Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑16.04.2023, 17:32
Woran würde dieses "vertrauen können" erkannt werden? Menschen vertrauen im Alltag auf so einiges? Und wenn im Sterben manches anders wirkt, so war dem Menschen das vorher so oft nicht klar?
Lieber Jakobgutbewohner,
deine Frage nach dem "Erkennen" ist schwierig und einfach zugleich. Woran habe ich vor über 25 Jahren "erkannt", dass ich dieser einen Frau (mit der ich seitdem verheiratet bin) lebenslang vertrauen kann und will? Sicher ließen sich Begründungen finden, die würden aber letztlich Liebe nicht wirklich erklären...
Der "wahre Glaube" stellt sich meines Erachtens von selbst ein. Im Sein-dürfen, im Leben-dürfen, im Begegnen-dürfen, im Lieben-dürfen...
Man kann das Vertrauen-können in Partnerschaft, Familie, unter Freunden, ja im Nächsten schlechthin erkennen. Und der "wahre Glaube" funkelt auf in J.S. Bachs Johannespassion, im Hören und Beten der alttestamentlichen Psalmen, in Beiträgen auf diesem Forum, auch in den Ritualen zur Verehrung Gottes vor allem der katholischen und orthodoxen Liturgie ((neu-) apostolischen Christen kann man nur anraten, sich einmal mit der Liturgie der katholisch-apostolischen Gemeinden zu befassen)...
Das Vertrauen-können finde ich im jüdischen Schma Jisrael genauso wie in meinen freundschaftlichen Begegnungen anlässlich des Fastenbrechens in der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh (zweitgrößte Moschee) am vergangenen Freitag...
Da ich leider keine buddistischen oder hinduistischen Freunde/ Bekannte habe, würde ich hier erweiternd sagen: Der "wahre Glaube" findet sich auch dort (Dalei Lama: "Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein.")...
"Wahrer Glaube" ist jedenfalls nach meiner Auffassung keine spezielle Ausformung dogmatischer Aussagen...
Als Christ würde ich auch noch das "Lesen der Bibel", also das Rezipieren der jahrtausendalten "Begegnungsgeschichten" mit Gott, als Grund für das Vertrauen-können angeben...
Es sollte deutlich werden, dasss für mich der "wahre Glaube" keine konfessionellen und keine religiösen Schranken kennt. Selbst die Antwort auf die Frage nach Gott (Theismus - Atheismus) scheint mir irrelevant zu sein. Warum? Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich Gläubige (egal welcher Religion) mit bewusst lebenden, aber als nichtreligiös verstehenden Menschen hervorragend verstehen...
Gruß