Weiterer Missbrauchsfall in Berlin- Priester gesteht

Neues aus dem katholischen Bereich
Nachricht
Autor
dietmar

#11 Beitrag von dietmar » 07.02.2010, 16:33

Der Beitrag erinnert mich an.....himmlisches Wesen... :lol:

Benutzeravatar
evah pirazzi
Beiträge: 1076
Registriert: 25.11.2007, 01:01
Wohnort: Niedersachsen

#12 Beitrag von evah pirazzi » 07.02.2010, 19:55

Hörst du die Engelchen singen, Onkel Dittmann?

:lol:
[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

dietmar

#13 Beitrag von dietmar » 07.02.2010, 20:09

ja so nennt man diese Wesen wohl :lol: :lol: :lol: oder sie selbst nennen sich so :mrgreen:

Benutzeravatar
August Prolle
Beiträge: 427
Registriert: 24.11.2007, 23:18

#14 Beitrag von August Prolle » 11.02.2010, 22:36

  • OFFENER BRIEF
    an einen Jesuitenpater

    Hochwürdigster Herr, sehr geehrter Pater von Gemmingen,

    mit tiefer Betroffenheit habe ich die Kritik zur Kenntnis nehmen müssen, der sich Ihre Kirche im Allgemeinen und Ihr Orden im Besonderen derzeit ausgesetzt sieht. So berichtete die Presse dieser Tage mit unverfrorener Dreistigkeit über 30 bedauerliche Einzelfälle von sexuellem Kindesmissbrauch, die sich allein an der Berliner Jesuitenschule ereignet haben sollen.

    Dieser Vorgang erinnert mich an die unsägliche Berichterstattung über einige Fälle von Kindesmissbrauch in den USA. Dort hatten bekanntlich 10.000 sog. "Opfer" – allesamt selbstverständlich bedauerliche Einzelfälle – gegen Ihre Kirche geklagt, woraufhin sie in einem beispiellosen Akt uneigennütziger Mildtätigkeit reich beschenkt wurden: Insgesamt sollen sie 2.000 Millionen US-Dollar erhalten haben. Leider sind die Begünstigten daran gehindert, ihrer Dankbarkeit öffentlich Ausdruck zu verleihen. In vorbildlich-christlicher Bescheidenheit bestand Ihre Kirche auf einem Schweigeversprechen...

    Den Gipfel tendenziöser Berichterstattung erreichte die Pressekampagne, die gegen Ihre Kirche in Irland angezettelt wurde. Dort kam eine Regierungskommission unter Leitung der Richterin Sean Brady zu dem Schluss, der sexuelle Missbrauch von Jungen sei geradezu ein Merkmal katholischer Fürsorgeheime (Arbeitsschulen). Der Ryan-Bericht spricht von 2.500 misshandelten Kindern in der Obhut der Kirche ("Häuser des Horrors"). Doch während diese bedauerlichen Einzelfälle eine unangemessene mediale Beachtung erfuhren, blieben all jene Einzelfälle, die man in kirchenlichen Einrichtungen anständig behandelt hat, unerwähnt!

    Überdies wird die wohltuende Diskretion, die Ihre Kirche den bedauerlichen Einzelfällen stets angedeihen ließ, in der öffentlichen Meinung bewusst missverstanden. Es ist die Rede von "Vertuschung" und "Verschleierung" – und das, obwohl sich jedermann nicht zuletzt anhand Ihres Interviews davon überzeugen kann, wie unerbittlich Sie sich für eine schonungslose Aufklärung einsetzen. Schließlich haben Sie unmissverständlich zu Protokoll gegeben: "Leider laufen in Deutschland noch viele andere Sünder rum, auf die [noch?] niemand mit dem Finger zeigt." – In Anbetracht Ihres mutigen Eingeständnisses: Darf ich fragen, von welcher Anzahl betroffener Sünder Sie ausgehen? Der Spiegel will ermittelt haben, dass in Deutschland mindestens 94 katholische Geistliche in Verdacht stehen, sich sexuell an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen vergangen zu haben. Wissen Sie Näheres?

    Durch Ihr Interview ist mir eines klar geworden: Die wahren - wenn auch weithin verkannten - Opfer des Missbrauchskandals sind nicht die Kinder, sondern Sie, Ihr Orden und Ihre Kirche! Dass verantwortungslose Journalisten durch die Berichterstattung über bedauerliche Einzelfälle eine Rufschädigung Ihrer Kirche billigend in Kauf nehmen, dass intime Details katholischer Pädagogik pietätlos ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, dass man es wagt, den allzu verständnisvollen Umgang der Kirche mit ihren "Sündern" zu hinterfragen - all dies ist in der Tat eine Ungeheuerlichkeit, deren Tragweite allenfalls – wie von Ihnen festgestellt - mit der Diffamierung und dem "Ausrotten" der Juden verglichen werden kann.

    Mögen Sie als Opfer die Kraft finden, den Tätern zu vergeben!

    Pater von Gemmingen, Sie tun mir leid.

    Ergebenst – Ihr August Prolle

Cemper

#15 Beitrag von Cemper » 12.02.2010, 11:50

KLICK

AP, wie beurteilen Sie das?

Benutzeravatar
August Prolle
Beiträge: 427
Registriert: 24.11.2007, 23:18

#16 Beitrag von August Prolle » 12.02.2010, 22:29

[05.04.2010: Formatierung wiederhergestellt - A.P.]

Werter Cemper,

Publikationen der katholischen Nachrichten-Agentur (kna via domradio) würde ich im Missbrauchskandal zwar nicht gerade als Primärquelle betrachten... - dennoch erscheinen mir die Äußerungen des ehemaligen Jesuitenschülers und Novizen Heiner Geißler in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:
  • Geißler betont, persönlich vom Missbrauchskandal nicht betroffen zu sein! Natürlich habe ich diese Nachricht zunächst mit Erleichterung aufgenommen – und mich dann gefragt: Warum sagt er das? Und: Was sagt mir das? Ist die Reputation des Jesuitenordens bereits derart beschädigt, dass man auf die Präsentation eines prominenten Kronzeugen zurückgreifen muss, um sie wiederherzustellen? Was würden Sie sagen, werter Cemper, wenn ich Ihnen eidesstattlich versicherte, von meinen neuap. Sonntagsschul-, Religions-, Konfirmanden- und Jugendlehrern oder –betreuern niemals unsittlich angegangen oder gar sexuell missbraucht worden zu sein? Oder wenn ich, wie Herr Geißler, sagen würde: "Ich selber habe keine negativen Erfahrungen gemacht und damals auch nie etwas über mögliche Missbrauchsfälle gehört." Was wäre damit bewiesen? Sollte die sowohl von Herrn Ruhrgebiet als auch von Herrn Geißler angemahnte Differenzierungspflicht sowie das Verbot unzulässiger Verallgemeinerungen nicht auch für positive "Einzelfälle" gelten?
  • Als Schlußsatz lässt domradio.de Geißler sagen: "Ich bin froh, dass ich in St. Blasien war." Bedeutet das im Umkehrschluss: Er ist froh, nicht am Canisiuskolleg gewesen zu sein? Hätte man ihn auch interviewt, wenn er einer der 30 "bedauerlichen Einzelfälle" gewesen wäre, die bislang allein dort bekannt geworden sind? Und wenn ja, was hätte er wohl gesagt?
  • Auf die Frage, wie er das "Krisenmanagement" des Ordens beurteile, antwortet Geißler:
    "Ich halte das für vorbildlich - insbesondere für die übrige katholische Kirche, wo ja immer wieder versucht wird, zu verstecken und zu vertuschen. Die Kirchenoberen haben bisher meist nur reagiert, wenn Berichte von Opfern öffentlich wurden. Pater Mertes in Berlin und andere Ordensmitglieder sind dagegen von sich aus an die Öffentlichkeit gegangen und haben aufgeklärt. Das ist ein wegweisendes und positives Signal."
    Aus der Tatsache dieser Ehrenerklärung schließe ich auf deren Notwendigkeit. Geißler sieht im öffentlichen Umgang mit Missbrauchsfällen einen gravierenden Unterschied zwischen dem Jesuitenorden, der [neuerdings!] um Aufklärung bemüht sei und der "übrigen katholischen Kirche, wo ja immer wieder versucht wird [Präsens!], zu verstecken und zu vertuschen". Offensichtlich bedarf es prominenter Schützenhilfe, um den mutigen Berliner Rektor gegen Vorwürfe der Nestbeschmutzung in Schutz zu nehmen...
Fazit: Der sexuelle Missbrauch schutzbefohlener Kinder ist ein Verbrechen. Die erschreckend hohe Anzahl von "Einzelfällen" innerhalb der katholischen Kirche empfinde ich als skandalös. Im Umgang der "Kirchenoberen" mit diesen Verbrechen – selbst Kronzeuge Geißler spricht von "verstecken und vertuschen" – sehe ich einen weiteren Skandal, vielleicht sogar den größeren. Leitende kirchliche Würdenträger, die pädophile Geistliche geschützt haben, trifft am Leid der Opfer eine Mitschuld, die nicht nur einer ethisch-moralischen, sondern auch einer strafrechtlichen Würdigung unterzogen werden sollte. Geißler hin oder her.

So weit zu Ihrem KLICK, werter Cemper.

Empfangen Sie herzliche Grüße

A.P.
Zuletzt geändert von August Prolle am 05.04.2010, 19:33, insgesamt 1-mal geändert.

Cemper

#17 Beitrag von Cemper » 13.02.2010, 10:34

Werter AP,

ich hätte ähnlich geantwortet. M.a.W.: Ich sehe das auch so. Unbeschadet dessen: Es gab und gibt - vom Altertum bis zur Gegenwart - das "Phänomen" Pädophilie. Der Umgang damit war unterschiedlich. In manchen Kulturen war Pädophilie normal. In manchen Kulturen war sie strafbar. In unserer Zeit wird sie geächtet und ist strafbar - aber so ganz eindeutig ist das auch nicht: In den Niederlanden gab es parteipolitische Bestrebungen zur Legalisierung ab zwölf (ich habe eine schwache Erinnerung an solche Medienberichte).

Wenn es - und es ist ja so - dieses "Phänomen" gibt, dann muss wohl damit gerechnet werden, dass wir diesem Phänomen überall begegnen können. Besondere Gefährdungen wird es aber naturgemäß dort geben, wo a) Erwachsene viel Umgang mit Kindern haben und wo b) ein zölibatäres Leben "die Norm" ist - und wo es Schwierigkeiten der Einhaltung dieser Norm gibt (was vermutlich auch natürlich ist).

Wenn es in unserer Kultur/Gesellschaft nun pädophile Fälle - vom Strafrecht erfasste Sachverhalte - gibt, dann reagiert die Öffentlichkeit in großen Teilen pauschal. Es gibt pauschale Vorwürfe zum Beispiel gegen die Jesuiten. Wie sollte das auch anders sein in einer Gesellschaft, in der das differenzierte Betrachten und Beurteilen infolge der massenmedial bewirkten Verblödungen und der Ökonomisierung der schulischen Bildung/Ausbildung - also dem Vorrang der "Verwertbarkeit" von Bildung am "Markt" - schwieriger wird. Wenn Heiner Geißler dann so spricht, wie er es getan hat, dann habe ich dafür Verständnis. Er hat ja übrigens nicht nur gegenüber katholischen Medien so gesprochen. Er hat auch die BILD benutzt. Und andere Presseorgane ...

Am Rande: Ich hatte über Geißler viele Jahre ein distanziert-skeptisches Urteil. Das hat sich in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr geändert. Ich habe einige Bücher von ihm mit Gewinn gelesen und hatte einmal in einer Diskussionsrunde in einem kleinen Kreis einen wirklich guten Eindruck von ihm. Ich würde sagen: ein integrer Mann. Und dass er oft so aussieht wie ein ungemachtes Bett - nun ja, das stört mich nicht.

HC

Knodel

#18 Beitrag von Knodel » 18.02.2010, 09:02

Mit Pauschalurteilen gegenüber der katholischen Kirche zum gegenwärtigen Problem, bin ich auch sehr zurückhaltend.

Auch hier gibt es diesen Brennpunkt:

http://www.n-tv.de/panorama/Missbrauchs ... 31492.html

Zitat:
Der israelische Justiz-Experte Mosche Negbi sagte dem Sender, Rabbiner genössen in Israel de facto häufig eine Art Immunität. Die Justiz gehe daher Missbrauchsvorwürfen nicht entschieden genug nach.

In den USA sollen ähnliche Bestimmungen existieren.

Benutzeravatar
Heidewolf
Beiträge: 1214
Registriert: 03.03.2009, 11:24
Wohnort: Zum Glück wieder auf der Suche.

#19 Beitrag von Heidewolf » 24.02.2010, 05:54

Herr Zollitsch(Vorsitzender RKK-Bischöfe in Deutschland) hat jetzt die Frau Leuthäusser-Schnarrenberger angegriffen, die mangelnde Kooperation mit den Staatsanwälten beklagt. Im aktuellen, aber wohl über 20 Jahre zurückligenden Jesuitenfall, mag das auch nicht zutreffen.
Aber in dem von Cemper dankenswerter Weise eingestellten Link von Heiner Geißler sagt dieser ja selber, das die RKK bisher nur durch vertuschen und verschweigen aufgefallen ist. Auf direkte Anweisung des Vatikan.
Insofern halte ich den scharfen Ton von Zollitsch doch im Augenblick als heuchlerisch, wenn auch rethorisch verständlich.

Da stellt sich doch die Frage: Gibt es aktuelle Fälle in der RKK und wie wird damit umgegangen?
Da sind beide Seiten aufgefordert, ihre Behauptungen zu belegen.
Es sollte doch Ziel aller sein, den Sumpf trocken zu legen.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Knodel

#20 Beitrag von Knodel » 24.02.2010, 07:52

Hier die beiden Kontrahenten. :wink:

http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 59248.html

http://de.gloria.tv/?media=54300

Nur ganz auf die Schnelle, weil in Eile.
Frau Justizministerin sollte lieber in ihrem eigenen Haufen für Ordnung sorgen und für die Opfer die die Kraft aufbringen einen solchen Vorfall zur Anzeige zu bringen eine bessere Gesetzeslage zu schaffen.
Von den 10 Prozent die eine Anzeige erstatten, werden 1 % zur Verurteilung kommen und das aufgrund der Gesetzeslage. Mittlerweile sind verantwortliche Stellen sogar schon so weit den Opfern aufgrund von unsicherer Gesetzeslage von einer Anzeige abzuraten.

Gesperrt

Zurück zu „Römisch-katholische Kirche“