Glaubensfragen - Impuls: Und was hat Gott damit zu tun?

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Boris

Re: Impuls: Und was hat Gott damit zu tun?

#41 Beitrag von Boris » 31.08.2018, 08:58

Hallo Ihr Lieben,
ich bitte um Verzeihung, wenn sich einige meiner Gedanken wahrscheinlich mit voran geschriebenen gleichen. Ich habe allerdings nicht alles komplett aufmerksam durchgelesen.
Nach meinem Empfinden handelt es sich hier um ein grundlegendes Thema. Ich bin so kess und verknüpfe die Frage `Und was hat Gott damit zu tun´ mit der Frage ´Wer/was ist Gott´.
Wenn ich geklärt habe, über wen/was ich tatsächlich spreche, kann ich evtl. eindeutig klären, ob der/das etwas damit zu tun hat. Finde ich.

In letzter Zeit hatte ich Erlebnisse und Begegnungen, die in mir ein völlig neues Bild von "Göttlichkeit" erzeugen.
Ich finde es erstaunlich, dass nicht nur die verschiedensten Religionsrichtungen an ihren jeweiligen "Gott" glauben, sondern viele Menschen, die nicht diesbezüglich organisiert sind, eine teilweise starke Beziehung zur "Göttlichkeit" aufbauen können. Sie können quasi teilweise tatsächlich "Berge versetzen".

Meine derzeitige Überzeugung ist, dass es eine allwissende/allmächtige Macht/Kraft/Energie ... gibt.
Das Problem für uns Menschen ist, dass unser Betriebssystem (Bewusstsein) ununterbrochen versucht, Daten in einem bestimmten Ordner abzuspeichern (für Dinge eine Erklärung zu finden). Sonst kommen wir nicht zur Ruhe. Schließlich muss unser Bewusstsein noch so unendlich viele andere Daten, über den Tag verteilt, einordnen und abspeichern. Es fällt uns schlichtweg schwehr, zu akzeptieren, dass auf manche Fragen für uns noch keine Antwort vorhanden ist.
So hat sich der Mensch im Verlauf der Jahrtausende die verschiedensten Götter erdacht und konnte die entsprechenden Themen abspeichern. Er hatte innerlich Ruhe und das "Betriebssystem hatte freie Kapazität" für andere Aufgaben.
Nach und nach gab es Erklärungen für die unterschiedlichsten Phänomene und die Anzahl der Götter verringerte sich entsprechend. Allerdings nie ohne heftigen Widerstand seitens der jeweiligen Anhänger.

Auch heute gibt es noch, so wird vermutet, verschiedene Gottheiten. Jeweils mit anderem Namen und unendlich viel Interpretationen.
Meine Vermutung:
Allein indem ich dem "Wesen", der "Instanz" einen Namen gebe, werde ich seine Unbegreiflichkeit und Unfassbarkeit, sowie seine Allmacht aberkennen. Ungewollt.

Man kann das m. E. so wunderbar am Beispiel Gott nachvollziehen.
Man hat versucht, einem nicht greifbaren/einer nicht greifbaren Wesen/Instanz einen Namen zu geben. In dem Fall Gott. Nur dazu, um ein für Menschen nicht/kaum zu begreifendes Wesen begreifbar zu machen. Also liegt dort schon der Grundstein für eine große Kette von Irrtümern.

Dann hat man das Wesen Gott fast schon personifiziert, ihm Attribute verliehen und dergleichen mehr.
Und dann folgte das, was in solchen Fällen immer passiert:
Man hat Gott, (den man selbst nicht begriffen hat) instrumentalisiert, um die Mitmenschen in eine Abhängigkeit zu bringen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Der Erfolg kennzeichnet sich auf der einen Seite durch irdischen Reichtum und Macht und auf der anderen Seite durch zerbrochene Seelen, denen man mit dem "bekannten" Gott nicht mehr helfen kann.
Dazwischen befindet sich eine gewisse Anzahl von Suchenden, die einer relativ hohen Fluktuation unterliegt.

Mein Erleben:
Es fühlt sich für mich gut an, wenn ich anerkennen kann, dass es eine höchste Instanz/Macht/Energie ... gibt. Ich habe erfahren, dass sie tatsächlich helfen und heilen will.
Ich habe aber nichts davon, wenn ich versuche, der Sache Namen zu geben.
Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter den Missbrauch von Religion erläutern, mit den jeweiligen Ausblühungen, wie Krieg, Folter, Mord etc.

Es bleibt m. E. eine Überzeugung, ob ich an einen Gott o. ä. glaube. Oder eben nicht.
Unwürdig finde ich, den jeweils anderen Menschen als dumm hinzustellen.

Ich würde mich von Menschen angezogen fühlen, die ihren Gottglauben nutzen, um Mitmenschen zu helfen. Was dahinter für theoretische Erklärungen stehen, ist für mich völlig langweilig. Unerklärliche Gottheit muss mir niemand erklären. Ich will sie nur erfahren.

Und das ist alles nur meine persönliche, derzeitige Ansicht/Meinung.

LG Boris

Jinn

Re: Impuls: Und was hat Gott damit zu tun?

#42 Beitrag von Jinn » 31.08.2018, 11:42

Hallo Zusammen,
Aber das ist nicht Gegenstand des Gesprächs hier.
Die zugrunde liegende Frage war ja "Und was hat Gott damit zu tun?"

Was im Kontext fehlt: Mit was (hat Gott etwas zu tun)?

Ich verstand die Frage, um das mal zu generalisieren, so, dass gefragt wird: "Was hat Gott mit alldem, was Menschen als Religion verbreiten, ausführen und unter die Leute bringen, überhaupt zu tun? Inwiefern geht es dabei tatsächlich um Gott? Wird Gott bei alldem, was die Religionen als Erklärungen und Auslegungen anbieten, so vertreten, wie es eigentlich der Fall sein sollte?

Wie hier bekannt, bin ich bekennender Agnostiker. Manche sagen, das wäre der einfachste Weg um sich aus allem rauszuhalten. Ich denke, dass es eher der schwierigere „Glaubensweg“ ist. Nicht um sich Optionen offenzuhalten, sondern um beiden Seiten, denen, die tiefreligiös sind und glauben, ebenso wie denen, die – warum auch immer – jegliche außerirdische (göttliche) Macht als Spinnerei abtun, gerecht zu werden.
Ich bin bei Weitem nicht so in Theologie geschult, wie so mancher hier, der die biblischen (u.a.) Schriften nahezu zitieren kann und ihre Herkunft kennt.
Aber ich bin auch nicht ganz „hinterm Mond“.
Und als durchschnittlich gebildeter Mensch stoße ich dabei immer wieder an Widersprüche in dieser religiösen (christlichen – darauf möchte ich mich beschränken) Geschichte.

Niemand kann ja mehr verleugnen, dass inzwischen die Existenz des Homa Sapiens bis sehr weit vor jeglichen biblischen oder anderweitigen Schriften wissenschaftlich sehr fundiert belegt ist.
Was nichts anderes bedeutet, als dass es Menschen schon lange vor irgendeinem Adam und seiner Eva, und erst recht vor den Aufzeichnungen (so man ihnen glauben möchte) über Moses und Co. gab.
Wenn das aber so ist, dann passt halt die Entstehungsgeschichte der Menschheit überhaupt nicht in die biblische Geschichte.
Gemessen an der (nachgewiesenen) Zeit, die also Menschen schon auf dieser Erde existierten, und der Zeit von Jesus von Nazareths Geburt bis heute, ist letztere eigentlich ein sprichwörtlicher Wimpernschlag. Ich frage mich, wieso hat die ganze „Geschichte über Gott“ seit diesem Jesus plötzlich so eine Wendung, hin zum Fanatischen genommen? Wieso standen ab diesem Moment plötzlich viel mehr irgendwelche Menschen, angeblich „erwählte“ Männer (fast ausschließlich Männer?) viel mehr im Fokus der gläubigen Aufmerksamkeit, als Gott? Und wieso soll Gott so eine, nun ja, sehr fantasievolle Geschichte über den „Gottessohn“ in Szene gesetzt haben, wenn er doch viel leichter und viel überzeugender die Menschen „zum Glauben an Gott“ auffordern können hätte?
Verzeihung, wenn ich schreibe: Hat eine so göttliche Macht so ein Theater nötig? Solche vielen, teils abenteuerlichen Auslegungen über ihn? So viel Leid, das in seinem Namen verursacht wurde?

Es gibt noch viele Gedanken zu so vielen „religiösen Vorgängen“, die ich dazu habe, die für mich einfach nicht zu meinem Bild einer göttlichen, über Allem stehenden Macht passen.
Aus diesem Grund steht für mich fest: Gott hat mit dem, was Menschen über ihn verbreiten, lehren und nach allen möglichen Richtungen auslegen, überhaupt nichts zu tun.
Für mich ist „Gott“, die göttliche Allmacht, dazu einfach viel zu weise.
Ob Gott gütig ist – weiß ich nicht. Güte ist ja auch eher eine menschliche Eigenschaft.
Ob er ein „liebender Gott“ ist – weiß ich nicht. Auch Liebe ist eine menschliche Eigenschaft.
Ob er verzeiht- ich weiß es nicht, weil Vergebung auch eine menschliche Eigenschaft ist.
Vielleicht, für mich sogar sehr wahrscheinlich, ist „Gott“ sehr, sehr, sehr weit weg von allem, was wir Menschen unter „Gott“ verstehen wollen.

Herzlichst
Jinn

Sverdrup

Re: Impuls: Und was hat Gott damit zu tun?

#43 Beitrag von Sverdrup » 31.08.2018, 15:51

werter centaurea, werte Fories,
nach Lektüre der bisherigen Beiträge möchte ich zunächst versuchen, centaureas erste Frage ( an den Kritiker der Kirche ) zu interpretieren und einige der bisherigen Beiträge zusammen zu fassen:
1. Gott kann nicht für alles von Menschen angeblich in Seinem Namen geschaffene verantwortlich gemacht werden
2. die unaufrichtige Anrufung und Berufung auf Gott kann Ihn niemals verpflichten einzugreifen, ob Er es tut oder nicht, liegt allein in Seiner Entscheidung
Ich verstehe centaureas Frage im eigentlichen und engen Zusammenhang des damaligen Gesprächs auch als Hinweis in diese Richtung. Jesus hat an mehreren Stellen auf die Unwirksamkeit heuchlerischen Gebets hingewiesen und Pharisäer als Schauspieler bezeichnet.
Centaureas Frage kann auch so verstanden werden - angesichts der haarsträubenden Verbrechen der Kirche: Was kann bitte Gott mit einer solchen Kirche und ihren Werken zu tun oder zu schaffen haben ? Die Antworten aus diesem Forum: Meistens nur sehr wenig. Ich wiederhole mich hier wahrscheinlich: Es ist für mich erstaunlich, dass trotz des völlig unglaubwürdigen Verhaltens und der Verbrechen der „Stellvertreter Christi auf Erden“, des Vatikans, es immer noch so viele „Gläubige“ gerade dort gibt, die eben nicht wie manche Fories hier - verständlich - sagen: wenn Gott diesen Verbrechern nicht entgegentritt, kann es Ihn nicht geben. Soweit mein Fazit .

Meine Auffassung: Die Psychologie C.G. Jungs von den Archetypen legt nahe, dass für Menschen aller Kulturen bestimmte Begriffe / Urprägungen gemeingültig sind. Soweit ich verstanden habe, sind dies Ergebnisse aus Jungs Gesprächen mit gesunden wie auch seelisch gestörten / kranken Personen, ergänzt um Diskussionen unter Kolleg(inn)en, sie sind also im weitesten Sinn empirisch aus dem Menschen abgeleitet.
Centaureas Frage am Schluss: << Gibt es neben und unter dem was uns jeweils bewegt, umtreibt und beschäftigt etwas, das mit Gott zu tun hat und das sich lohnt von uns tiefer und intensiver bedacht und herausgearbeitet zu werden ? >>

Meine Antwort dazu: 1) Tief unter der Oberfläche des menschlichen Geistes und der Seele existieren Strukturen ( Jung nennt sie Archetypen ), welche Gott bei der Schöpfung des Menschen geprägt und vorgegeben hat. Sie sind beobachtbar, können aber vom Menschen nicht vollständig erklärt werden. In der Astrophysik vergleichbar ist z.B. die Hintergrundstahlung, welche beobachtbar, aber bisher in ihrer Entstehung nicht eindeutig erklärbar ist, allenfalls als eine Folge der noch weniger erklärbaren „Singularität“ des Urknalls gedeutet wird. Änderungen und Erweiterungen im Zuge weiterer Forschungsergebnisse vorbehalten. 2) es lohnt sich sehr.

Sverdrup

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