Stress

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Heinrich

Re: Stress

#11 Beitrag von Heinrich » 26.03.2017, 19:03

@Glasperle

Sie schreiben: Ich war schon Kräuter sammeln für den Frühlingskräutersalat, ein Genuss und Vitaminspender.

Das ist die eine Seite - die Sie womöglich sehr genießen. Tun Sie das bitte auch weiterhin, genießen, was Ihnen möglich ist. Raffen Sie sich auf, wenn es mal wieder nicht so gut aussehen sollte!

Eine andere Seite erschließt sich mir momentan noch nicht – was ist die Art Ihrer Behinderung und was ist die Art von Behinderung von Martin, den Sie ja auch erwähnen?

Ich frage deshalb so penetrant, weil ich selbst ehr viel mit Menschen zu tun hatte und habe, die ein Handycap (so sagen es die Amerikaner) haben und dieses zu meistern versuchen.

Gruss aus dem tiefen Süden,
Heinrich

glasperle

Re: Stress

#12 Beitrag von glasperle » 26.03.2017, 22:52

Martin, mein Mann, ist querschnittgelähmt, nach einem aortenriss bei dem das Rückenmark zu lange unterversorgt war. Ich hatte eine hemiplehoe Links, kann am Stock ganz kurze Strecken wieder gehen, mein linker Arm ist vollständig gelähmt. (Ich habe eine Frage beantwortet,weil ich finde dass gehört sich,wenn nun man schon erzählt, natürlich passt es nicht zum Thema, es hat sich dpi Fach Us dem Zusammenhang ergeben)

glasperle

Re: Stress

#13 Beitrag von glasperle » 31.03.2017, 21:30

Inzwischen weiß ich dass Blume und Boris für uns beten. das gibt mir viel ,Kraft und Mut .

Boris

Re: Stress

#14 Beitrag von Boris » 01.04.2017, 13:28

liebe blume,
da unser Dialog in eine andere Themenrichtung geht, habe ich ihn einfach hier bei "Stress" mit reingetan, da ich durch Erfahrung denke, dass deine Situation sehr stressend ist.
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Ich bin derzeit in einem etwas anderen Verhältnis zu Gott als Brombär. Ich frage und suche noch mehr nach Gott.
Aber auch bei mir ist es so, dass ich jetzt ein ehrlicheres Verhältnis zu Gott habe.

Wie meinst du das? Ich bin derzeit auch auf der Suche nach Gott. Ich bete, ich ringe förmlich nach einem Zeichen, dass er sich mir in irgendeiner Weise zeigt. Aber nichts passiert. Vielleicht würde es mir dann wesentlich besser gehen, wenn ich wüsste, dass er mich nicht verlassen hat.
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Ich habe einfach das Gefühl, dass Brombär ein für sich klareres Verhältnis mit und zu Gott hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass er schon eher die Entscheidung zum Schnitt getroffen hat.

Ob sich Gott jemals in der von dir/uns erhofften Weise mit einem "Zeichen" bemerkbar machen wird, wage ich zu bezweifeln. Da hat so mancher schon sein Leben lang vergeblich gewartet.
Das Problem ergibt sich ganz einfach daraus, dass Situationen, Ereignisse, Zustände ... als Zeichen Gottes interpretiert wurden. Ein grundsätzlicher Fehler. Da wurde ein haufen Schindluder betrieben.

Meine Empfehlung:
Warte auf keine göttlichen Wunder und Zeichen.
Es wird genug Zeit vergehen müssen, bis du/wir zu entsprechenden Erkenntnissen gelangen.
Ich halte es für möglich, dass gewisse "Zeichen" schon gegeben sind. Wir müssen nur lernen, sie zu erkennen. Das bedeutet aber, dass ich meine Sichtweise ändern muss.

Wie meine Entwicklung diesbezüglich war/ist?
Zu Beginn war meine Enttäuschung. Dann kamen die Gefühle wie Ärger, Angst und Traurigkeit. Diese drei gehören zu den Grundgefühlen. Ich habe gelernt, sie wahrzunehmen und zu ihnen zu stehen. Ich habe gelernt, dass sie für mich wichtig sind und mir helfen werden, meinen Weg zu finden. Dann habe ich die Energie aus diesen Gefühlen genutzt, um die ersten Schritte auf meinem Weg zu gehen. Ich habe mich Schritt für Schritt bewusst von NAK abgewandt. Dabei hat mir geholfen, dass ich mitbekam, dass soviel andere Menschen sich auch von Kirche abgewendet haben, aber trotzdem von Gottes Gegenwart und Allmacht überzeugt waren.

Ich habe mich danach nach und nach in einen Zustand gebracht, in dem ich gefühlt außerhalb jeglichen Entscheidens diesbezüglich stehe (sicherlich nicht absolut).
Dieser Zustand hat meinen anfänglichen Ärger befriedigt, hat meiner Traurigkeit mit entsprechender Zeit Rechnung getragen und hat nach einiger Zeit meine Ängste kleiner werden lassen.
Durch das bloße Weitergehen haben sich mir (und meiner Frau) eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnet, dass nächste der Grundgefühle zu bedienen: die Freude. Wir haben, dadurch dass wir uns nicht mehr allem "weltlichen" versperrt haben, viele neue Leute kennengelernt. Haben im Verein mitgearbeitet usw. Was haben wir gestaunt, wie hilfsbereit, freundlich, liebevoll, nett ... "Weltmenschen" sein können.
Gelernt habe ich auch ein bisschen, dass andere Menschen ein Recht auf andere Sichtweise haben. Das ich die religiösen und ethischen Einstellungen meiner Mitmenschen zu achten habe, sie aber nicht teilen muss (Toleranz).

Ich bin derzeit in einem Zustand, in dem ich mir erlaube, alles zu hinterfragen.
Deshalb sind meine Fragen nach der Existenz Gottes ehrlich gemeint. Auch ehrlich suchend. Ich lasse mir nicht mehr vorschreiben, was diesbezüglich richtig ist, weil ich sonst wieder vorprogrammiert an einen Punkt der Enttäuschung gelangen werde. Ich verlasse mich auf meine Gefühle und komme so wieder in einen Zustand, in welchem ich nach und nach wieder Entscheidungen diesbezüglich treffe. Die ich mir erlaube, später wieder zu korrigieren.

Das ist ein Vorgehen, das man erst erlernen muss. Wir wurden durch unser abgekapseltes Verhalten tatsächlich ziemlich lebensfremd erzogen. Das Umdenken und Umlernen funktioniert aber nun mal keinesfalls von eben auf jetzt. Deshalb kann es m. E. nur funktionieren, wenn du zu Beginn etwas Mut aufbringst. Danach braucht es jede Menge Zeit und Geduld mit dir selbst. Erkenntnisse stellen sich eigentlich automatisch (von selbst) ein. Wir Menschen sind mit Schöpferkraft versehen. Das bedeutet Kreativität und daraus kommt Erkenntnis. Da hilft so ein Forum auch. Nicht zum Übernehmen von Meinungen, sondern als Denkanstoß.

Versuch dich bloß nicht, jetzt festzulegen, ob du später mal neuapostolisch bleibst oder wieder wirst, ob du evangelisch oder katholisch oder ..., oder nicht, oder Atheist wirst.
Vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du betest:
"Lieber Gott, derzeit hast du mich in die Überzeugung geführt, dass NAK nicht so richtig für mich ist. Bitte zeige mir was richtig ist".

Okay, du tust es schon. Warum handelst du dann nicht so? Warum gibst du nicht deinen Gefühlen nach? Sie sind feine Sensoren, die unsere Entscheidungen unterstützen können, wenn wir es zulassen.
Dazu muss ich ehrlich gestehen, dass meine damalige Psychotherapie unheimlich erhellend war. Der Umgang mit den eigenen Gefühlen ist nicht selbstverständlich jedem geläufig. In der Öffentlichkeit wird dieses Thema gern verlacht. Es birgt aber ein rieseges Potential in sich, wenn man ein klein wenig darüber weiß.

Außerdem gibst du gefühlt Gott das Zepter in die Hand, wann er dir Erkenntnis schenkt.

So bin ich aber in der Situation, dass ich Gott nach und nach neu für mich entdecke. Wenn auch nur sehr zaghaft und auf einer völlig anderen Ebene.

LG Boris

Boris

Re: Stress

#15 Beitrag von Boris » 04.04.2017, 14:38

Boris hat geschrieben:... Außerdem gibst du gefühlt Gott das Zepter in die Hand, wann er dir Erkenntnis schenkt. ...
liebe Blume,
ich bin mir nicht sicher, ob du bemerkt hast, dass ich dir geantwortet hatte. Deswegen hole ich das Thema nochmal hoch. Ich hatte die Antwort der Ordnung halber in ein vielleicht passenderes Thema gestellt.

Zudem zitiere ich mich selbst, da ich mir nicht sicher bin, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.
Gemeint habe ich:
Warum machst du nicht Gott für deine Erkenntnis verantwortlich?
Wenn du ihn ernst um Erkenntnis bittest, musst du mit der Erkenntnis leben, die er dir schenkt. Wenn er dir derzeit die Erkenntnis schenkt, dass dein NAK-Weg für dich nicht okay ist, ja dann bitte ...
Im Laufe der Zeit wirst du garantiert Möglichkeiten erkennen, die dir einen für dich gangbaren "richtigen" Weg eröffnen. Das braucht nur Geduld.

Aber du kannst die gefühlte "Schuld" an deinem Erkenntnisstand auf Gott schieben.
Irgendjemand wird mit großer Wahrscheinlichkeit immer wieder daherkommen und dir erklären wollen, dass du wieder nicht richtig handelst. Davon gibt es jede Menge. Mit dem Lauf der Zeit schwindet die gefühlte Notwendigkeit einer Entscheidungshilfe,

meint Boris

blume

Re: Stress

#16 Beitrag von blume » 04.04.2017, 15:31

Lieber Boris,

passt schon alles. Ich bin auf einen guten Weg. Ich suche das positive in allen Dingen, egal wo. Gott hat mich nicht verlassen, dass habe ich eigentlich immer gespürt nur war ich mit meinem Hass (ihr wisst auf wen) so sehr verblendet, dass ich das alles nicht zugelassen habe. Ich arbeite an mir, damit es mir wieder gut geht und ich auch positive Energie weiter geben kann.

Danke.

glasperle

Re: Stress

#17 Beitrag von glasperle » 04.04.2017, 16:42

Liebe Blume,
Manchmal habe ich mir anhand deiner Erzählungen gedacht, du bist in einer wüstenzeit. Kennt man Dieses Wort in der NAK? In der katholischen Mystik ist das eine Strecke auf dem spirituellen Weg, die jeder erlebt, der sich auf eine Beziehung zu Gott einlässt. In dieser Zeit hat man das Gefühl Gott hätte einen verlassen. Das hat nichts mit Fehler oder schuld zu tun. Gott ist da. Man spürt es nur nicht.

Centaurea hat mich gebeten von unserem Alltag mit Behinderung zu erzählen. Er meinte, das sei interessant, weil sich das niemand vorstellen kann. Natürlich bedeutet das einen Vertrauensvorschuss von mir. Ich wollte es heute wirklich tun. Nur es fällt mir nach dem was vorgefallen ist sehr schwer locker zu erzählen, was heute wieder los war.
Ich nehme mal an,es ist halbwegs einleuchtend, dass für einen Rollstuhlfahrer der Gang auf die Toilette immer sehr schwierig ist, immer mit der Gefahr verbunden zu stürzen.
Wie jeder andere bekommt auch ein Rollstuhlfahrer mal Durchfall. Dann wird es besonders schwierig. Abgesehen davon, dass jeder gang zur Toilette enorm viel kraft kostet, sollte es auch noch schnell gehen.da ich auch nur einen Arm habe und schwer gehbehindert bin, kann ich ihn nicht heben. Ja, ich kann ihm auf der toilettevwaschenhelfen, wenn er doch zu langsam war. Dann wird es Naß und rutschig wodurch der Rücktransfer in den Rollstuhl noch gefährlicher wird.
Ich bin heulend neben ihm und der Toilette gestanden, weil ich mir nicht mehr vorstellen könnte, wie er zurück in den Rollstuhl kommen soll.

blume

Re: Stress

#18 Beitrag von blume » 04.04.2017, 17:06

Liebe glasperle,

es tut mir unendlich leid, was du alles so durchleben musst. Ich weiß, dass ich dir wirklich nicht helfen kann, und das macht mich sehr traurig.
Ich habe in den vergangenen Wochen mich vor solchen Dingen absolut verschlossen. Ich war nur noch auf mich fixiert und auf mein Problem. Alles andere war unwichtig. Ich habe damit vielen weh getan. Ich möchte mich in aller Form bei euch allen entschuldigen. Auch wenn mein Schmerz noch sehr tief sitzt, er darf nicht mein Leben bestimmen. Das habe ich jetzt begriffen.
Ich habe verstehen gelernt, dass man Gott für alles danken kann. Und solche "kleinen" Probleme die ich habe, die sind im Gegensatz zu dir absolut nichtig. Das habe ich jetzt begriffen.
Meine liebe glasperle, ich bete zu Gott, dass er dir helfen möge, dass er dir Kraft geben möge, dass er dich segnen möge.

Ich denke mit an dich

Schwäble
Beiträge: 182
Registriert: 19.08.2013, 18:16

Re: Stress

#19 Beitrag von Schwäble » 04.04.2017, 18:22

Glasperle, es macht mich betroffen wenn ich lese, wie ihr euren Alltag bewältigen müsst.
Bin ehrenamtlich im Pflegeheim tätig und weiß wie anstrengend die Arbeit dort ist - und das Personal ist jung und gesund.....
Wie schwer muss es für dich sein.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft und Hilfe

Gruß vom Schwäble

Boris

Re: Stress

#20 Beitrag von Boris » 05.04.2017, 08:24

Liebe blume,
ich bin der Meinung, dass man sich entschuldigen sollte, wenn man sich im Ton vergriffen hat, oder Mitmenschen beleidigt hat. Warum man sich entschuldigt, dass man leidet!??
Ich würde auch kein Maß des Leidens anlegen wollen und nach Wichtigkeit einteilen. Wichtig finde ich, dass es Mitmenschen gibt, die Not oder Krankheit (Leiden) wahrnehmen. Wer seine Not nicht ernst nimmt, kann sie sehr verstärken. Ich habe die Not des Paares "glasperle" wahrgenommen. Die Not macht mich traurig, die Hilflosigkeit lässt mich nach Auswegen suchen. Genauso habe ich/nehme ich deine Not wahr/genommen. Damit geht es mir ähnlich. Aus Erfahrung weiß ich, dass man in dieser Not helfen kann. Man muss sich aber auch helfen lassen. Seelische Nöte können sehr viel anrichten ... .

An dieser Stelle möchte ich gern 3 Zitate anführen, die m. E. passen:
"Akzeptiere es. Es ist nicht Resignation, doch nichts lässt dich so viel Energie verlieren, wie die Diskussionen und der Kampf gegen eine Situation, die du nicht ändern kannst."
-Dalai Lama-

"Ich glaube, dass die einzig wahre Religion darin besteht, ein gutes Herz zu haben."
-Dalai Lama_

"Wer glücklich sein will braucht Mut. Mut zur Veränderung;Neue Brücken zu bauen; Alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen."
-Unbekannt-

Ich wünsche dir, dass es dir irgendwann richtig gut gehen mag. Aus Erfahrung kann ich dir bestätigen, dass mit abnehmendem seelischem Druck auch mancher körperliche Schmerz verschwindet. Ich wünsche dir Akzeptanz und nicht Resignation. Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg zum Glücklichsein.

LG Boris

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