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Beitrag
von Dieter » 09.03.2010, 16:02
Zunächst einmal: Ich bin über jeden Missbrauch an Schutzbefohlenen entsetzt und wünsche jedem Opfer, daß es keinen bleibenden Schaden davonträgt. Dies möchte ich vorab sagen, damit meine folgenden Zeilen nicht falsch eingeschätzt werden. Ich möchte auch, daß jeder Missbrauch verfolgt wird. Dazu haben wir die Strafgesetze, die Polizei und die Gerichte.
Was mich jedoch nachdenklich macht, ist die Frage, warum Geschädigte heute, nach zum Teil mehr als 50 (!) Jahren Anklage erheben. Ich verstehe oder kann nachvollziehen, daß ein akut Betroffener aus den verschiedensten Gründen nicht in der Lage ist/war sofort zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Vielleicht, weil der/diejenige Angst hatte, nicht ernst genommen zu werden und/oder dadurch noch mehr Leid zu erfahren.
Irgendwann ist aber jede/r aus der Situation der Abhängigkeit herausgekommen. Und da auf sexuellen Missbrauch noch 20 Jahre nach Eintritt der Volljährigkeit des Missbrauchsopfers Klage erhoben werden kann, frage ich mich, warum hier keiner Gebrauch gemacht hat. Jetzt schiessen die Anschuldigungen (und wie sich abzeichnet, auch berechtigte Anschuldigungen) wie Pilze aus dem Boden, obwohl die Opfer heute selbst in einem Alter sind, wo schon manche verstorben sein werden. Und diejenigen, die noch Leben, einen sehr großen Teil ihres Lebens hinter sich haben. Und hier frage ich mich, warum jemand, der als Opfer vor 50 Jahren gelitten hat, heute erst den Mut findet an die Öffentlichkeit zu gehen. Und dies nicht spätestens dann, wenn das Kolleg / die Schule hinter einem gelegen ist oder wenn die Volljährigkeit eingetreten ist (damals noch mit 21) nicht Anzeige erstattet hat.
Ich finde es wichtig, daß alle Anschuldigungen geklärt werden und auch Konsequenzen gezogen werden. Aber ich frage mich wirklich, warum so lange geschwiegen worden ist. Und man damit auch vielleicht 50 Jahre lang in Kauf genommen hat, daß anderen auch Unrecht widerfahren ist. Das ist, was ich nicht verstehen kann.
Im übrigen gehe ich davon aus, daß die Menge der Mißbräuche in der RKK wohl nicht über denjenigen liegen, die ein repräsentativer Querschnitt durch alle Bevölkerungsschichten ergibt. Ich glaube nicht, daß hier von einer Häufung gesprochen werden kann. Wenn in der Nachbarschaft ein Mädchen von seinem Vater / Onkel oder sonstwem missbraucht wird, erfährt es nicht ganz Deutschland. Maximal die nähere Umgebung soweit die Tageszeitung Verbreitung findet. Die RKK ist jedoch weltweit ein Begriff und daher werden solche Verfehlungen - die ich in keiner Weise entschuldigen möchte und ich auch für eine Aufklärung und für Maßnahmen zur Abhilfe bin - wahrscheinlich im Bewußtsein der Öffentlichkeit deutlicher wahrgenommen wie eben bei dem Mädchen oder dem Jungen aus der Nachbarschaft.