Gott liebt Kinder nicht

Christliche Ethik
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Pagan

Re: Gott liebt Kinder nicht

#681 Beitrag von Pagan » 07.08.2014, 09:21

Auch falls es (einen) Gott gibt: Die christliche Hypothese "Gott ist die Liebe" oder aber dann "Gott ist allmächtig" ist durch diese Untätigkeit deutlich widerlegt.
Das christliche Gotteskonzept beinhaltet ja bekanntlich nicht nur einen (allmächtigen) Schöpfergott, sondern einen Gott, der alles bis ins kleinste Detail regelt, der also auch alles irdische Geschehen vorab prüft und nach seinem Gutdünken Dinge zulässt oder nicht zulässt, so dass, wie uns die Bibel lehrt, auch kein einziger Spatz ohne sein Einverständnis auf die Erde fällt. Wieviel mehr also müsste er, wäre er tatsächlich der vielgepriesene liebende Gott, sich auch liebevoll um uns, seine Krone der Schöpfung, kümmern, heisst es ja auch in der Bibel: "Ihr [seine Jünger] seid mehr wert als eine noch so große Menge Spatzen." Genau das tut er aber nicht, möglicherweise weil der "normale" Mensch in Gottes Beurteilung im Gegensatz zu den Jüngern nicht mal soviel wert ist wie ein Spatz.

Mit anderen Worten: Dieser Gott, so er denn existiert und gleichgültig, ob er allmächtig ist oder nicht, entlarvt das christliche Konzept "Gott ist die Liebe" durch sein völliges Schweigen und seinem Nichtstun selbst in grösster Not als das, was es ist, eine faustdicke Lüge. Das ist nicht wirklich überraschend, denn schon die Bibel zeigt einen alles andere als liebenden Gott.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#682 Beitrag von minna » 07.08.2014, 09:39

Okay. So viel habe ich verstanden. Du glaubst nicht an Gott, schon gar nicht an einen "liebenden, gerechten"
Gott.
Du beklagst weiter ständig - zu Recht - das Unrecht, die Willkür und die Grausamkeit, die auf diesem Planeten
herrscht.

Aber mal ganz konkret, Gott existiert für Dich nicht. Daran ist nichts auszusetzen.
Warum ihn dann anklagen? Das ist genau so sinnvoll, oder sinnentleert, wie das fliegende Spaghettimonster anzuklagen,
mit den versprochenen Biervulkanen und Strippern im Jenseits sei möglicherweise nicht zu rechnen.
Quark.

Bitte, was genau unternimmst Du, um die von Dir angeprangerten Zustände zu verbessern?

Ich käme mir ziemlich doof vor, würde ich am behaglich wärmenden Kaminfeuer vor über gut gefüllten eigenen
Tellern über das Unglück und den Hunger in der Welt schwadronieren und das auch noch als eine Mahnung, Belehrung,
an andere verstehen.
Solche gut gefütterten Salonsozialisten, Salonatheisten und auch Salonchristen gehen mir zunehmend auf den Wecker.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#683 Beitrag von minna » 07.08.2014, 09:43

Magdalena hat geschrieben:Danke, liebe Minna, ähnliche Gedanken hatte ich auch schon, konnte sie aber nicht so klasse formulieren wie Sie es taten!

Danke!!!

Danke Dir auch! :wink:

LG m

Pagan

Re: Gott liebt Kinder nicht

#684 Beitrag von Pagan » 07.08.2014, 10:49

minna hat geschrieben:Solche gut gefütterten Salonsozialisten, Salonatheisten und auch Salonchristen gehen mir zunehmend auf den Wecker.
Manche erschreckt der Wecker heilsam Bild, andere ziehen sich die Decke über den Kopf und schlafen weiter Bild. Dieser Wecker hier klingelt aber immer wieder.

Ansonsten finde ich es immer wieder aufs Neue erhellend, manchmal sogar erheiternd, wie pesönlich bis beleidigend und manchmal sogar primitiv werdend die Reaktionen von Schreibern und Schreiberinnnen werden, wenn ihnen sachliche Argumente fehlen. Dabei wäre es doch, gäbe es den liebenden christlichen Gott, wie er geglaubt und behauptet wird, doch wirklich ganz einfach. Niemand könnte nur den geringsten Zweifel an einem liebenden Gott begründen, da dieser einfach täte, was eben ein liebender und allmächtiger Gott so tun würde, nämlich Tod, Not, Leid und Elend von den Geliebten fernhalten ... Tut er aber unverkennbar nicht. Die christlichen Behauptung(en) sind offensichtlich unbeweisbar, was auch die Ohnmacht mancher Schreiberinnen hier erklärt.

Nobody0123

Re: Gott liebt Kinder nicht

#685 Beitrag von Nobody0123 » 07.08.2014, 12:48

Hallo Pagan,

ich hoffe, ich darf auch dazu etwas schreiben.

Ihre These:
„Dabei wäre es doch, gäbe es den liebenden christlichen Gott, wie er geglaubt und behauptet wird, doch wirklich ganz einfach. Niemand könnte nur den geringsten Zweifel an einem liebenden Gott begründen, da dieser einfach täte, was eben ein liebender und allmächtiger Gott so tun würde, nämlich Tod, Not, Leid und Elend von den Geliebten fernhalten ... Tut er aber unverkennbar nicht.“
ist unlogisch. Denn diese Verhaltensweise wäre absolut menschlich. Ein liebender Mensch (Mutter oder Vater) würde seinen Kindern genau das tun was du schreibst. Das stimmt. Aber Gott ist kein Mensch, dementsprechend kann man auch nicht erwarten, dass Gott, sich so verhält, wie ein liebender Mensch es tun würde. Im Gegenteil, es wäre sogar unlogisch, wenn wir Menschen mit unserem beschränkten Blick, alles verstehen würden, was Gott tut.

Dass Gott eine andere Sicht der Dinge hat, ist ja schon deshalb naheliegend, weil für Gott – im Gegensatz zu uns Menschen - nicht das jetzige natürliche Leben das Wesentliche ist, sondern das was Jesus Christus angekündigt hat, nämlich seine Wiederkunft. Jesus hat deutlich gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist.

Das beweist nicht, dass es einen Gott gibt, aber ganz sicher ist die Tatsache, dass Gott Tod, Not, Leid und Elend nicht immer abwendet, kein Beweis für seine Nichtexistenz.

Pagan

Re: Gott liebt Kinder nicht

#686 Beitrag von Pagan » 07.08.2014, 15:23

Nobody0123 hat geschrieben:ich hoffe, ich darf auch dazu etwas schreiben.
Wer bin ich denn, dass ich jemanden verbieten könnte, hier seine Gedanken und Ansichten kundzutun? Dieses Recht steht meines Wissens ausschliesslich dem dem Admin zu.
Nobody0123 hat geschrieben:Aber Gott ist kein Mensch, dementsprechend kann man auch nicht erwarten, dass Gott, sich so verhält, wie ein liebender Mensch es tun würde. Im Gegenteil, es wäre sogar unlogisch, wenn wir Menschen mit unserem beschränkten Blick, alles verstehen würden, was Gott tut.
Wir Menschen stellen uns unter "Liebe" und "Güte" und "liebend handeln" ganz bestimmte Eigenschaften und dazu passende Handlungen vor. Wenn also das, was wir uns gemeinhin darunter vorstellen (können), nicht einmal als minimaler Massstab für unsere Beurteilung von Gottes Wesen und Handeln gelten kann (wir begreifen ja angeblich Gottes Güte/Liebe/Tun nicht), dann sind alle diesbezüglichen Aussagen über Gott nichts mehr als inhaltsleere Worte, sie bedeuten nichts. Zu sagen "Gott ist lieb" ist gleich sinnlos wie zu behaupten, Luft sei 16fach sechsdimensional rotgetünkt blau verwoben, ohne zu wissen, was "16fach sechsdimensional rotgetünkt blau verwoben" ist. Jedes Reden und Denken über und von Gott wird damit zur absoluten Farce, jedes Gottesbild zur geistigen Fata Morgana.

Solche Aussagen wie die deine sind nicht nur dazu geeignet, Gott der Kritik zu entziehen, sondern sie sind, und das ist müsste für Gläubige ziemlich störend sein, die Totengräber jeder Gottesvorstellung. Gott wird in jeder Beziehung unbegreifbar, ist somit jeglicher menschlichen Vorstellung entzogen.

Ich stelle in dem Zusammenhang immer wieder fest, dass es ein absolut prägendes Kennzeichen der christlichen Apologie ist, dass Konsequenzen ihrer willkürlichen ad-hoc-Behauptungen (wie z.Bsp. "wir können Gottes Handeln nicht verstehen/nicht begreifen" etc.) logisch kaum je zu Ende gedacht sind, womit sich dann Apologeten üblicherweise durch solche Behauptungen bildlich gesprochen auch immer weiter vom Regen unter die Traufe der Kritik und Angreifbarkeit reden. Dies allein schon deshalb, weil das christliche Glaubens- und Gotteskonzept nie wirklich von Anfang bis Ende durchdacht wurde, sondern von Anfang an nie in sich stimmig war. Zentrale Aussagen der christlichen Botschaft kranken daran, weshalb beispielsweise jeder Gottesbeweis von vornherein zum Scheitern verurteilt ist und das altbekannte "epikursche" Theodizeeproblem zum unüberwindbaren Stolperstein für jede christliche Argumentation wird.
Nobody0123 hat geschrieben:Dass Gott eine andere Sicht der Dinge hat, ist ja schon deshalb naheliegend, weil für Gott – im Gegensatz zu uns Menschen - nicht das jetzige natürliche Leben das Wesentliche ist, sondern das was Jesus Christus angekündigt hat, nämlich seine Wiederkunft. Jesus hat deutlich gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist.

Du setzt etwas arg viel voraus in Anbetracht dessen, worauf ich vorstehend schon einging.

Zudem meine ich, dass es auch in breiten Kreisen bekannt ist, dass Jesus, angeblich ja Gottessohn, mehrfach falsche oder doch höchst fragwürdige Aussagen gemacht hat, was doch ziemlich handfeste Zweifel an seiner Göttlichkeit und seine Einsicht in göttliche Geheimnisse aufkommen lässt. So ganz nebenbei müssten wir uns dann wohl auch noch der Frage widmen, ob Jesus überhaupt je gelebt hat - und wenn, was er dann wohl tatsächlich gesagt hat. Soviel mir bekannt ist, sind namhafte Theologen der Ansicht, dass nur sehr wenig wirklich von Jesus stammt.
Nobody0123 hat geschrieben:Das beweist nicht, dass es einen Gott gibt, aber ganz sicher ist die Tatsache, dass Gott Tod, Not, Leid und Elend nicht immer abwendet, kein Beweis für seine Nichtexistenz.
Sollte jemand hier behauptet haben, dass es keinen Gott gibt, wäre ich der erste, der ihn/sie in die Pflicht nehmen würde und befragen würde. Nichtexistenz ist wie inzwischen wohl weithin bekannt nicht beweisbar. Jedoch können wir aufgrund vieler empirischer Erfahrungen sowie auch vernunftbasiert mit Sicherheit sagen, dass es den Gott der christlichen Vorstellungen nicht gibt sprich dass Gott nicht so sein kann, wie Gläubige das behaupten. Allein schon ein allmächtiges, allwissendes und allgütiges Wesen ist a priori unmöglich, abgesehen davon, dass dies weitere gravierende theologische Fragen und Probleme aufwirft.

Pagan

Re: Gott liebt Kinder nicht

#687 Beitrag von Pagan » 07.08.2014, 22:40

Betrant Russel weist in Warum ich kein Christ bin darauf hin: Nehmen wir an, Sie bekommen eine Kiste Orangen und beim Öffnen stellen Sie fest, dass die ganze oberste Lage Orangen verdorben ist. Sie würden daraus nicht schließen: "Die unteren müssen dafür gut sein, damit es sich ausgleicht." Sie würden vielmehr sagen: "Wahrscheinlich ist die ganze Kiste verdorben."

Für diesen Schluss spricht sowohl die Logik wie auch unsere Erfahrung, die uns sagt, dass die faulen Früchte mehrheitlich in den unteren Lagen zu finden sind. Beziehen wir dieses Beispiel auf Gott, dann können wir mit derselben Logik davon ausgehen, dass unterhalb der faulen Schicht Orangen im Christentum, hier dem vielen Leid und dem Fehlen jeglicher göttlichen Hilfe und Liebeserweises, ebenso keine noch verborgene Liebe dieses Gottes zum Vorschein kommen wird.

Zu befürchten ist vielmehr, dass ähnlich dem Orangen-Beispiel sogar noch viel Schrecklicheres zutage treten könnte, denken wir nur daran, was uns die Offenbarung als letztes Buch der Bibel zu zeigen versucht oder dass Thomas von Aquin uns wissen liess, dass es zu den himmlischen Glückseligkeiten der Geretteten gehören wird, die Leiden der Verdammten in der Hölle beobachten dürfen. Alles in allem schreckliche Vorstellungen von Glückseligkeit und von Liebe und Güte.

Sollte Gott denn tatsächlich lieb und gerecht sein, dann müssten wird das bereits hier und heute erkennen können, nur schon, damit wir Gott überhaupt vertrauen können. Einem Gott, dessen Liebe und Güte und Gerechtigkeit wir mit menschlichen Kategorien (die einzige uns zur Verfügung stehende Möglichkeit dazu) nicht zu begreifen imstande sind und dessen Ratschlüsse zudem unerforschlich sind, der verdient es nicht, dass wir ihm auch nur das geringste Quentchen Vetrauen schenken. Denn wenn Gottes Liebe und Güte derart anders sind als wir sie mit unseren menschlichen Begrifflichkeiten zu erfassen vermögen, dann kann dieser Gott genauso das Ersäufen der Menschheit in der Sintflut, das Aufschlitzen von Schwangeren oder das ewige Heulen und Zähneklappern im feurigen Pfuhl wie auch jede andere der Bibel [sic!] entnehmbare Gräueltat als liebevoll und gut betrachten. Grundlos haben ausgerechnet derart viele schreckliche Barbareien nicht Einzug gefunden in die heilige Schrift der Christen.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#688 Beitrag von minna » 08.08.2014, 16:50

„Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bild etwas, was in uns selber sitzt.
Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.“

Hermann Hesse (Werk: Demian)

Alles was wir beharrlich hassen und unermüdlich voller Verachtung anprangern, sagt sehr viel mehr über uns, als
über den anderen aus.
Wenn der oder das Andere auch noch ein Wesen nicht von dieser Welt ist, für viele lediglich ein Phantasiewesen,
es also nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden kann, es derart nicht zu bewegen oder in der Lage ist, sich
direkt zu äußern, dann ist dieser Hass ... etwas seltsam ...

Genauso "sinnig" kann man unermüdlich den bösen, bösen Wolf aus Rotkäppchen anklagen !
Er hat ein argloses Kind und die Großmutter gefressen ! :mrgreen:

Luca
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Registriert: 19.01.2013, 21:04

Re: Gott liebt Kinder nicht

#689 Beitrag von Luca » 08.08.2014, 19:14

Minna,

wenn Sie vom Geschriebenen so masslos überfordert sind, dass Sie statt des Geschriebenen meinen, den Schreibenden attackieren zu müssen, dann offenbaren Sie mehr von Ihrem wahren christlich geprägten Charakter als Ihnen wohl lieb ist.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#690 Beitrag von minna » 08.08.2014, 19:28

Hm. Wo habe ich denn wen konkret und namentlich angegriffen?
Was Sie übrigens im Gegensatz zu mir ganz klar machen. :mrgreen:
Macht aber nix.

Ich habe, a) eine derzeit allgemeingültige Meinung oder Erkenntnis aus der Psychologie zum Besten gegeben - und b) den werten
Herrmann Hesse zitiert und c), noch einen eigenen Satz von mir ironisch angefügt.

Aber ich verstehe, das ist zu arg kompliziert zu verstehen für manche Leute.

Übrigens, selbst wenn ich und alle Welt zu der "Erkenntnis" kommen würden, Gott sei nichts weiter als ein "brutales Arschloch",
was hätte die Welt davon?
Würde ein einziges Kind, eine einzige Frau, ein einziger Mann in prekären Verhältnissen irgendwo in dieser Welt am Abend sicherer, gesünder, satter, glücklicher, behüteter, umsorgter, freier einschlafen können?
Nein.

Dieser ständige heuchlerische und greinende Fingerzeig auf einen grausamen und untätigen Gott, dessen Existenz weder zu belegen noch zu leugnen ist, ist nichts als eine erbärmliche, bequeme Ausrede dafür, den eigenen Ar ... nicht hoch zu kriegen und statt eines Lamentos mal endlich irgendwie tätig zu werden.
Kritikfähigkeit ist sehr schön, nur zu kritisieren ist armselig.

Übrigens heißt es nicht "masslos", sondern "maßlos".
Ist eigentlich ganz leicht zu verstehen ...

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfis ... 95122.html

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