem berichtet, mit dem sich der Zeitungsartikel von 1904 beschäftigt hat.
Sehr empfehlenswert zu lesen. Danach können wir hier weiter diskutieren, ob das weitergegebene Hirngespinste von Schreibern vor über hundert Jahren waren. :D

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Re: Totenbeschwörung

#16 Beitrag von Heidewolf » 10.11.2021, 20:06

Und in der Zwischenzeit kann man sich ja auch mal kurz mit der Totentaufe der Mormonen beschäftigen. Ein strenges Ritual.
https://www.mormonentum.de/kirchen/hlt/ ... taufe.html

Zurückzuführen ist das auf die Gebote von 1835 (Smith). Die Frage ist also, wer von wem abgekuckt hat. Denn im weitesten Sinne gehören die Mormonen auch zu den Apostelkirchen.

Mir ist unklar, ob die englischen Apostel (KAG) auch eine Totentaufe vollzogen haben? Habe da noch nichts gefunden.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

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Re: Totenbeschwörung

#17 Beitrag von fridolin » 10.11.2021, 20:49

Denn im weitesten Sinne gehören die Mormonen auch zu den Apostelkirchen.
Sie werden von Aposteln geleitet und betrachtet sich als die einzige wahre Endzeitkirche Gottes.
Das gleiche erzählt die NAK auch von sich, das nur sie das einzige Erlösungswerk Werk Gottes sei. :D

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Re: Totenbeschwörung

#18 Beitrag von Heidewolf » 10.11.2021, 21:24

Ich habe wahrgenommen, dass in den letzten beiden Jahrhunderten Pietisten und die allgemeine Erweckungsbewegung die Treiber bei neuen Ritualen waren. Ein gewisser Konkurrenzkampf hat das begleitet. Oftmals wurde auch voneinander 'abgekupfert'. Um die eigene Herde zusammen zu halten, dient natürlich ein Alleinstellungsmerkmal oder besonders kräftige Rituale.

Wenn das Sakrament Geistestaufe durch Handauflegung durch Apostel so ein Alleinstellungsmerkmal sein soll, dann gebührt das mit Sicherheit der KAG. Die Abspaltungen nach Geyer dagegen haben ja dann kaum noch viel mit der KAG gemeinsam. Es fand keinerlei Ordination von Aposteln zwischen der alten Ordnung und der neuen Ordnung statt. Insofern ist auch die Berufung der NAK auf die Geisteserweckungen in Karlshuld nicht gegeben.
Der Apostel Krebs zum Beispiel hatte ja dann auch keinerlei Berührungspunkt mehr zur KAG. Vermutlich hat er auch keine Gespräche mehr mit den KAG-Vertretern geführt, wie es von seinen Vorgängern in der neuapostolischen Bewegung noch berichtet wird (da ging es um eine Zusammenführung der beiden apostolischen Zweige).
Insofern kann man die NAK schlicht in die Vielzahl der Gemeinschaften der Erweckungsbewegung einsortieren. Und das machen sie, wegen der vielen menschlichen Meinungen, die sich in der Kirchenlehre niedergeschlagen haben und der autoritären Alleinherrschaften der jeweiligen Stammapostel, nicht einmal gut.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

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Re: Totenbeschwörung

#19 Beitrag von denkenistwichtig » 11.11.2021, 04:06

calmvivid hat geschrieben:
Ist das tatsächlich so? Mir geht es nicht um die Botschaftszeit. Diese ist genügend Dokumentiert und da stelle ich die Ausgangslage nicht in Frage. Mir geht es um die Jahrhundertwende. Aus dieser Zeit liegt m.E. zu wenig vor um ein klares Bild zu gewinnen. Aber ich wäre dankbar wenn du mir vorhandene Quellen und Berichte aus dieser Zeit bereitstellen könntest.
Guten Morgen calmvivid,

bitte habe Verständnis, dass ich aufgrund anderer Prioritäten keine umfangreiche eigene Quell-Sammlung angelegt habe und Dir übergeben kann. Du kannst aber eine Zusammenfassung über exklusiven Heils-/Machtanspruch, Manipulation, Personenkult, Nennung von Wiederkunftsterminen, etc. in der NAK-Anfangszeit zwischen 1895 - 1930 unter den Stammaposteln Krebs und Niehaus nachlesen beim

—> Religionswissenschaftler Helmut Obst im Buch „Neuapostolische Kirche ... die exklusive Endzeitkirche?“, Seiten 36-50. Am Ende des Buches liefert H.Obst eine seitenlange Quellen- und Literaturliste.

Hier 2 Zitate aus dem Buch:
Niehaus prophezeite den Untergang Englands (im 1.Weltkrieg) und war überzeugt, dass von den Apostelversammlungen kriegsentscheidende Impulse ausgingen“.

Der NAK Evangelist und Redakteur der „Neuapostolischen Rundschau“ K.W. Mütschele sowie zwei weitere NAK-Bischöfe G.Paulus und O.Müller „...lehnten sich gegen den Machtanspruch des Apostelamtes und exklusiven Heilsanspruch der neuapostolischen Gemeinden auf. Mütschele stellte in einem Brief vom 18.Oktober 1919 an Apostel Carl August Brückner fest:

Jede Verirrung hat einen Anfangspunkt. Dieser Punkt liegt in der Annahme, dass die Apostel genannten Männer der letzten Zeit unter allen Umständen die Autorität sind und souverän über der Bibel und ihren Lehren stehen. Also die päpstliche Irrlehre: Was die Apostel lehren, ist unfehlbar. Ihre Auslegung der Bibel und ihrer Zeugnisse ist allein maßgebend, Prüfungsrecht gibt‘s nicht. Nur Anerkennungs- und Glaubenspflicht.“


Darüberhinaus empfehle ich, sich hausinterne Publikationen der NAK aus der damaligen Zeit zu beschaffen und zu lesen. Beispielsweise ab 1895 „Herold“ kurz danach „Wächterstimme aus Ephraim / Zion“, ab 1907 „Neuapostolisches Sonntagsblatt, ab 1908 „Allgemeine interne Hausregeln für die Ämter und Mitglieder ..., „Neuapostolisches Glaubensbekenntnis“, ab 1916 „Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben“, alte Gesangbücher etc.
Diese Texte verdeutlichen, wie umfangreich auch schon um die vorletzte Jahrhundertwende manipuliert, gelogen und abhängig gemacht wurde.

Falls ein eigenes systematisches Sondieren all dieser Texte zu aufwändig ist kann vielleicht die Schwarmintelligenz mithelfen. Versuch‘s doch einmal mit einem eigenen Thread „dokumentierte Zeugnisse schwerwiegender falscher und manipulativer Lehren der NAK um 1900“. ... vorausgesetzt Du hältst die so weit zurückliegenden Vorkommnisse aufgrund der mit dem Alter wachsenden Rückschaufehler-Risiken und Hineinversetzungs-/ Relativierungsbedarfe für heute noch verwertbar und relevant zur Beurteilung von kirchlichem Fehlverhalten.

Zum Schluss noch ein Auszug aus Wikipedia, der ebenfalls tief blicken lässt:

„...Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet die Gemeinschaft stärker ins Visier landeskirchlicher Kritik und Schmähungen,[9] wobei man ihr auch staatsfeindliche Umtriebe unterstellte.[10] Stammapostel Niehaus und andere neuapostolische Apologeten verdeutlichten ihren konservativ-patriotischen Monarchismus;[11] die nationalistischen Anklänge fanden dabei auch in Predigt und Liedgut Widerhall. Nach den Allgemeinen Hausregeln von 1908 war neuapostolischen Christen die Mitgliedschaft in der aufstrebenden Sozialdemokratie und anderen revolutionären Bewegungen untersagt.[12] Niehaus unterstützte die deutsche Kriegsführung im Ersten Weltkrieg, besonders aufgrund seiner feindlichen Gesinnung gegen das mit der katholisch-apostolischen Bewegung verknüpfte Vereinigte Königreich.[13] Der Kriegsausbruch stellte die Glaubensgemeinschaft vor gewaltige Probleme, da zahlreiche dem Kriegspotential angehörende, ehrenamtliche Amtsträger (zwangs-)rekrutiert und an die Front entsandt wurden.[14] Während des Krieges wurde das Abendmahl als Feldpostbrief mit einer mit drei Tropfen Wein beträufelten Hostie an Soldaten versandt. 1917 wurde diese – bis heute geltende – Praxis in allen Gemeinden eingeführt. War das Heilige Abendmahl bis dahin unter den beiden getrennten Gestalten Brot und Wein gefeiert worden, so finden seitdem bei der Abendmahlsfeier Hostien Verwendung, auf die bereits während der Herstellung drei Tropfen Wein geträufelt wurden. Die Niederlage der Mittelmächte gegen die Alliierten der Entente stellte auch auf Glaubensebene einen Rückschlag für die Neuapostolische Gemeinde dar: Stammapostel Niehaus und der als (Stamm-)Prophet tätige Ernst Schärtlein sagten diverse Male einen Endsieg der deutschen Waffen voraus.[15] Als interner Kritiker dieser Wirrungen trat besonders der Apostel Brückner hervor....“
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschicht ... hen_Kirche

fridolin
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Re: Totenbeschwörung

#20 Beitrag von fridolin » 11.11.2021, 09:50

Hier 2 Zitate aus dem Buch:
„Niehaus prophezeite den Untergang Englands (im 1.Weltkrieg) und war überzeugt, dass von den Apostelversammlungen kriegsentscheidende Impulse ausgingen“.
Zum Schluss noch ein Auszug aus Wikipedia, der ebenfalls tief blicken lässt:
„...Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet die Gemeinschaft stärker ins Visier landeskirchlicher Kritik und Schmähungen,[9] wobei man ihr auch staatsfeindliche Umtriebe unterstellte.[10] Stammapostel Niehaus und andere neuapostolische Apologeten verdeutlichten ihren konservativ-patriotischen Monarchismus;[11] die nationalistischen Anklänge fanden dabei auch in Predigt und Liedgut Widerhall.
Hatten die damals ein richtig an die Waffel, von der Apostelversammlungen gingen kriegsentscheidende Impulse aus und nationalistischen Anklänge fanden dabei auch in Predigt und Liedgut Widerhall. Uns ist heute bekannt, wie das ganze endete. Das heißt doch wenn man den Faden weiter spinnt, Deutschland hat den 1. Weltkrieg verloren, weil von der Apostelversammlung kriegsentscheidende Fehlimpulse kamen. An welcher Generalität haben sie denn ihre kriegsentscheidenden Impulse ab gegeben. :?:
Das ist wirklich der Hammer, das muss man erst verarbeiten. Welcher Quatsch bzgl. des Krieges damals verkündigt wurde. Und das alles vom angeblich einzig wahren Erlösungswerke Gottes. :D :idea:
Zuletzt geändert von fridolin am 11.11.2021, 13:26, insgesamt 2-mal geändert.

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