dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Heidewolf
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#41 Beitrag von Heidewolf » 22.05.2019, 03:40

Lulo, natürlich ist der Begriff Naherwartung auch mit Angst verkoppelbar.

Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt.

Insbesondere seit JGB hat die NAK, nein man müsste eigentlich sagen, die ganze Reihe der Führer der NAK diesen an sich hoffnungsvollen Begriff mit totalitären Begriffen verkoppelt. Als da zum Beispiel wären: 10% Opfer, 100% Gottesdienstbesuch, absoluten Gehorsam gegenüber den Boten Gottes oder im Sprachgebrauch üblichen 'Vorrangänger'. Und vieles mehr

Ziel war und ist die absolute Kontrolle über die Anhängerschaft und Sicherstellung der Organisation.

Das Ganze wurde mit Demagogie durchgesetzt. Das ist sogar noch heute bei JLS spürbar. Der hat sich auch noch nicht von dem Geist gelöst, den JGB in die Kirche hineingetragen hat (Neudeutsch: implementiert).

Ich frage mich deshalb immer wieder mal, glaubst du aus Angst, nicht dabei zu sein. Oder warum glaubst du???
Ich persönlich habe meine Jugend noch in der evangelischen Kirche erlebt, habe dann versucht als AT den Kindern und Jugendliche Freude am Evangelium zu vermitteln. Auch das passte einigen Hardlinern nichte. Leider waren etliche Lehrunterlagen durchaus darauf gerichtet, Angst zu erzeugen. Da schäme ich mich schon, das damals nicht erkannt zu haben. Damals überdeckte eben die Freude, das Erlösungswerk Gottes gefunden zu haben, vieles.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diejenigen, die seit ihrer Kindheit nur Indoktriniert wurden, oftmals ein mit Angst besetztes Gottesbild verinnerlicht haben. Das finde ich sehr, sehr traurig.

Losgelöst muss ich heute sagen, Jesus hat NICHT gelehrt, unter Zwang, also aus Furcht zu glauben.
Sondern:

Man kommt zu Gott, wann und wie auch immer, wenn man ihn LIEBT.

Das hat dann mit Angst und Furcht nicht mehr viel zu tun.

So gesehen, hat die NAK noch einen weiten Weg vor sich, sich aus den Fesseln, irrigen Vorstellungen und Traditionen der ganzen Stammapostelzeiten zu lösen.

Herzliche Grüße, und einen guten Weg weiterhin.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Blackcat
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#42 Beitrag von Blackcat » 24.05.2019, 09:25

Um mal die Gedanken von Heidewolf aufzugreifen:

Gestern habe ich mir die Frage gestellt, was genau gefällt mir grundsätzlich an der NAK, bzw. der apostolischen Bewegung.

In der Tat kann ich dem eschatologischen Fokus etwas abgewinnen. Die Wiederkunft Christi wieder im Glauben zu vergegenwärtigen ist in meinen Augen zugleich weitertragen des Evangeliums, Besinnung auf einen Kerngedanken der urchristlichen Gemeinde und auch ethische Handlungslinie. Ein Irrläufer hierbei sind die nach wie vor, vielleicht auch unterschwellig, vorhandenen Angstbotschaften. Diese sind aber grundsätzlich der neuapostolischen Dogmatik vom prämillenaristischen Dispensationalismus geschuldet. Bei genauerem Nachdenken war es in der "alten" NAK fast noch einfacher, sich seines "Dabeiseins" zu vergewissern. Simpel gesagt: "Sei versiegelt und geh nicht ins Kino." Wenn man sich heute die Aussagen, insbesondere jene von StAP Schneider, mal wirklich durch den Kopf gehen lässt, ist die Angstbotschaft fast größer. Denn er verschiebt durch seine Kategorisierungen der Gläubigen selbst innerhalb der NAK die Handlungslinie für jene die "dabei sein" wollen noch weiter ins Ungewisse: Anstatt eines engen Handlungsrahmens darf sich jeder nun ausmalen, ob er denn wirklich genug tut. Für mich wird dadurch die eigentliche Frohbotschaft von der Wiederkunft Christi zur Drohbotschaft. Auch jenseits des eschatologischen Fahrplans der NAK ist insbesondere unter StAP Schneider die Botschaft von der Wiederkunft Christi nicht zum Trost sondern zum vertrösten geworden.

Auch die "apostolische Idee" an sich ist dahingehend gut, dass ein Gesandter oder Bote brüderlich das Evangelium verkündet, dies am besten sogar überkonfessionel. Daraus wurde leider ein exklusivistischer Amtsapparat, weit weg von überkonfessionalität und brüderlicher Verkündigung des Evangeliums.

Zusammengefasst könnte die (neu)apostolische Idee so schön sein: Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft von Boten des Evangeliums, jenseits der Konfessionen. Apostel sind jene, die sich dazu berufen fühlen, die Botschaft von der Wiederkunft Christi, seines Heils und seiner Gerechtigkeit für alle zu verkündigen. Wir bieten Tischgemeinschaft für alle und jeder darf sich entsprechend seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen, jeder darf unter das Wort Gottes kommen und es verkündigen.

Sorry für's träumen. Aber das sonnige Wochenende und der Frühlingstag verleiten dazu :D
For they are in the struggle and together we shall win.
Our days shall not be sweated from birth until life closes,
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Lulo
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#43 Beitrag von Lulo » 24.05.2019, 12:01

Blackcat hat geschrieben:
24.05.2019, 09:25
Zusammengefasst könnte die (neu)apostolische Idee so schön sein: Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft von Boten des Evangeliums, jenseits der Konfessionen. Apostel sind jene, die sich dazu berufen fühlen, die Botschaft von der Wiederkunft Christi, seines Heils und seiner Gerechtigkeit für alle zu verkündigen. Wir bieten Tischgemeinschaft für alle und jeder darf sich entsprechend seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen, jeder darf unter das Wort Gottes kommen und es verkündigen.
Danke, dass wir an diesem Traum teilhaben können. Er ist wunderbar.
Wer loslässt, hat beide Hände frei.

fridolin
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#44 Beitrag von fridolin » 24.05.2019, 12:58

Danke, dass wir an diesem Traum teilhaben können. Er ist wunderbar.
Träume können beglücken, aber die knallharte Wirklichkeit ist schnell wieder da.
Weil der schöne Traum leider nur ein Wunschtraum war,
Mit den NAK Wunschträumen ist es nicht anders. Nichts ändert sich.
Außer das die Kirche immer reicher wird. :D

Toleranz
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#45 Beitrag von Toleranz » 01.08.2019, 00:09

Auf den Offenen Brief von Siegfried Dannwolf ist nach meinen Informationen von Michael Koch keine Antwort/Stellungnahme erfolgt.
Im Zusammenhang mit der angesprochenen Thematik und der Spekulation zu
den Ursachen, warum viele Mitglieder der NAK ihrer Kirche den Rücken gekehrt haben, möchte ich zur Information aus einem unveröffentlichten Vortrag ( gehalten im Sept. 2002 in Quickborn ) von der damaligen Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten Frau Dr. Gabriele Lademann - Priemer eine längere Passage zitieren:

"Nun gibt es aber auch außerhalb der theologischen Ebene eine Menge Konfliktstoff. Es gibt sogar, wie es sonst nicht der Fall ist, einen ganzen Verein von NAK - Aussteigern, die sich organisiert haben und mehr oder minder dank ihrer Erfahrungen skeptisch sind gegen jede Art organisierter Religion.
Diese Aussteiger befassen sich im allgemeinen wenig mit der Frage der Bibelauslegung, sondern schildern, wie sie das Leben in der NAK erlebt haben. Das läßt sich kurz auf die Formel bringen, daß sie sich einem ständigen Leistungs- und Glaubensdruck ausgesetzt gesehen haben, sie sollten mehr in der Gemeinde leisten, das gilt besonders für die Kinder von Amtsträgern, die vorbildliches Verhalten zeigen sollten, andernfalls wären auch ihre Eltern wegen mangelnder Kindererziehung zur Rede gestellt worden, sie sollten Glaubenslehren folgen und Zweifel seien nicht erlaubt gewesen.
Es handelt sich dabei nicht um die sozusagen typischen Kirchenausgetretenen, die irgendeinen Anlaß brauchen, um der Kirche den Rücken zu kehren, das aber ohne viel innere Beteiligung tun, sondern um Menschen, die der NAK vorwerfen, ihnen letztenendes ihr Leben geraubt und ihre Jugend gestohlen zu haben im Namen einer totalitären Religion.
Das läßt sich nun allerdings kaum an den Lehren und dem Schrifttum der NAK festmachen. Man muß das Schrifttum nicht mögen, es gibt aber keinen Grund, sich vehement dagegen zu wehren. Ähnliches gibt es in allen christlichen Gruppen und Kirchen mit allen Vorteilen und Nachteilen, die solches Schrifttum eben hat. Es ist das Klima, gegen das sich diese Menschen nachdrücklich wehren.
Ich deute es nach vielen Gesprächen als das Klima des Erwähltseins, durch daß Menschen unter Druck geraten, denn man darf die Erwählung ja nicht auf 's Spiel setzen. Und ein bestimmtes Erwählungsklima führt leicht dazu, im andern Menschen im besten Fall Missionobjekte, im schlimmsten Fall Gegner zu sehen, deren Ausmerzung dann Gott selbst vornimmt, wenn sie hartnäckig bleiben. Und so gibt es, wie mir ein ehemaliges NAK - Mitglied erzählte, eben auch die Mission Verstorbener, die auch noch nach dem Tod in den Genuß der Lehre kommen sollen."

Toleranz
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Re: dannwolf versus koch - NAK-Aussteiger stellt sich in offenem Brief gegen Aussagen von M. Koch, glaubenskultur.de

#46 Beitrag von Toleranz » 04.08.2019, 20:34

Um das Bild abzurunden, ergänze ich die zitierte Passage mit Schlusssätzen aus dem Vortrag der damaligen Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten Frau Dr. Lademann - Priemer:

"Wenn ich sage, dass manch ein Aussteiger aus dieser Kirche eine Depression mit Krankheitswert entwickelt hat und vorübergehend selbstmordgefährdet ist, so ist es einfach, ihn als krank, labil, unzuverlässig o.ä. hinzustellen. Es sind in der Tat depressive Menschen, unter deren Oberfläche eine akute Aggression kocht, die sie nie haben leben dürfen. Ich möchte betonen, daß ein kranker Mensch, auch ein psychisch kranker Mensch, nur weil er depressiv ist, noch keine falschen Angaben macht und erfundene Geschichten erzählt. Man muß schon zuhören und nach den Gründen fragen, und die mögen durchaus außerhalb des Menschen liegen. Ich meine, es ist der ungelöste Widerspruch zwischen Selbstverwirklichung und Selbstverleugnung, der die Menschen unter Druck setzt:
"So nützlich die Selbstverwirklichung für unser irdisches Leben sein kann, so wenig hilft sie uns auf dem Weg zu ewiger Gemeinschaft mit Gott. Dieser führt einzig über die Wiedergeburt aus Wasser und ist die Hinnahme von Leib und Blut Christi, die Vergebung der Sünden und das Leben nach dem Wort Gottes. Dabei folgen wir dem Vorbild Jesus Christus: Er lebte seiner Bestimmung gemäß bis zur Selbstverleugnung, bis zum Opfer am Kreuz" ( Unsere Familie spezial, S. 26 ).
Mag der Satz theologisch auch nicht falsch sein, so haben Menschen den Druck zur Selbstverleugnung stärker erlebt als die Ermutigung, sie selbst zu werden. Beides muß sich jedoch die Waage halten. Ebenso verhält es sich mit der Gemeinschaft in Liebe und Rücksichtnahme ( ebd. S. 82 ).
Konflikte sind nicht ausreichend bearbeitet und gelöst worden, sondern mit einer Sahnehaube bedeckt worden.
Natürlich gibt es auch diejenigen, die Mitglieder bleiben, aber sich distanzieren, jene von mir genannten Weihnachtsmitglieder. Und es gibt die, die sich wohlfühlen, von denen wohl auch einige hier sind heute abend. Sie möchte ich nur bitten, den Grund eines Ausstiegs nicht allein bei der anderen Seite zu suchen, sondern auch zu fragen, was mag denn auf einige Menschen krankmachend wirken."

Diese Bitte wäre wohl auch an Michael Koch gut adressiert.

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