Heilsgeschichte bis heute

Für Zweifler und andere gute Christen
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Bedenkenträger

#51 Beitrag von Bedenkenträger » 31.03.2009, 19:32

@ Hannes

Lieber "Hannes",

vielen herzlichen Dank für Ihre Einlassung vom Montag!

Nun, ich denke, wir können hier lange und vielleicht auch inbrünstig über »Kirche« debattieren und ein jeder versteht unter diesem Begriff etwas anderes. Schon im normalen Sprachgebrauch bezeichnet man mit dem Wort »Kirche« zum einen eine Gemeinde, aber man kann damit auch die Liturgie meinen, oder das Bauwerk oder eben das Institutionelle. Dritte, Vierte, Fünfte besetzen diesen Begriff vielleicht noch ganz anders.

Fakt ist aber: Bleibt man bei nur einem dieser Begriffe stehen, dann springt man in dieser "Sache" eindeutig zu kurz. Oder man ereifert sich - wie bspw. "Lobo" - über ein Klischee, eine Karikatur, was für den einen und anderen zuweilen amüsant sein kann, aber es bringt einen in einer ernsthaft geführten Diskussion nicht weiter.

Dem allgemeinen christlichen Grundverständnis nach ist »Kirche« immer mehr als bloß das Institutionelle oder die Einzelgemeinde oder das Liturgische, oder, oder. Die Heilige Schrift im Urtext "spricht" hier immer von der kyriaké ekklesίa, also von der zum Herrn (Jesus Christus) gehörenden Versammlung. Da sind dann nun alle oben genannten Definitionen mit inbegriffen. Im Neuen Testament wird dieses Faktum eigentlich durch alle relevanten Schriften sehr deutlich. Der Begriff kyriaké ekklesίa bezeichnet hier sowohl einzelne Ortsgemeinden der Urkirche als aber auch die Gesamtheit aller (damaligen) Christusgläubigen. Und schon damals, in der Urkirche, gab es unterschiedliche Strömungen, ähnlich wie heute, wo wir in der Christenheit ja auch verschiedene Strömungen - oder besser ausgedrückt Denominationen - haben.

Aber dem Grundverständnis nach meint »Kirche« immer die große - und letztlich unüberschaubare - Gemeinschaft aller Glaubenden über die Grenzen der Denominationen hinweg als Glieder am Leib Christi.

Dies etwas zu verdeutlichen, war mein eigentliches Anliegen hier.

Und damit wünsche ich einen schönen Dienstagabend! :wink:

Maximin

ERWARTUNGEN - AN WEN...?

#52 Beitrag von Maximin » 31.03.2009, 20:02

Lieben Freunde,
Diskussionen über die Frage, was Kirche sein sollte, was Kirche ist und was man von Kirche realistischerweise warten kann, führen meist die, die von Kirchenbetrieben enttäuscht und verletzt worden sind. Manchen helfen dabei auch keine noch so ausgefeilte theologische Spitzfindigkeiten einen Millimeter weiter. Warum ist das so?

Jemand sagt: „Da wurde ich nicht wirklich geliebt, sondern hintergangen, verletzt und betrogen. Darüber wurde ich unglücklich. Inzwischen will ich diese angebliche Liebe auch nicht mehr. Damit kann ich nichts mehr anfangen. Es tut nur weh zu lieben, ohne wahrhaftig zurückgeliebt zu werden.

Denn wenn ich nicht mehr liebe, dann kann ich auch nicht mehr enttäuscht, verletzt und betrogen werden. Also lasse ich diese Liebe nicht mehr zu.

Ich weiß nicht mehr was ich tun muss, um auf diese Weise geliebt zu werden. Aber ich weiß genauer, was ich tun muss, um abgelehnt zu werden und selber ablehnen zu können. Also tue ich das, was ich am besten kann: unglücklich sein und mich dagegen mit Gleichgültigkeit oder Zynismus zu wehren. Darauf bin ich jetzt eingerichtet. Das ist mir vertraut. Das verschafft mir Luft zum Atmen. Nein, ich kann nicht mehr lieben und am wenigsten mich selbst.“


Warum also beklagen die Kirchen Leerstand? Warum ziehen sich die Leute, meist die Besten, aus den Kirchenbetrieben zurück? Nur wegen ihnen unverständlich gewordenen theologischen Spitzfindigkeiten mit feindseligen Streitereien?

Zur Liebe gehören Wahrhaftigkeit und Vertrauen, nicht blindes Vertrauen ohne gegenseitig rücksichtsvolle Offenheit. Kirche gelingt genauso wie eine glückliche Ehe. Oder aber, sie scheitert wie eine unglückliche, zerrüttete Ehe. Nur das stimmt auch: Manche heiraten erneut und gehen das Wagnis einer vertraunsvollen Gemeinsamkeit doch wieder ein. Hoffnungslose Dummheit?

Nö! Denn es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, steht geschrieben und es ist wohl auch so, wie es da geschrieben steht. Mühselig allemal, aber einen Versuch wert.

Liebe Grüße, landauf und landab, vom Micha + + +

Hannes

#53 Beitrag von Hannes » 02.04.2009, 17:07

Guten Abend werter Bedenkenträger,

ich denke, ich habe jetzt verstanden, was Sie mit "Kirche" hier meinten.

Es ist mir aber ein Anliegen, wieder zurück zu der Ausgangsfrage von Lobo zu schwenken. Er fragt(e) uns und sich in seinem Anfangsposting: "Wo bzw. wie geht die Heilsgeschichte weiter?" Und das ist mir auch ein Anliegen. Und ich finde da keine befriedigende Antworten. Aber viele Fragen ...

Was verstehen wir heute unter Heil? Ist das eine Gesundung an Körper, Geist (Psyche) und oder Seele, die ihren Ursprung in einer Begegnung mit einem Heilenden hat?

Wer ist ein Heil(end)er? Ist Heilen ein Aufrag, den Christus nur seinen Jüngern bei der Aussendung erteilt hat? Braucht/hat Mensch (heute) dazu einen Auftrag?

Ist Heilung nicht auch eine Interpretation eines irgendwie wundersamen Geheimnisses?

Was meint Selbstheilung im christlichen Selbstverständnis?


Und so fort ... Ich frage mich gerade, wo ich in meinem Alltag Heilung erfahren habe? Ja, da gibt es die eine oder andere Situation, die ich nicht erklären kann. Aber: war das mein Gehirn, das mich/meine Zellen auf einen anderen, heilsamen Weg geführt hat? Oder war es dieser Gott, der da etwas gelenkt hat? Oder hat mir Gott einen Gedankenimpuls gegeben, den mein Bewusstsein und Unterbewusstsein in eine heilsame Energie verwandelt hat?

Es ist im Endeffekt egal. Und besonders im Nachhinein. Aber was ist, wenn ich vor einem Ereignis stehe und ich mir Heilung herbeisehne? Etwa wenn es um Leben und Tod geht? Wohin soll ich mich da wenden? Ist mein Heil vielleicht nicht auch das Heimgehen, das wir Christen uns ja so ersehnen (sollten)?

Oder wie ... :roll:

Freundlichen Gruss in die Runde
Hannes

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