NAK Beerdigung - 30 Minuten fremdgeschämt.

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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fridolin
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Re: NAK Beerdigung

#21 Beitrag von fridolin » 11.01.2019, 12:57

Acapulco hat geschrieben: ↑
11.01.2019, 11:14
...
U.a. hat er gemeint, dass der Vater jetzt im Jenseits auch noch die Möglichkeit habe, neuapostolisch zu werden- damit eine Wiedervereinigung der Eheleute stattfinden könne.
Wenn es tatsächlich so gesagt wurde, ist das nach meinem Empfinden eine Anmaßung. :D
Elitärer geht's wohl nicht. Das geht überhaupt nicht :D
Nach dem Motto: Wenn es hier mit dem neuapostolisch werden nicht geklappt hat, dann kann es ja in der Ewigkeit nachgeholt werden. :D
Der liebe Verstorbene kann ja beim nächsten Entschlafenengottesdienst, als Seele das zu Lebzeiten versäumte nachholen und zum Apostelaltar eilen, neuapostolisch werden und sein Seelenheil sichern. :D

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Heidewolf
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Re: NAK Beerdigung

#22 Beitrag von Heidewolf » 11.01.2019, 18:09

Spätestens 2024 sind alle europäischen Gebietskirche pleite. Und das ist aus Sicht jedes finanziell bewanderten Kenners wohl das endlich gewollte Ziel der momentan agierenden Gebietskirchenpräsidenten.

Heinrich.
Sind das evtl Hochrechnungen eines schlauen Professors?

Das würde diese panikartige Sparwut erklären.
Aber es zeugt auch von einem.'' starken'' Gottvertrauen.
Da überwiegt wohl mal wieder die Angst, die Kontrolle zu verlieren und auf die Geschwister angewiesen zu sein.

Wenn ich mir so die KAG anschaue (Apostolische Kirche der englischen Apostel). die Gemeinschaft besitzt immer noch in Deutschland etliche Kirchen. Und hat wohl auch genügend finanzielle Reserven. Der Herr sorgt also für die Seinen.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Lothar

Re: NAK Beerdigung

#23 Beitrag von Lothar » 20.01.2019, 22:10

Liebe Apulco,
ich kann Deine Gefühlslage über die NAK im Ganzen als auch das Verstoßensein ins Abseits sehr gut nach empfinden.
Ich selbst habe die NAK im Frühjahr 2013 endgültig verlassen und bin dann auf Anraten einer Ärztin der Charite in den Schwarzwald gezogen, um auch räumlich Abstand zu meinem bisherigen sozialem Umfeld zu haben, was bis heute in meiner Geburtstadt durch und durch neuapostolisch. Da ich außerdem leider seit 1996 in dieser Gemeinschaft Priester war, begann dann in meiner Heimat eine regelrechte Verfolgung mit der Begründung, ich hätte das ja schließlich selbst gepredigt. Es wurde sogar behauptet, ich sei krank im Kopf und dumm. Einen Nestbeschmutzer wollte man unbedingt zur Strecke bringen.
Der Vorsteher, über den Du Dich zurecht empörst, ist in Wahrheit nur ein armes Opfer des NAKsystems, was von vornherein nur auf Lüge aufgebaut ist. Wahrscheinlich hat die Aussage, welche Dich sehr empört hat, deine Mutter sogar sehr glücklich gemacht. Womöglich war es ihr Herzenswunsch zeitlebens, daß auch der Vater neuapostolisch wird. Nun eröffnet sich für deine Mutter eine neue Chance nach dem Tode. Laß sie in ihrem Glauben.
Unerträglicher in der NAK ist das unchristliche Verhalten von Amtsträgern gegenüber den anvertrauten und schutzbefohlenen Seelen. Allerdings ist auch das kein Wunder. In der NAK wurde von jeher bis heute gepredigt, daß man den Nächsten MEHR wie sich selbst lieben soll. Und das ist nun mal ein Ding der Unmöglichkeit. Und genau hier liegt für mich das Kardinalproblem in der NAK. Der sog. Stammapostel, die Bezirksapostel, Apostel und die allermeisten Amtsträger lieben sich selber nicht. Und diesen elementaren Mangel betäuben sie ein Leben lang mit der Sucht nach Macht und Geld. Damit wird dieser Mangel kompensiert. Im Grunde sind das ganz arme Schweine, sie merken es nicht. Der außenstehende aufmerksame Beobachter merkt aber z.B., daß der Stammapostel Schneider nicht ein Fünkchen Liebe in sich trägt. Wie soll da aber Gottes Werk mit Liebe vollendet werden , wenn noch nicht mal das Oberhaupt dieser Gemeinschaft weiß, was Liebe überhaupt ist ? ! Und dessen Predigten sind ja nun mal an geistlosem Gelaber nicht mehr zu überbieten. Da fragt man sich, was der vorher genommen hat.
In der NAK ging es noch nie wirklich um Glauben und ewige Dinge. Dabei denke ich an einen Artikel im "Spiegel", welchen ich vor einiger Zeit über Autokraten las. Auf der Titelseite waren die Gesichter von Trump, Putin, Erdogan und dem chinesischen Staatschef zu sehen. Darüber stand : " Ich bin das Volk. " Sofort dachte ich an neuapostolische Bezirksapostel. In dem Beitrag stand u.a. über die Herren auf der Titelseite : Das sind Strategen der Macht, die Ideologien nutzen, ohne selbst an diese zu glauben ! Gewiß kann man niemand hinter die Stirn gucken, aber die Werke der sog. Bezirksapostel vornehmlich hier in Europa lassen diesen Schluß ebenfalls zu. Und der sog. Stammapostel ist von denen nur eingestellt, um den Nebel in den Hirnen der getreuen NAKschäfchen weiter aufrecht zuerhalten. In dieser Aufgabe macht Letzterer einen ziemlich hilflosen und verzweifelten Eindruck, ähnlich wie Honecker und Mielke kurz vor dem Ende der DDR.
Im letzten Sommer schaute ich mir hier in Berlin den Film an : " Ein Mann des Wortes. " Später schrieb ich an Prof. Utsch von der EZW : Man sollte die ganze NAKführung ins Kino einsperren und ihnen diesen Film bis zu deren Zusammenbrechen zeigen. Sie quasi damit foltern, so wie sie selbst über viele Jahrzehnte ihre Schäfchen schwer misshandelt haben. Herr Utsch schrieb mir zurück, daß er mein Vorhaben gut nachvollziehen könne. Dennoch regt es mich maßlos auf und ich könnte darüber kotzen, wenn dessen Kollegen oder vielleicht auch Kolleginnen auf Biegen und Brechen versuchen, der NAK eine positive Veränderung zu bescheinigen. Es bleibt mir schleierhaft, woran einige das festmachen ?
Liebe Apulco, erlaube mir bitte eine herzliche Bitte. Richte bitte eine Mail mit Deiner Wahrnehmung direkt an Dr. Funkschmidt von der EZW. Diese Leute können ja auf keinen Fall alle Beiträge in jedem Forum lesen. Deshalb sind sie dankbar für jedes Feedback, was persönlich an sie gerichtet wird.
Übrigens mußte ich den Kontakt zu meiner Mutter nach meinem Austritt vollständig abbrechen, weil sie nicht ansatzweise akzeptieren konnte, daß ich mich in der ev. Kirche genauso wohlfühle wie sie in der NAK. Das tut sehr weh bis heute, läßt sich aber nicht ändern.

Herzliche Grüße aus der Hauptstadt und alles Gute für die Zukunft

Heinrich

Re: NAK Beerdigung

#24 Beitrag von Heinrich » 21.01.2019, 16:14

…..Artikel im "Spiegel", auf der Titelseite waren die Gesichter von Trump, Putin, Erdogan und dem chinesischen Staatschef zu sehen. Darüber stand: " Ich bin das Volk. " Im Beitrag stand u.a. über diese Herren: „Das sind Strategen der Macht, die Ideologien nutzen, ohne selbst an diese zu glauben.“

@Lothar Poerschke

Satire an:

Da denken sicher nicht nur Sie an neuapostolische Bezirksapostel. Dabei hätte sich die zitierte Zeischrift doch ganz einfach Bilder diverser Bezirksapostel aus dem Internet fischen können. Und diese Zeitschrift hätte sicher noch einige Tausend Mehrexemplare an neuapostolische Christinnen und Christen verkaufen können, wenn neben den genannten Strategen der Macht der eine oder andere Bezirksapostel mit auf dem Cover gewesen wäre :)

Satire aus!

Gruss aus dem eisig kalten Süden,
Heinrich

gabriel
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Re: NAK Beerdigung

#25 Beitrag von gabriel » 22.01.2019, 09:40

Werter Lothar Poerschke, bin zwar grade zeitlich unter Druck, möchte aber doch nicht versäumen auszudrücken, wie weit sich meine Erfahrungen mit den von Ihnen dargelegten decken! Auch wir (5-köpfige Familie) haben aus ähnlichen Gründen 1980 unseren Heimatort verlassen. Nur damals noch in der Hoffnung auf einen Neubeginn in einer anderen Stadt. Doch die Strukturen waren die gleichen! Dann im Dezember 2007, nach dem unsäglichen Drave-Vortrag über die Hintergründe der "Botschaft" und dem Rausschmiss der "Kuhlen-Gruppe" unser Austritt. Dass ich 12 Jahre später immer noch in NAK-affine Websites reinschaue, muss ich wohl als Indiz für ein immer noch nicht ganz bewältigtes Trauma werten. Ihnen und allen, die den Kopf noch rechtzeitig aus dieser Schlinge ziehen konnten, wünsche ich für die Zukunft alles Gute!

Acapulco

Re: NAK Beerdigung

#26 Beitrag von Acapulco » 22.01.2019, 13:23

Lieber Lothar P.,

vielen Dank für Deine warmherzigen Worte. Die NAK spaltet Familien und isoliert "abgefallene Gotteskinder" aus eben diesen Reihen. Mit mal ist kein soziales Umfeld mehr da, geschweige denn Herzensverbindungen. Das kann man nur betrauern und wenn überhaupt irgendwann abschließen.
Letztendlich stimme ich Dir zu, dass die AT ebenfalls "nur" Opfer sind und Teil der NAK Maschinerie. ABER: Gott hat uns einen Verstand mitgegeben. Und wenn ich eine ehrliche Selbstbegegnung wage und davon ausgehe , dass die meisten Auserwählten nicht grenzdebil sind, dann setze ich mich für einige Zeit in die Kirchenbank und höre mir "das Wort" kritisch oder zumindest mit etwas emotionalem Abstand an. Und müsste dann feststellen, dass die Predigt außer leerer Hohlphrasen nicht viel zu bieten hat. Wenn ich dann immer noch nicht der inneren Rebellion nachspüre , nennt man das Verdrängung.
Ein Leben das man m.E. zurecht als oberflächlich und gefühlsarm bezeichnen kann.
Seitdem ich mit der NAK gebrochen habe und damit auch mehr oder weniger mit meiner Herkunftsfamilie und "Freunden" habe ich mir andere "Leitplanken" für mein Leben zunutze gemacht.
Für mich sind die 4 Kardinaltugenden : Klugheit, Mut, Mäßigung und Gerechtigkeit gute Reflektoren für ein gelingendes Leben. Das haben die weisen Griechen, lange vor Jesus, herausgefunden. Ohne diese Tugenden kann ein Leben - nach Sokrates- nicht gelingen . Dazu kommt bei Religiosität noch der Glaube, die Liebe und Hoffnung dazu.

Ich habe eine Zeit lang ( in meinem Fall ein halbes Jahr) "klug" zugehört. Mich gefragt, wird der mir gepredigte Lebensstil meiner Persönlichkeit gerecht? Als ich das verneinen musste, habe ich meinen Mut zusammengenommen und mit der Kirche und somit auch meinem menschlichen Umfeld radikal gebrochen. Meinen Glauben habe ich nie verloren, auch wenn ich 10 Jahre keine Kirche von innen gesehen habe und der Kontakt zu Gott eher vor sich hindümpelte. Diese Zeit habe ich jedoch gebraucht, um mich von den krankmachenden NAK Strukturen zu erholen.

Das größte Problem der aktiven NAK-ler ist m.E. die Angst vor dem Segensverlust Gottes, wenn sie sich von der NAK abwenden. Das sitzt so tief in ihren Gehirnwindungen, dass sie wie gelähmt sind und sich eigene Gedanken verbieten.
Für meine Mutter, die ältere Schwester und der jüngere Bruder sind Geld (Einkommen), Anerkennung (durch den Beruf) und ein gutes Leben , Merkmale für Gottes Segen.
Für die Absicherung im Jenseits dient der NAK Glaube und seine Führer , damit sie es dort ebenfalls richtig krachen lassen können. Das ist ihr Kreuzweg..... Jesus spielt , wenn überhaupt nur eine ganz untergeordnete Rolle.
Als ich dem einmal entgegensetzte, dass sich ein wahrhaftiger Christ nicht von Besitz, Macht und Anerkennung abhängig macht, wurde ich lauthals ausgelacht.
Das war dann aber auch schon mein letzter Versuch ein "Glaubensgespräch" zu führen. Das Problem mit den Sektierern ist, dass sie mehr Antworten als Fragen haben.
Die NAK ist Ursache meine Depression, die mich seit Kinderzeit begleitet. Im Vorschulalter bis zur Pubertät hatte ich regelmäßig einen Alptraum: Ich liege in der Gosse am Bordstein unserer Straße auf hartem Kopfsteinpflaster. Es ist kalt und regnet in Strömen. Ich liege wie gelähmt dort auf der Straße und kann mich nicht rühren.

Vor ein paar Jahren habe ich mal ein WE Traumseminar mit Anselm Grün hier in einem nahe gelegenen Kloster erlebt. Als ich ihm den Traum schilderte, meinte er, dass ich mich nicht gut in meiner Familie und dem Umfeld gebettet gefühlt habe. Und als Kind in diesen Verhältnissen wie gelähmt ausharren musste.
Ich weiß noch , wie ich einmal mit 12 Jahren vor verschlossener Kirchentür stand, weil der Reli-Unterricht ausgefallen ist und ich das wohl nicht mitbekommen hatte. In Panik bin ich heulend die 2 km nach Hause gelaufen, weil ich dachte der Herr ist wiedergekommen und ich bin nicht dabei und jetzt mit meinem Vater alleine. Soviel zum geistlichen Missbrauch.

Trotz allem bin ich Gott dankbar für die schweren Zeiten - letztendlich sind das die Zeiten, die Erkenntnis wachsen lassen und Veränderungen möglich machen.
LG
Acapulco

W/E

Re: NAK Beerdigung

#27 Beitrag von W/E » 24.01.2019, 14:34

Die NAK ist Ursache meine Depression, die mich seit Kinderzeit begleitet.
Hallo Acapulco,

es wird Zeit das Du aus Deiner Depression aussteigst, es mag Ursache gewesen sein, aber DU hast noch immer die Möglichkeit etwas zum Positiven zu verändern.
Nur Mut es wird viel Besser und Gottes Gnade in seiner 3 Einigkeit wird Dich begleiten, egal was NAK Menschen behaupten.

Vielleicht warst ja bei Amsel Grün im Kloster Andechs?

Acapulco

Re: NAK Beerdigung

#28 Beitrag von Acapulco » 24.01.2019, 15:27

Hallo W/E,
vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt.
Ich habe meinen Lebensmut und Humor nicht verloren, aber habe eher eine negative Weltsicht. Das bezeichne ich als meine "Depression "- als Erbe meiner NAK Erziehung. Wenn man von klein an jeden Sonntag den bevorstehenden Weltuntergang gepredigt bekommt , und das auch noch ernst nimmt , wundert mich das auch nicht.
Die NAK war in den 60 und 70-er Jahren eine durch und durch lebensverneinende Sekte. Ich kann mich noch an Übertragungen in Dortmund -Nord erinnern, wo ich als 5 jährige mit anderen in einem grösseren Raum saß und sage und schreibe 3 Stunden von einem Lautsprecher beschallt wurde. In meiner Erinnerung hörte sich das an , wie Hitler's Reden. Krass.
Am besten keinen Spass haben, totaler Kadavergehorsam und als Frau die Gehilfin des Mannes sein. Nun , ich habe mir trotzdem meinen Spass genommen. Kino, Disko und Deep Purple.
Die NAK ist spießig, die Menschen dort auch und das hatte und hat mit mir wenig zu tun.
Ab und zu kommt noch Verbitterung über meine Mutter hoch, die mir diese Erziehung hat angedeihen lassen. Und natürlich auch über meinen Vater, der die NAK abgelehnt hat , aber uns Kindern diesen Laden zugemutet hat. Aber was nützt es? Ich habe es ja mit Gottes Hilfe besser hinbekommen als meine ( labilen )Eltern.
Vor allen Dingen habe ich dieses Schicksal meinen beiden Kindern erspart, da ich bereits mit 35 Jahren aus der sonntäglichen NAK Gehirnwäsche ausgestiegen bin.
Bei Pater Anselm war ich im Benediktiner Kloster in Holdorf/Niedersachsen. Das hat aber zwischenzeitlich dicht gemacht.
LG
Acapulco

Lothar

Re: NAK Beerdigung

#29 Beitrag von Lothar » 24.01.2019, 19:48

Liebe Acapulco,

ich kann das von Dir Geschriebene sehr gut nachempfinden. Es liegt eine Schwere auf meinem Leben, die jemand wahrscheinlich garnicht kennen kann, der nicht in so einem engen System wie der NAK groß geworden ist. Bei mir fühlt es sich heute so an, als müßte ich für den verbleibenden Rest meines Lebens den Mount Everest ständig vor mir her schieben. Es ist eben doch viel Wahrheit in dem, was Jesus über die Pharisäer sagte : " Diese legen den Menschen schier unerträgliche Lasten auf und sind selbst nicht bereit, diese mit einem Finger zu rühren. "
Im Fall der NAK sind die selbsternannten Apostel solche Pharisäer. Apostel heißt ja schlichtweg nichts anderes als Gesandter. Wer soll diese Herren denn gesandt haben ? Gott weiß mit Sicherheit nichts davon. Einfach blind irgendwas glauben, das ist bei mir nicht mehr. Schließlich erkennt man den Baum mit hundertprozentiger Sicherheit an den Früchten. Und die können noch soviel behaupten wie sie wollen, daß das ein Apfelbaum ist. Wenn daran aber Birnen hängen, dann ist das ein Birnbaum. Leider gibt es noch zuviele in der NAK und inzwischen auch außerhalb dieses Gesangsvereins, denen man ein X für ein U vormachen kann. Im Grunde können wir erhobenen Hauptes durchs Leben gehen, daß man das mit uns nicht mehr machen kann.

Hier in Berlin gibt es seit einiger Zeit eine Selbsthilfegruppe für Aussteiger, welche auf Initiative der Leitstelle für Sektenfragen des Senats und der EZW eingerichtet wurde. Sicher nicht rein zufällig kommen dort überwiegend Menschen mit einer traumatischen NAKvergangenheit. Manche davon sind schon den längeren Teil ihres Lebens aus der Sekte raus, aber tragen immer noch diese von kleinauf antrainierte seelische Behinderung / Beeinträchtigung mit sich herum und emfinden das auch nach Jahren noch als Last , die oft fast verzeifeln läßt. Im deutschsprachigen Raum gibt es auch für Therapeuten so gut wie keine Fachliteratur zu der Thematik : Kindheit in Sekten und das damit verbundene lebenslange Erbe. In den USA ist das schon eher ein Thema.
Im vergangenen Frühjahr konnte ich selbst an einer Interviewstudie der kath. Hochschule in Aachen teilnehmen, wo man zu dieser Thematik forscht und nächstes Jahr ein Buch mit den Erfahrungen von Menschen herausgeben wird, die leider wie wir in solch eine Sekte wie der NAK hineingeboren wurden. In den USA wurde diese Studie im letzten Sommer schon anläßlich eines einschlägigen Kongresses vorgestellt.

Und noch ein Bild beschäftigt mich oft im Zusammenhang mit und Ausgestiegenen. Vor Jahren waren wir in einem Bärenpark, wo Tiere in weiträumigen Gehegen eine neue Heimat gefunden haben, die vorher in engen Käfigen von Zirkussen über Jahre und Jahrzehnte eingesperrt waren. Auffallend für mich war die Beobachtung, daß sich die Tiere weiterhin auf einem engen Platz im Kreis bewegten, der nicht größer war als der Käfig im Zirkus. Das Gehirn der Tiere war von kleinauf auf diese Enge programmiert worden. Die nun in diesem Park zur Verfügung stehende Freiheit und Größe nutzten die garnicht. Ich denke bei uns Menschen ist das nicht anders, aber wir können unser Verhalten immer wieder selbst reflektieren und ganz langsam an die neu gewonnene Freiheit anpassen und verändern. Auch der Mensch ist erstmal ein Gewohnheitstier. Es braucht viel Geduld und Ausdauer. Aber ich glaube, daß Leben ist schön und lebenswert schon hier auf dieser schönen Erde und nicht erst in der Himmelsheimat, wie es uns immer eingeimpft wurde. Noch fühle ich es nicht, daß das Leben schön ist. Aber glaub mir, das kommt noch. Ich wünsche es uns Beiden und den vielen, vielen anderen Betroffenen von Herzen.

Meiner Mutter könnte ich auch ständig dafür den Hals umdrehen, daß sie mich in diesem neuap. Irrglauben erzogen hat. Aber was ändert das letztlich an meiner Vergangenheit. Ich denke: Nichts !
Jeder von uns ist für sich der wichtigste Mensch in seinem eigenen Leben. Wir brauchen keine Apostel bzw. nicht solche die vorgeben, welche zu sein. Wir kommen auch ohne diese in den Himmel. Und der ist nicht irgendwo im Außen oder gar Außerirdischen zu finden, sondern im eigenen Herzen. Man muß mit sich selbst Frieden schließen. Ich weiß natürlich, wie schwer und fast unmöglich das oft scheint.

Herzliche Grüße
Lothar

Acapulco

Re: NAK Beerdigung

#30 Beitrag von Acapulco » 25.01.2019, 15:30

Lieber Lothar und alle anderen natürlich,

Du schreibst mir aus der Seele und mit dem Bärenpark ist das ein total passender Vergleich.

Aufgrund der eingeengten NAK Erziehung sind wir sovieler Möglichkeiten beraubt worden, die uns das
Leben wesentlich lebens-und liebenswerter gemacht hätten. Das bedauere ich sehr, versuche allerdings auch etwas Positives daraus zu ziehen.

Es wird in der NAK immer noch von der ewigen Herrlichkeit gequatscht und somit der Fokus aufs Jenseits gerichtet. Das macht den Zuhörern Angst und so bleiben sie bei der Stange und latzen ihre Opfer ab. Davon leben die Führer, Stap und seine Schergen und zwar in Saus und Braus.

Auch von einer NAK Diakonie oder Caritas habe ich noch nichts gehört. Oder betreiben sie soziale und humanitäre Hilfe in Afrika? Dann will ich nichts gesagt haben.

Mein Schwager wollte mir vor einiger Zeit klarmachen, dass die NAK sich gewandelt hätte.
Er meinte wohl die Aufnahme in die ACK, die Kehrtwende von dem Exklusivitätsanspruch etc.
Ich habe mir dann mal im Internet ein oder zwei Gottesdienste reingezogen und musste feststellen - es hat sich in 20 Jahren gar nichts geändert.
Dasselbe Geschwafel über die ewige Herrlichkeit, die gleiche Selbstbeweihräucherung der
sog. Apostel usw.
Sie wollen ihren dummen Schäfchen Sonntags für eine Stunde schöne, christliche Gefühle vermitteln, damit sie unter der Woche darin schwelgen können und sich besser fühlen als die Welt Menschen.
Wenn die NAK-ler wenigstens christliche Gefühle hätten, wäre das ja toll.
Und wenn sich das dann auch noch in praktische Nächstenliebe ausdrücken würde - noch toller! !
Aber weit gefehlt , sie kommen mir noch raffgieriger und hartherziger als alle anderen vor.
Oder wird mittlerweile ehrenamtliches Engagement in der NAK empfohlen? Einfach um unser gesellschaftliches Zusammenleben sozialer zu gestalten und die Welt ein bisschen besser zu machen?
Das würde tatsächlich Jesus- Nachfolge im Alltag bedeuten. Also dass , was unser Rabbi von uns erwartet.
Also meine treu neuapostolische Herkunftsfamilie macht da definitiv nichts.
Wie sieht das aus? Wird in der NAK mittlerweile die Zuwendung zu den Armen, Obdachlosen , Flüchtlingen in Form von Besitz teilen und Zeit einbringen, gepredigt?
Ein Glaube ohne Werke hat , nach Paulus keinen Wert.
LG
Acapulco

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