Gotteskinderausweise

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Philippus

Re: Gotteskinderausweise

#11 Beitrag von Philippus » 06.12.2010, 17:51

Lieber Bruder Maximin,

Du hast ja recht, wenn Du um barmherzigkeit auch für diejemigen wirbst, die sich um die Sache des Herrn bemühen.

Aber eine solche Steilvorlage schreit förmlich nach angemessener Bewertung.

Liebe Grüße

Frank

Maximin

Re: Gotteskinderausweise

#12 Beitrag von Maximin » 06.12.2010, 18:53

:) Mein lieber Philippus,
danke für Deine brüderlich konsequente Rückmeldung. Hast Du mal in einer richtigen Fußballmannschaft mitgespielt? Ich schon. Betriebssportgemeinschaft der Berliner Senatsverwaltungen (SV Senat).

Da lernte ich, teilweise oft schmerhaft, etwas über Steilvorlagen. Manche führen zu einem Tor. Andere zu einem Selbsttor. Meist durch übereifrige, oder gar kopflos aufgeregte Hintermannschaften.

Wie ich die Sache sehe, gehören wir beide zu den Wenigen in diesem kleinen friedlichen Forum, die sich mal leibhaftig begegnet sind. Ich höre noch Deine Worte: "Du redest immer noch wie ein NAK-Priester (sinngemäß...)."

Na und? Was wäre daran zu verurteilen? Mit meinem Wechsel in die evangelischen Lebens- und Glaubenswelten bin ich doch nur das geblieben, was ich vorher auch schon war. Ein Laienprediger! Wenn Du so willst, nur ein evangelischer Wanderprediger. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Als ich heute rd. 2 Stunden Wartezeit bei meinem Hausarzt "absitzen" musste, hatte ich mir in kluger Voraussicht ein Büchlein mitgenommen. Titel: "Leben und Werk von J. G. Bengel" (ISBN 3-7918-2024-9, Quell Verlag Stuttgart 1987, 1. Auflage).

Auf Sete 112 steht da ein Zitat vom altwürttembergergischen Bengel. Dieses gebe ich hier wieder: "Der gute Gott mache mich so, wie andere glauben, dass ich sei, und noch lieber so, wei ER mich haben will." Belegt das nicht einen erstaunlich ehrlichen Realismuß und eine gesunde Distanz gegenüber den Erwartungen derer, die sich "blindgläubig" an religiöse Vorangänger hängen, ohne selber einen christlich eigenverantwortlichen Standpunkt zu entwickeln?

Philippus, den christlichen Weg, gerade Kindern zu weisen, beinhaltet eine harte Veratwortung. Jesus ist der Weg! Alles andere führt m. E. unter Umstäden in verhängnisvolle Irrtümer, wenn nicht sogar in verhängnisvolle Anmaßungen.

Brüderliche Grüße vom Micha :wink:

Philippus

Re: Gotteskinderausweise

#13 Beitrag von Philippus » 06.12.2010, 20:51

Mein lieber Maximin,

soso, das habe ich also gesagt. Ich erinnere mich, daß es auch so war. Bei aller Kritik, bei allen größtenteils liebevollen Erinnerungen und bei allem Ernst, bei allem, was du damals sagtest und zu berichten hattest, klang immer wieder "der neuapostolische Tonfall" durch, ein Slang, der für den, der ihn kennt, unüberhörbar ist.
Und weißt Du was, ich entdecke das bei mir selbst immer wieder. Wenn ich mich auch noch so wohl fühle in der neuen Gemeinde, ich ertappe mich immer wieder.

Du sprichst/schreibst gegen Ende Deiner Antwort an mich von einer harten Verantwortung, die es ist, Kindern den rechten Weg zu weisen. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer (oder wie das heißt).
Es mag ja sein, daß der Prediger es nur gut gemeint hat - Das Gegenteil von Gut nach Brecht ist gut gemeint und gar nicht schlecht. - als er den Kindern von einem Ausweis speziell für Gotteskinder, also für Neuapostolische, erzählte. Aber ist hier nicht schon der Sektiererei Grund gelegt.
Wie wirkt das auf Kinder, wenn sie von klein an zu hören bekommen, etwas besseres sein zu müssen-könne-dürfen?
Ich war auch mal so ein Kind. Und ich glaub, Du auch; aber wir werden wohl beide jetzt nicht klagen wollen.
Doch was hätte ich mal darum gegeben, statt Erstling und Überwinder werden zu müssen, einfach ein ganz normaler junger Mensch sein zu dürfen, statt an fünf Tagen die Woche in die Kirche rennen zu müssen zu verschiedensten Veranstaltungen, mit meinesgleichen, mit Schul- und Studienkollegen, feiern und tanzen zu dürfen bis spät in die Nacht. Doch keine weiteren Details an dieser Stelle, auch keine Wehmut.
(Manches hab ich später nachgeholt, oder zumindest versucht nachzuholen ...)

Liebe Grüße

Frank

PS:
Tschuldigung, daß ich jetzt doch schon wieder von vorne angefangen habe. Mea culpa :oops:
Eigentlich geht' mir ja doch ganz gut ... :wink:

Maximin

Re: Gotteskinderausweise

#14 Beitrag von Maximin » 06.12.2010, 23:08

:wink: ...

Adler

Re: Gotteskinderausweise

#15 Beitrag von Adler » 06.12.2010, 23:46

... es wurde uns schon als kleine Kinder eingeimpft, wir sein etwas ganz besonderes, nämlich Königskinder, deren Ausbildung und Umgang etwas ganz besonderes sei, einzig ausgerichtet auf die Zeit wenn wir im tausendjährigen Friedensreich, an der Seite Jesu, als Könige und Priester regiern würden ... uns wurde eingeimpft, dass ja auch Spitzensportler sich macher Dinge enthalten müssen um einmal den ganz großen Sieg zu erringen ...


LG Adler

Matula

Re: Gotteskinderausweise

#16 Beitrag von Matula » 07.12.2010, 11:15

gel.

Maximin

Re: Gotteskinderausweise

#17 Beitrag von Maximin » 07.12.2010, 12:58

:) Mein lieber Frank,
vielen Dank für Deine Rückantwort. Natürlich haben wir in dieser „exklusiven Endezeitkirche“ gewisse Prägungen erfahren. Insbesondere dann, wenn man wie wir beide, dort aufgewachsen ist.

Das fing doch schon mit den Kinderliedern an. Denk mal an ein Gemeindelied in dem es etwa so heißt: „Man kennt sie am Liede und am leuchtenden Gesicht.“ Denk mal an die frühere „neuapostolische Nationalhymne“,die auf den ersten Seiten des Gemeindegesangbuches abgedruckt war: „…und alles an ihnen ist Größe und Segen.“

Inzwischen ist es mir gelungen, mich bei YouTube umzuhören und umzusehen. Dabei landete ich bei einem Bericht über die Entwicklung der Jugendtage in Nordrhein-Westfalen. Guck und hör Dir das alles einmal an. http://www.youtube.com/watch?v=xziLt74G ... re=related.

Hör und sieh Dir mal an, was z. B. dieses Lied mit Dir macht: http://www.youtube.com/watch?v=UsIyKfxd ... =recentlik .

Ein ebenfalls ehemaliger NAK-Jugendfreund kann das auch nach beinahe 50 Jahren immer noch nicht ertragen. Er ist inzwischen übrigens seit Jahren Kantor in einer Berliner Evangelischen Kirchengemeinde (Orgel und Chor).

Ich kann es inzwischen gut ertragen. Das ist etwa so als wenn man in einem alten Familienfotoband blättert. Natürlich kommen in mir dabei auch persönliche Erinnerungen hoch. So´ne und solche. Nur das muss ich gestehen, inzwischen weiß ich das eine vom anderen zu unterscheiden.

Aber so werden Menschen eben geprägt, ja ich wage zu behaupten: "sogar manipuliert". Offen gestanden räume ich ein, dass ich mich auf diese Weise lange Zeit gerne manipulieren ließ.

Aber das ist ein wenig wie beim Träumen. Nur wenn man aus solchen Träumen aufwacht, dann ist es gesunderhaltend, nicht im Traum zu verharren, sondern sich den Realitäten des Lebens zu stellen. Sachlich und nüchtern und dennoch mit einem fröhlichen Herzen. :D

Liebe Grüße in Deine schöne Universitätsstadt von Deinem Bruder Michael :wink:

Gaby

Re: Gotteskinderausweise

#18 Beitrag von Gaby » 07.12.2010, 13:42

>>Offen gestanden räume ich ein, dass ich mich auf diese Weise lange Zeit gerne manipulieren ließ.<<

Lieber Michael,

diese Erkenntnis hilft einem ungemein letztlich loslassen zu können ... wenn man herausfindet, wie es möglich war, dass man sich manipulieren ließ ... auch ich habe im Nachhinein erkannt, dass ich mich lange Zeit gerne habe manipulieren lassen ... es war ja sehr bequem ;-)

Maximin

Re: Gotteskinderausweise

#19 Beitrag von Maximin » 07.12.2010, 14:07

:wink: ... und dieser Prozess, liebe Gaby, ist wie der Versuch, die schöne weiße Birkenrinde von der darunter liegenden korkähnlichen zu lösen. Es geht wenn man weiß wie man das bewerkstelligen kann. Und wenn man es selber nicht weiß? Dann fragt man eben seine Freundinnen und Freunde. :D Na ja, mann könnte auch selber googeln. Dann bleibt man aber leider ziemlich alleine mit seinem PC. Nö, ich bleibe unverbesserlin bei Frau Annes "Berührungsspruch". Und der hat biblische Hintergründe (vgl. 1. Mose 2, 18).

Herzlichst und mit allen Ehren, Dein alter Freund Michael :wink:

Philippus

Re: Gotteskinderausweise

#20 Beitrag von Philippus » 07.12.2010, 14:11

Maximin hat geschrieben:Aber das ist ein wenig wie beim Träumen. Nur wenn man aus solchen Träumen aufwacht, dann ist es gesunderhaltend, nicht im Traum zu verharren, sondern sich den Realitäten des Lebens zu stellen. Sachlich und nüchtern und dennoch mit einem fröhlichen Herzen.
Danke für diesen Satz.

Liebe Grüße in die Bundeshauptstadt zurück von Deinem Bruder Frank.

PS: Der verlinkte Choral auf Basis des Psalm 27, Vers 1 sagt mir schon etwas , aber nicht in dieser Bombast-Version.

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